Immer wieder kommt das Thema hoch, weil es an vielen Newtons nicht mal die feuchte Wiese als ungünstigen Standort braucht, um den Fangspiegel zutauen zu lassen. Wenn die Sterne Höfe kriegen ist es passiert und das läutet oft genug das vorzeitige Ende der Beobachtungnacht ein.

Regelmäßig wird die technische Lösung mittels einer Fangspiegelheizung empfohlen und das funktioniert auch sehr gut, wenn es richtig gemacht wird.

Will man eine solche Heizung vermeiden und sei es nur wegen der Verkabelung oder weil man am Dobson ohne Strom auskommen will, muss man sich mit Ursachen und Wirkungen auseinander setzen.

Es ist einfach so, dass der Fangspiegel  bei der Himmelsbeobachtung mit seiner unverspiegelnten Rückseite permanent in den Nachthimmel gerichtet wird. Dieser Nachthimmel ist auch noch in aller Regel sternenklar, keine Wolkendecke hält die Abstrahlung der Erdwärme zurück. Himmelwärts gerichtete Flächen haben es kälter als solche, die zum Boden gerichtet sind. Es kommt dadurch sehr leicht dazu, dass die Rückseite des Fangspiegels und dann dieser komplett sogar unter Umgebungstemperatur abkühlt, somit auch die verspiegelte Vorderseite den Taupunkt mehr oder weniger schnell erreicht. Maßgeblich ist hier der Temperaturverlauf, die relative Luftfeuchtigkeit und Einiges mehr, jedenfalls ist uns allen das Problem sattsam bekant.

Es ist der selbe Effekt, der Autodächer und Frontscheiben in der kälteren Jahreszeit und unter freiem Himmel wesentlich früher, schneller und stärker vereisen lässt als die seitlichen, eher senkrecht geneigten Flächen.

Ein Volltubus mit relativ langem, vorderen Tubusüberhang hilft schon mal sehr. Da moderne Tuben grundsätzlich zu kurz sind, baut fast jeder Newtonbesitzer, der auch beobachtet, irgendwann mal eine Taukappe (Link zu einer sehr simplen Bauart), zumal so ein Ding nicht nur Tau, sondern auch Störlicht abhalten kann.

      

Das bringt schon eine merkliche Verzögerung der Tauproblematik mit sich. Zusätzlich sollte man die Tubusöffnung in Beobachtungspausen konsequent aus dem Himmel nehmen, also waagrecht stellen oder den Verschlussdeckel einsetzen.

Durch eine Tubusisolierung und eine aktive, regelbare Belüftung kann man das Problem schließlich völlig beseitigen. Ursprünglich verfolgte ich mit meinen Isotuben, bei denen der Walzblechtubus noch eine Lage Kork oder Schaumstoffmatte und eine weitere Lage Veloursfolie erhielten nur das Ziel, Tubusseeing zu vermeiden. In der Praxis stellte sich jedoch heraus, dass in solchen Tuben, bei laufender Lüftung, keinerlei Tauprobleme mehr auftraten.

    

Ohne Lüftung ist eine deutliche Verzögerung des Zutauens festzustellen, aber es passiert und zwar insbesondere, manchmal eben doch störend früh, am Fangspiegel. Für das Zutauen des Hauptspiegels muss es schon sehr ungünstig laufen.

Nun braucht man die Lüftung im Normalfall eigentlich nur für Hoch- und Höchstvergrößerung am Mond und bei der Planetenbeobachtung. In vielen schönen Deep Sky Nächten käme man eigentlich ohne Strom aus, wäre da nicht die ständige Unsicherheit mit dem manchmal dann doch zutauenden Fangspiegel.

Man liest schon mal davon, dass Leute die Rückseiten ihrer Fangspiegel mit mehr oder weniger Erfolg lackieren, mit reflektierenden Folien oder mit isolierendem Moosgummi bekleiden. Mich stören aber zusätzlich noch die frei liegenden Bauteile der Fangspiegelhalterungen, die immer mal für Reflexe und Streulichteinfall sorgen können.

So habe ich, an meinen 6-Zöller, ein etwas seltsam aussehendes Teil erprobt. Es wird, in der Größe angepasst, auch an größeren Newtons/Dobsons den Zweck zuverlässig erfüllen.

