Endlich wieder La Palma.

Dieses Mal, vom 09.06.2021 bis 16.06.2021 zu zweit und nicht, wie im Mai 2018 zu dritt. Dazu, entgegen der Planung, mit einem Jahr Verspätung, Corona lässt grüßen.

Wieder die Casa Rosabel, der altbekannte, sehr gute, nur äußerlich etwas staubige 16 Zoll Dobson, also herrliche Aussichten. Das Wetter war allerdings wechselhaft, die ersten beiden Tage sogar ausgesprochen heiss und Sahara-Staub kam öfter mal mit södöstlichen Strömungen rein, was teilweise für herrliche Sonnenuntergänge sorgte. In der ersten Nacht ging gar nichts, auch die Profis auf dem, eigentlich immer aus den Wolken ragenden, Roque hatten an mehreren Tagen ihre Problemchen mit hoher Bewölkung. Dann gab es, im Wechsel, wieder absolut klaren Himmel und ganz hervorragende Beobachtungsbedingungen.

   

 

 

Wir hatten zwei Top-Nächte, eine weitere gute Nacht und noch zwei Nächte in denen wir, wegen durchziehender Wolken, mal Pausen machen oder uns zeitweise auf Wolkenlückenspechteln verlegen mussten. Mit einem Dobson ist man da ja flexibel, der ist schnell in jede beliebige Richtung geschwenkt.

Auch Rolf kam mit seinem Foto-Equipment zu sehr guten Ergebnissen, die hier in der Folge teilweise, neben meinen Zeichnungen, einfließen werden. Die großen Nebel in ihren Sternfeldern halbwegs realistisch zu zeichnen ist mir einfach nicht möglich, da kommen die Fotos besser.

Das Eingangsbild, mit der Milchstraße im Hintergrund, hat Rolf auf der Hausterrasse gemacht, dort wurde auch die letzte Nacht, mit dem eingens für La Palma gebauten 8Zoll f/5 Reisedobson, beobachtet. Die Milchstraße komplett entstand etwa 100 Meter entfernt, am dunklen Beobachtungsplatz mit den zwei Säulen für die Fotografie und dem 16 Zoll Dobson. Wie gut das alles war, mag die Tatsache verdeutlichen, dass der 8-Zöller, eigentlich für das Ausweichen auf den Roque gedacht, den Berg nicht sah. Wir konnten von der Casa aus hervorragend beobachten.

    

Um die Besuchs- und Beobachtungsmöglichkeiten am Roque gab es ja in der letzten Zeit einige Gerüchte, die teilweise so weit gingen, dass der Berg oberhalb 1500 Metern Seehöhe zu nächtlicher Stunde gesperrt sei oder zeitnah dicht gemacht werden solle. Davon ist die Realität weit entfernt. Es geht um künftige Regelungen bezüglich des, noch im Bau befindlichen, Besucherzentrums am Berg, unterhalb der Observatorien. Es muss m.E. zu Gunsten der Profiastronomen geregelt werden, dass der Besucherbetrieb dort nur tagsüber stattfinden kann und es ist eben nicht geplant, die Hobbyastronomen nachts auszusperren. Weiterhin stehen die Hubschrauber Landeplätze, unterhalb der Tscherenkow-Teleskope, auch Nachts für Hobbyastronomen offen und dort hin laufen musste man, ab der nächtens geschlossenen Schranke an der Zufahrt, schon immer. Natürlich sollten sich alle Hobbyastronomen nachts am Berg so benehmen, wie sie das für sich selbst auch von anderen erwarten. Weißlicht ist tabu, ebenso wie Laser und Co. Auf der Durchgangsstrasse sollte man beim Fahren das Fernlicht nicht einschalten, auch wenn nicht alle zwei Meter ein Schild darauf hinweist. Wir sind da zu einem guten Teil selbst unseres Glückes Schmied.

     

 

Aber nun zu den Beobachtungen.

Einen guten Monat später als in 2018 waren wir für zwei geniale Objekte dieses mal etwas zu spät. Omega Zentauri, der große Kugelsternhaufen, wurde leider schon kurz nach der Dämmerung vom allgegenwärigen Horizontdunst, der sich über dem Meer nie ganz auflösen wollte, ziemlich geschwächt. Ebenso erging es Centaurus A, der wunderschönen Galaxie, die ja nur unwesentlich höher steht. Beide waren gut zu erkennen und schön anzusehen, aber bei Weitem nicht so spektakulär wie drei Jahre zuvor bei höherem Stand. Später in der Nacht waren durchaus öfter Beobachtungen bei guter Himmelstransparenz bis auf unter -40° Breite möglich, nicht aber so früh. Dafür kamen andere Objekte, z.B. tief im Schützen und im Skorpion, besser zum Zuge

Ich fasse die Nächte der Einfachheit halber zusammen, denn Vieles wurde doppelt beobachtet, z.B. um noch bessere Bedingungen als zuvor zu nutzen oder nochmal etwas auszuprobieren und zu zeichnen. Bei der ohnehin extrem großen Anzahl der Objekte ergäbe das schlicht unnötige Länge. Zwar wurden auch die allbekannten Vorzeigeobjekte beobachtet, die unter unserem mitteleuropäischen Himmel gut zu beobachten sind, aber hauptsächlich ging es um Objekte die hierzulande so tief über dem Horizont stehen, dass sie nur ganz selten bis nie ihre volle Pracht zeigen können und natürlich um das, was bei uns gar nicht über den Horizint klettern kann.

