In der Folge geht es um den Inhalt dieses Koffers
in dem so manches Teil seine Besonderheiten, Veränderungen und Umbauten aufweist. Teils ist das recht simpel umzusetzen aber oft wird eben erst durch diese Maßnahmen der Zweck ganz oder teilweise, immerhin zumindest besser erfüllt.
Ich nutze den Binoansatz nahezu ausschließlich für die Sonnenbeobachtung (Vorsicht nur mit geeignetem Objektivschutzfilter - Erblindungsgefahr) und für Mond- und Planetenbeobachtungen. Hier stört mich wegen der vorhandenen Lichtfülle dessen Aufteilung auf zwei Kanäle durch den Lichtteiler im Binoansatz nicht. Im Gegensatz zur Deepsky Beobachtung, wo mir die Helligkeit extrem fehlt, ist diese Aufteilung hier von Vorteil, wirkt einer mögliche Blendung und Detailüberstrahlung natürlich entgegen, wodurch auf eine Filterung oft verzichtet werden kann.
Daher muss es kein Großfeld sein, auch keine Weitfeldokulare und so bleib der finanzielle Aufwand in einem für mich vertretbaren Rahmen.
Da diese Beobachtungsziele erst ab mittleren bis hohen Vergrößerungen (also kleiner AP) wirklich spannend werden, kann ich z.B. am Newton-Teleskop auf Umbauten des Teleskops zum Lichtwegausgleich der Baulänge des Binoansatzes verzichten und diesen Wegausgleich mittels eines Korrektors erreichen.
Hier das Ganze mal übersichtlicher und besser erkennbar aufgereiht:
Binoansatz
Es handelt sich um einen alten Binokularansatz für Mikroskope von Zeiss, den ich bereits auf astronomischen Einsatz umgebaut, also mit 1 1/4 Zoll Aufnahmen für Okulare und mit entsprechendem teleskopseitigem Anschluss kaufte.
Er wurde mit einer zwei Zoll Steckhülse mit intern verschiebbarem 1 1/4 Zoll Adapter auf der Ansatzseite und 1 1/4 Zoll Barlow-/Korrektoraufnahme teleskopseitig versehen, was zwecks Spielraum bei der Fokuslage am Teleskop und/oder zum geringfügigen Zoomen/Wegausgleich verwendet werden kann, dazu im nächsten Punkt mehr. Außerdem ist hier noch ein 2 Zoll Filtergewinde nutzbar.
Wichtig ist die solide, wackelfreie zwei Zoll Steckverbindung des doch recht schweren, ausladenden Teils mit dem Teleskop bzw dem Okularauszug, spielfrei und ohne weitere Adapter. Das Teil wiegt 700 Gramm, mit zwei Orthos/Plössls, Barlow und Filtern kommt man schnell auf 900 bis 950 Gramm.
Der Ansatz ist von sehr guter optischer Qualität, wobei ich ihn bei der ersten Ansicht auf einer Messe nicht erwarb, da er sehr zum Ärger des integeren Händlers dejustiert war. Der Ansatz hatte wohl im Rahmen der Präsentation einen ordentlichen Schlag abbekommen. Im zweiten Anlauf, eine Messe später, wurde er gekauft, da sehr gut justiert und bis heute blieb das, dank pfleglicher Behandlung, auch so.
Justage und passende Einstellmöglichkeiten auf Augenweite und Pupillenabstand sind beim Binoansatz extrem wichtig. Vor dem Kauf haben wir das Ding mit vier Leuten getestet. Keiner hatte Doppelbilder, Verzerrungen, Unschärfen oder einseitige Aussetzer, das ist keinesfalls immer selbstverständlich.
Auch andre Eltern haben schöne Kinder. Wichtig ist nur, dass man SEINEN Binoansatz für SICH entsprechend testet.
2,7fach APM-Barlow - komakorrigierend
An Newtonteleskopen ist i.d.R. ohne Umbauten mit einem Binoansatz nicht in den Fokus zu kommen, auch wirken sich die üblichen Öffnungsverhältnisse vom f/6 und größer und die damit einhergehenden stumpfen Strahlenkegel nicht unbedingt förderlich auf die Abbildungsleistung vieler Ansätze aus.
Man greift also zu Korrrektoren mit Verlängerungsfaktor oder auch entsprechenden Barlowlinsen um den Glasweg auszugleichen und den Strahlenkegel schlanker zu machen.
