Mal ein kleiner Basteltipp für visuelle Beobachter.

Ich lese derzeit wieder häufiger die Empfehlung an Einsteiger, sich zunächst mal visuell und auch per Starhopping in dieses wunderschöne Hobby zu stürzen. Das war vor zig Jahren auch mein Einstieg. Das Geld ist auch meiner Meinung nach in eine größeren Optik besser investiert als in technischen Schnickschnack.

Sehr häufig kommt dann der 8 Zoll f/6 Dobson aus günstiger Produktion zur Sprache und das ist nun mal in der Tat eine sehr gute Wahl. Auch für mich steht da, von den Eckdaten her, der perfekte ­Allrounder für den Einstieg. Das gild sowohl für Beobachtungen im Sonnensystem, also z.B. Mond und Planeten, also auch für Deepsky Objete, weil bei deiser Öffnung Auflösung und Lichtsammelleistung, auch unter etwas ungünstigeren Bedingungen und mit wenig Beobachtungserfahrung ausreichen, an hellen Objekten feine Strukturen zu zeigen oder eben viele Galaxien mit guten Kontrast vor den Hintergrund zu stellen und viele Sternhaufen, auch Kugelsternhaufen, schon in Einzelsterne auflösen zu können.

  

 

Bei den Dobsons, gerade die 8 Zoll f/6, aber auch rundum ist es ja inzwischen Standard, dass Skywatcher, GSO und Co fotografisch ausgelegt sind und mit einer Verlängerungshülse für den Okularauszug kommen, mit der man den visuellen Fokus erreichen kann. Das hat, je nach Auslegung und Länge der Adaption, deutliche Auswirkungen auf die erforderliche  Fangspiegelgröße. Es lohnt sich durchaus, alle Newtons verschiedener Größen und Hersteller unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten. Einzig die Firma ICS in Ausgburg bietet mit ihren Galaxy-Dobsons (das sind eigentlich rote GSO) derzeit (2024) noch eine visuell ausgelegte Fokuslage an, bei der man auch ohne Verlängerungshülsen auskommt und der 50 mm Fangspiegel gut ausleuchtet. 

Firma Skywatcher wartet neuerdings für den 8 Zoll f/6 mit einem 47 mm (23,5%) Fangspiegel auf, GSO und Omegon weiterhin mit 50 mm (25%), Bresser sogar mit 57 mm (28,5%) und es gibt noch weitere Marken.

Gerade für uns Visuelle ist ein kleiner Fangspiegel und damit eine geringe Obstruktion, ein nicht ganz unwichtiges Kriterium. Er muss aber auch groß genug sein, um den kompletten Strahlenkegel des Hauptspiegels zu erfassen und in den Okularauszug und zu den Okularen umzulenken. Öffnungsbeschneidung muss vermieden werden und auch die Vignettierung vom Weitwinkelokularen mit langer Brennweite. Überprüft man das mal für die Kandidaten, z.B. mit dem Programm "MyNewton" kommt heraus, dass es den Herstellern, von den Galaxy Dobsons abgesehen, nicht wirklich gelingt, ein gutes Maß zu finden.

Mit dem kleinsten Fangspiegel werden nur knapp 5 mm Feld zu 100% ausgeleuchtet, mit der mittleren Variante kaum 8 mm und die, offensichtlich wegen des längsten Okularauszugsturms, sehr üppig obstruierte letzte Variante, kommt mit 12 mm in den grünen Bereich für Allrounder.


Die Verlängerungshülse aus dem Okularauszug raus, ein Stück KG-Rohr, mit einer Lage Veloursfolie innen hinten dran, Spiegelzelle ins KG Rohr rein und fertig ist der visuelle Dobs......!

Aber der Reihe nach:

Für den 8-Zöller passt DN 250 sehr gut, gibts einzeln im Baumarkt, Stückpreis für 1 Meter Länge 25-30 Euro.

DN 200 kann man sehr gut für gängige 6-Zöller passend machen, DN 160 ist für 5-Zöller bestens geeignet. Je nach dem kann auch mal bei Zwischengrößen oder Unterschieden im Tubusdurchmesser, das Muffenstück oder eine Doppelmuffe besser passen.

   

Naja okay, wenn der Tubus zu viel Spiel hat muss man eventuell etwas beifüttern oder zwei Lagen Velours nehmen. Bei mir hat es sehr gut gepasst, aber ich kann halt nicht garantieren, dass es keine Maßabweichungen bei den Tuben gibt. Es ist also sinnvoll, im Vorfeld mal ein Metermaß dran zu halten. Das gilt übrigens auch für den Zwischenraum von der Rockerbox zum Tubus, nicht dass man auf die gute Idee kommt, etwas länger als nötig zu bauen um gleich noch eine Lüfter zu integrieren. Oder um den Fokus so legen zu können, dass das lange OAZ-Rohr so wenig wie möglich in den Strahlengang ragt und dann zu spät bemerkt, dass der Tubus sich nicht mehr in den Zenit schwenken lässt, weil er am Boden der Rockerbox anschlägt.

