Greysky, Beobachtungsbericht und ein wenig mehr

 

Weiße Nächte und noch Mond, rein zufällig oder nach Murphy immer Nachtschicht wenn es klar und mondlos ist, natürlich ein nur zwei Mal kurz getestetes 22er LVW im Koffer, ein ganz normales Schicksal für einen Hobbyastronomen.

Nun gut, Sonntag (13.07.08) war es klar, der Mond erhellt die südliche Milchstraße mächtig, aber ich hatte Zeit, Lust ohnehin, beinahe schon Entzug.

Den Garten zu verlassen, unnötiger Aufwand, unter anderen Voraussetzungen locken die 0,5Mag mehr im Feld unwiderstehlich, man glaubt nicht, was das ausmachen kann.

 

 

Raus mit dem China - Dobs, 8“ F/6 mit aufgesatteltem 4“ F/5 Richfielder, Lüfter an, Tau-/Streulichtkappe drauf, Okulare in die Ablagen auf dem Drehteller.

Sicher nicht die ultimative, aber eine machbare Ausstattung für einen Hobbyastronomen bei dem das Astrobudget etwa an 20ster Stelle einer langen to Do Liste kommt..

 

Dreiviertelmond, fast im Tiefststand, also auch nach Auskühlung nicht eben hochvergrößerungsfähig. Trotzdem schon in der Dämmerung, quasi zum Einstand, ein schöner Anblick, die Regenbogenbucht des Juragebirges am Terminator hebt sich detailreich ab und „verträgt“ auch Mal am 8-Zöller das 10er Speers in kurzen Momenten der Luftruhe.

Erfreulich, dass das 22er LVW am F/5 Richfielder nur einen feinen gelblichen Saum um die mittig im Okular stehende Mondscheibe legt und ansonsten sehr sauber abbildet, das kann man sich durchaus noch gefallen lassen. Mit dem Mond am Rand färbelt es etwas mehr und ganz nahe an der Feldblende wird der Mondrand richtig unscharf, aber eigentlich hat er da auch nichts verloren.

Im großen Spiegel färbelt nichts, zumindest nicht im Zentrum, erst wenn der Mondrand die Feldblende schneidet gibt es den leichten gelben Saum. Ich sage dazu, fast perfekt, lass den Mond Mal wieder höher steigen, atmosphärische Refraktion ist bei so tiefem Stand immer mit im Spiel.

Inzwischen steigt Jupiter hoch, soweit man derzeit von hoch sprechen kann und ich staune, dass da schon was geht, GRF und die zwei Hauptbänder, bei 120fach noch zwei schmale Bänder ober- und unterhalb, noch höher im Zoom ein paar Farbunterschiede in den Bändern die Verwirbelungen andeuten, aber da kriegt der Jupp das Zappeln.

Später vielleicht mehr? Um es vorweg zu nehmen, nein. Seeing ist unberechenbar, später in der Nacht war es deutlich schlechter, trotz höherem Stand. Eventuell war auch mein Lüfter zu der Zeit schon ausgefallen, ich bin einfach zu selten draußen und Akkupacks entladen sich auch im Liegen.

Nun gut, alter Gewohnheit folgend, nehme ich immer wieder eine Pause von der Teleskopbeobachtung und schaue ohne Hilfsmittel. Die Milchstraße ist da, nicht mal übel, knapp über 5 Mag im Zenit, trotz der gefürchtet kurzen Nächte, nun ja der Mond hat sich hinter den Wald gesenkt, verdirbt Skorpion und Schütze, aber ab dem Adler nach oben könnte doch was gehen?

Früher Mal, mit dem 114er, habe ich alle Nächte mitgenommen die irgendwie gingen, man wird anspruchsvoll. Oder einfach nur faul?

Na denn, was sagt denn M 13 zum 22er LVW? Im Richfielder ein schönes, rundes Wattebällchen, hallo blitzt da nicht was raus? Eventuell ja, aber sehr grenzwertig und im 17er Speers ist mit Augenverbiegen ein Glitzern drin.

Ach was solls, das soll der Kleine gar nicht können, im 8er ist das einfach Klassen besser und hey, das LVW ist gut. Glitzer überall, eigentlich ist dieser Anblick schon sehr überzeugend, auch wenn die Einzelsterne mit viel Nebel hinterlegt sind. 17er, 14er, 10er Speers, schön langsam und genüsslich.

Vom LVW zum 17er Speers ändert sich das tatsächliche Gesichtsfeld kaum man sieht kaum die höhere Vergrößerung, nur die steigende Grenzgröße verrät, dass da etwas passiert ist und die leichte Randunschärfe im Speers. Ach Quatsch, das sehe eigentlich nur ich. Bei solchen Anwendungen sollte man nicht in die Ecken schauen. Diese Sucht zur Fehlersuche wird in den Foren hoch gekocht und nun erwische ich mich schon beim Beobachten dabei.

Wie hatte Harrie das doch schön im Motto stehen, bei mir soll er nicht Recht haben damit. Harrie, oh je, ich vermisse seine Kompetenz. Warum muss er sich mit den Mods anlegen? Wegen eines zu Recht zusammen gestutzten Multipostings über alle Boards? Da war doch mehr im Spiel, Forenaltlasten und/oder Persönliches? Dann braucht es nur noch mindestens zwei Dickschädel, einer allein tut sich ja bekanntlich nichts. Sollen sie zusammenrasseln wie die Steinböcke, Kopfweh haben und nach der Brunft, wie die Viecher auch, wieder friedlich zusammen stehen. Die Herde ist letztlich wichtig, auch für die Böcke.

