----Timelaps komming soon----

 

Am Mittwoch, 01. Mai 2024, war es wieder mal so weit. Ich flog zum vierten Mal mit Rolf nach La Palma, zum zweiten Mal hatten wir im Astronomiezentrum Athos, bei Kai von Schauroth gebucht. Vier Stunden nach dem Start in Frankfurt kam Teneriffa mit dem Teide in Sicht, Landung in Santa Cruz, Gepäckausgabe und der Start mit dem Mietwagen liefen wie am Schnürchen. So waren wir schnell unterwegs auf die andere, die westliche Seite der Insel und dort in den nochmals wolkenärmeren Norden.

 

Da Kai ein wenig überbucht war, zogen wir für die erste von zwei Woche bei Dietmar und Anneliese in der erweiterten Nachbarschaft ein, was absolut kein Fehler war. Schon die Anfahrt, zum Schluss über eine Naturpiste und durch einen Barranco (Schlucht), ist bemerkenswert. Sehr freundliche Gastgeber, eine komfortable, gemütliche Unterkunft, alles was man braucht und Obst bis zum Abwinken.

 

Die aufkommende Frage, "wohin mit den Teleskopen", klärte sich schnell. Zwischen Terrasse, Schattenteich und Nebenhaus führt eine kleine Treppe nach oben, die Beobachtungsplattform für die Montierung und der Platz für den Dobson befinden sich quasi direkt über den Dächern.

 

Die Wolken hielten sich übrigens in der Nacht zum zweiten Mai und auch die Nacht vom 14.auf den 15.Mai, unserem Abreisetag, war überwiegend bewölkt, dazwischen hatten wir aber 10 geniale und zwei weitere recht gute Beobachtungsnächte.

Ich denke, so 8 oder 9 Mal kam ich erst gegen 06.00 Uhr ins Bett, Rolf mit seinem Fotogerödel war meistens noch später dran.

Am nächsten Tag holten wir dann unser gemietetes Equipment bei Kai und es konnte los gehen. Die Vorfreude war riesig und wie sich jede Nacht mehr herausstellte, sehr berechtigt. Zunächst mal gab es einen von vielen atemberaubend schönen Sonnenuntergängen und dann wartete der 16 Zoll Spacewalk Dobs, zuvor bereits gut justiert, auf seinen Einsatz.

 

 

Etwas nachjustieren am Stern, Rolf dreht die Schrauben, ich bleibe am Okular und an der Nachführung, dann kann es los gehen. Im Westen noch ein wenig Dämmerungsaufhellung, doch im Süden und Osten schon ein dunkler Himmel und ein tiefer Blick zu den begehrten südlichen Ojekten. Es dauert noch ein wenig, bis sich der Zentaur über den Horizont erhebt, aber die "untere" Jungfrau, Wasserschlange, Rabe, da geht schon was. Ich habe ohnehin vor, auch Objekte zu besuchen und zu zeichnen, die man hierzulande zwar über dem Horizont hat, aber eben bei Weitem nicht so hoch und unter so sauberem, dunklem Himmel. Es werden erstaunlich viele Zeichnungen, denn wie schon die letzten Male, fällt mir nach kurzer Zeit die Positionierung des Dobsons und Aufsuche der Objekte über den Sternenatlas, den Peilsucher und gegebenenfalls die Orientierung mit dem 20 mm UWA als Aufsuchokular, in den meisten Fällen sehr leicht. Sehr viele Objekte wurden mehrfach besucht, intensiv beobachtet und dann auch gezeichnet. So kann es sein, dass mal die Beschreibung eines Objekts und der Ort an dem das Bild dann erscheint, nicht unbedingt zum kurz zuvor erwähnten Datum passt. Auch gibt es Objekte, die anlässlich früherer Aufenthalte auf La Palma gezeichnet wurden. In einigen Fällen war aber eine nochmalige Zeichnung erforderlich, weil offensichtlich bessere Bedingungen und/oder der gute Spacewalk Spiegel im Dobson mehr Details zuließen. 

Insgesamt soll dieser Bericht kein Tagebuch sein, sondern nur zulassen, die Erlebnisse nachzuvollziehen. Er ist in der Hauptsache eine Erinnerungsstütze für mich. Wenn ich damit interessierte Leser erfreue, um so besser.

So grase ich zunächst mal die Standards von Raben über die Jungrau bis zum hoch im Zenit stehenden großen Bären ab.

Der Kugelsternhaufen Messier 68 zeigt ein feines, sprühendes Sternenfeuerwerk, das lässt hoffen und der kleine PN im Raben ist einfach da. Der Sombrero schimmert hell, wie er es nur unter besten Bedingungen kann, M 3 ist super und dann der Whirlpool. Innehalten, Whow! Spätestens das 14 bis 8 mm Okular bestätigt, solche Details sah ich noch nie. Auch Rolf, ein Fotograf mit Schwäche fürs Visuelle (wenn ich ihm einen Anblick anbiete), kann sich nicht erinnern, solche Details jemals durch ein Okular gesehen zu haben.

 

Die der Zeichnung zu Grunde liegende Skizze ist über mehrere Beobachtungen entstanden und sehr realitätsnah. Worte fassen das eher nicht. Das wirft quasi alle Zeichnungen die ich je von dem wechselwirkenden Galaxienpaar M 51/NGC5195 gemacht habe, über den Haufen.

Schon am ersten Abend hatte ich die Idee, dem eines meiner Lieblingspärchen von wechselwirkenden Galaxien gegenüber zu stellen, dieses Mal die ganz schwierige, schwache Sorte. Auch die Antennengalaxien im Raben hatte ich schon mal auf Pa Palma skizziert, aber der Versuch, mehr zu sehen, bot sich nun an. Tatsächlich wurde ich nicht enttäuscht, auch und gerade, weil das Ergebnis wesentlich subtiler, filigraner ausfällt.

Eindeutig eine der GX mit hellem Kern, die andere diffus auslaufend und anderthalb Häkchen, wovon eines eindeutig der Ansatz einer Antenne ist. Für Hardcore-Visuelle ein begeisterndes Ergebnis.

Schon mal in die Gegend zurückgekehrt betrachtete ich mir nun den Kugelsternhaufen Messier 68 sehr viel genauer und ausgiebiger. Zu Hause ist er immer etwas blass und zu kompakt um da richtig Struktur herauszulesen, hier stellt er sich völlig anders dar und bleibt auch mit höheren Vergrößerungen knackig.