Soweit nicht anders beschrieben kam zur Aufsuche das 20 mm UWA mit 4,5 mm AP bei 90fach zum Einsatz, anschließend das auf 13,5 bis 8 mm eingestellte (Selbstbau) Nager-Zoom auf Basis des 12 mm T2. Damit sind 3-1,8 mm AP bei 130 bis 225fach drin.  Das reichte in aller Regel aus. Wenn das 38er WA, mit 8,5 mm Über-AP bei 50-fach, aber halt mit 1,5 Grad Feld oder das 7-3,5 mm Zoom (250 bis 500fach) zum Einsatz kamen wird das, genau wie Filtereinsatz, erwähnt. Es stellte sich heraus, dass der Baader O III für diesen guten Himmel zu engbandig ist, der Castell O III reichte zur Aufsuche geeigneter Objekte völlig und bot das schönere, weil sternreichere Bild. Meistens war der Castell UHC, ein wirklich weicher UHC-Filter, die beste Wahl für die detailreichste Beobachtung von PNs und Gasnebel gleichermaßen, wenn diese nicht schon ohne Filter brillant genug waren. Objektwahl, Aufsuche und Okular-/Filterbestückung oblagt meistens mir, da Rolf sich auch um das Fotogerödel kümmern musste. Die Beobachtungen der Objekte wurden dann in aller Regel geteilt.

Nachdem am Mittwoch, dem Anreisetag, bis weit in die Nacht noch Wolken vorherrschten, riss am Donnertag die Bewölkung zusehends auf und es entwickelte sich die erste spektakuläre Nacht am, von Haus aus, fast perfekt justierten 16 Zoll Dobson, der nur wenig Nachjustage am Hauptspiegel benötigte. Danach noch den grünen Laser, sowie den optischen Winkelsucher justiert und es konnte mit den Beobachtungen los gehen.

Der Laser als Peilsucher wurde bereits 2018 thematisiert. Es blieb dabei, das stört dort niemanden und ich habe ihn sparsam eingesetzt.

Bilder und Zeichnungen kann man direckt anklicken und eine vergrößerte Ansicht öffenen und/oder sich mit Mausklick rechts und der Funktion Grafik in neuem Tab öffnen auch größer anschauen.

Zum Warmmachen Messier 13, einfach brilliant. Messier 57, ohne Filter gnadenlos hell, für die Suche nach dem Zentralstern war ich einfach zu heiß auf andere Objekte. M 51 wollte ich da oben noch schnell mitnehmen, aber da kam ich dann doch um eine intensivere Befassung nicht umhin, denn so habe ich das Teil selten visuell gesehen. Aber okay, unter besten Bedingungen geht das auch mal von zu Hause ähnlich. 

   

Im Anschluss kam dann auch noch Messier 64, die Galaxie mit dem schwarzen Auge dran, denn die musste einfach gut sein, war sie auch.

Messier 101, die Galaxie oberhalb der Wagendeichsel, zeigte mächtig Ausdehnung, blieb aber diffus, wenn auch mit Helligkeitsschwankungen die als Spiralarmsichtungen durchgehen können.

 

Danach ein lockerer Spaziergang durch den Virgo-Haufen. Nur mit dem 20 mm Ultraweitfeld-Okular einfach mal durch gehangelt und die Helligkeit der vielen Welteninseln bewundert, die zu Hause oft so blass bleiben. Dann geht es deutlich tiefer, zu M 104, der Sombrero-Galaxie und auch hier werde ich nicht enttäuscht. Das Staubband ist klar auszumachen und ich finde sie eigentlich in der Übersicht , also mit viel von dem ansprechenden Sternenfeld drum herum, am schönsten. Das Staubband ist deutlich und die zentrale Kondensation so hell, dass sie es durchbricht. 

  

Der Weg ist nicht weit zum Raben, noch ein Stück tiefer. Der sehr schöne Planetartische Nebel NGC 4361, den ich immer auf dem Zettel habe, bildet mit den oberen beiden Kastensternen ein gleichschenkliges Dreieck. Er ist, gar nicht so klein, mit dem Castell OIII Filter sehr hell, schnell aufgefunden. Auch er zeigt weit mehr als zu Hause, erscheint mir deutlich bläulich, auch ohne Filter. Eine rundlich ovale, gut zu erkennende Hülle mit diffusem Außenbereich und einer zentralen Kondensation, in der sich ohne Filter sehr deutlich der Zentralstern zeigt.  

Neben der Raute des Raben, ein Dreieck mit den beiden westlichen Hauptsternen bildend, wartet ein interessantes, aber schwer zu fassendes Galaxienpaar. NGC 4038 und NGC 4039 bilden die Antennen-GX. In hoher Vergrößerung mit dem T2 Zoom sind die beiden Ovale der Galaxien mittig zwischen zwei Sternchen deutlich auszumachen. An einer Seite hängen sie zusammen, zur anderen Seite öffnen sie sich. Sie bilden quasi ein längliches Herz an dessen Spitze sich ein kurzer nebliger Fortsatz zeigt. Dies ist der Beginn der beiden langen Antennen, die aber visuell nicht zu knacken waren.

Weiter, dem Horizont entgegen, zum locker aufgebauten Kugelsternhaufem Messier 68 in der Wasserschlage. Der wenig konzentrierte Aufbau lässt ihn etwas durchscheinend erscheinen. Er gibt aber viele Einzelsterne preis, ein schöner Anblick.

Dann ganz runter zum Centaurus, bevor der mit NGC 5139 (Omega Centauri) und NGC 5128 (Centaurus A) voran in den Dunst über dem Meer abtaucht. Beide Objekte sind visuell gut erkennbar, der Kugelsternhaufen ein Meer von Einzelsternen und die Galaxie deutlich durch das Staubband in zwei Hälften geschnitten. Sie halten visuell jedoch, wie eingangs erwähnt, deutlich nicht mit den Beobachtungen vom Mai 2018 mit. Das änderte sich auch in den nächsten Nächten und bei Versuchen kurz nach (noch in) der Dämmerung und bei dann höherem Stand über dem Horiziont nicht.  Fotografisch ließ sich da viel retten.