 

Was man so alles denkt während man eine Herde Sterne betrachtet, interessant. Eine Kugel voller strahlender Sonnen im 10er Okular, immer noch im Feld stehend nur die fliehenden Ketten sprengen das Feld, also atemberaubend schön und man hängt an irdischem Zank. Weit sehen können heißt nicht weitsichtig sein, schade eigentlich.

Punktsterne bis zum Rand im 10er Speers, im 14er Speers und im 22er LVW, das 17er Speers ist wirklich leicht schwächer….haaalt, schon wieder auf Fehlersuche, Mann entspann Dich endlich.

 

Genau hinsehen sollte man, gut nach seinen Anforderungen und Möglichkeiten das Equipment wählen. Das bedeutet aber nicht, die in Kauf genommenen kleinen Schwächen bei jeder Beobachtungsnachtimmer wieder durchzukauen.

 

Also Genussspechteln und vom Ringnebel zur Hantel, Albireo mitgenommen, fein dieser strahlende Farbkontrast. M 71 im Pfeil, jepp, trotz wirklich nicht optimalem Himmel schon im 22er LVW ein netter kleiner Sternhaufen und da fällt mir ein, dass dieses Okular jemandem durch schlechte Transmission aufgefallen ist. Mhhmm, Ringnebel mit hellem Zentrum und schönem Rauchring, sicher Miniatur, aber alles da was da sein soll und von 17 bis 10 mm Okularbrennweite dann größer wird. Hantel eindeutig in Form, Ohren schwach, ohne Filter und bei dem Himmel durchaus okay und nun viele Sterne in M 71. Der Hintergrund war überall recht dunkel, das habe ich tatsächlich schon heller gesehen, früher in Plössls, Kellner und Goldkanten. Sollte man da auf Streulichteinflüsse reingefallen sein, wie sie bei günstigen Okularen nun Mal vorkommen? Schon wieder Fehler…..!

 

Raus mit den Filtern, ran an den Schwan. Cirrus im 38er WA. Leuchtpunktsucher, peilen und rein in den Flügel. Nix verlernt, schon ohne Filter der leichte Bogen zu erahnen, trotz des hellen Himmels. Früher wäre ich da drüber gerauscht ohne was zu sehen und doch, diese Sucherei hatte auch ihre Reize. Es wird Zeit, dass ich mich Mal wieder fordere, aber heute nicht.

2“ Baader O III und los. Schon genial, wie der Schemen zum fassbaren Objekt wird, Filamente sich einzeln dem Auge erschließen und doch eine Einheit, einen Strang bilden. Bei knapp 2° Feld muss man die Komponenten einzeln nehmen und auch der Mittelteil (Pickerings) kommt ordentlich raus, wenn auch die Vielzahl an Strukturen, wie ich sie schon unter +6 Mag Himmel sah heute nicht drin ist. Der beste Filter setzt nun Mal bei der gegebenen Himmelsqualität an und wenn da ein 1 Mag verloren ist, dann holt man das nicht auf, mit keinem Filter dieser Welt.

Alles auf ein Mal, geht auch und zwar im Richfielder. Also rein mit dem 38er und klar treten die beiden äußeren Komponenten hervor, das Feld reicht locker für ein klares Bild. Ganz am Rand würde das Okular an F/5 die Nebel trotz Filter sehr unscharf bringen, aber diese Miniaturen liegen im sicheren Feldbereich. Miniaturen….das geht doch auch größer. 1 ¼“ Astronomik + 17er Speers war immer machbar am Cirrus, grenzwertig ging sogar der harte Baader, aber das neue 22er LVW liefert doch mehr AP. Tatsächlich ist die Kombi LVW + Astronomik O III sehr überzeugend am Richfielder. Das Feld reicht nicht ganz hin für Alles, aber wofür hab ich denn die Nachführung meines Dobs getuned. Ganz locker kann ich die Komponenten abfahren und auch einige Fitzel vom Mittelteil des Nebels erkennen.

Nun diese Kombi in den Newton OAZ geschoben, auch da kann ich nur sagen, Hut ab, schöne Details, was wird das unter gutem Himmel für ein Fest werden.

Noch Mal das 28er UWAN + Baader O III, oha, für mich heute das beste Bild der Cirrus-Trilogie, wie gut, wenn man die APs so eng gestaffelt hat und auch noch Filter wählen kann.

Warum denke ich an den Sensenmann? Ach ja, Knochenhand, Teufelskralle, der letzte Aufschrei eines längst gestorbenen Sterns presst seinen Staub in das interstellare Medium, Stoßfronten an Materie, so leer dass menschlich erzeugtes Vakuum als unreine Wolke alles verdunkeln würde. Sternenstaub, das bin auch ich, meine ganze Welt, Gedanken die mich immer wieder beruhigen. Ich erkenne meine Belanglosigkeit, für manch Andere ist das wohl eher der Aufreger schlechthin.

Was ich mich immer an einem Objekt aufhalte, nicht zu fassen. Nie schaffe ich geplante Beobachtungslisten, ich mache meist schon gar keine Listen mehr.

 

Auf nach Nordamerika, wo ist dieser kleine Orion? Naaa, musse rühre? Ups, fette Wolke, Annäherung von der ungewohnten Seite, na egal, da ist die Bucht und dann auch der kleine Orion identifiziert. Der Pelikan hockt gegenüber, alles fein abzufahren mit dem 8-Zöller und das LVW steckt ja noch mit Filter im Richfielder. Na prima, auch da ist einiges zu sehen, aber mehr AP und mehr Feld sind dort doch angebracht. 38er WA + Baader O III zeigen dann auch was der Kleine so drauf hat. 7,7 mm AP! Kann sein, ich verschenke heute etwas Leistung, aber Nordamerika und der Pelikan sind trotzdem in einem Feld sichtbar.