Außerdem sind an jedem Rand drei bis fünf Löcher ins KG-Rohr zu bohren und mit Gewindeschneider von Hand passende Gewinde für Madenschrauben zu schneiden, die einerseits den Tubus und andererseits die Spiegelzelle fixieren. Mit nur minimal zu klein gebohrten Löchern geht das in dem recht weichen Materialkern auch ohne Gewindeschneiden, das kann man an Probelöchern gut testen. Diese Kleinigkeiten müssen halt auch noch sein, aber das war es tatsächlich schon.

Sägen, bohren und Gewinde schneiden geht in dem porösen Rohr sehr leicht, sogar von Hand. Die Bilder stammen aus dem Artikel "Vom Einsteigerfehlkauf zum guten Teleskop", bei dem es um einen kleineren Kompletttubus geht. Da ist der Unterschied vom, in meinen Augen, nahezu unbrauchbaren Original zum guten kleinen Einsteigerteleskop noch größer.

     

Wichtig ist, dass man für 30 mm Tubusverlängerung die Manschette durchaus 80 bis 120 mm auf den Tubus schieben darf, die lange Führung stellt mit einer guten Fixierung durch die Schrauben sicher, dass das aufgesetzt Stück mit der relativ schweren Spiegeleinheit am Ende nicht verkippt. Es ist sehr günstig und sinnvoll, die Verlängerung erst dann wirklich festzuschrauben, wenn man mit allen Okularen ausprobiert hat, wo die günstigste mittlere Fokuslage ist. Dass der Tubus hinten etwas schwerer wird, ist eher ein Vorteil, da die meisten Konstruktionen zur Kopflastigkeit neigen. Spätenstens wenn man mal ein etwas übergewichtiges 2 Zoll Weitwinkelokular oder einen Binoansatz verwendet, kommen die meisten Lagerungen diesbezüglich an ihre Grenzen.

Lohn der kleinen Mühe ist die höhere Stabilität, auch durch deutlich kürzere Hebel am Okularauszug, gerade für schwere 2 Zoll Okulare und deren üppige Ausleuchtung durch den gleichen Fangspiegel, der aber deutlich weiter hinten im Strahlengang sitzt, also einen kleineren Strahlenkegel umlekt. Der 47 mm Fangspiegel trifft das Optimum sehr gut und leuchtet nun runde12 mm zu 100% aus. Der 50er bringt es auf fette 16mm und der 56er ist mit mehr als 20 mm völlig überzogen.

Okay, der fällt, wegen des übergroßen Fangspiegels, für mich aus der Verlosung, außer man investiert zusätzlich in einen kleineren Fangspiegel. Der Unterschied zwischen 47 mm und 50 mm ist m.E. zu gering für echten Handlungsbedarf, aber 47 mm zu 57 mm ist schon krass, das hat sichtbare Auswirkungen im Hochvergrößerungsbereich.

So kann das dann aussehen, wobei KG Rohr nur mit größerem Aufwand zu lackieren ist, zumindest wenn es dauerhaft sein und gut aussehen soll. Entweder man nimmt Klebefolie in Tubusfarbe oder man lässt es bei der Originaloptik, es gibt sie auch in einem kräftigen Grün.

 

 

Sebstverständlich kann man auch Hartpapierrohre/Krüpax exakt passend bestellen, da ist das Lackieren kein Problem. Auch ohne Lack, also unbehandelt, halten sie bei mir schon jahrelang ohne Substanzschädigung den Außeneinsätzen stand.

Diese Tubusverlängerung erfordert wirklich nur wenig handwerkliches Geschick und ist narrensicher, da man am Original nichts verändert, also auch jederzeit wieder zum Originalzustand zurückkehren kann.

Gelingt der kleine Umbau hat man aber tatsächlich eine sehr deutliche Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Teleskops erreicht. Aus einem brauchbaren Teleskop wird ein richtig guter Allrounder mit sehr guter Ausnutzung von Qualität und Öffnung der Optik, sowohl im Hochvergrößerungsbereich, als auch bei den niedrigen Vergrößerungen für Aufsuche und Übersicht.

Die Spiegelzelle muss man ohnehin irgendwann mal ausbauen, um die Halteklammern des Hauptspiegels zu entspannen oder auch den kompletten Tubus mit Verloursfolie auszukleiden. Beide Maßnahmen sind, wie auch eine ordentlich dimensionierte Taukappe, schon immer die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg gewesen, einen Volltubusdobson aus dem günstigen Preissegment dahin zu bringen, das was Öffnung und gegebene Qualität an Abbildungsleistung grundsätzlich ermöglichen, auch ans Okular zu liefern.

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