  

Der kleine, helle planetarische Nebel IC 4406, mitten in Centaurus, ebenfalls deutlich unter -40° Deklination gelegen, ließ sich mit O III Filter bei höherer Vergrößerung leicht als annähernd rechteckiges, flächiges und deutlich blaues Objekt von den umliegenden Sternen unterscheiden. Mit Filter war ein scharf begrenzter zentraler Balken mit diffusen, seitlichen Ausstülpungen zu sehen, die auch ohne Filter erhalten blieben.  Auf einer Seite länger und schmaler, auf der anderen Seite breiter und beide stumpf endend. Der bläuliche Eindruck, des als Retina-Nebel bekannten Objekts, wurde ohne Filter etwas schwächer, blieb aber gut sichtbar erhalten.

  

An der Grenze zum Centauer, in der Wasserschlange, findet sich, schon mit dem Fernglas, Messier 83, die südliche Feuerradgalaxie, als heller Fleck. Mit dem 16 Zoll Dobson zeigt sie ihre Struktur als Balkenspirale. Deutlich präsentiert sich der helle zentrale Balken mit den Ansätzen der Spiralarme, die diffuser werdend nach außen laufen. 

Etwas unterhalb davon zeigt sich NGC 5253, eine irreguläre Zwerggalaxie , als heller ovaler Fleck ohne Strukturen. Sie ist mit etwa 10 Millionen Lichtjahren nur halb so weit von uns entfernt wie M 83.

Inzwischen schiebt sich nicht nur die Schere des Skorpions in den Mittelpunkt des tiefen, südlichen Himmels, sondern das komplette Sternbild bis zum markenten Stachel. Beim Schwenk in die Richtung kommt man hier an Lupus, dem Wolf, nicht vorbei. Er hat mit NGC 5986 einen kleinen, kompakten Kugelsternhaufen zu bieten, der hell im Übersichtsokular steht. Bei höherer Vergrößerung gibt er einige Einzelsternchen und ein feines Glimmen preis. Ganz am unteren Rand der Karte ist noch ein planetarischer Nebel in Lupus verzeichnet. NGC 5882 wird als sehr klein beschrieben und so bleibt das T2 Zoom vom Kugelsternhaufen aus gleich im Okularauszug, zumal der PN eine Raute mit markanten, schon freiäugig leicht sichtbaren Sternen bildet.  Es findet sich eine kleine, sehr blaue, ovale Nebelscheibe, in der ich bei sehr hohen Vergrößerungen meine, eine innere, zarte, ringförmige Aufhellung zu sehen, kein Zentralstern. Ein sehr schönes, spannendes Objekt, an dem ich mich länger als gedacht und über die Zeit auch mehrmals aufgehalten habe. Okay ich mag diese hellen, feinen PNs einfach sehr.

   

Dann aber der Schwenk in den Skorpion, denn hier kann man ganze Nächte verbringen. Auf dem Weg liegt der helle offene Sternhaufen NGC 6124, der wie eine Ansammlung von sich überschneidenden Sternketten aussieht und dann bleibt man unweigerlich an der, schon mit bloßem Auge, hell leuchtenden Sternansammlung von und um den offenen Sternhaufen NGC 6231 hängen. Da läuft noch eine Sternkette aus dem großen Feld und dafür packe ich das 38 mm WW Okular aus, welches gegenüber dem 20er nochmal deutlich mehr Feld bietet. Das sieht wirklich gut aus und ich surfe ein wenig in der Pracht herum, bis hin zu NGC 6242, einem weiteren offenen Sternhaufen. Im Sternenmeer dazwischen gibt es noch einen Collinder Sternhaufen mit der Nummer 316 und einen Emissionsnebel mit der Bezeichnung IC 4628. Tatsächlich zeigen sich mit dem weichen O III Filter zarte, wattetupferartige Nebelschwaden im Feld, die aber visuell nicht wirklich struktriert dingfest zu machen sind. Die Region ist ein schönes Motiv für Fotografie mit großem Feld.

Raus mit dem Filter und ein paar freiäugige Rundblicke zur Entspannung. Die Gliederung der Milchstraße, die Dunkelwolken, z.B. der Pfeifennebel Barnard 59/65-67/77-78, alles was da verzeichnet ist, steht geradezu schwarz auf weiß am Himmel. Die offenen Sternhaufen M 6 und M 7 hängen wie viel zu große, weiße Eistropfen unter der hellen Milchstraßenwolke des Schützen. Später im Detail zeigt sich Messier 7 locker mit hellen Einzelsternen gefüllt, wobei einer, deutlich gelblich gefärbt, einen schönen Kontrast zu den weiß zu sehenden anderen Sternen bringt. M 6, deutlich kleiner und mit feineren Sternen, zeigt die oft beschriebene Schmetterlingsform mit Flügeln, Körper und Fühlern. Hier gibt es einige leicht gelbliche Sterne für den aufmerksamen und farbempfindlichen Beobachter.

   

Nun aber zu Messier 4, dem prominenten Kugelsternhaufen neben Antares im Skorpion. Mit bloßem Auge ein helles, kleines Wattebällchen, lässt er sich mit dem 16-Zöller sehr weit auflösen und bietet in alle Vergrößerungen ein spektakulären Anblick. Je höher man vergrößert, um so mehr wird er von Sternketten geprägt und dominiert, die auch mit unterschiedlich hohen Vergrößerungen durchaus etwas unterschiedlichen Charakter haben können. Die gewählte Auflösung bestimmt das Bild und das Ding ist extrem schwer zeichnerisch zu erfassen. Ich konnte der Versuchung dennoch nicht widerstehen und zeige hier meine Interpretation. Immerhin, das zentrale Rückgrat, die Fühler oben, die Beinchen und die äußeren Sternketten sehen viele Beobachter ähnlich.