Er präsentiert sich hell und kompakt, bietet ein schönes Umfeld mit verschiedenen Sternen und Ketten bis ins Zentrum, welches einige hellere Stränge und Knoten aufweist.

Dann wird noch der kleine Planetarische Nebel NGC 4361 im Raben aufgesucht, was immer leicht fällt, da er mit den beiden enger stehenden Sternen des Rabenkastens ein gleichschenkliges Dreieck bildet. Der Nebel zeigt sich mir wieder im helleren Kern leicht bläulich und mit höheren Vergrößerung gibt er auch den Zentralstern preis. Ich hatte ihn schon von La Palma aus beobachtet und auch gezeichnet, aber seinerzeit keinen Reisebericht geschrieben. Hier das Ergebnis.

In dieser ersten Nacht wird vieles nur gestreift, mal kurz eingestellt und dann ist es auch irgendwann so weit, dass der Zentaur sich ausreichend hoch über den Horizont reckt und Omega Centauri ohne Anstrengung, schon mit bloßem Auge, als runde Aufhellung wahrzunehmen ist. Schnell ist er eingestellt und steht so tief, dass er locker auf einem Stuhl sitzend beobachtet werden kann. Ein kleiner Schwenk nach oben und mit Centaurus A, ein weiteres, von zu Hause unerreichbares Highlight für visuelle Beobachter steht im Okular. Diesen beiden Objekten gehört die nächste Stunde, sodass die erste sehr erfolgreiche, begeisternde Nacht dann schon mit einem kleinen Streifzug durch die Objekte des Centaurus zu Ende geht.

Hundemüde bin ich und so zufrieden, dass ich denke, die eine Nacht hat die Reise schon lohnend gemacht, was noch kommt ist Zugabe. Ich habe aber auch wieder gesehen, dass Objekte die durchaus von zu Hause aus ansehnlich sind, hier extrem viel mehr Struktur zeigen können, wenn alles passt. Wir haben viel Zeit und ich werde mich auch oberhalb 30° Horizonthöhe umschauen und mir viele Objekte genauer ansehen.

Ich setze mal vor jede "neue Nacht" einen Sonnenuntergang, quasi als Marker.

 

Fast jeden Abend gab es solche spektakulären Momente und wir brauchten ein paar Tage, um uns von der immer wieder unbegründeten Sorge zu lösen, dass die Bewölkung uns die Nacht verdirbt. In der späten Dämmerung, allerspätestens gegen Mitternacht, war der Himmel größtenteils wolkenlos, die tiefen Wolken über dem Meer stören auf über 1000 Meter Seehöhe absolut nicht.

Okay, wo wir gestern schon unterhalb der Jungfrau unterwegs waren, kümmern wir uns doch in der zweiten Beobachtungsnacht zuerst mal um den Kometen, der doch gerade die Jungfrau durchquert. Rolf hatte sich die Bahndaten angesehen und so machte er sich ausnahmsweise mal an die Aufsuche eines uns noch unbekannten Objekts und das ging recht zügig. Der Komet ist ein Winzling, aber es ist auch alles dran, was einen Kometen ausmacht, das Bild zeigt das sehr deutlich.

Ich habe ihm einen eigenen Thread gewidmet, weil ich hoffe, ihn in der nächsten Neumondphase, von zu Hause aus, nochmal zu beobachten.

Weil es für den Zentaur noch etwas zu früh ist, bleibe ich in der Jungfrau und schaue mal in der Nähe des Kometen nach ein paar weniger prominenten, kleineren Galaxien, die hier ganz sicher viel besser aussehen als zu Hause.

Zuerst stolpere ich über NGC 4517, weil das quasi nur ein Sidestep vom Kometen aus ist und da bin ich doch schon gleich in der Übersicht von dem hellen, schmalen, glimmenden Band direkt über einem leuchtenden Sternchen fasziniert.

Sehr hübsche Kantenlage und es kommen noch ein paar Sternchen dazu wenn man sich auf die kleinen Feinheiten einlässt.

Ich schaue mir da auch noch andere kleine GX-Fusselchen an, z.B. NGC 4666, 4536, 4527 und 4664 und dann zieht es mich doch nach oben, in das Zentrum des galaktischen Gewusels. Alles alte Bekannte, halt heller und teilweise mit etwas mehr Struktur zu sehen, als zu hause. Bei Markarian's Chain halte ich mich mehrfach länger auf, habe ich aber auch schon gezeichnet und so kommt es, dass ich später nur noch eine Gruppe aus dem Virgohaufen für eine Zeichnung wähle.

Diese kleine Gruppe um M 60 gefällt mir im Okular immer wieder sehr. Vier unterschiedliche Galaxien bilden ein Dreieck in einem schönen Sternenfeld.

Schon ist es wieder Zeit für die beiden Highlights im Zentaur, aber deren Beschreibung lege ich mal in die nächste Nacht und damit hinter einen weiteren schönen Sonnenuntergang.

Als Vorprogramm sind zunächst nochmal einige Galaxien in Jungfrau und Löwe dran, auch die bisherigen Neuentdeckungen werden zu Beginn der dritten Nacht teilweise nochmals beobachtet, dann ist es soweit.

Okay, nun mal Butter bei die Fische. Unser hellster Kugelsternhaufen, Omega Centauri steht gut sichtbar über dem Horizont. Hinschauen, Leuchtpunktsucher drauf, schon steht er fast blendend hell im Übersichtsokular. Ja, da geht die Dunkeladaption flöten, dafür kommt natürlich Schärfe und damit nadesspitzenfeine Sternchen. Mit der Zeit sehe ich Details die weit über einen homogenen Sternenball hinaus gehen. Nun gut, Worte sind das eine.....

Die kleine zentrale Verdunklung habe ich so gesehen, ebenso weitere kleine Unregelmäßigkeiten, Sternverdichtungen oder auch Zacken am Rand. Die Skizze war schwierig, eher rudimentär mit Strichspuren als Code für Formen, aber das Ergebnis passt und wurde auch schon von Rolf, dem kritischen Mitbeobachter, abgesegnet. Solche Bestätigung, oder auch mal deren Ausbleiben, ist sehr wichtig beim Zeichnen, Rolf schätzt meine Kritik aus der visuellen Ecke bei seinen Fotos und deren Bearbeitung auch.