Von wegen geht nicht. Geht nicht gibt’s nicht. AP ist Alles wenn es um Filter geht und solche Objekte geht, Öffnung kommt erst dann und sie schränkt ja das verfügbare Feld schon wieder ein. Grau ist alle Theorie will man meinen, allein die Theorie gibt solchen Beobachtungen durchaus Raum, nur wenn die „Ausleger“ kommen wird es kritisch.

 

Wo wir schon dabei sind, Wechsel zum Cresent mit 8“, 28er UWAN und Baader O III. Der ist, mehr als die bisherigen Objekte, von guten Bedingungen abhängig, geht aber erstaunlich gut, sofort beim Überfahren die hellere Schale direkt erkannt, der zweite Ring kommt dann zunächst indirekt dazu und ist sicher zu halten. Im 22er zwar dunkler aber gut zu halten. Das Ding lebt halt von der AP, nicht von der Vergrößerung, mehr Details kommen nicht

 

Nun sollte Jupiter noch zu Ehern kommen, wie bereits erwähnt wollte der Gasriese aber nicht so recht, aber rundum gibt es ja auch was zu sehen. Der Mond hat fast ausgespielt, so tief ist er unter den Horizont gerutscht, es lohnt.

Der Wildentenhaufen, ein Schätzchen von Sternhaufen mit dem schönen roten Riesen drin, vergängliche Pracht von unfassbar langer Beständigkeit. Wie kurz doch unsere Messlatte ist.

 

Ich gebe mich Mal der ungezielten Aufsuche mit dem Richfielder hin, denn manche Sternhaufen in dieser Gegend sind sehr großflächig und überhaupt ist dieses Sternenmeer immer eine Reise wert. Dichtere Wolken hellerer Sterne, Ketten und Knoten, vieles hat Namen, doch heute ist es einfach nur namenlos schön. Nicht immer ist der Wechsel zum Newton mit einem gefälligeren Anblick verbunden, große Sternhaufen verlieren ihre Wirkung, wenn sie das Feld sprengen, gerade dort wo es von Hintergrundsternen wimmelt.

Viel gibt es noch zu tun und viel zu lernen mit dieser Teleskopkombination und doch will der Drang nach mehr Öffnung manchmal schon übermächtig werden.

Ein Schwan schwimmt durchs Bild, schon ungefiltert eindeutig erkennbar. Ganz schön tief gerutscht. Der O III lässt ihn auf Wellen und Gischt tanzen, auch im 22er LVW mit dem weichen Astronomik eine feine, detailreiche Sache. Der Adlernebel schwächelt etwas, da sind die Bedingungen doch zu mager, Trifid ist wieder okay, aber ich bin nun ganz langsam müde. Genau gesagt bin ich sogar ziemlich fertig, also ziehe ich noch Mal die Milchstraße hoch, gönne mir Albireo zum Schluss und packe zufrieden ein.

 

Kein neues Objekt erkundet, nur ein neues Okular endlich Mal richtig eingesetzt, alles beim Alten und doch ein Stück zufriedener und ruhiger als vor dieser grauen Nacht.

Ein letzter Blick nach oben zeigt aus den Augenwinkeln nahende Helligkeit im Osten und Sternbilder die ihre andere Zeit haben, in dunkleren, längeren Nächten.

BB – Skorpion/Schütze und mehr mit 8“ Dobsons

 

Am 02.06.2006, gg. 23.00 Uhr treffen Fred und ich in der Dämmerung am Beobachtungsplatz auf 600 Meter Meereshöhe, bei Bottenhorn, einem Ortsteil von Bad Endbach, im mittelhessischen Kreis Marburg-Biedenkopf ein. Die sanfte Anhöhe ist die höchste Erhebung weit und breit und bietet den Vorteil, dass das Gelände sanft nach Westen, Süden und Osten abfällt und die ca. 2-3 Kilometer entfernte, bewaldete Horizontlinie unterhalb unseres Standortes verläuft.

Der Tag war heiß, die Luft ist trocken, leicht windig, der Mond im ersten Viertel wird bald nicht mehr stören, wie sich die „weißen Nächte“ auf 51° Breite auswirken werden wir bald wissen, aber den Standort mit einer auf -40° verlaufenden Horizontlinie haben wir noch nie mit den Teleskopen aufgesucht.

 

Die Teleskope sind zwei 8“ F/6 Dobsons. Fred´s roter ICS Galaxy und mein Skywatcher werden inzwischen saugend belüftet, sind mit Velours ausgekleidet und verfügen über Tau-/Streulichtkappen. Sie bilden wohl Beide etwa „beugungsbegrenzt“ ab und bieten so ein hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis.

Darüber hinaus hat Fred etwa 100 €, viel Geschick und Zeit in eine Selbstbau EQ-Plattform gesteckt, da er sich, m. E. sehr erfolgreich, dem Zeichnen von DS-Objekten verschrieben hat.

Seine Plattform hält ein Objekt für ca. eine Stunde im Okular, was ihm beim Zeichnen sehr entgegen kommt.

Ich habe, mit ähnlichem Aufwand, die Rockerbox auf seidenweiche händische Nachführung getrimmt, die auch mit aufgesatteltem 70 mm Richfielder tadellos funktioniert und mit einer Tubusisolierung, sowie einer eins zu sechs Untersetzung am OAZ, alles für die Planetentauglichkeit der „Billigröhre“ getan.