  

Noch dichter am hellen Antares, schon störend dicht, steht der kleine Kugelsternhaufen NGC 6144, der klein und konzentriert, mit einem schönen Sternchen am Rand, neblig gemottelt blieb. Der kugelrund erscheinende M 80, oben in der Schere, ist zwar ebenfalls klein und kompakt, ließ sich aber glitzernde Einzelsternchen entlocken.

Dann wende ich mich dem Stachel des Skorpions zu und suche dort mit NGC 6441 einen weiteren kleinen Kugelsternhaufen auf. Eigentlich nur, um ihn mal gesehen zu haben aber das Ding gefällt mir in seinem Umfeld, mit dem gelben Nachbarstern so gut, dass eine Zeichnung her muss. Neben den riesigen M 4 gestellt, lässt sich die Vielfalt der Kugelsternhaufen recht gut darstellen.

Das Beispiel zeigt, dass man hier, nach Möglichkeit und Zeit, wirklich kein zu erreichendes Objekt auslassen sollte, auch wenn die Kurzbeschreibung im Atlas das Objekt bei 5 möglichen Sternen ganz ohne Stern lässt und/oder es als nicht aufzulösen deklariert. Schönheit ist Geschmackssache und guter Himmel am südlichen Standort kann einen riesigen Unterschied machen.

So bleibt der tief stehende NGC 6388 ein wirklich unscheinbarer Kugelsternhaufen, während der benachbarte NGC 6541 heller ist und Auflösungserscheinungen zeigt. Messier 62, über 10° höher wirkt dann schon geradezu brillant. Der oval erscheindende Messier 19 lässt sich wunderschön auflösen und zum vorläufigen Abschluss der Kugelsternhaufen Tour gibt es den kompakten, etwas weniger hellen M 9 mit glitzernden Sternfünkchen.

In dieser Region des Schlangenträgers findet sich mit NGC 6369 dem "Little Ghost" ein kleiner, recht schwacher PN, der hohe Vergrößerungen erfordert,  hier aber zwischen hellen, schon mit freiem Auge gut sichtbaren Sternen leicht anzupeilen und aufzufinden ist. Mit dem O III Filter zeigt sich in der Aufsuche mit dem T2 Zoom ein recht heller, eiförmiger Rauchring, der bei höheren Vergrößerungen am unteren Rand heller und knotig, dicker erscheint. Den Zentralstern konnte ich im nur leicht aufgehellten Zentrum, auch ohne Filter, nicht erkennen.

  

Ein ganz anderes PN-Erscheinungsbild stand dann mit NGC 6302, dem Bugnebel, auf dem Programm. Er zeigt sich ebenfalls recht klein, aber sehr hell, im T 2 Zoom mit Filter. Da ist ein rechteckiger, heller Balken mit deutlichen "Auswüchsen an beiden Seiten zu sehen. Ohne Filter entwickelt sich der eine Auswuchs lang und zugespitzt, während der andere breiter und kürzer bleibt. Beim Ghost schauen wir direkt in eine Blase des Nebels, während wir beim Bugnebel eine klar bipolar ausgerichtete Struktur sehen.

Nach solchen Objekten für Hochvergrößerung ist eine kleine Pause vom Fernrohr durchaus angebracht und so streift der Blick über den Himmel und das nun über den ganzen Himmel gespannte, helle Band der Milchstraße mit seinen Teilungen und Dunkelnebeln. Das lohnt auch sehr den Griff zum Fernglas. Schon damit kann man im Adler zweifelsfrei erkennen, dass ein Teil des dreiteiligen Dunkelnebels Barnard 142-3 eindeutig wie ein großes C  aussieht und dass Barnard 50 ein annähernd rechteckiges Loch ins Sternenmeer beim Skorpion stanzt.

Nun rückt Sagittarius, der Schütze, in den Mittelpunkt. Im Englischen wird das Sternbild auch Teapott genannt, was sich durch die Vollansicht hier leicht erklärt. Der 16-Zöller wird, mit dem 38er WW Okular für maximales Feld, auf eine sehr helle, länglich oval zu erkennende Stelle in der dortigen Milchstraße gerichtet, das ist Messier 8, der Lagunennebel.

Ich kenne das ja schon von vor drei Jahren, aber es haut mich schon wieder fast aus den Latschen. Es ist hell im Okular, sehr hell. Eine Flut von Sternen in deren Mitte wallende, in Ballungen weiße Nebelschwaden sich überlagern teilen, eine Lagune um den hellsten Nebelballen öffnen und in all dem ein Sternhaufen und viele Einzelsterne. Ein plastisches, dreidimensional anmutendes Bild.

Zu Hause verschluckt der Horizontdunst zuverlässig, schon seit Jahren, den Lichtbalken, der mir früher die Lage von M 8 öfter anzeigte und es ist oft genug so, dass der harte Baader O III noch gute Nebeldetails bringt, worunter aber die Sternenfülle dramatisch leidet. Der weiche O III ist dann meistens ein etwas anstrengender bis fauler Kompromiss zu Lasten des Nebels. Hier können wir uns, über alle Beobachtungsnächte und Vergrößerungsvarianten hinweg, nicht recht entscheiden, ob das Bild ohne Filter besser ist als das mit dem weichen Castell UHC. Der weiche O III bringt den Nebel richtig grell, ist aber mit den starken, verfremdenden Einfärbungen von Nebel und Sternen absolut unnötig, wir haben da ein echtes Luxusproblem.