Das gilt so und sogar noch mehr für mein nächstes Hammer-Objekt, welches sich quasi immer aufdrängt, weil es nur einen kleinen Schwenk nach oben braucht und Centaurus A ist eben da. An ihr, wie auch an Omega Centauri, fällt in diesen Nächten immer wieder mal auf, dass die Himmelsqualität doch schwankt, weil wir beide Objekte quasi jede Nacht längere Zeit beobachten. Manchmal bekommen die Sterne einen Hof den sie mehr oder weniger lang halten oder sie werden sogar merklich dicker. Sieht fast wie etwas Tau auf einem Spiegel oder Justageverlust aus, die Spiegel sind aber sauber und top. Rolf sieht dann später auf seinen (Einzel)Bildern was los war. Da ziehen immer mal Zirren durch, ganz hohe, teils sehr dünne, feine Schleier, aber das reicht eben um das hohe Niveau mal kurz, aber sichtbar, zu drücken.

Wenn es richtig gut ist, sehe ich den Ansatz der Bögen des Staubbandes nach außen und der große Halo der Galaxie ist deutlich oval, also etwa so......

Im Staubband mache ich drei nadelspitzenfeine Lichtpunkte, wie eine kleine Kette aus, es gibt weitere Vordergrundsterne, das Sternenfeld ist reich und ich immer wieder sprachlos.

Sie ist nicht nur eine der hellsten Galaxien außerhalb der lokalen Gruppe, sondern die dritthellste Radioquelle und die Fachleute sind sich uneinig, ob die Form und das ungewöhnliche Staubband sie nun eher als eine elliptische oder eine linsenförmig Galaxie ausweisen. Jedenfalls ist sie eine starke Quelle von Röntgen- und Gammastrahlung, sehr aktiv und sie sendet zwei starke Jets aus. Man vermutet ein großes schwarzes Loch in ihrem Zentrum.

Ihre Nähe macht sie so gut und detailreich sichtbar, sie ist sehr gut erforscht und bleibt, weil wie immer jede Antwort mehrere neue Fragen aufwirft, doch faszinierend geheimnisvoll.

Fotografisch als Weitfeld hat Rolf das ungleiche Paar auch aufs Korn genommen.

Die Bildfeldorientierung mit den Refraktor auf EQ-Montierung ist natürlich anders als mit dem Dobson-Newton-Spiegelteleskop.

 

Am Sonntag steht eine Besichtigung bei den Profis auf dem Roque an, also Ausflugstag.

Beginn der Führung gegen 11.00 Uhr, Treffpunkt ist das neue Besucherzentrum. Zu zahlen sind 20 Euro, also mehr als das Doppelte früherer Besuche, aber man geht es inzwischen auch etwas professioneller an.

Unsere Führung hat das GTC (Gran Telescopio Canarias) zum Ziel und das größte Spiegelteleskop Europas, mit 10,4 Metern Hauptspiegeldurchmesser wird auch für die Besucher bewegt, sodass man wirklich viel von der Technik sieht.

   

 

Unsere englischsprachige Führung wird von einer jungen Astronomin gestaltet, ist stimmig, verständlich und ausführlich. Auch Fragen werden umfassend beantwortet. Der sonst übliche Blick durch die Glasscheiben in den Kontrollraum unterbleibt, dafür werden die Tscherenkow-Teleskope, welche zum Abschluss der Tour angefahren werden, sehr genau erklärt, hier hat sich ja in den letzten Jahren viel getan und es kommen weitere hinzu, sodass vier fertige Anlagen und derzeit drei Baustellen in unterschiedlichen Fertigungsstadien zu sehen sind.

Vom Parkplatz aus werden alle sichtbaren Teleskope und ihre Nutzung kurz vorgestellt.

 

Anschließend haben wir uns noch im Besucherzentrum umgesehen, zumal die Vorlage des Besichtigungsticket einen ermäßigten Eintrittspreis bringt. Ein Gebäude ist fertig, das zweite noch nicht. Da gibt es viel Technik, die auch mal streikt. Ein wenig bemerke ich, dass hier Profis viele Informations- und Spielmöglichkeiten für Nicht-Profis anbieten, aber manchmal etwas zu viel wollen oder auch an technischem Verständnis voraussetzen.

Nun gut, nicht nur in der Außenanlage gibt es prächtige Echium pininana, eine der größten Natternkopf Arten zu bestaunen. Sie wachsen nur dort und auf Teneriffa. Der obligatorische Besuch der drei Muchachos mit einer kleinen Rundwanderung mit Ausblicken auf die Teleskope, in die Caldera und bis zu den Nachbarinseln muss natürlich auch sein.

   

 

Die Landschaft ist wirklich grandios und bemerkenswert. Der Weg bis zum Aussichtspunkt im rechten Bild ist gut angelegt, aber holprig, man sieht durchaus Leute in FlipFlops, aber festes Schuhwerk empfiehlt sich doch.

Die Fotos zeigen allerdings auch eine dort oben recht seltene, sehr hohe Bewölkungsschicht. Auch Sonntag auf Montag Nachts löst sie sich größtenteils auf, sodass nicht nur wir Hobbyastronomen auf knapp über 1000 Metern, sondern auch die Profis auf rund 3400 Metern Seehöhe  gute Bedingungen haben.

Am Sonntag starte ich wieder in den zenitnäheren Regionen des Himmels mit meinen Beobachtungen und widme mich einigen Objekten von großen Bären bis zum Löwen, also hauptsächlich Galaxien. Wenn z.B. schon die schöne Kantenlagengalaxie Messier 108 beobachtet wird, folgt natürlich Messier 97, der Eulennebel, als PN nach, weil beide Objekte im 20 mm Okular nun mal schon gemeinsam eingestellt werden können. Anschließend geht es die Reihe vom Wagenkasten runter bis zu den Jagdhunden. An Messier 106, einer eigentlich recht kleinen Spindel halte ich mich an mehreren Abenden etwas länger auf und vergrößere auch mal ziemlich hoch, weil sie sehr hell ist und das damit hergibt.

Tatsächlich ist mit höheren Vergrößerungen zunächst in der Mitte eine längliche hellere Zone, etwas quer zur Längsausdehnung stehend, zu sehen. Die Balkenspirale zeigt mir also den zentralen Balken und dann kann ich sogar die Ansätze der Spiralarme als leichte, nicht ganz so helle Fortsätze daran, indirekt sehen und halten. Zwei Sterne begrenzen die Längsausdehnung. 