 

Zur Vorbereitung unserer Beobachtungsabende druckt sich Fred Aufsuchkarten anhand verschiedener Sternkartenprogramme aus und ich bringe den Karkoscha und dem DS-Reiseatlas mit, das ergänzt sich wunderbar. Hat man sich dann noch vorher im Internet und/oder den einschlägigen Zeitschriften kurz über besondere Ereignisse informiert, ist man gut gerüstet.

 

Der Aufbau der Dobsons ist schnell erledigt, spätestens nach fünf Minuten hängen die Lüfter an den Power-Stationen und blubbern die warme Luft aus den Tuben.

Nun gehört der freie Blick dem dunkler werdenden Himmel, zur Orientierung und Einschätzung der Bedingungen. Die Horizontlinie zeigt vom Osten über Süd bis West einen leichten hellen Streifen, der Halbkreis der Städte Marburg, Gießen, Wetzlar, Dillenburg, Herborn, Siegen macht sich also bemerkbar. Das Auge zeigt uns aber bis dicht an den Horizont bereits die hellsten Sterne und das 10x50 Fernglas lässt der Hoffnung noch mehr Raum. Die Milchstraße deutet sich bereits an, aber dunkel ist es noch nicht, also bietet sich der Mond für einen Spaziergang an. Schon im neuen 18er Speers wabert er noch merklich vor sich hin, dennoch sind die Krater und Rillen sehr klar und scharf begrenzt zu erkennen. Die Oberfläche hat ein wenig „Wellengang“, ist aber dennoch gestochen scharf abgebildet.

Der alte Mondatlas wird auch wieder zu Ehren kommen, so viel steht fest.

Wenig später, am Jupiter, ist dann mit dem 10er Speers das Ende der Fahnenstange erreicht.

Okay, man kann sich das auch mit dem aufgemotzten 8-5 (7-4mm) Speers-Zoom noch ansehen, aber ohne Detailgewinn und wabernd aufgeblasen, nein Danke, das kann mein Newton besser.

Noch leicht mangelnde Auskühlung des Newtons und der tiefe Stand des Planeten sind die Ursachen, nachdem der Verdacht einer leichten Dejustage an Polaris ausgeräumt werden konnte.

Der Blick zum „kleinen Wagen“ offenbart dann auch, dass wir inzwischen die Grenzgröße von 6 Mag ankratzen, uns also den eigentlichen Zielen des Abends zuwenden können. Die „weißen Nächte“ sind auf dem Land demnach nicht ganz so schlimm.

 

Die Schere des Skorpions winkt in respektabler Höhe über dem Horizont, bei Antares sollten drei Kugelsternhaufen zu finden sein.

M 4 präsentiert sich nicht besonders hell, eine recht flächige Aufhellung im Übersichtsokular mit „Puderzuckersprenkelchen“, eine lockere kugelige Anhäufung von aufgelösten Sternen bei zunehmender Vergrößerung. M 80 bietet den Anblick einer kompakten hellen Kondensation in der Mitte, umgeben von einem schnell schwächer werdenden haloartigen Randbereich und lässt sich auch mit höheren Vergrößerungen nicht in Einzelsterne auflösen, was ich dann beim ähnlich wirkenden, aber wesentlich kleiner und schwächer sichtbaren NGC 6144 gar nicht versuchte.

Da ist noch Platz zum Horizont, der Erfolg macht Mut, also tiefer mit dem Rohr, ganz tief.

M 6, der Schmetterlingshaufen, will schon wegen des Namens unbedingt gefunden werden.

Zwei helle Sterne in SCO und SGR, zwei Drittel der Strecke zum Schützen, das drängt sich als Aufsuchhilfe für den Riegl förmlich auf und tatsächlich findet sich im kleinen FH, welcher mit dem 18er Speers immer noch gutes Feld bietet, ein Sternenhaufen im Feld, der im Hauptrohr mit dem 30er BW, bei 80° Feld, einen herrlichen Anblick bietet. Locker steht er im Raum, leichte Helligkeits- und Farbunterschiede der Sterne erzählen etwas über die unterschiedliche Natur der Haufenmitglieder, Sternenketten, schöne Sternenmuster, nur….der „Schmetterling“ will sich mir nicht zeigen.

Die Region ist mit Objekten „gepflastert“ und der Kontrollblick im Riegl zeigt, ich bin etwas zu tief Ein kurzer Schwenk nach Nordwesten zeigt mir dann den „Schmetterling“, zuvor war ich bei M 7 und damit bei, für mich, unglaublichen -35° Deklination, mit einem herrlichen Anblick belohnt. Nun gut, der „Schmetterling“ macht seinem Namen alle Ehre, sowohl M6, als auch M 7 waren auch mit 18er Speers, ein einzigartig schöner Anblick und zeigten nebenbei, dass mein neues Okular am F/6 hervorragend und mit guter Randschärfe funktioniert.

Bis dahin hatten Fred und ich unsere Beobachtungen im Paarlauf gemacht und kommentiert, inklusive des Irrtums mit M 6/7, nun musste Fred einfach den Schmetterling zeichnen, während ich mir am noch etwas tiefer stehenden Kugelsternhaufen NGC 6441 die Zähne ausbiss. Das war dann doch zu tief.

OK, ein wenig höher, M 19, M 62 und dann endgültig zum Schützen mit den weiteren KS NGC 6522, 6624, M 54, 69, 70. Mehr oder weniger hell sind sie alle gut und direkt sichtbar, meist stark konzentriert, und verdanken es ihrer tiefen Stellung oder ihrer Struktur, dass sie sich (an diesem Abend?) mit den 8-Zöllern nicht auflösen ließen.

Auch M 28, über dem Deckel des „Teapotts“ wehrte sich erfolgreich gegen die Auflösung und gab nur ein wenig „Puderzuckerstaub“, also den Ansatz von Sternerkennung preis.