  

Ein Stück höher, bei Messier 20, dem Trifidnebel, ist der O III sogar regelrecht schädlich, da er den Reflektionsanteil, der ein gutes Drittel des Nebels ausmacht, doch sehr schwächt. Wieder ist es reine Ansichtssache, ob nun mit UHC gefiltert wird oder nicht. M 20 bringt hier eine Klarheit, Struktur und Detailfülle, die an M 8 von zu Hause aus erinnert. Die dunkle Dreitielung zieht sich schmal und scharf gezackt durch den Emissionsnebel, dessen Wolken Helligkeits- und Dichtevariationen aufweisen, der Reflektionsteil ist ohne Filter heller, größer und auch bläulich angehaucht, ein Stern mitten in der "Naht" dazwischen leuchtet deutlich gelblich.

Mit ein wenig Versatz nach Norden komplettiert der helle offene Sternhaufen Messier 21 das Bild. Vom Reflektionsteil des Trifid aus weisen schon einige besonders helle Sterne im Sternenmeer den Weg. Das Ganze lässt sich, von M 8 bis M 21, leicht abfahren und wird nie langweilig, zumal auch östilch und westlich der Hauptnebel von M 8 kleine, zugehörige Nebelfetzchen auftauchen und südlich die beiden winzigen Kugelsternhaufen NGC 6544 und 5553 als besonders konzentrierte Zusammenballungen von Sternchen auffallen.

Wo wir schon bei den großen Nebeln der südlichen Sommermilchstraße sind, kommen wir an Messier 17, dem Omega- oder Schwanennebel nicht vorbei und der Schwan schwimmt schon ohne Filter, in der Übersicht des 38er WW-Okulars, auf deutlichen Wellen. Mit dem UHC und etwas mehr Vergrößerung durch das 20er UWA ist die typische Schwan-Form komplett in weniger helle Nebelteile gehüllt, vor allen Dingen unterhalb und sehr weitläufig am Schwanzende wallt es mächtig. Diese wallenden Nebel sind nicht strukturlos sondern erinnern an Wellen und gequirlte Bänder.

  

 

Etwas nördlich, schon im Schild (Suctum) gelegen, zeigt sich der offene Sternhaufen Messier 16. Eingebettet in den Emissionsnebel IC 4703 ist das Objekt als Adlernebel bekannt. Die Nebelteile sind hier schwach, viele Sterne recht hell,  sodass der UHC Filter oder gar der O III das bessere Bild liefern. Im Nebel, an der Brust des Adlers,  sind die berühmten Säulen der Schöpfung zu finden, allerdings nur fotografisch. Das Bild von Rolf aus 2018 zeigt sie annähernd im Bildzentrum. Visuell sehe ich an der Stelle immer nur eine leichte Abschwächung, quasi ein Loch im Nebel.

Einmal in diesen Regionen angekommen wird auch der offene Sternhaufen Messier 11, im Schild, ins Visier genommen, der schon ohne Hilfsmittel als heller Fleck in der Milchstraße zu sehen ist. Reich an hellen Sternen und ein noch etwas hellerer gelber Klunker gibt den Farbtupfer ab. Ganz in der Nähe, schon im Adler, findet sich der sehr feine, aber dafür leuchtend orange Lichtpunkt von V Aquilae, einem roten Kohlenstoffstern. Er ist immer mein Wegweiser zu dem kleinen Rauchring des Planetarichen Nebels NGC 6751, etwas südöstlich. Für die klare Ringform braucht es schon etwas höhere Vergrößerungen mit dem T2-Zoom.

 

Bei der Beobachtung des Kugelsternhaufens NGC 6712 und des eng benachbarten Planetarischen Nebels IC 1295 ergab sich dann, dass der PN trotz UHC Filter unsichtbar blieb. Erst der weiche O III zeigte ihn sehr, sehr schwach und nur der Baader O III knipste ihn regelrecht an ohne den KS völlig verschwinden zu lassen. Das war für dieses Mal auf La Palma die einzige Beobachtung bei der der harte O III Filter erforderlich war. Damit hatten wir annähernd durchgängig eine Umkehrung der Ergebnisse zur den Beobachtungen unter heimischem Himmel.

 

Die weiteren PNs im Adler habe ich für später liegen lassen und kam nicht mehr dazu. Da gibt es eine ganze Reihe von Versäumissen, aber wir wollen ja in zwei Jahren auch noch "Neues" erkunden.

Dafür nahm ich mir zwei Objekte im Delfin vor. Der kleine Kugelsternhaufen NGC 6934 zeigte mit in höherer Vergrößerung winzige Sternfünkchen am Rande der Einbildung und der Planetarische Nebel 6891 präsentiert sich als schwache, neblige Aufhellung um den Zentralstern. Einfach zu sehen, wenn man weiß worauf man achten muss und wenn der Himmel gut ist.

Es gab dann auch mal die eine oder andere Wolkenbank, bevorzugt horizontnah. Es konnte aber auch passieren, dass wir am Platz mal für ein paar Minuten kaum einen Stern sahen, um kurz darauf schon wieder gute Bedingungen zu haben. Daher kamen zwischendurch auch altbekannte Objekte in höheren Deklinationen aufs Programm und das war gut so. Zum Beispiel reichte das zu der Feststellung, dass z.B. der Komplex des Cirruns Nebels im Schwan wirklich sehr gut zu beobachten war, aber nicht besser als zu Hause unter optimalen Bedingungen. Mit dem Baader O III waren halt wirklich alle Teile einfach hell da, auch "Pickerings Triangular Whisp" und der ganze lange "Wasserfall". Die Zeichnung zeigt NGC 6992/6995 mit der Knochenhand.