In der Nähe gibt es noch drei weitere, allerdings recht kleine und schwache NGC Fussel, zwei davon kann ich wahrnehmen, die Dritte finde ich nicht. Weiter dem Stern Beta CVN entgegen und so kommt NGC 4449 in das Bildfeld, eine kleine irreguläre Galaxie, die etwas rechteckig aussieht, aber strukturlos bleibt. Direkt neben dem Stern wird es aber spannend, denn da gibt es ein wechselwirkendes Galaxienpaar, welches sich auch mit Amateurteleskopen gut beobachten lässt.

NGC 4485 und 4490 hängen augenscheinlich aneinander und haben ihre Form bereits durch gravitative Wechselwirkungen verändert.

 

Die größere NGC 4490 ist eine Balkenspirale, die kleine 4485 eine irreguläre Zwerggalaxie. Die Begegnung löst heftige Sternentstehung aus, ein verbindender Gezeitenarm ist nachgewiesen und so spricht man hier von einer Doppelgalaxie mit verbundenen Armen. Ich sehe und zeichne ungleich verteilte Helligkeiten, die bei der großen Spirale für eine Ahnung von zwei gegenläufigen Spiralarmen ausreichen und ein paar Sternchen im Halo gibt es auch, sehr schön.

Die zweite Nachthälfte gehört aber dann wieder den südlicheren Objekten und etwa ab 02.00 Uhr auch den Objekten der Milchstraße, die dann schon ungewohnt quer liegend über den südöstlichen Hängen der Umgebung aufsteigt. Nach dem Zenaur rücken der komplette Skorpion und der Schütze ins südliche Blickfeld, da tun sich für die nächsten Nächte noch weite Betätigungsfelder auf.

Hier mal ein sehr gelungenes Weitfeldfoto von Rolf zur Einstimmung auf die nächsten Nächte.

Zunächst aber wird der Himmel im Osten schon wieder heller, eine weitere geniale Nacht weicht der Dämmerung. Sicherung der Okulare, Plane über das Teleskop und rein in die gute Stube, wo wir uns erst mal aus den warmen Klamotten schälen. Bei mir sind in diesen Nächten bei etwa 10 Grad Celsius Kapuzenpulli, Windjacke und lange Unterhosen Pflicht, weil ich mich beim Beobachten und Zeichnen oft ziemlich lange lange kaum bewege. Die Kapuze und die sonstige Vermummung halten auch von der Dämmerung bis es richtig kühl wird, die Stechmücken zurück. Es sind nicht allzu viele, aber nerven tun sie doch.

Noch ein Schluck Bier und den bei uns schon traditionellen kleinen Single Malt Whisky als Absacker beim kurzen Plausch über die vergangene Nacht, dann ist der Einschlag in den Kissen kaum noch bewusst wahrzunehmen.

Das morgendliche Erwachen verzögert sich recht schnell von 11.00 Uhr auf 12.00 oder gar 13.00 Uhr, es sei denn es liegt ein Trip über die Insel an. Das Frühstück bereiten wir uns auch schon mal zu, wenn Engländer schon an ihre Teatime denken.

Ein wenig Nachbereitung der Skizzen, Okularpflege, kleine Spaziergänge im Garten und mal ein Blick durch Rolfs 50er Lunt auf die Sonne, so vergehen die Tage. Die riesige, für den Sonnensturm und die Nordlichtsichtungen bis nach Mitteleuropa, ja so gar vom Roque aus verantwortliche Sonnenfleckengruppe haben wir in H-Alpha gesehen, das Spektakel der Nordlichter auf dem Roque aber verpasst. Das ist schade, aber zu verschmerzen, hier mal die H-Alpha Zeichnung vom 03.05.2024.

Gegen Abend lockt das Camu Camu, ein Lokal mit preiswerter, deutlich inselgeprägter Küche. Natürlich gibt es auch Hamburger, wir halten uns meistens an Tappas in unterschiedlicher Zusammenstellung.

 

Meistens wird draußen gespeist und wenn es nicht allzu windig ist, lassen wir es uns auch schon mal am kleinen Tisch direkt auf der Brüstung der Terrasse schmecken. Der einzigartige Ausblick steigert den Genuss.

Nach der Rückkehr ruhe ich meistens noch ein bis zwei Stündchen um mich dann mit der Dämmerung an die Vorbereitungen für die nächste Beobachtungsnacht zu machen.

Die Nacht beginne ich, wie üblich, in den zenitnahen Gefilden, dieses Mal mit einer etwas längeren Verweildauer im Löwen, sowie dann auch im Haar der Berenike mit den bekannten Galaxien von M 64, der Blackeye-Galaxie bis zu Wal und Hockeyschläger (NGC 4631 und NGC 4656), die bereits in den Jagdhunden liegen. Auch die Kugelsternhaufen M 53 und M 3, in Richtung Bärenhüter, werden beobachtet und ab Mitternacht sind M 13 und M 92 im Herkules in guter Position. Auch die kleine Balkenspirale NGC 6181 sowie der benachbarte PN NGC 6210, die Schildkröte, werden nicht vergessen. Die habe ich alle schon im Kasten, aber Nachmittags, bei der Durchsicht der Karten war mir in der Wasserschlange mit NGC 3242 ein Planetarischer Nebel aufgefallen, den ich noch nicht gezeichnet habe. Der kleine Nebel ist als "Jupiters Geist" recht bekannt, Herschel, sein Entdecker, nannte ihn so. Klein, hell und in einem "Knick" des Schlangenkörpers beim Becher leicht zu lokalisieren.

Er bleibt auch in hoher Vergrößerung ein knackiges, sogar leicht bläulich gefärbtes Oval mit etwas dunklerem Kern und da blitzt ein winziger Zentralstern auf. Klein sehr aber fein.....okay, wer es noch nicht weiß, ich liebe PNs in allen Varianten....und da kommt auch noch was.

Anschließend ist es wieder Zeit, nach dem Zentaur zu schauen und die Durchsicht in Horizontnähe mit der Beobachtung von Alpha Centauri und Centaurus A anzutesten.

Dabei schaue ich auch immer wieder beim dritten Vorzeigeobjekt der Region vorbei, denn die südliche Feuerrad Galaxie ist zwar nicht ganz so leuchtkräftig, aber sie zeigt unter guten Bedingungen sehr deutlich ihre Spiralstrukturen. Eine Verbesserung zur Zeichnung von 2021 sah ich hier, wie auch z.B. bei der Blackeye nicht, daher an dieser Stelle mal das "alte" Ergebnis.

