Am Freitag war es wieder mal so weit. Unsere kleine Gruppe hatte rund 20 Kinder und später auch ihre Eltern zu Gast und es ging natürlich um Astronomie, hauptsächlich ums Beobachten am Teleskop.

Rolf hatte zwei Vorträge vorbereitet, sein 50er Lunt H-Alpha Teleskop und seinen 4 zölligen ED-APO dabei, Christine kam mit dem 6 Zoll Dobson und ich brachte den 12 Zoll f/5,3 Dobson und den kleinen 70/700er an den Start. Den Achromaten eigentlich eher als leichtes Demonstrationsteleskop an dem man schön die Funktionen erläutern kann. 

Das Fereinspiele Team der Gemeinde kümmerte sich um die Verpflegung und die Aufsicht, denn wir sind kein Verein, das kann ohne den offiziellen Ausrichter, also die Gemeinde schon mal rechtlich problematisch werden.

Ab Einbruch der Dunkelheit war also auch die Anwesenheit eines Erziehungsberechtigten Pflicht.

Das Wetter war, wie schon die ganze Zeit, extrem unbeständig. Gegen 18.00 Uhr waren wir vollzählig und da sich gerade eine Wolkenlücke auftat wurde auch direkt in die Sonnenbeobachtung eingestiegen. Vor dem ersten Blick ins Okular ist da natürlich die ansage sehr wichtig, dass wir unseren Heimatstern nur mit besonderer Schutzausstattung betrachten dürfen, egal ob mit oder ohne Teleskop und die Schutzausrüstung, in dem Fall Filter über volle Öffnung mit Baader Sonnenfolie visuell und vor dem Okular noch ein IR-Sperrfilter.

Und die Sonne hatte was zu bieten.

 

Auch der 6-Zöller wurde von den Kids gut angenommen und ein etwas älterer Junge der schon öfter teilgenommen hat, erwies sich als so interessiert und geschickt, dass ich ihm nach kurzer Einweisung den kleinen 70/700er direkt neben mir überlassen habe. Wichtig ist, wie immer, die Rückkopplung mit den Kindern, was siehst Du, ist das ein heller Ball, siehst du dunkle Stellen, was passiert, wenn wir an diesem Rad (Fokussierer) drehen. Das Vertrauen kommt schnell, wenn man auf Kinder eingeht, sie selbst machen lässt und unterstützt. Sie geben sehr präzise Rückmeldung und so ist früher oder später sicher, dass sie auch sehen was zu sehen ist.

Rolf kam zunächst mit seinem Lunt H-Alpha noch nicht so recht zum Zuge, weil fast dauerhaft hohe Zirren und Schleierwolken einen leichte Nebelschleier um die sonne legten und da sind Protuberanzen nun mal sehr zickig. Im Laufe des frühen Abends kam aber doch jeder Besucher mal zu einem Blick auf den Monitor des im speziellen Zelt eingepackten Laptops. Eine sehr sinnvolle Sache, gerade wenn es schnell gehen muss, denn da können halt doch mehrere Leute gleichzeitig schauen.

Dann kam der erste Vortrag, Planeten Sterne, was ist das, welche Größenordnungen und Entfernungen, was verrät die Farbe und so weiter.

Wir hatten zunächst einen etwas sorgenvollen Blick auf das stark gesunkene Durchschnittsalter unsere Kids, da waren 8-Jährige mit von der Partie und der Schnitt lag kaum über 10 Jahre. Nun, Entwarnung und leichtes Erstaunen, die sind heute schon etwas weiter als wir im gleichen Alter und sie haben uns mit antworten und Fragen bewiesen, dass sie wissen, um was es geht. Da kamen Fragen, die uns durchaus forderten.

Die Vorträge dürfen maximal 20 Minuten beanspruchen, denn durch Fragen wird da eh locker eine halbe Stunde draus und dann wird es unruhig. Nun gut, dann wird eben mal draußen getobt und die Würstchen kamen auch passend in die Pause, die sich durch starke Bewölkung ergab. Ein wenig Horizont nahe Sonne ging nochmal durch Lücken und auch der Mond zeigte sich schon weiß und fahl am taghellen Himmel.

So wurde auch er schon mal bestaunt, bevor der zweite Vortrag gesetzt wurde, weil das Wetterradar später ein paar Wolkenlücken versprach.

Hier setzte Rolf den Schwerpunkt auf all jede Objekte, die wir sehen können, also die bereits bestaunte Sonne mit den Flecken und Protuberanzen und was es damit so auf sich hat. Dann noch Mond, Sternhaufen, planetarische Nebel, Gasnebel, Kugelsternhaufen, Kometen, Sternschnuppen Polarlichter und schließlich Galaxien. Je nach Interesse mal länger und mal kürzer und natürlich kamen auch die Aliens zur Sprache und damit auch nochmal die riesigen Entfernungen in Raum und Zeit. 

Gegen Ende des Vortrags war klar, es gibt den Mond nochmal besser, weil in schon fortgeschrittener Dämmerung zu sehen und es reicht zeitlich auch für  alle, selbst diejenigen die erst mal ihrem Bewegungsdrang nachgeben müssen und/oder noch eine Wurst vertragen.