Ganz anders M 22, der sich als prächtiger Vertreter seiner Art präsentierte und im 10 mm Okular einen sehr feinen, gut aufgelösten Anblick bot.

Da war noch etwas, M 55, nahe -30°, da geht doch heute was und solche Gelegenheiten sind selten. Fred ist schon lange wieder mit von der Partie, wir haben uns gegenseitig mit Tipps versorgt, was das Finden sehr vereinfacht. Also noch Mal nach unten, die Linie zwischen zwei hellen Sternen des Schützen in Richtung Steinbock verlängern, gleiche Strecke auf der gedachten -31° Linie und ran ans Okular. Es dauert ein wenig, vorsichtiges „Rühren“ ist angesagt, da ist nicht viel, was Anhaltspunkte liefert. Plötzlich habe ich einen überraschend großen, runden Lichtschimmer im 30er Okular,… Volltreffer. Fred wird nicht fündig, auch die Hinweise auf nahe Sternfiguren bringen nichts. Er ist in der richtigen Ecke und sieht nichts. Sein 40er Aufsuchokular wird gegen ein 25er Okular ausgetauscht, er schaut noch Mal durch meinen Riegl, bestätigt er ist auch absolut an der richtigen Stelle, und kurz darauf hat er seine Sichtung. Die AP des 40er Okulars war also des Guten zu viel.

In der Freude vergessen wir einfach, M 55 mit höheren Vergrößerungen zu beobachten, eine Auflösung wäre sicher möglich gewesen. Euphorie und Jagdfieber hatten ohnehin bis dahin für einen ungewöhnlichen Ablauf der Beobachtungen gesorgt. Eine solche Menge von Objekten in so kurzer Zeit……Zeit…..der erste Blick zum Zeitmesser und es ist 02.00 Uhr.

 

Drei Stunden Power-Starhopping, das schlaucht, wie ich nun bemerke. Zeit für einen Schluck aus der Pulle, Freds belgische Kekse und einen „unbewaffneten“ Blick zum Himmel.

Atemberaubend ist die Sternenfülle, die Milchstraße funkelt uns an.

Die großen Nebel zwischen Schütze und Schildwolke offenbaren sich dem bloßen Auge und ihr dort schon zweigeteiltes, überraschend breites Band vereinigt sich in den hellen Sternwolken nördlich des Schwans um sich schwächer werdend, hinter Cassiopeia am Horizont zu verlieren.

Die freudige Anspannung weicht tiefer Zufriedenheit und macht sofort Lust auf „Genußsspechteln“. Ran ans Okular, aber nicht die sicher lohnenswerten, aber bislang ausgelassenen planetarischen Nebel im südlichsten Bereich oder der anlässlich M 19 schon kurz gestreifte großflächige schwache Pfeifennebel (Dunkelnebel) stehen auf dem Programm, sondern ein lockerer Spaziergang vom Schützen in den Schwan.

Der UHC kommt ins 14er Speers, das 18er wird mit O III bestückt, die Übersicht bringt das 30er BW und Fred, der Anderes im Sinn hat, stellt später (im Schwan) seinen 2“ O III für mein 38er Okular zur Verfügung.

 

Die Traumreise der Nebel beginnt bei M 8, dem Lagunennebel, der seinem Namen alle Ehre macht, mit beiden Filtern viele, durchaus unterschiedliche Strukturen zeigt. Die Lagunen werden im UHC breit und schwache Außenbereiche besser sichtbar. Beide Astronomik Filter lassen dem eingebetteten Sternhaufen genügend Licht um zu brillieren.

M 20, der Trifidnebel, bleibt im Übersichtsokular recht unscheinbar und kommt erst im 10 mm Speers mit Filter richtig zur Geltung, ein Objekt auf das man sich wirklich einlassen muss, um es zu genießen.

M 21, M 25 und M 23 sind offene Sternhaufen, schön im Übersichtsokular und ein Genuss im 18er Speers, welches ohnehin soeben den Filter an das 10er loswurde.

M 24, die Schildwolke an sich, ist ein Sternenmeer, welches jedes Übersichtsokular sprengt.

M 17, der Schwanennebel zeigt schon im Übersichtsokular die typische Figur des schwimmenden Vogels, der Einsatz verschiedener höherer Vergrößerungen und der beiden Nebelfilter bringt aber unzählige Strukturen in das Gebilde und lässt den „Vogel“ letztlich in Wellen schwächerer Nebelteile schwimmen.

M 16, der Adlernebel präsentiert sich nicht ganz so kontrastreich, der eingebettete Sternhaufen dominiert das Bild, aber der im Übersichtsokular zu erahnende Nebel ist mit den Filtern sehr gut erfassbar.

M 11, in Richtung Adler ist schon im 30er Okular ein kleiner, dicht gedrängter offener Sternhaufen mit einem dominanten „Roten Riesen“ und im 10er Okular fliegen wie „Wildenten“ wie nach einem Schuss in alle Richtungen davon. Der benachbarte Dunkelnebel B 111 fällt durch Sternenarmut auf, ist aber ein wesentlich besseres Feldstecherobjekt.

Da sind die bohnenförmigen Dunkelnebel im Kopf des Adlers B 142-3 besser einzufangen, deutlich sind sie mit ausreichendem Kontrast zum Umfeld auszumachen.

Viele PN´s bleiben auf der Strecke liegen, nicht aber M 27, die Hantel. Sehr hell taucht dieser PN im Übersichtsokular auf und selbstverständlich hat er seine Ohren. Mit Filter und bei mehr Vergrößerung sieht der Nebel eher wie eine liegende, bläulichgrüne Zitrone aus, die enthaltene Hantelform kennzeichnet lediglich die hellsten Bereiche.

