Es gibt viele interessante Teleskopsysteme, aber kaum eines welches derart günstig, zumindest für den visuell Interessierten, breiter gefächerte Möglichkeiten bietet. Könner können fotografisch nicht nur an Mond und Planeten mit guten Ergebnissen aufwarten, mittels EQ-Plattformen die immer genauer werden und/oder durch Addition sehr vieler Kurzzeit-Einzelbelichtungen, gibt es inzwischen sogar in Sachen Deepsky Fotografie spektakuläre Ergebnisse mit großen Dobsons. Aber das ist nicht mein Thema, schlicht weil ich davon zu wenig Ahnung habe.
Hier werde ich allerdings, ohne auf Schwächen und Stärken anderer Teleskope/Bauarten einzugehen, verschiedene Negativaussagen und vorgebliche Ausschlussgründe aufgreifen und beleuchten, die gerade in Foren immer wieder genannt und teils sehr massiv vertreten werden.
Das läuft oft recht offensichtlich nach dem Motto, dass wenn sich schon keine weiteren Sachgründe für die eigene Idee finden lassen, wenigstens die Ideen anderer Leute und notfalls diese Leute selbst in Fehlerdebatte und Smalltalk ertränkt werden. So etwas kann auf dieser Seite weder den Newtons/Dobsons, um die es bei mir thematisch in der Hauptsache geht, passieren noch irgendwelchen anderen Teleskopen/Teleskopsystemen die sich für den Ein- und Aufstieg im Hobby eignen. Ich habe mit Foren als Informations- und Beratungsplattform erst mal abgeschlossen, das Konzept ist inzwischen m.E. nicht mehr tauglich. Schon lange zu viel Smalltalk von selbsternannten Experten, bis hin zu ärtzlichen Diagnosen über unliebsame Mitforenten und "alternativen Fakten" zu grundlegender Physik. Als Sahnehäubchen Verschwörungstheorien und über allem schwebt die Beschwörung der Meinungsfreiheit zu Ungunsten selbst der klarsten sach- und sogar personenbezogenen Faktenlagen. Man kann inzwischen schon fast froh sein, wenn in solchen Astronomieforen jemand auf die Idee kommt, zwecks Fachberatung an einen Händler zu verweisen, obwohl Foren ja ursprünlich eine unabhängige, alternative Informationsquelle zu deren Marketing bieten sollten.
Auf dieser Seite geht es um Dobsons, meine Erfahrungen damit und deren Weitergabe an Leute, die sich Beobachtungen mit solchen Teleskopen für sich selbst vorstellen können.
Günstige Fernostnewtons und Dobsons sind schlecht, gute Dobsons teuer.
Das wird oft behauptet und hatte früher oft, heute seltener, einen wahren Kern. Man kann sich heute auf Dobsons beschränken, denen händlerseits mindestens die Zusage auf beugungsbegrenzte Optik mitgegeben wird. Das wird in aller Regel auch eingehalten. Dann sind solche günstigen Dobsons im Wortsinn PREISWERT. Widrigenfalls werden entsprechende Reklamationen von den etablierten Astrohändlern auch in aller Regel im Sinne des Kunden geregelt.
Dass man für deutlich mehr Geld in Sachen Optik, Mechanik, Funktionalität und Komfort besser bedient werden kann (nicht zwingend muss), ist nun wirklich kein Alleinstellungsmerkmal von Dobsons oder Hardware für Hobbyastronomen allgemein.
Um aus einem Dobson ein funktionierendes Teleskop zu machen muss man basteln.
Man kann jedes Telskop verbessern, meine Seite gibt da zu vielen Möglichkeiten Anregungen. Dennoch, auch günstige Fernostdobsons funktionieren out of the Box, wenn sie die Händlerzusagen einhalten und nicht reklamiert werden müssen. Kein Bastler, kein Tuning macht z.B. aus einem solchen funktionierenden 8 Zöller einen 10 Zöller. Man kann durch verschiedene Maßnahmen die mechanische und bauliche Qualität erheblich steigern und so häufiger mehr Leistung aus gegebener Öffnung und Qualität herausholen als das Teleskop im Originalzustand zeigt.