Die APM-Barlow gleicht mit einem optischen Weg von 120 mm bei Nennfaktor den optischen Weg meines Binoansatzes nahezu exakt aus. Darüber hinaus ist er mit Faktor 2,7 (im Endergebns dann 3,0) und durch die Korrektur der Newtonkoma auch für meine Mond- und Planeten-Teleskope die Idealbesetzung, zumal man das Barlowelemet einzeln und ohne Steckhülse erwerben kann. Für die bei Bedarf anzuwendenden Filter (die später vorgestellt werden) verfügt das Barlowelement über ein 1 1/4" Filtergewinde.
Endgültig eingebaut und vermessen kommt die Barlow im Ansatz auf einen Faktor von 3,0 und so kann ich an allen Teleskopen alle Okulare problemlos fokussieren. Die leichte Erhöhung des Faktors liegt im Rahmen der Toleranzen und bringt keinerlei negative Auswirkungen auf die Abbildungsleistung. Auch entsprechende Verringerung des Faktors wäre bei Bedarf (an anderen Ansätzen) absolut akzeptabel.
Ich habe sie getestet und finde im Bereich zwischen Faktor 2,2 bis 3,5 keine negativen Veränderungen der Abbildungsleistung. Meine "normal" eingestellte Konfiguration bringt etwa Faktor 3 und über die beiden Hülsen der 2 Zoll Adaption kann ich eine leichte Steigerung des Faktors auf bis zu 3,3 erzielen.
Die Barlow hat eine freie Öffnung von 22 mm. An ihrer Position direkt vor dem Binoansatz im Okularauszug kommt es damit, an keinem meiner Newtons, auf der Achse zu einer Vignettierung oder Öffnungsbeschneidung. Solche Sachverhalte kann man z.B. mit dem Freeware-Programm "MyNewton" recht einfach überprüfen.
Okulare im obigen Bild von außen nach innen
Zwei 30er Plössl - Vixen NPL - 50° Feld
Auch wenn sie nicht mehr so aussehen, es ist die neueste Plössl Generation von Vixen. Ich habe die klobigen drehbaren Augenmuscheln aus Vollplastik entfernt, weil am Binoansatz etwas im Weg war und weichen musste. Wahlweise meine Nase oder diese dicken Teile.
Mittels verschiebbarer Plastikhülsen auf beiden Okularen habe ich dann ermittelt, bei welchem Augenabstand ich mich zur Vermeidung eines unruhigen Einblicks mit der Augenhöhle "anlehnen" und dabei bequem das komplette Feld überblicken kann ohne so nahe an die Augenlinse heran zu gehen, dass ich mir Abschattungen und "Kidney-Beaning" einhandele. Dabei steckten die asymmetrischen Augenmuscheln schon auf den Röhren. Anschließend wurden die Röhren passend abgelängt und mit dem Okulargehäuse verklebt. Der Abstand der Augenmuschel zur Augenlinse beträgt 16 mm.
Die Augenmuscheln bieten perfekten Störlichtschutz (auch tagsüber) und eine sehr bequeme Einblickposition. Da stört nichts. Die Barlow setzt den Plössls nicht nur Komakorrektur, sondern auch an schnellen Newtons den schlanken Strahlenkegel eines kleinen Öffnungsverhältnisses vor, den diese mühelos und sauber verarbeiten können. Dem nicht allzu üppigen Eigengesichtsfeld steht ein sehr großes beugungsbegrenztes Feld mit optimaler Bildqualität bei einer resultierenden Brennweite von 10 mm gegenüber. Das bringt z.B. am 12 Zoll f/5,3 Newton runde 160fach bei 1,9 mm AP.
Zwei 26er Plössl Taiwan multicoated
Diese gängigen Plössl aus der mittleren Fernost-Preislage wurden ebenfalls mit einer Hülsenverlängerung über den Augenmuscheln mit seitlicher Störlichtfahne ausgestattet. Der Einblick hinter dem Binoansatz schwebend war, was mir nie behagt. Ich brauche einen Halt um die beste Position zu halten. Hier liegt die Augenmuschel 15 mm über der Augenmuschel.
Es resultieren 8 mm Brennweite
Zwei 18er Baader Classic (Orthos)
Diese Okulare waren genialer Weise schon beim Kauf mit den passenden asymmetrischen Augenmuschel ausgestattet.