Ganz kurz hinab zu M 71, dem Kugelsternhaufen im Pfeil, ein alter Bekannter, wie so Manches auf diesem Weg, weil er so leicht zu finden ist, aber auch alte Bekanntschaften wollen gepflegt sein und so kommt gleich darauf auch Albireo zu seinem Recht und dieser kontrastreiche Doppelstern enttäuscht mich - wie immer- nicht.

 

Oh nein, langsam wird es im Osten heller, aber zwei Objekte müssen noch sein.

Ich kann nicht weg, ohne den Nordamerikanebel gesehen zu haben. Das 38er Okular mit Freds 2“ O III im Okularauszug ist die Hilfskonstellation „Kleiner Orion“ schnell gefunden und ich komme aus dem Staunen nicht heraus. Diffuses hatte ich erwartet und ich sehe am Golf von Mexiko scharfe Kanten, helle Strukturen, „Bright Rims“ (?) Wahnsinn! Schön lässt sich der Nebel abfahren und der benachbarte Pelikan zeigt sich deutlich, aber etwas konturlos.

Das lässt Hoffnungen auf einen annähernd genialen Cirrus-Komplex zu und die Hoffnungen werden nicht enttäuscht. Beide äußeren Komponenten glockenklar und in voller Ausdehnung sichtbar, dazwischen noch der eine oder andere Nebelfetzen. Im 30er Okular, ohne Filter, bleiben die Hauptteile direkt sichtbar, beim Abfahren der Nebel mit dem 18er Speers und O III fallen viele Strukturen auf und ich freue mich schon auf weitere Besuche des Schwans in diesem Sommer. Ach ja…. auch der kleine 70 mm Richfielder hat mir mit O III den Cirrus gezeigt und viele der anderen Objekte auch.

Fred hat einen etwas anderen Spaziergang gemacht, hat M 13 und einige Doppelsterne gewählt, aber als wir nun noch einmal den Blick über die Milchstraße streifen lassen, sind wir müde und vor Freude fast ein wenig besoffen. Ob man so Auto fahren darf?

Nun gut, beim Zusammenpacken kriegen wir uns wieder ein wenig ein, die Bewegung macht munter und die Heimfahrt dauert nur eine halbe Stunde.

 

Meinen Entschluss, diese geniale Beobachtungsnacht vor Allem für mich und Fred fest zu halten, trägt mir drei volle Stunden an der Tastatur ein, aber das musste sein.

Und ja, warum denn nicht ins Forum damit. Mag die Begeisterung bei alten Hasen ein wissendes Lächeln erzeugen, bei trockenen Gemütern ein schiefes Grinsen hervor bringen und bei Beginnern die Lust wecken, auf ähnliche Nächte.

Ein Versuch Faszination zu beschreiben.

 

Da die letzten Tage von hohem Dunst und mangelnder Horizontsicht geprägt waren entscheiden sich Fred und ich erst in den Abendstunden, rauszufahren. Der Himmel wird sich passabel entwickeln, zwei Sternenfreunde werden noch angerufen, haben aber andere Pläne.

 

Schon in der Dämmerung kommen wir an unserem Platz an, ein Waldparkplatz mit freier Sicht, nur im Norden stört der nahe Waldrand, aber der Platz ist sehr gut gegen das Störlicht umliegender Dörfer abgeschirmt.

Aufbau der beiden 8“ F/6 Dobsons im Hellen und langsame, gemütliche Vorbereitung, auch der Tisch für Kaffee und Freds belgische Schokolade fehlt nicht, so lieben wir das.

Fred hat wieder an seiner EQ-Plattform getüftelt und ich will endlich Mal einen Härtetest mit meinem aufgesattelten 4“ Richfieldrefraktor durchziehen, Hauptziel ist die Tour durch den Virgohaufen.

 

Nach Abschluss der Vorbereitungen ist Venus schon sehr präsent und lohnt einen Blick. Über Polfilter stark abgedunkelt ist die Phasengestalt schön zu erkennen, die noch ausreichende Höhe beschert bei 120fach ein erstaunlich ruhiges Bild obwohl der Lüfter des 8-Zöllers erst wenige Minuten läuft.

Die letzten Spaziergänger kommen vorbei…nein sie kommen eben nicht vorbei und werden natürlich mit einem Blick auf Venus für ihr Interesse belohnt. Wie das so ist strahlt inzwischen auch Saturn verlockend und schnell sind beide Dobsons für die Besucher eingerichtet. Schon bei 120fach gibt’s A und O zu hören und dann „Entschuldigung…ist weg!“ Wieder eingefangen wird dann auch vorsichtiger herangegangen und immer wieder erstaunt es mich, wie selbst absolute Laien nach kurzer Einweisung klar kommen, auch 300fach klappt bei 80° großem Feld mit der Durchlaufmethode noch gut. Cassini-Teilung, Bauchbinde und vier Monde des „Herren der Ringe“ sind auch für Newbies kein Problem. Man bedankt sich überschwänglich und im Abgang wird das einzigartige unvergessliche und vor allem unerwartete Erlebnis weiter besprochen.

Wir grinsen uns eins schauen hoffnungsvoll in die fortschreitende Dämmerung und machen uns nun selbst über eine wirklich sehr sehenswerten Saturn her, das Seeing ist erstaunlich gut, ich gebe Mal 6-7 von 10, der leichte Wind hat nur am Horizont etwas von dem Dunst übrig gelassen und die kurze Überprüfung der Justierung am Stern ergibt keinen Handlungsbedarf.