Der kleine Quirl im Schutzdeckel hilft dem Skywatcher bei der Vermeidung von Tubusseeing noch nicht entscheidend. Innenvelourierung, größere Höhenräder und Taukappen auf den Suchern hat der Dobs aber schon. So war er nach genügender Temperaturanpassung schon richtig gut.
Der vollisolierte, verlängerte Tubus mit Lüftung und die Box mit isolierter Okularablage war zum Angucken eher pfui aber beim Durchgucken absolut hui. Die volle Leistung des gut beugungsbegrenzten Spiegels war jederzeit abrufbar. Mancher gleich große Spiegel mit nettem Zertifikat auf 0,9 + x Strehlpunkte konnte da nicht mithalten. Ein guter Spiegel macht noch kein gutes Teleskop, er ist nur eine sehr wichtige Komponente.
Irgendwann geht das dann auch mit bestmöglicher Leistung UND in ansehnlich bis schön. Um es nochmal ganz klar zu sagen, solche guten 8-Zöller halten locker mit 6 bis 7zölligen Apos mit aber sie fangen keinen brauchbaren 10 Zoll Newton/Dobson ein. Tuning ist immer auf Freisetzung der durch Öffnung und Qualität der Optik vorgegebenen Leistung aus, mehr ist nicht drin. Physik ist da unbestechlich.
Newton/Dobson auf einem Balkon geht nicht!
Den niedrigen Drehpunkt für die Höhe und das Balkongeländer kompensiert man, falls überhaupt erforderlich, z.B. ganz locker mit einem Unterstelltisch oder einer Kiste und wenn man nur einen Meter Platz hat ist man natürlich auf maximal einen Meter Tubuslänge beschränkt, kürzer ist besser. Die baulichen Beschränkungen (Länge, Tiefe, Dachüberstände pp) muss man mit jedem Teleskop beachten. Wer mit der Öffnung und dem vorne seitlich befindlichen Okularauszug eines Newtons zum Geländer hin beobachtet kann/sollte sich ebenso wenig über das Geländer lehnen wie jemand der an Teleskopen mit Heckeinblick über das Haus hinweg beobachten möchte, jenseits des Geländers bequem einblicken kann.
Alles was es an 114er bis 150/900er, 200/800er oder gar 250/1000er Newtons als Dobsons zu kaufen bzw. aufzubauen gibt, geht z.b. locker auf einem 110 cm breiten Balkon wie er in den drei Bildern unten zu sehen ist.
Mein knapp einen Meter langer 152/900er Selbstbaudobson hat auf diesem Südbalkon schon einen eingeschränkten Sichtbereich, Beobachtungen in Richtung Osten mit dem hier nach Westen weisenden Okularauszug sind schlecht möglich, gut dass die Erde sich dreht oder man muss den Tubus rotierbar machen um den OAZ auf die andere Seite zu kriegen, was mit einer dritten Rohrschelle häufig problemlos geht. Der 114/660er und der 152/739er sind auf diesem Balkon absolut genial und ab 200 Zentimeter Balkonbreite aufwärts gibts eigentlich außer der Breite der Balkontüre keine Öffnungsbeschränkung für Dobsons mehr. Aufgrund häufig ungünstiger Seeingbedingungen an Gebäuden sollte man allerdings nicht erwarten, hier ständig Newtons mit 300 mm Öffnung und mehr am Limit betreiben zu können.
Für die immer wieder gebetsmühlenartig verbreitete Negierung des Dobsons oder des Newtons mit dem Einblick vorne seitlich auf dem Balkon oder überhaupt auf begrenztem Raum, z.B. einer kleinen Terrasse oder im Vorgarten, scheint der überdachte Südbalkon am Einfamilienhaus mit nicht mal einem Meter Breite als der 99prozentig vorhandene Musterbalkon schlechthin herzuhalten und dazu kommt noch der ausschließliche Blick im flachen Winkel genau nach Süden zum Horizont und selbst diesen Spezialfall kann ich auf meinem Balkon locker lösen. Es soll auch solche Ostbalkone oder gar Nordbalkone ohne Dach darüber geben und wer da nach Süden schauen will hängt besser den Hintern des Teleskoptubus übers Geländer als den Eigenen.......!