 

Danach mache ich schon mal ein wenig die Gegend um den Wolf und im Schwanz des Skorpions unsicher. Da gibt es einige kleine, aber feine Objekte mit denen ich mich mehrfach und länger beschäftigen will, auch wenn ich sie in den Vorjahren schon gesehen habe, denn dieser Spacewalk-Infinitiy Dobson scheint schon ein extrem gutes Teleskop zu sein. Immer wieder zeigt er extrem feine Sterne und feine Details.

Ach ja, feine Sterne......da will ich doch mal auf einen meiner Lieblingssternhaufen eingehen, den Kugelsternhaufen Messier 22 über den Teapot, im gerade sehr günstig stehenden Schützen, was gleichbedeutend damit ist, dass es schon wieder deutlich nach 03.00 Uhr sein muss.

Erst mal M 28, direkt auf dem Deckel der Kanne, schon sehr hübsch und dann der leichte Linksschwenk zum großen Bruder, der aufgrund der etwas ungewohnten Schrägstellung der Kanne auch leicht nach oben erfolgen muss. Gut, dass Dobsons so intuitiv sind, jou da ist er und mit ihm verfliegt der Anflug von Müdigkeit sofort. Das ist mal ein Sternenmeer mit Struktur. Wow! Sternketten, leicht ovale Form, Ausläufer, hell und in extrem viele, auch sehr feine Sterne aufzulösen.

Für die Rohskizze hat es einige Beobachtungen gebraucht bis ich zufrieden war, aber diese erste Beobachtung habe ich dann mal genutzt, um einem alten, schon lange gehegten Verdacht nachzugehen. Der Vergleich mit dem hoch im Zenit stehenden M 13 drängt sich einfach auf. Ich komme zu dem Schluss, dass M 13, das Vorzeigeobjekt unter den Sternhaufen des Nordhimmels, von M 22 merklich in den Schatten gestellt wäre, wenn dieser nicht von Mitteleuropa aus einfach zu tief am Horizont stehen würde und wegen des langen Lichtwegs durch die Atmosphäre  immer unter Licht- und Luftverschmutzung leidet.

So ist es Dienstag geworden und am Mittwoch steht schon der Umzug auf das Athos Gelände an. Wir nutzen den Tag für einen Ausflug zur Caldera und zum neuen Vulkan, der vielen Anwohnern Unheil gebracht, viele Häuser unter Asche begraben hat, immer noch raucht und für unser Verständnis bedrohlich nahe an den beiden größeren Städten Los Llanos und El Paso liegt.

   

Am Rand der Caldera gibt es einen kleinen Rundwanderweg von dem aus man recht spektakuläre Ausblicke genießen kann.

Wir hatten das interessante Erlebnis, dort einen entfernten Felssturz, also die Folgen von Erosion, mitzuerleben und in dem Zusammenhang ist das Bild in der Mitte recht interessant. Spätestens in der Vergrößerung erkennt man oben mittig in der Felswand den umgekehrt tropfenförmigen Ausbruch eines massiven Felssturzes und darunter, dreieckig den aufgetürmten Schuttkegel. Der ebenfalls dreieckige waldlose Bereich darauf, in dem nur einzelne Bäume erkennbar sind, lässt mehrere Gebäude und entsprechende landwirtschaftliche Aktivitäten erkennen.

Der "Volkano", also der neue Kegel in Flanke der der Cumbre Vieja ist wirklich sehr beeindruckend. Schon von unten sieht man im Vorbeifahren, wie nahe er an den beiden Städten liegt und dass da immer noch Rauch aufsteigt.

 

Ein Aussichtspunkt oberhalb bietet ebenfalls schöne Perspektiven, zeigt aber auch das Ausmaß des Lavastroms.

Abends wird auch mal gekocht, das Camu Camu hat Ruhetag. Nudeln mit selbst gemachter Tomatensauce auf Mochobasis schmecken auch sehr gut und dann wird es schon wieder langsam Zeit, für die Teleskope.

 

Wieder werden die bisherigen Highlights aufgesucht, ich kann mich nicht satt sehen und manchmal erkenne ich auch noch ein Detail welches ich bislang noch nicht oder noch nicht so gut erfasst hatte. Die eine oder andere komplizierte Skizze bekommt ein paar neue Striche und so mancher Plan, ein Objekt zu zeichnen, reift erst dabei.

So gibt es im Schwanz des Skorpions einige nicht eben leicht zu erfassende und/oder kleine Objekte auf die man sich schon ein wenig länger einlassen muss. Den kleinen bipolaren PN NGC 6302 (Bugnebel) hatte ich im Jahr 2021 schon gezeichnet und auch den kleinen visuell sichtbaren Teil des benachbarten Hummernebels. Ein wenig höher wird es mit der Katzenpfote visuell richtig anspruchsvoll, da bleiben auch mit 16 Zoll und mit guten Filtern nur ein paar diffuse Flecken, das sind die hellsten Teile des "Tatzenabdrucks". Man sollte sie schon ins Zentrum des Bildfeldes stellen um sie wirklich sicher auflösen und sehen zu können, ebenso den kleinen Balken des Hummers. Die folgende Zeichnung entspricht damit zwar den gesehenen Details aber nicht der Beobachtungssituation.

Grenzwertig zu sehen, auch als Zeichnung unspektakulär, aber alleine dass ich solche Objekte überhaupt direkt am Teleskop sehen kann, daran wird mich die Zeichnung immer erinnern.  Zeichnungen machen es mir viel leichter, mich an Beobachtungen zu erinnern und mir die Begebenheiten wieder zu vergegenwärtigen.

Ich gehe danach mal die Milchstraße aufwärts, Lagune, Trifid, Omeganebel und schließlich der Adlernebel. Das ist auch so ein Objekt, welches sich erst mit der Zeit richtig erschließt, denn so knallhell wie z.B. der benhachbarte Omega/Schwan ist er eben nicht und die prominenten "Säulen der Schöpfung" sind visuell kaum zu knacken. Eigentlich erkannte Messier auch nur den Sternhaufen und der heißt M 16, der umgebende Nebel trägt die Bezeichnung IC4703.  Dieses Mal lasse ich mich später doch auf eine Zeichnung ein, denn unter diesem Himmel ist er überraschend hell und strukturiert.