Ein kurzer Abschiedsblick auf den sinkenden Orion bringt den Nebel im immer noch aufgehellten Westhorizont wenig zur Geltung, aber im 4“ Richfielder ist das auch ein sehr schönes Sternfeld. Erinnerungen an kalte Winternächte machen mir bewusst, dass ich Mitte April in kurzen Ärmeln unterwegs bin, ok die Fleecejacke kann man nun vertragen.

Noch Mal rüber zu Venus, der 4-Zöller hat ja ein riesiges Feld, aber für einen guten Anblick der Plejaden und der Venus in einem Feld reicht es aufgrund des Abstandes und der Randunschärfen nicht ganz.

Also rüber zum Krebs, da ist es auch schon fast richtig dunkel und M 44, die Krippe, schwebt bezaubernd im Feld. Der Sternhaufen ist im 8er bei 2° Feld formatfüllend, aber nicht schöner. Das ändert sich bei dem kleineren, weit entfernten Nachbarn, M 67. Grieselig im 4-Zöller löst ihn der 8-Zöller in einen herrlichen kompakten Sternhaufen auf.

Da war doch ein Komet in den Füßen des Löwen, wieder Mal was vergessen, nicht richtig vorbereitet, eine kurze, unmotivierte Suche bleibt erfolglos, es wird auch Zeit, sich den eigentlichen Zielen des Abends zu widmen. Fred hat im kleinen Wagen schon etwa 5,9 Mag. Grenzgröße abgeklärt, also schauen wir doch Mal am Leo-Trio um M 66 was so geht.

Da geht was, im 4-Zöller alle drei GX klar erkennbar, im 8-Zöller schon bei 30fach sehr eindrucksvoll. Im 18er Speers (mit 10 mm Hülse auf 17 mm gedrückt, mit verbesserter Randschärfe an F/6) sind die drei GX immer noch gut in einem Feld und zeigen sich bei knapp 3 mm AP und 70facher Vergrößerung sehr hell und in respektabler Größe.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei M 95 und 96 sowie 105 mit ihrer schwachen Begleiterin.

 

Ich treffe die Entscheidung, den kleinen Refraktor mit großem Feld bei 25facher Vergrößerung zur Virgotour auszustatten und das 17er Speers im Newton zu belassen, der

Deepsky Reiseatlas liegt bereit, Fred wird aber die Führung der Tour übernehmen. Er stützt sich auf eine präzisere ausgedruckte Karte, Rieglfinder, seinen Winkelsucher und ein 20 mm WW-Okular.

Gleichzeitig macht sich die Erkenntnis breit, dass die Augen etwas Ruhe brauchen und ein Kaffee wäre auch nicht schlecht. Dabei streift der freie Blick über einen atemberaubenden Sternenhimmel der inzwischen 6 Mag. Grenzgröße geknackt hat. Das 10 x 50 Zeiss Jena zeigt die vier Fuhrmann-Sternhaufen schon recht tief westlich, aber beeindruckend klar, nochmals im Süden die Krippe (schon freisichtig ein heller Fleck) und M 67, man könnte jetzt schon mit dem Abend glücklich sein obwohl das Vorhaben Virgo noch nicht angegangen ist.

 

Fred wirft die Bemerkung hin, dass M 51 heute auch gut sein könnte und schon ist die Pause beendet. Bingo, M 51 ist saugut. Hatten wir uns kürzlich noch mit den 8-Zöllern schwer getan und Spiralstrukturen nur indirekt erkannt, strahlt heute das wechselwirkende Paar wie jüngst im 12-Zöller des Kollegen Frank. Ein Hochgenuss, auch noch im 10er Speers, der zu längerem Verweilen und indirekter Sehtechnik einlädt. Was zwei oder drei Zehntel Grenzgröße ausmachen ist schon sehr erstaunlich.

 

Nun aber endlich Virgo. Von ß-Leo ausgehend hat Fred das markante Sternen – T – im Winkelsucher schnell gefunden, ich tu mich im Refraktor schwer, habe zu viele Sterne und schon GX in Menge, aber es soll ja eine ordentliche Tour werden. Mit Freds Hilfe hab ich dann nach einigen Anläufen das –T- im Griff um M 99 in seiner Mitte.

Fred spricht mich durch, aber erst langsam stellt sich ein Gefühl für die Refraktor/Newton Kombination mit unterschiedlicher Bildorientierung ein. M 98, 100 und benachbarte NGCs werden aber eingefangen und dann ist Markarians Kette dran. Das Gefühl für Feld und Richtung stellt sich immer besser ein, nicht schwer bei einer Perlenkette wo kaum ein Feld mit nur einer GX besetzt ist. Alles was der Atlas zeigt und mehr dazu wird sichtbar und dank Fred haben die Sichtungen diesmal sogar einen Namen.

Während Fred nun die eine oder andere Zeichnung anfertigt gehe ich in Virgo abwärts, über M 49 und NGC 4526 zu M 61 und schließlich NGC 4697 und M 104.

Dabei zeigt sich die Kombination aus Riegl-Finder, Richfielder auf 8“ Dobs wie gedacht als geniale Aufsuch- und Beobachtungslösung für Objekte im Einzelstand. Das war im Gewirr des Haufenzentrums nicht so einfach.

Der Sombrero M 104, das südlichste Objekt der heutigen Beobachtung erwies sich dann auch als Grenzfall. Schön zu sehen die längliche Struktur mit hellem Kern und einem wesentlich rundlicheren Halo, das Staubband war aber bei jeder Vergrößerung bis 120fach nur indirekt zu erahnen, eigentlich nicht sicher zu halten.