Hier mal eine kleine Grafik zum Platzbedarf und den Einblickpositionen eines 12 Zoll Dobsons und eines 6 Zoll Refraktors.
Die Größen sind skalierbar und ich würde nie das Limit ausreizen, das bringt Stress. Hat man als Hauptblickrichtung Süden und hinter dem Teleskop wenig Platz kann der Einblick vorne seitlich sogar günstiger sein als der Heckeinblick des Refraktors und je länger das Rohr um so größer der Schwenkbereich. Nur wenn man mit dem langen Refraktor in Südrichtung über eine Brüstung oder eine Mauer hinaus Platz hat und man hinter dem Refraktor dadurch Platz gewinnt, ist das günstig. Erst wenn der Dobson so lang ist, dass der Einblick über die Brüstungsberenzung hinaus ragt, ist das ungünstig, wobei bedacht werden sollte, dass man kaum jemals mit dem Tubus in waagrechter Stellung, also mit der längsten möglichen Auslegung beobachtet. Man muss auch den Öffnungsunterschied durchaus beachten und wenn es wirklich eng wird, ist ein MAK oder SC sicher eine Überlegung wert.
Die oben gezeigte Möglichkeit, Dobsons bei Bedarf auf Tischen oder Zubehörkisten zu positionieren und auch die Grafik leiten bereits zu der Aussage über, dass man an Dobsons krumm stehen muss. Jeder schafft sich das Problem das er haben will oder er tut eben was dagegen und sei es mit einem kleinen Stummelstativ aus Dachlatten, welches alternativ noch als Hocker dienen kann. Man kann allerdings auch ein X-beliebiges Fernrohr- oder Fotostativ kaufen und letztlich funktioniert jede AZ-Montierung also Giro und Co. wie ein Dobson.
Natürlich kommt es an jedem Fernrohr vor, dass man mal etwas krumm steht um gut einblicken zu können, aber Sitzen ist auch am Dobson selbstverständlich eine Alternative, eine gute Option gegen die kein Sachgrund spricht. So sieht man auf fast jedem Bild von den Beobachtungsplätzen unterschiedlichste, verstellbare Astrostühle.
Dobsons führen nicht nach und haben kein GoTo!
Das wollen Puristen auch genau so haben. Für Leute die eine Nachführung und/oder auch GoTo an Dobsons wünschen gibt es das allerdings längst von der Stange zu kaufen. Recht frisch auf dem Markt ist PushTo mit Steuerung über Handy und bezüglich solcher Techniken an Dobsons wird sich in nächster Zeit bei den Herstellern noch Einiges tun.
Für Planeten auf letzter Rille mit Orthos oder einfach auf Treffen und Beobachtungsevents haben auch wir in unserer Gruppe einige EQ-Plattformen nach den Konzept unseres "Fujtor the Astrodwarf".
Ich kann Nachbau wegen der einfachen Bauweise, einer guten dreiviertel Stunde Laufzeit und dem durchrutschsicheren Zahnstangenantrieb nur empfehlen (einfach Fujtor the Astrodwarf in die Suchmaschine eingeben). Es gibt aber noch weitere gute Selbstbauanleitungen für solche Nachführplattformen und fertig kaufen kann man sie auch.
Okay, der Purismus ist dann dahin. Die Ausrüstung wird voluminöser, schwerer, technischer, teurer. Dabei muss man aber immer noch den Unterschied im Blick haben den es bedeutet, ein Teleskop konventionell parallaktisch montiert aufzustellen oder einen Dobson mit einer Plattform und/oder z.b. Argo-Navis auszustatten. Unter und um 4 Zoll Öffnung herum, auch noch darüber mag das Geschmacks- und Ansichtssache sein oder auch eine Frage der Packmaße, spätestens ab 10 Zoll Öffnung aufwärts ist es allerdings eine Frage des Könnens und Wollens in allen, meist deutlich früher auch in monetären Belangen.