  

Auch der Sichel- oder Crescentnebel, NGC 6888, kam sehr gut mit dem Baader O III.

Mexiko quoll mir beim Schwenk auf den Nordamerikanebel , NGC 7000, geradezu entgegen. Der benachbarte Pelikan, IC 5067, blieb schwach, aber deutlich zu erkennen. Mehr als am Objekt dran ist, kann man also auch auf La Palma nicht sehen.

Wo wir schon in diesen zenitnäheren Gefinden sind wird auch dem bekannten Kugelsternhaufen M 13 im Herkules ein Besuch abgestattet und der lohnt sich, wie immer, sehr. Die kleine Begleitgalaxie NGC 6207 fällt hier beim Umrunden sofort als helles Oval auf.

Der kleine Turtle Nebel im Herkules, ein PN mit der NGC Nummer 6210, ist schnell aufgefunden und ich notiere für ihn, dass er auch ohne Filter sehr deutlich blau eingefärbt ist. Länglich oval wird er mit Filter sogar etwas eckig. In der Nachbarschaft, nahe dem Stern 27 HER finde ich noch die sehr kleine Galaxie NGC 6181. Sie ist länglich, recht scharf begrenzt und hell. Mutig geworden schaue ich mal nach dem benachbarten Seyferts Sextett in Serpens, konnte es aber nicht lokalisieren. Das kann dem, für solch schwache Funzeln,  mangelhaften Kartenmaterial geschuldet sein oder es fehlte schlicht doch etwas Auflösung, Himmelstransparenz, oder was auch immer.

Den Kugelsternhaufen Messier 3, nahe Bootes, dem Bärenhüter, aber noch in den Jagdhunden gelegen, mag ich sehr und ich werde nicht enttäuscht. Konzentriert, hell funkelnd, Sternketten, schönes Umfeld. Sein kleiner Nachbar NGC 5466 bleibt viel blasser, zeigt aber bei genauem Hinsehen Auflösung in Einzelsterne. Wenig konzentriert oder sehr weit weg sind bei solchen Beobachtungen unter gutem Himmel die Optionen, die letzte trifft zu. Messier 53, im Haar der Berenike, gegenüber M 3, ebenfalls ein Zwerg, funkelt dagegen hell und heftig und schmückt sich mit zahlreichen Einzelsternchen.

Weiter gehts zur Jungfrau (Virgo) und da nochmal zu Objekten abseits des großen Galaxienhaufens, die zu Hause schon mal etwas schwieriger, zwar da und sichtbar, aber eben doch recht unspektakulär sind. So tat ich mich mit der, eigentlich direkt neben dem hellen Stern 109 VIR leicht aufzufindenden, Galaxie NGC 5746 immer recht schwer. Mehr als ein längliches Glimmen, doch etwas weiter vom hellen Stern entfernt als die Karten Glauben machen, war da kaum auszumachen und dabei trägt das Ding  Eigennamen wie "Klinge und Perle Galaxie" oder "kleiner Sombrero. Also mal ran an das Teil. Finden ist mit dem 20 mm Okular kein Problem. Die kleine Spindel ist hell und.......holla die Waldfee........ein wirklich nettes Teil. Edge On, also Kantenlage, scharf begrenzt, die zentrale Verdickung ist sauber da und das Mini-Teil hat ein Staubband welches sich bei höheren Vergrößerungen mit dem T 2, im Bereich des zentralen Bulge zart, aber recht deutlich zeigt. Das ist mal wahrhaftig eine Perle, denn auch das Sternenfeld ist nett anzusehen.

  

Noch etwas tiefer, in der unteren Virgo-Sternenkette zur Schlange hin, gibt es mit NGC 5634 einen kleinen Kugelsternhaufen, den ich unter solchen Bedingungen auch noch nie beobachtet habe. Oha, gleich der nächste Volltreffer für mich, denn da sind deutlich farbige Sterne im Bildfeld, einer so nahe am Kugelsternhaufen, dass dieser etwas oval wirkt. Die beiden Sterne bleiben, auch bei höheren Vergrößerungen, im Bildfeld. Der Nahe gelb, der etwas entfernte Stern klar bläulich, der KS zeigt Einzelsternchen am Rand und dieses zarte Glimmen an dem ich mich immer wieder erfreuen kann.

Ich bleibe in der Gegend, um mir noch NGC 5364 und NGC 5363, ein schönes Galaxienpaar an der Grenze zum Bärenhüter anzuschauen. Sie sind die hellsten Exemplare einer ganzen Gruppe, ich habe aber nicht intensiv nach weiteren Funzeln geforscht.

  

Messier 5 in der Schlange lockt, ein sehr heller und schon zu Hause gut aufzulösender, schöner Kugelsternhaufen, der sich auch hier sehr spektakulär präsentiert. Vom Puderzucker auf schwarzem Samt in der Übersicht bis hin zu leicht unterschiedlichen Farbeindrücken bei den größeren Einzelsternen in Hochvergrößerung, jeder Anblick dieses Sternhaufens hat seinen eigenen Reiz. Wenn er so gut kommt, gefällt er mir manchmal besser als der berühmte M 13.

Ich nehme die Kugelsternhaufen M 10, M 12 und M 14 im Schlangenträger in der Übersicht mit. Jeder hat seinen eigenen Charakter, der erste fein und harmonisch, der zweite mit leichter aufzulösenden, hellen Einzelsternen, der letzte ein Wattepuschel.

Von dort geht es dann nochmal abwärts, denn etwas oberhalb vom Stachel des Skorpions gibt es Hummer und Katzenpfoten.