Das Feld ist für Orthos untypisch auf 52° geweitet und das bemerkt man auch bei genauem Hinsehen anhand einer deutlichen und ebenfalls für solche (orthoskopischen) Okulare untypischen Verzeichnung (gerade Linien bleiben nicht gerade).
Ansonsten ist die Abblindungsgüte und die Transmission am Preis gemessen auf hohem Niveau und es resultieren 6 mm Brennweite.
Zwei 12,5er Orthos - Kokusai Kohki Japan
Diese gute Ortho Klassiker mit noch akzeptablem Augenabstand bieten 42° Feld. Ich habe die, vor der Augenlinse konisch verjüngenden, Okulare mit Gummiaugenmuscheln ohne Fahnen ausgestattet um eine Augenauflage zu haben.
Es resultieren 4 mm Brennweite.
Hier nochmal ein Detailbild zu den Okularen mit Augenmuscheln und dem Ansatz mit der 2 Zoll Steckhülse sowie einem auf die Barlow aufgeschraubten Filter
Über kurz oder lang werden noch zwei gute ~20/21 mm Okulare die Reihe komplettieren, da mir gerade am 12 Zoll Dobs mit 1600 mm Brennweite der Sprung von 200fach auf 266fach zu groß ist. Bei 200fach zeigen sich gerade (aber nicht nur) bei der Sonnenbeobachtung meistens noch Seeingreseven und 266fach ist zu oft bereits leicht überzogen.
Filter, alle in 1 1/4 Zoll
IR - Sperrfilter
Dieser Filter ist mir, neben dem für Sonne im Weißlicht unverzichtbaren Objektivschutzfilter (bei mir immer Baader-Sonnenfilterfolie visuell), wichtig.
Zwar gibt es keine grundsätzliche Empfehlung oder gar Gewissheit, ob ein solcher Filter für eine vollständige Blockung im Infrarotbereich nötig ist, aber zumal ich beide Augen riskiere und sehr oft Sonnenbeobachtungen durchführe mache ich da keine Kompromisse. Ich kann ein Gefahrenpotenzial nicht völlig ausschließen und dann soll es an den paar Euro wirklich nicht scheitern.
Variabler Polfilter von Antares
Den gibt es so nicht mehr zu kaufen, er bietet (im Vergleich getestet) deutlich mehr als die 40% Maximaltransmission heutiger Doppelpolfilter, aber eigentlich brauche ich ihn am Binoansatz so gut wie nicht mehr. Ich setze heutzutage bei der Planetenbeobachtung eher auf ein wenig nicht blendendes Umgebungslicht und damit auf Vermeidung der Dunkeladaption. Das schließt Blendung und Überstrahlung und damit einhergehenden Detailverlust am Objekt der Beobachtung ebenso sicher aus wie ein Lichtdämpfungsfilter und man spart sich zwei optische Flächen mit möglichen Fehlern.
6er Satz Baader Farbfilter
Das Detailbild zeigt den Hauptzweck des Dunkelrotfilters mit 610 nm. Er lässt sich passgenau auf eine kleine LED Handleuchte stecken und macht aus dem hellen weißen Lichtkegel Rotlich in passender, die eventuelle Dunkeladaption nicht störenden Linie.
An der Sonne hinter dem Baader Folienfilter beobachte ich sehr gerne mit dem Orangefilter, 570nm. das vom Objektivfilter blauweiß beeinflusste Bild wird so angenehmer, gefühlt natürlicher eingefärbt und der Kontrast der Sonnenflecken, insbesondere der Penumbra, aber auch der hellen Fehlstellen in der Granulation durch überlagernde Fackeln wird leicht verstärkt.
Der Gelbfilter 495 nm wirkt diesbezüglich schwächer als Orange, das fahle Gelb sieht für mich in Kombination mit dem Baader Solarfolienfilter leicht grünstichig aus und ist Geschmackssache.
Der Grünfilter 500 nm bringt zwar die beste Kontraststeigerung, auch am Mond, aber Grün muss man mögen. In meinen Vergleichen mit einem Baader Solar Kontinuum Filter zeigte sich dessen Bild derart giftgrün, das es mir gegenüber dem deutlich dezenteren Grünfilter unangenehm war. Das einfachere und günstigere Gläschen lieferte darüber hinaus sogar an den Newtons die deutlich bessere Detailerkennung. Es gibt Beobachter die berichten, dass sich das an Fraunhofer und ED-Refraktoren umkehren kann, wofür deren (Rest)farbfehler ursächlich sein könnte.