Immerhin entschloss sich Fred auch diese Sichtung als Zeichnung festzuhalten. Mich zog es inzwischen zu Mel 111 in COM und den benachbarten GX, wobei NGC 4631 und die eng benachbarte 4656/7 für mich noch ein schönes High-Light waren. Ob als Paar in einem Feld oder der „Hering“ einzeln bei höherer Vergrößerung mit den zwei winzigen Randsternen und der kleinen Begleitgalaxie 4627, die tatsächlich zu halten ist.

 

Irgendwie war nun der Hunger nach GX gestillt und dem Durst auf Kaffee wurde nachgegeben, auch die belgische Schokolade verdient lobende Erwähnung. Pausen sind fast so wichtig wie die Beobachtung an sich und der freie Blick in das Sternenmeer zeigt immer wieder Erstaunliches. Im Osten geht der Sommer auf, wohlbekannte Sternbilder präsentieren sich dort in etwas ungewöhnlicher Orientierung aber unverkennbar.

Was liegt also näher, als nach der durchaus anstrengenden Detektierung schwacher GX-Strukturen noch einige „Allstars“ als krönenden Abschluss zu besuchen.

Von M 53 zu M 3 und an beiden Kugelhaufen erweist sich, dass weniger manchmal mehr ist.

Die Wattebällchen sind im 4-Zöller schnell gefunden.

Der Gesamteindruck profitiert im 8-Zöller deutlich von moderaten Vergrößerungen zwischen 70 und 120fach, zumal die Zentren der Haufen dicht und nicht auflösbar bleiben.

Was bei höheren Vergrößerungen schnell diffus wird, blinkt, blitzt und funkelt. Randsterne vor schwarzen Grund und auch vor dem unaufgelösten Zentrum blitzen viele Einzelsterne.

Anders M 13 im Herkules, nicht dass er bei 120fach schlecht käme, nur verträgt er eben aufgrund seiner etwas lockeren Struktur höhere Vergrößerungen wodurch die Auflösung schon im 8-Zöller bis in das Zentrum ansatzweise gelingt.

Zum Abschluss wird noch schnell der Ringnebel in der Leier eingestellt und M 57 überrascht. Ob es nun an der vorangegangenen Jagd nach schwächsten Details und Graustufen in Galaxien liegt oder an was auch immer, der helle Rauchring zeigt sich deutlich in bläulichgrauem Schimmer im Kontrast zum schwarzen Himmel und auch in schönem abgesetzten Kontrast zu seinem rauchgrauen Zentrum.

 

Es geht gegen 03.00 Uhr und trotz Müdigkeit erfolgt der Abbau beinahe widerstrebend, diese Nacht war einfach nur schön und sehr ereignisreich.

Freds Plattform mit teilweise noch provisorischen Komponenten hat sich bewährt und meine beiden Röhren haben sich prächtig ergänzt.

Ein letzter Blick über einen Prachthimmel vor der Abfahrt, im Südosten schaut schon der Skorpion über die Hügel und Jupiter gewinnt Höhe, weckt Vorfreude auf weitere solche Nächte und den herannahenden Sommer.

Kurzbeobachtung Komet Holmes 12.11.2007

 

Uff...Teleskop naß, Günther nass, aber vorher hat die Wolkenlücke für 15 Minuten gereicht.

Grenzgröße freisichtig 5,5-knapp6 Mag Grenzgröße, klare Durchsicht, Komet geschätzte 3 Mag, Tribut an die Flächenausdehnung.

8" F/6 Dobson, 31fach, 70fach, 100fach
4" Richfielder 16fach

Whow....Vollmonddurchmesser oder schon ein wenig mehr.
In beiden Teleskopen bei niedrigster Vergrößerung sehr heller Kern mit verwaschenem Helligkeitsabfall nach außen, quallenschirmähnliche Form, Schirm noch recht scharf abgegrenzt offene Seite (zum auf Fotos dokumentierten vor Tagen sichtbaren Schweifabriss) ausgefranst. Hintergrundsterne leuchten durch.

Bei 70fach im 8-Zöller zeigt sich der äußere Komarand besonders im "Schweifabriss" noch diffuser. Der innere Kern sitzt wie eine kleine diffuse Beule am hellen inneren Halobereich, direkt gegenüber der "Schirmöffnung", zu deren Mitte hin kann ich von der diffusen Beule ausgehend eine hellere keilförmige Zone erahnen.

Keine weiteren Details bei 100fach, visuell kein Schweifansatz, keine Spur vom Abriss, dennoch eine Augenweide, einfach faszinierend schön.

 

Um 23.49 Uhr konnte ich den aktuellen Überflug der ISS beobachten.
Ich hatte gerade eine nicht sooo tolle erste Beobachtung des Cirrus für dieses Jahr abgeschlossen. Immerhin steht er mit dem Richy (4" f/6) komplett mit Platz im 28er UWAN und im 38er WA.
Beim "freien" Blick in den Himmel fiel sie mir dann auf. Dieser große, helle, sich schnell bewegende Lichtfleckk konnte nur die ISS sein.
Schnell das 28 Uwan mit Filter aus dem Richy gezogen und das 38er ohne Filter rein. Der große Lichtflatschen ließ sich gut nachdobsen und so wechselte ich mutig auf den Newtonanblick((" f/6) mit dem 22er LVW + Astronomik O III.
Giftgrün aber gestochen scharf sah die zwei Sonnensegel und den mittigen "Rumpf" der Station. Ich konnte sie gut verfolgen und halten, bis sie im Erdschatten schwächer wurde und schließlich hinter meiner Böschungsbepflanzung verschwand.
Super Beobachtung, Nachahmung der hier eher ungewollten Filternutzung für die ISS dringend empfohlen.