Von NGC 6357, dem Hummer, ist visuell, auch mit O III Filter, nur eine kleine, aber im Kern helle dreieckige Nebelzone zu bewundern, die unterhalb eines Sterns hängt. Der ganze Komplex ist wesentlich größer, bleibt aber in seiner ganzen Ausdehnung, Rolf mit seinem Fotoequipment vorbehalten. Das Bild zeigt den Hummer und die Katzenpfote. Gleiches gilt z.B. auch für die wunderbaren Farben der Emissions- und Reflektionsnebel in der Antares Region im zweiten Bild.. Visuell nicht zu fassen ist auch der Detailreichtum von IC 4604 um den Stern 40 OPH, oder der "Blaue Pferdekopf" IC 4592. Das Auge kann Licht nicht über den Faktor Zeit sammeln, die Kamera tut es.

   

 

Von NGC 6334, der Katzenpfote, sieht man visuell schon etwas mehr, mit Filter kann ich zwei Zehen und mit Augenverbiegen, Fieldsweeping und Wohlwollen auch den Ballen halten. Das Ganze auf letzer Rille zu betreiben und auf Biegen und Brechen eine Sichtung zu wollen, ist in der Gegend aber auch ein wenig gefährlich. Die zahlreichen Dunkelnebel sind wirklich schwarz und wenn dann wieder das Glimmen der Milchstraße durchkommt, kann das schon mal Nebelwatte vortäuschen. So bleibt es in der Zeichnung beim sicher gesehenen, dreieckigen, hellsten Teils des Hummers, NGC 6357.

 

Ich bin dann etwa auf dieser Höhe geblieben und in den Schützen gewandert, wobei ich unter dem Teapot blieb, wo mir auf der Karte eine hakenförmige Sternformation auffiel, in der zwei Objekte verzeichnet sind.

Der Kugelsternhaufen NGC 6723 ist ein mittelgroßer Vertreter seiner Gattung und benachbart gibt es mit NGC 6726/7/9 Reflektionsnebel um drei Sterne herum zu sehen. Beides für sich recht unspektakulär, zusammen war es mir eine Zeichnung wert.

Über dem Teapot warten dann mit Messier 28 genau über der Spitze und dem großen Messier 22 nebendran zwei absolute Knaller von Kugelsternhaufen. Gerade M 22 hier zu zeichnen würde ewig aufhalten und sehr anspruchsvoll sein, da bin ich noch von M 4 gewarnt. So belasse ich es beim reinen Beobachten in verschiedenen Vergrößerungen, wobei ich immer wieder gerne vom Anblick bei 150-200fach mit dem T2 Zomm zum 20mm UWAbei 90fach zurück gehe. Im Teekessel werden noch die kleinen Kugelsternhaufen M 54, 69 und 70 mitgenommen.  Auch der kleine NGC 6624 wird nicht vergessen. Sie alle zieren sich bei der Auflösung von Einzelsternen und doch haben sie ihren Reiz. Etwas abseits, in Richtung Steinbock gelegen, besuche ich noch den riesigen Kugelsternhaufen Messier 55. Seine vielen kleinen Einzelsternchen leuchten eher dezent und schwach, aber auch dieses beinahe transparente Erscheinungsbild hat seinen eigenen Reiz.

So ganz allmählich dürften die meisten Objekte der teils sehr langen Nächte am 16-Zöller angesprochen sein. Es fehlt noch die Schilderung von zwei guten Beobachtungen der beiden Gasriesen Jupiter und Saturn, die jeweils gegen 05.00 Uhr bis 05.30 Uhr, den Abschluss der längsten Nächte bildeten. Saturns Ringe nähern sich schon wieder allmählich der Kantenstellung im Jahr 2025, sind also nicht mehr sehr weit geöffnet. Dennoch war die Cassini Teilung auch mit unseren übermüdeten Augen leicht zu sehen und es wurde maximal 200-250fach vergrößert.

Jupiter schlug dann dem Fass den Boden aus. Er stand, wie schon der deutlich kleinere Herr der Ringe, wie in Stein gemeißelt, mit den galileischen Monden auf einer Seite im Okular und bot eine enorme Detailfülle in satten Farben.

        

Die Zeichnung gibt das nur unvollkommen wieder, zumal sie nachträglich, auf einer sehr groben Handskizze basierend, erstellt und koloriert wurde. Erschwerend kommt hier, dankenswerter Weise hinzu, dass die Augen, der ganze Visus, nach mehreren bis zu 8 Stunden langen Beobachtungsnächten wirklich überlastet waren. Immerhin waren danach keine großen Equipmenttransporte mehr fällig. Auf den paar Metern Fußweg bis zur Casa wurde mitgenommen, was nötig war. Als Absacker gab es noch ein paar Chips und eine geteilte Flasche Bier oder ein Glas Wein. Der Weg in die Schalfgemächer erfolgte dann schon fast unbewusst.  Es war genial, schön und hart.

Nun naht die letzte Nacht vor dem Heimflug. Tagsüber ein Ausflug nach Santa Cruz. Mitbringsel für die Familien, Strandbesuch (jawohl wir waren da), Corona Test, Tapas vom Feinsten auf dem Rückweg in Los Llanos und die ganze Zeit mittelprächtige bis stärkere Bewölkung. Abends blieben wir dann mal auf der Terrasse, die sich vermehrenden Wolkenlücken ignorierend, die Erfolge besprechend und Pläne schmiedend.

Gegen Mitternacht war die Bewölkung dann so spärlich, dass Rolf vorschlug, anstatt nochmal zum Beobachtungsplatz zu gehen und den 16-Zöller flott zu machen, den 8 Zoll Reisedobson kurz auf der Terrasse zun Einsatz zu bringen. Der hatte bis da hin nur einen kurzen Testlauf zu Hause und einen noch Kürzeren vor Ort absolviert, denn Fahrten zum Roque hatten sich ja als unnötig erwiesen. 