Daher sollte man schlicht einfach mal ausprobieren, ob es nicht doch mit dem Nachführen quer über zwei Achsen besser klappt als die ewigen Unkenrufer immer wieder gebetsmühlenartig behaupten. Man muss ja nicht gleich am 12-Zöller mit einem 3,5 mm Okular um 50° Eigengesichtsfeld am Kugelsternhaufen anfangen, um sich und den Unken zu bestätigen, dass das schwierig, im übelsten Fall sogar hektisch wird.....wobei.....Kugelsternhaufen kommen mit 6 Zoll bis 16 Zoll am Besten mit 4 - 1,5 mm AP. Meistens zu erreichen mit etwa 20 - 8 mm Okularbrennweite. So kommt man, selbst wenn die Okulare nicht ultraweitwinklig sind, durch Übung zu Routine und holt sich irgendwann, ganz unbewusst nachführend, die besten Anblicke.
Erst bei sehr kleinen Teleskopen ist die Versuchung groß, in solchen Fällen in Richtung Vergrößerungslimit zu gehen um möglichst das Auflösungspotenziel des kleinen Fernrohrs zu nutzen. Das ist dann aber eine andere Baustelle.
Kinder und Dobson,
das wird aus vielerlei Gründen negiert, wir machen jedoch im Rahmen unserer Aktivitäten, grundsätzlich und absolut immer, gegenteilige Erfahrungen.
Tischdobsons kriegen sie allein bewältigt. Etwas größere Dobsons muss man ihnen hinstellen und irgendwann zwischen 12 und 18 Zoll ist eine Teleskopgröße/Einblickhöhe erreicht bei der selbst für Erwachsene im Zenit eine Standerhöhung oder eine kleine Leiter erforderlich wird. Aufsicht schadet nie, aber interessierte 10jahrige können nach Anleitung und Einweisung einen 8 Zoll Dobson bewegen, damit beobachten und z.B. den Mond im Bild halten. Damit erleben sie Himmelsmechanik hautnah, weil sie von Hand die Erddrehung ausgleichen müssen.
Immer wieder liest man auch, dass Dobson und Binoansatz sich ausschließen sollen, nicht nur weil die wichtige Nachführung fehlt, sondern weil der Einblick "schräg" und ungünstig sei.
Zu einer Nachführung kann man, wie bereits geschildert, am Dobson auf vielerlei Art kommen, wenn man das will. Die Anpassung der Einblickposition des Bionoansatzes an Tubusstellung, Sitz- oder Standposition gelingt, wie bereits auf einigen Bildern zu sehen, mühelos über die Klemmung am Okularauszug. Nachführen muss man auch nicht so oft, selbst unter Verwendung von Plössl Okularen nicht. Da muss man nicht mal ständig die Hände am Teleskop haben, geschweige denn immer dran rumzerren. Das geht also sehr entspannt und locker, selbst mit 12 Zoll Öffnung und bei hoher Vergrößerung.
Okay, ich verwende eine komakorrigierende Barlow als Glaswegkorrrektor, damit wird das beugungsbegrenzte Feld, also das Feld mit der besten Abbildungsleistung die das Teleskop bringen kann, deutlich größer.
Ich weiß nicht, ob man es allgemein so weiß bzw. so bedenkt, aber das beugungsbegrenzte Feld eines 18er Orthos mit ~40° Eigengesichtsfeld hinter der komakorrigierenden Barlow (bei mir wird da etwa 6 mm Okularbrennweite draus) ist deutlich größer als bei einem sehr guten 80° Okular mit 6 mm Brennweite ohne diese komakorrigierende Barlow oder bei einem 18 mm Okular + Barlow ohne Konakorrektur. Von Haus aus gibt es solche Okulare mit eingebauter Komakorrtektur derzeit gar nicht. Von daher ist der "Tunnelblick" des Plössls in dem Vergleich relativ. So kann also eine Kombination aus Plössl und komakorigierender Barlow an Newton/Dobsons und dann noch mit Binoansatz als Sahnehäubchen für Mond, Planeten pp durchaus sehr spannend sein.