Der hellblaue Filter 470nm und der Dunkelblau mit 435nm können, wie die anderen auch, dafür gut sein, verschiedenste Strukturen z.B. auf Jupiter mit seinen oft pastellfarbenen Bändern, Wirbeln und Ovalen im Kontrast anzuheben.
All diese Details lassen sich aber an farbreinen Teleskopen auch ganz ohne Falschfarben über die Wahl der passenden Helligkeit/AP/Vergrößerung in ihrer natürlichen Schönheit beobachten.
An nicht farbreinen Teleskopen dienen Farbfilter in erster Linie der Unterdrückung nicht fokussierten Lichts, weil man gar nicht auf alle Farben restlos und gleichzeitig fokussieren kann und steigern dadurch den Kontrast der jeweils beobachteten Lichtwellenbereiche unter Inkaufnahme von unnatürlicher Einfärbung. Auch eine leichte Seeingreduzierung, allso ein (trotz Seeingstörung) ruhigeres Bild und kleinere Sternspots wird erreicht, da das Spektrum ja zum Teil geblockt wird. Rot, orange und Gelbfilter wirken hier recht gut, da sie kurzwelliges Licht abschneiden, welches deutlich stärker von Seeing betroffen ist als langwelliges Licht.
Hier mal das, was Hersteller/Händler zum Nutzen sagen:
Rot
Tagesbeobachtungen: dunklerer Himmelshintergrund
Mond: besserer Detailwahrnehmung durch Helligkeitsdämpfung und Seeingreduzierung
Mars: Polkappen
Orange
Besserer Kontrast bei Tagesbeobachtungen (Venus, Merkur), da das Blau des Himmels unterdrückt wird
Mars: Oberflächendetails
Gasplaneten: Atmosphärenstrukturen
Gelb, Dunkelgelb
Mond: besserer Detailwahrnehmung (evtl. durch die Helligkeitsdämpfung)
Mars: Oberflächendetails und Wolken
Jupiter: Wolkenstrukturen (mit größeren Geräten auch bei Saturn)
Sonne: "natürlicheres" Sonnenbild, bessere Sichtbarkeit von Granulation, Flecken und Flares
Gelb/Grün
Jupiter und Saturn: Deutlichere Atmosphärenstrukturen
Grün
Mars: CO2-Raureif, Nebel
Saturn: weiße Flecken „white spots“
Jupiter: Großer Roter Fleck, Wolken
Mond: Kontraststeigerung, Strahlen um Tycho pp
Sonne: bessere Sichtbarkeit von Granulation, Flecken und Flares
Schärfere Bilder bei achromatischen Linsenteleskopen durch Farbfehlerdeduktion
Blau
Jupiter, Saturn: Kontrast der Wolkenbänder
Mars: Oberflächendetails, Violett Clearing
Venus: Dunklere Wolkenstrukturen (bei großer Teleskopöffnung)
Kometen: Gasschweif (Steigerung der Sichtbarkeit möglich, Kontrastanhebung)
Violett
Venus: Wolkenstrukturen
Saturn: Strukturen in den Saturnringen
Lenspen
Zur Säuberung der fernrohr- und augenseitigen Linsen aller Okulare, auch zur Säuberung der Filter ist dies mein ultimatives Hilfsmittel.
Staub wird vorsichtig und grundsätzlich zuerst mit dem an einem Ende ausfahrbaren Pinsel entfernt. Für Pollen, Wimpernfett oder einen unachtsamen Fingerabdruck gebt es unter der Kappe an anderen Ende ein dreieckiges Lederpad, welches bei geschlossener Kappe auf einem mit feinstemem Aktivkohlestaub bestückten Schaumstoffpfropfen liegt. Nach leichtem Anhauchen der Linsenfläche wird die Schmiere mit kreisenen Bewegungen sicher, rückstandslos und schlierenfrei entfernt.
Diese Teile gibt es von Hama und anderen Firmen in verschiedenen Ausführungen und Größen, angesiedelt beim Fotobedarf.
LED-Taschenlampe
Ein gängiges Billigmodell, wenn nicht gar ein Werbegeschenk. Für den Fall, dass bei der Planetenbeobachtung mal Licht gebraucht wird und der andere Koffer nicht da ist bleibt sie im Binokoffer. Als Clou lässt sich der Baader Rotlichtfilter ohne Modifikationen aufstecken und sitzt sicher fest. Man muss also im Zweifelsfall niemanden mit Weißlicht ärgern.