Aus kurz mal gucken wurden dann über drei Stunden ganz vorzüglicher Beobachtungen, wobei wir hauptsächlich das große mögliche Feld des Kleinen genossen.  Mit 1000 mm Brennweite und voller Feldblende kommen wir hier auf 2,2 Grad Feld bei fast noch zu vertretender AP von 7,6 mm. Mit den 1800 mm Brennweite des 16-Zöllers sind nur knapp 1,5° drin  und das bei deutlicher Über-AP von 8,5 mm. Über einen vollen Monddurchmesser mehr Feld ist schon eine Hausnummer. So gab es also zum Beispiel Messier 8, M 20 und M21 in einem Feld, das ist schon ein Anblick der faszinieren kann. Eher auf M 8 und M 20 zentriert gab es das dann, auch im absolut scharfen Bereich der Abbildung, eine mit 8 Zoll unerwartete Detailfülle. Da fehlte nicht allzu viel zum 16-Zöller. Auch M 17 und M 16 kamen sehr gut, im Teapott wurde nochmal eifrig gerührt und weitere "Standards" aufgesucht. 

Rolf machte dabei, unter anderem, dieses Stimmungsfoto, welches ihn durchscheinend, von Sternen durchdrungen, an unserem 8 Zoll Reisedobson zeigt.

Unter dem Titel "Obsurving Milkyway" hat er es auf Astrobin, in seiner La Palma Sammlung, veröffentlicht und dort fiel es den Leuten der NASA auf, die es unter dem Titel "along the milkyway" am 03.07.2021 als atronoomy picture of the day, kurz APOD veröffentlichte. Das darf man wirklich als Anerkennung für das sehr gelungene Foto betrachen und es verdeutlicht, dass wir wirklich sehr viel Spass unterm Himmel hatten.

 

Ein paar Tuningmöglichkeiten an der Nachführung sind beim "harten" First-Light noch aufgefallen, oder auch die zwingende Notwendigkeit der noch fehlende Socke, zumindest an Standorten wie der Terrasse, wo schon mal im Hintergrund mit Licht hantiert wird.

Im Ergebnis bleibt festzuhalten, dass der 8-Zöller fürs Handgepäck jedes Kilo wert ist und auf solchen Reisen nicht mehr fehlen wird.

Am nächsten Tag war es dann so weit. Noch einmal mit dem Mietwagen quer über die schöne Insel, zum Flughafen und dann der Start in Richtung Heimat. Ein Blick zurück, ein Blick nach vorne

  

und wenn es läuft wie wir es gerne hätten, werden wir La Palma in zwei Jahren wieder sehen.

Selbstverständlich werden wir auch weiterhin unsere Beobachtungsmöglichkeiten zu Hause genießen. Es ist aber wie beim Essen. So gut die Küche zu Hause auch ist, wenn man zielbewusst auswärts Essen geht, gibts mal Sachen, die daheim einfach nicht gehen. In zwei Jahren werden wir eventuell den Tisch im Lokal mal wechseln, aber diese spezielle Speisekarte von La Palma hat es uns einfach angetan.

 

Abschließend und nachträglich noch eine Feststellung, die erst zu Hause, mit einigem Abstand, heran reifte. Rolf hat viele Astro-Fotos gemacht, wir haben noch mehr visuell beobachtet. Fotos von Rolf habe ich hier verwendet, wo die erschlagende Fülle von Details für mich einfach nicht zu zeichnen war, da reicht schlicht mein Können bei Weitem nicht aus. So habe ich mich (wie eigentlich immer) beim Zeichnen an Objekte und Bildausschnitte gehalten, bei denen ich die Details im Großen und Ganzen auch auf die Zeichnung retten konnte. Visuell wie fotografisch wurden immer wieder Objekte ausgelassen, die anderntags gemacht werden sollten, dann kam aber auch mal ein anderes Objekt dazwischen. Man muss sich ja auch noch Ziele fürs nächste Mal übrig lassen.

Bei einigen von diesen Objekten nutzte Rolf allerdings die Gelegenheit, das über eine Remote-Teleskopo-Einrichtung in Australien nachzuholen. So zum Beispiel bei NGC 6723_6_7_9 mit einem sehr guten 127 mm f/5,3 Refraktor von Televue. Diese winzige Objektgruppe aus Kugelsternhaufen, Reflex- und Dunkelneben unterhalb des Teapots habe ich am 16-Zöller auch gezeichnet. Es ist die letzte Deepsky-Zeichnung im Bericht.

 

Ich habe meine Zeichnung mal gedreht und den Bildausschnitt etwas angepasst. Hier nun die beiden Bilder nebeneinander gestellt.

Das Bild von Rolf ist meiner Meinung nach sehr gut geworden, extrem detailreich, farblich ausgewogen bearbeitet und nach unserer beider Meinung auch sehr schön. Der Einsatz hat sich wirklich gelohnt.

Andererseits kann das Foto uns Beiden das Erlebnis, am Teleskop zu stehen oder zu sitzen, dieses Objekt mit eigenen Augen zu suchen, zu finden und dann zu beobachten, mit dem Okular den bestmöglichen Anblick zu holen, nicht ersetzen. Meine kleine Zeichnung wird die Erinnerung an genau diese wunderbaren, erstklassigen visuellen Beobachtungen und das Kompletterlebnis La Palma langfristigig unterstützen. 

Zu sehen ist das gleiche Objekt, die Herangehensweisen sind so unterschiedlich wie die Ergebnisse. Beide haben ihre Berechtigung in der speziellen Ausprägung des Hobbys selbst, jede Wertung ist von individuellen Prioritäten geprägt.