Alle Teleskope an den Mond, auch der 70/700er wurde von seinem stolzen Nutzer in Stellung gebracht.

Die Begeisterung was schon allen Teilnehmern, auch den inzwischen langsam eintrudelnden Eltern anzumerken, auch wenn wir bei niedrigen Vergrößerungen blieben um nicht ständig nachführen zu müssen. Ich konzentriere mich mal auf meinen 12er mit einer Detailskizze.

Ich habe nur mal so die Highlights einer begrenzten Region etwas überzeichnet hervorgehoben.

Natürlich nicht annähernd das, was man im Okular zu sehen bekommt, hier ist wirklich das Niveau einen sehr guten Fotos mit etwa 8-10 Zoll Öffnung der Maßstab und das entlockte so manchen Laien doch ein "Whow". Sehr bezeichnend ist immer, wenn die Leute einfach nachdem der Fokus gefunden ist, einfach die Zeit und die Schlange der Wartenden vergessen. Okay, unser Hobby ist nichts für Eilige.

Der Mond wurde schließlich bis hinter Bäume und Büsche verfolgt, während auf die ersten Sterne gewartet wurde und sie blitzen auf. Gleichzeitig schob sich unerbittlich dichte Bewölkung von Südosten heran, zuvor hatten wir durchgängig nordöstliche Winde und entsprechenden Wolkenzug. Der immer noch von der untergehenden Sonne aufgehellte, nordöstliche Himmel war weitgehend klar, ab dem Zenit nach Süden bewölkte es sich zusehends.

Okay, der große Wagen war komplett zu sehen und in der Not frisst der Teufel......! Also wurde das "Reiterlein", der Augenprüfer, ausgerufen und fand schnell Interessenten. Kurze Erklärung welcher Stern das da oben ist und Viele sahen schon das enge Paar. Dann der blick ins 20er Okular am 12-Zöller und wieder die entsprechende Erklärung dazu.

Der Notnagel erweist sich als durchaus spannend für die meisten Beobachter, zumal da ja wieder so ein enges Paar zu sehen ist, ja der Große besteht auch wieder aus zwei Sternen. Und ja, so weit stehen die in so einem Teleskop auseinander, wenn man sie mit bloßem Auge kaum unterscheiden kann....."da können das da oben doch alles doppelte und dreifache Sterne sein"......ja, bei sehr, sehr vielen davon ist das auch so.....!

Dann ein schnelles Break, der Herkules war komplett zu sehen, also M 13, DER Kugelsternhaufen des Nordhimmels.

Hmmmh, etwas blass, also immer noch hohe Schleier, aber man nimmt, was man kriegen kann. Es fehlt der Glanz, immerhin zeigen sich deutlich Einzelsterne, also die Natur des Objekts ist eindeutig mit dem 20 mm Okular zu erkennen

Die Leute sind froh, dass überhaupt was geht, gerade die Kids und ja, sie sehen alle die Sterne, inzwischen weiß ich schon wohin bei dem Einen oder der Anderen nach fokussiert werden muss.

 

Es dauert lange und die Wolken halten sich lange genug zurück, auch für diejenigen, die zwei oder drei Mal in der Reihe stehen und jene älteren Leute, die abseits stehen und auf eine Aufforderung warten, sich dann aber nicht zwei mal bitten lassen.

Immer noch hängt dichtes Gewölk über dem größten Teil des Himmels, aber während noch die letzten Gäste M 13 schauen habe ich mich immer wieder umgesehen und da schaut mich die Kassiopeia voller Hoffnung über den Waldrand hinweg an. ja, das könnte gehen, der Eulen Sternhaufen NGC457 ist doch was für Kinder, auch für Große. Zwei unterschiedlich helle Augen und das noch in blau und gelb. mal sehen, wer die Eule oder auch ET sieht.

 

Okay, Volltreffer. Alle Kinder sehen sofort die Eule mit den Augen, den ausgebreiteten Flügeln und dem Schwanz. Und ja, die Farben komme auch meistens am Auge an. Merklich schwerer tun sich viele Erwachsene, nicht das erste Mal, dass ich diese Erfahrung mache.

Dann plötzlich ein ratloses Kind schaut von Okular Auszug auf und sagt, "die Eule ist weg".......in der Tat hat mich die Bewölkung eingeholt und fast der komplette Himmel zieht zu. 
Es geht auf Mitternacht und die Wetter App verheißt keine Besserung, so rufen wir das Ende des Beobachtungsabend aus und packen allmählich zusammen.

Die Leute sind es zufrieden und allgemein wird konstatiert, dass man ja doch etwas gesehen habe, Einige neue Erfahrungen gemacht hat und auch Neues über die Welt erfahren habe.

Sonne, Mond und drei Deepsky Objekte, die keinen "Profi" vom Hocker hauen, das war es.

Das war dennoch für die äußeren Bedingungen durchaus ein unerwarteter Erfolg und hat auch uns wieder Mal Spaß gemacht.

Das gemischte Team hat ebenfalls gut harmoniert und freut sich auf das nächste Jahr.