Kopf und Schwingen des Adlers sind mit wenig Fantasie zu erkennen und der eingebettete Sternhaufen ist locker aber deutlich. Es gibt merkliche Helligkeitsunterschiede im Nebel und die schwächsten Teile reichen weit, laufen diffus aus. Im Brustbereich des stürzenden Vogels ist eine längliche Verdunklung zu erkennen. Da stehen die als Säulen der Schöpfung bekannten Nebeltürme, durch ein Hubblefoto weltberühmt geworden, inzwischen (durch immense technische Fortschritte in dem Bereich) auch mit Amateurmittel zu fotografieren. 

So geht die letzte Nacht bei Dietmar und Anneliese sehr erfolgreich zu Ende.

Am nächsten Tag siedeln wir mit Sack und Pack zu Kai, in die Casa Isaak um. Die Unterkunft für uns ist nicht so groß und nicht ganz so komfortabel aber absolut okay. Der Standort ist für die Beobachtung besser, weil merklich weniger Störlicht vom Ort im Blickfeld liegt. Gefrühstückt und gegebenenfalls auch gekocht wird in der Orangerie, das ist also auch der Treffpunkt zum Fachsimpeln mit anderen Gästen.

Rolf hat nun seine sehr gut eingenordete, schwere Fotomontierung auf eigener Plattform und ich habe eine geräumige runde Plattform für den Dobs.

    

 

Eingerichtet sind wir schnell, die ersten freundlichen Kontakte zu den anderen Gästen mit der Ankunft hergestellt. Unter Anderen lernen wir ein sehr nettes Paar aus England kennen, mein Englisch ist extrem eingerostet, aber man versteht sich. Es sind allerdings nur Fotografen hier, ich bin mal wieder der einzige Visuelle. Die Nacht kann also kommen und wir sind gespannt, was die Woche hier noch bringen werden.

Sonnenuntergang zwischen den Wolkenschichten.

 

Die obere Schicht verschwindet bisher sehr zuverlässig bis zum Ende der Dämmerung, so auch in dieser Nacht.

Natürlich werden am neuen Platz zunächst mal alle möglichen bereits beobachteten Objekte abgeklappert, gerade die etwas anspruchsvolleren Fälle, um zu sehen, wie sich die Plätze unterscheiden. Es ist zwar nicht dramatisch, aber das hier nicht vorhandene Störlicht durch die entfernten Straßenlampen genau gegenüber des Platzes bei Dietmar, macht sich positiv bemerkbar. Es ist wirklich einen Tacken dunkler, sehr schön.

So bleibe ich gleich mal an der Skizze des Leo Triplets hängen und sie wird nun fertig gestellt.

 

So detailreich kommt das auch hier auf La Palma längst nicht immer, aber oft genug. Trotz des deutlichen Helligkeitsunterschiedes zu den beiden Messiers, zeigt sich NGC 3628 locker hell genug für die skizzierten Details. M 65 etwas asymmetrisch mit hellem, ovalem Kern, M 66 mit quer zur ovalen Form stehenden zentralem Balken und sehr subtilen Helligkeitsvariationen im Halo, die als Ansätze der Spiralarme durchgehen können.

Für mich ist dieses Trio eines der absoluten Highlight der diesjährigen Reise.

Auch bereits vorgestellte Objekte, wie z.B. Centaurus A und Omega Centauri erhalten erst hier, in den nächsten Nächten, den letzten Schliff.

Diese oft sehr gute Durchsicht, bei dann auch sehr gutem Seeing, sollte nicht nur durch extrem schöne Beobachtungsmöglichkeiten an Standardobjekten genutzt werden, sondern auch für Objekte die ansonsten kaum wahrzunehmen sind. Da bietet sich z.B. Abell-Katalog reichlich Möglichkeiten und mir war in der Nähe des Raben mit dem kleinen, hellen PN  NGC 4361 und dem schon in der Hydra gelegenen Kugelsternhaufen M 68, auf den Karten ein als Abell 35 eingetragener Planetarischer Nebel aufgefallen, den ich noch nie be-/versucht hatte. Das Zielgebiet ist per Starhopping eigentlich leicht auszumachen, der Nebel von stattlicher Größe und seine Position auch gut einzugrenzen, aber da ist........ erst mal nichts.

Okay, z.B. der später zu Rate gezogene BAfK (Beobachteratlas für Kurzentschlossene) weist ihn als extrem lichtschwach auf der großen Fläche aus. Egal ob 50fach oder 90fach, ein UHC Filter ist zu wenig, selbst unter diesem guten Himmel. Erst der harte Baader O III bringt dann in beiden Vergrößerungen und nach einer Pause die Erkenntnis, dass zwei schwache Streifen und ein ovaler Schimmer keine Einbildung sind, sondern offensichtlich der Nebel.

Die Beobachtung wird in den nächsten Nächten wiederholt und dabei auch immer deutlicher.

Rolf bestätigt mich durch seine Beschreibung des Anblicks im Okular. Zum guten Schluss sind die Einzelheiten so klar zu fassen, dass ich das Objekt zeichnen kann. Sehr schwach, aber als Beobachtung für mich auch sehr spektakulär.

Schon wieder geht eine lange Beobachtungsnacht zu Ende und ich bin auch echt geschlaucht. Gut, dass wir dieses Mal zwei Wochen hier sind, da bleibt doch mehr Zeit für Gelassenheit. Die Sorge etwas zu verpassen schwindet rasch und gibt tiefer Zufriedenheit Raum.

Dann geht es tagsüber auch mal nach Santa Cruz und zwei mal mit Rolf für Zeitrafferaufnahmen in Richtung El Paso, zu den berühmten Wolkenfällen.

Ihm gelingen spektakuläre Aufnahmen die werde ich später sicher noch hier einbauen, wie auch einen oder zwei kurze Zeitraffer vom nächtlichen Sternenhimmel. Hier erst mal Fotos von mir.

 

 

 

Die Wolkenfälle entstehen, wenn sich Wolkenschichten von Osten her über die Insel schieben und dann über die Höhen des von Nord nach Süd verlaufenden Gebirgskamms sehr schnell nach Westen herabfallen und sich auflösen.

Nach den Ausflügen wird gut gegessen und üblicher Weise nochmal etwas geruht. In der Dämmerung beginnt dann die Vorbereitungsroutine für die Nacht. Die Teleskope werden abgedeckt, Okulare überprüft und mit den Karten an der Plattform bereit gelegt.