     

 

Es handelt sich um einen Abschnitt des Pappkerns einer Toillettenpapierrolle. Die Papprolle wurde exakt auf den Durchmesser des Fangspiegels angepasst und wieder zusammen geklebt. Die 45 Grad Schräge legt sich genau auf den Rand des Fangspiegels und wird durch die beiden Schlitze, welche die Durchführung der beiden Arme der gebogenen Spinne erlauben, in ihrer Position fixiert. So ist die Rückseite des Fangspiegels nicht mehr der direkten Kälte ausgesetzt, ein pufferndes Luftvolumen innerhalb der Röhre gibt es auch noch und die, bezüglich Streu-/Störlicht problematische, Justiermechanik ist verdeckt. Aufstecken und Wegnehmen nach Belieben. Vierarm oder Dreiarm-Spinnen benötigen entsprechend mehr Schlitze. Durch die Schlitze bleibt die Kappe auch ausreichend luftig. Die normale und gewünschte Temperaturanpassung des Fangspiegels bleibt gewährleistet.

Beim oberen Verschluss der Röhre handelt es sich um einen zufällig passenen Plastikdeckel, der für den Steg des Fangspiegelhalters noch einen Schlitz erhielt. Der Deckel wurde eingeklebt und die Röhre mit mattschwarzen Lack besprüht.

Simpel, kostenlos, ein primitives Bastelteil, aber sehr wirkungsvoll. Ich hatte noch keine Tauprobleme, nächster Testkandidat wird der 12-Zöller.

Wer einen 3D-Drucker hat, kann so ein Teil leicht, mit dünner Wandstärke auch vom Gewicht her leicht, drucken. Ich sehe allerdings in dem Pappkern eigentlich das geeignetere Material. Plastik würde ich mit Veloursfolie umkleiden oder innen ein Pappröllchen einlegen.

Der, in mehreren Bildern gezeigten, Fangspiegelspinne könnte man nun einen Seeingeinfluss unterstellen wollen, was in Foren dann auch ab und an mal hochgekocht wird. Da sie ja, wie der Tubus, aus Blech besteht und sich sogar, wie der Fangspiegel, direkt im Strahlengang befindet, erscheint sie verdächtig. Der Tubus wird, zur Vermeidung von Tubusseeing, erfolgreich isoliert, die Spinne nicht.

Die geringe Masse der Spinne sorgt im Tubus mit effektiver Lüftung für sehr schnelle Temperaturangleichung. Bei Einsatz einer Tau-/Störlichtkappe mit ausreichender Länge, sieht wirklich nur ihre Schmalseite Himmel. Sie kühlt also nicht unter Umgebungstemperatur ab. Ohnehin bildet sich an solchen dünnen Blechen maximal eine noch dünnere Luftgrenzschicht, die nur dann einen Einfluss hat, wenn sie von anderer Temperatur ist als die Umgebungsluft. Dieser Einfluss besteht dann darin, dass die Spinne um diese Schicht breiter erscheint, also etwas mehr (Licht)Energie in die unvermeidlichen Beugungserscheinungen fließt. Spikes einer geraden Spinne wären dann, wenn überhaupt relevant, eventuell etwas heller und länger zu erwarten.

Hier handelt es sich aber nicht um eine Seeingstörung, also turbulente Luft im Strahlengang. Um das auszulösen sind die Flächen und Massen (im Gegensatz zum kompletten Tubus) viel zu klein, die möglichen Temperaturunterschiede zu gering.

Ich kenne z.B. keine Berichte, dass bei Verwendung einer halbwegs vernünftig dimensionierten Fangspiegelheizung Seeingprobleme aufgetreten sind und auch bei eigenen Beobachtungen an solchen Teleskopen ist mir nichts aufgefallen. Das nur mal um die Relevanz solcher Überlegungen bezüglich einer viel masseärmeren Fangspiegelspinne zu verdeutlichen.

Der Grund für meinen Verzicht auf eine Fangspiegelheizung ist schlicht und einfach, dass ich für diese Abdeckhaube keinen Strom benötige und dass sie zuverlässig funktioniert.