Nach den Einstimmungsrunden widme ich mich nochmal verstärkt den Kugelsternhaufen im Schützen. Da gibt es mehr als ein Dutzend Möglichkeiten, ohne dass man vom Messier und NGC-Katalog abweichen muss und ich suche auch die schwächeren Kandidaten auf, welche manchmal nur neblige Fleckchen mit leichter Mottelung bleiben.

Recht gut gefallen hat mir dabei die Dreierkette, welche quasi den Boden des Teapots (wie der Schütze im englischen Sprachraum auch genannt wird) bilden.

Auflösung ist nicht alles, hier kommt es für mich eher auf den möglichen Grad der Auflösung und die unterschiedlichen Sternfelder an. Jeder Sternhaufen ist anders und auf seine Art schön.

 

Wo ich schon mal da bin schaue ich noch ein Stück tiefer bei NGC 6723 vorbei, der mit zwei benachbarten Reflekionsnebeln in einem Feld steht. Diese Objekte habe ich auch 2021 schon gezeichnet, aber das lohnt nochmal.

Genauer hingeschaut und auch mal höher reinvergrößert lassen sich doch mehr Sternchen auflösen.

Ich bemerke schon wieder, dass 14 Tage anstatt sonst nur eine Woche, doch mehr Entspannung bringen, man hat einfach mehr Zeit und Muße für einzelne Objekte.

Nach solchen etwas anstrengenden Objekten lasse ich immer den Blick mal frei über den Himmel schweifen, ohne Teleskop, einfach nur da sitzen und über die helle Milchstraße staunen. Es ist schon wieder ziemlich früh also Zeit für die Tagesruhe und so sinniere ich noch ein wenig vor mich hin. Dabei reift der Plan, mich nochmal um die Planetarischen Nebel im Adler zu kümmern. Mit einigen davon habe ich zu Hause immer meine Problemchen, das sollte doch hier besser gehen.

So starte ich dann auch nach Sonnenuntergang 

 

langsam in die nächste Nacht mit einigen Genussbeobachtungen, bis schließlich der Adler mit seinen vielen PNs zum Ziel wird.

Ich gehe das mal vom altbekannten offenen Sternhaufen Messier 11 aus an, schaue dann nach dem kleinen Ring von NGC 6751, bei dem ich die Ringform nur bei sehr hohen Vergrößerungen erkenne und der benachbarte Kohlenstoffstern V Aquilae erfreut mit einem sehr satten Orangeton.

Danach suche ich mir nochmal NGC 6772, einen PN der mit anderthalb Bogenminuten Ausdehnung gar nicht mal klein ist, aber dafür eben in der Fläche nicht sehr hell. Der geht also gern schon mal unter und tatsächlich muss ich ein wenig rühren und mich anstrengen um ihn endlich zu sichten.

Einmal gefunden belohnt er aber genaue Beobachtung, mit und ohne verschiedene Filter, auch bei hohen Vergrößerungen. Ich erkenne in Summe einen zarten, hellen, ovalen Rauchring um ein dunkleres Zentrum. Der Ring ist an einer Schmalseite fast offen, den Zentralstern kann ich nicht erkennen.

Danach will ich ganz in der Nähe, nur etwas höher in der Sternenkette, zu NGC 6778 wechseln, aber da tue ich mich zunächst auch schwer. Ich muss mir erst mal wieder bewusst machen, dass dieser PN zwar heller als das Objekt zuvor, aber nur halb so groß ist. So wähle ich eine deutlich höhere Aufsuchvergrößerung und schon geht das ziemlich schnell, weil eben aus einem verdächtigen "Sternpunkt" ein etwas flächigeres Objekt wird.

Noch höhere Vergrößerungen zeigen dann eine deutlich eckige Form. Es handelt sich um einen bipolaren PN (wie z.B. auch der bekannte Hantelnebel) von dem ich quasi nur die hellen, zentralen Ausgangskerne sehe, die zarten äußeren Schalen bleiben mir, wie auch der Zentralstern, verwehrt. Eventuell hätte ich viel höher vergrößern können, denn das Ding ist hell, aber das habe ich nicht gemacht.

Irgendwie hatte ich auch schon ein anderes Objekt im Visier. Im Atlas war mir, ganz in der Nähe von NGC 6772,  mit Abell 55 ein weiterer PN aufgefallen. Den hatte ich noch nie. Groß, alt, schwach, hier sollte das eigentlich ähnlich gut gehen, wie schon Abell 35. Okay, da habe ich tatsächlich ein wenig Fieldsweeping (Wackeln mit dem Fernrohr) und ausgeprägtes indirektes Sehen, bis ich mir sicher bin, dass dieses mit einigen Sternen durchsetzte Glimmen mein Objekt der Begierde ist.

 

Einmal dingfest gemacht, lässt sich dann mit wechselnden Filtern und Vergrößerungen doch einiges an Detail erkennen. Zwei etwas hellere Klammern fassen einen rundlichen, glimmenden Nebelhauch ein. Sterne in und um den Nebel werden je nach Filter an- oder ausgeknipst, beim harten O III bleiben nur wenige übrig. Keine Spur von einem Zentralstern.

Die Beobachtung von Planetarischen Nebeln ist für mich immer wieder eine faszinierende Sache, weil es in dieser Objektklasse so große Unterschiede und damit auch unterschiedliche Herausforderungen gibt. Für diese Nacht ist aber Schluss, überhaupt nähern wir uns nun doch deutlich dem Ende unseres Beobachtungsmarathons, aber ein paar Tage/Nächte sind es noch.

Okay, neuer Sonnenuntergang, neues Glück und ach, wen haben wir denn da?

Da steht in der Dämmerung der Mond noch ganz schön hoch, aber diese Nacht hält sich die Störung durch das Mondlicht noch in Grenzen.

Okay, machen wir mal aus der Not eine Tugend und halten das Handy ans Okular. Ich glaube das war eine Nacht später, aber egal.

Naja, für Handy freihändig kann man das durchgehen lassen. Ich habe an zwei Abenden dann auch die späte Dämmerung für intensive Mondbeobachtungen genutzt. Sehr auffällig ist, dass winzige Sternchen auch sehr dicht neben dem hellen Mond zu erkennen sind. Das in einem Bereich der zu Hause nahezu immer von einem Halo verschleiert ist, der die Licht-/Schattengrenze markiert. Das trifft auch auf feinste Lichtpunkte am Terminator zu, die aus dem Schattenbereich hervor stechen und Erhebungen markieren die bereits von der Sonne beschienen werden, während tieferes Terrain noch im Dunkel liegt. Da spielt ein wenig Seeing hinein, auch die Fernrohrqualität, doch in der Hauptsache die klarere Luft.

Überhaupt sind Krater und Berge, Wälle am Terminator sehr beeindruckend. Mich beeindruckt besonders der recht flach aussehende Posidonius, also der größte Krater links im Bild, am Terminator, teils ringförmige Rillen unterhalb der Kraterwälle, auf denen auch Kleinkrater zu finden sind. Auch im Boden des teilweise von Lava gefluteten Einschlagskraters gibt es nochmals einen größeren Einschlagskrater und noch kleinere, von denen ich allerdings nur einen von den ebenfalls vorhandenen Erhebungen im Kraterzentrum unterscheiden konnte. Diesem Krater könnte man durchaus eine halbe Nacht widmen.

Okay, zurück zu Deep Sky. Unter Mondlicht, also mal Abstand halten und höhere Gefilde aufsuchen. Nach ein paar Sternhaufen lande ich doch glatt wieder bei einem kleinen Planetarischen Nebel, dieses Mal die Erdnuss, NGC 2371. Der zieht alleine schon weil er zwar hohe Vergrößerungen benötigt (kleines Feld zur Aufsuche) und doch in einem Sterndreieck nahe Castor fast nicht zu verfehlen ist.

Hier ist die bipolare Ausrichtung klar zu erkennen, ein sehr schönes zweigeteiltes Ding, kein Zentralstern.

Diesbezüglich suche ich nun mal zwei alte Bekannte auf. Der Hantelnebel, Messier 27, zeigt mir auch zu Hause schon mal den Zentralstern, aber nur unter besten Bedingungen und dabei fällt auch immer wieder das unruhige Nebelzentrum auf.

Hier sehe ich das tatsächlich bei hohen Vergrößerungen extrem wolkig.

Außerdem sehe ich einige Sternchen mehr im Nebel, immer wieder blitzen sie auch im Nebel auf, oft verschwinden sie, wenn man sie fixieren will, um beim " indirekt vorbeisehen" wieder aufzuglühen. Den Zentralstern mache ich (ohne Filter)  etwas außermittig in einem Nebelknoten ausfindig und kann ihn bei 250 bis 300fach dauerhaft halten.

 

Wo wir schon dabei sind, mache ich mit der Zentralsternsuche auch gleich bei Messier 57, dem Ringnebel, weiter.

Zunächst mal ist er winzig, dann kommt die deutliche Ringform, mit mehr Vergrößerung füllt sich das Zentrum des hellen Rings recht hell aus und dann muss man so hoch vergrößern, dass das volle Auflösungsvermögen der Öffnung angeknabbert wird und dabei das aufgehellte Zentrum wieder dunkler erscheint, weil sich die Helligkeit auf mehr Fläche verteilt.

Dann blitzt er blickweise auf, der Zentralstern und lässt sich, ein mal gesichtet, auch relativ mühelos halten.

Filternutzung ist am Ringnebel möglich, bringt andere Ansichten, aber für die Sichtung des Zentralsterns ist jeder Filter kontraproduktiv.

 

Am nächsten Abend ist der Mond nach der Dämmerung

so hell, dass ich mich erst nochmal aufs Ohr lege um dann gegen 02.30 Uhr, nach Weckruf von Rolf, nochmal einige Beobachtungen ohne Mondlichtstörung so richtig zu genießen. Der Stift und die Kladde werden nicht mehr bemüht. Ein Objekt, besser gesagt eine Region, zeige ich aber noch, denn das ist für mich auf La Palma immer wieder ein Highlight von berauschender Schönheit, zumal der Lagunennebel, Messier 8, seit Jahrzehnten eines meiner Lieblingsobjekte am Sternenhimmel ist.

Der Anblick erschien mir lange Zeit zu schön, detailreich und komplex um ihn zu zeichnen, aber im Jahr 2022 habe ich es gewagt und bin auch ganz zufrieden. 2022 habe ich es leider nicht geschafft, einen Reisebericht zu schreiben, es existieren nur einige Zeichnungen in der Galerie.

Immerhin ist mir eine Gedankenstütze für die Erinnerung und eine recht ordentliche Darstellung der gesehenen Nebelstrukturen gelungen. Der kleine Kugelsternhaufen NGC 6544, unterhalb von M8 auf 07.00 Uhr, ist mühelos als KS zu erkennen, die Nebelfetzen bei 09.00 Uhr haben Katalogbezeichnungen und auch den kleinen offene Sternhaufen NGC 6531 auf 01.00 Uhr am Bildfeldrand, also nahe Messier 20, dem Triffidnebel, kann ich leicht erkennen.

Die Zeichnung erschien mir später, in der Nachbetrachtung manchmal einfach zu detailreich, eventuell doch etwas "geschönt" durch Erinnerung, Fotoüberlagerungen oder sonstige Täuschungen, aber ja, La Palma 2024 hat sie voll und ganz bestätigt.

Eigentlich wäre ja noch eine Nacht drin gewesen, die Nacht von Dienstag auf Mittwoch, unseren Abreisetag. Neben dem doch inzwischen lästig gewordenen Mondlicht versprach aber auch die Wettervorhersage nichts Gutes und so fassten wir den Entschluss, die letzte Nacht nicht mehr zur Beobachtung zu nutzen. Tatsächlich zog es zu und der Himmel blieb auch nach der Dämmerung bewölkt.

Wie schon die erste, fällt auch die letzte Nacht aus, aber dazwischen haben wir alles gegeben und extrem viel dafür bekommen.

Wir haben uns also nochmal was gekocht und anschließend auch den Bottlekill unserer Absacker-Flasche zelebriert.

Am anderen Morgen fahren wir zum letzten Mal für dieses Jahr die Küste entlang nach Süden, durch die Caldera und dann hinauf zum Tunnel auf die andere Seite, zur Hauptstadt und zum Flughafen. Schön war es, nein es war wieder mal genial.

Einchecken, Abflug und nach vier halb verdösten Stunden so langsam Anflug auf Frankfurt.

Bis zum nächsten Mal.....La Palma.

 

Persönliche Umstände haben die Fertigstellung des Berichts doch bis zum 16.06.24 dauern lassen und es fehlen auch noch Fotos und vor allen Dingen Zeitraffer von Rolf. Wer also diesen langen Reisebericht zeitnah liest und Gefallen daran findet, kann in ein paar Wochen nochmal reinschauen und neue, schöne Passgagen entdecken. 

----------------