Auflösung, Kontrast, Lichtsammelleistung, Vergrößerung und was es sonst noch alles gibt.
In den verschiedensten Artikeln habe ich Teile oder auch manche Zusammenhänge schon ausführlich erörtert, dennoch hier nochmal eine komprimierte Draufsicht.
Grundsätzlich bestimmt die Öffnung eines Teleskops die maximal mögliche, theoretisch erreichbare Auflösung. Das wären dann z.B. für 80 mm Öffnung 1,44 Bogensekunden, für 100 mm runde 1,15 Bogensekunden und für 200 mm Öffnung 0,58 Bogensekunden.
   
Das steht dann auch immer groß dran, an jedem Teleskop, selbst wenn die Linsen aus Spritzplastik sind oder der schnelle Kugelspiegel auf einer Plastikplatte klebt.
Solche Teile bringen Bilder zustande, bei möglichst niedriger Vergrößerung eventuell sogar brauchbare Bilder, aber das theoretische Auflösungsvermögen der Öffnung erreichen sie bei weitem nicht.
Sie bleiben bei 10, 50, 70% hängen. Ab 80% wird das langsam gut brauchbar und 100% sind unmöglich.
Erstklassige, sehr gut gefertigte Linsenteleskope und ebensolche Spiegelteleskope kommen da im Rahmen ihrer Bauart näher bis sehr nahe ran, über 95% sind Weltklasse oder (häufig genug) falsch ermittelt/gemessen, über 93% in der Praxis, also am Okular und am Objekt nicht mehr nachweisbar, weil von anderen Faktoren überlagert, z.B. Seeing. Das stammt nicht von mir, sondern von Harrie Rutten, also einem absolut anerkannten Fachmann, Mitautor des Standardwerks "Telescope Optics".
Ja, auch Spiegelteleskope kommen da an Bestwerte ran, sogar solche mit mittig sitzendem Fangspiegel, also einer zentralen Obstruktion.
Kurzer Einschub zur Theorie hinter dem Ganzen, aber nur um das benannt zu haben, dafür gibts Fachliteratur:
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Hier muss man allerdings ein weing aufpassen, denn die oben erwähnten 80% ab denen das brauchbar wird, sind nicht mit der Beugungsgrenze gleichzusetzen, die man bei 0,8 Strehlpunkten (also auch 80% von unerreichbaren 100%) anzusetzen hat.
Dieser Strehlwert sagt aus, wie viel vom ankommenden Licht in der Form des Beugungsbildes landet, welches durch das Optikdesign vorgegeben ist.
Dann gib es noch die EER, welche aussagt, wie viel von dem Licht im zentralen Beugungssscheibchen landet. Um das Maß voll zu machen gibt es noch erhebliche Unterschiede bei der Darstellung von Kontrasten. So kann eine Optik mit niedrigem Strehl hohe Kontraste (schwarz/weiß) durchaus noch im Rahmen der gegebenen Öffnung auflösen, während sie bei niedrigen Kontrasten (mittelgrau/hellgrau) versagt. Das alles drückt sich wiederum in der MTF aus, der m.E. komplettesten Beschreibung der Abbildungseigenschaften eines Fernrohrs.
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Selbst sehr gute APO-Refraktoren bündeln nicht alles Licht im Fokus, vereinigen dort also nicht 100% des ankommenden Lichts, genau so wie das auch ein sehr guter, wenig obstruierter Newton nicht kann.
Wenn da also immer wieder unter Berufung auf Physik erzählt wird, dass ein Refraktor ein Drittel weniger Öffnung für "gleiche" Leistung braucht als ein SC (obstruiertes Spiegelteleskop), dann ist die mangelde Definition des Refraktors gegenüber dem SC schon das Armutszeugnis schlechthin, denn ein 150er f/5 FH-Refraktor liegt schon mal locker um eben solche Faktoren hinter einem 150er Apo-Refraktor bester Qualität und nur der käme für einen solchen Beweisversuch gegenüber einem 8 Zoll SC im Normalzustand überhaupt in Frage.
Immer wieder liest man auch solche oder ähnliche Aussagen:
Meines Wissens hat sich die lineare Angabe der Obstruktion wegen der Berechnungen von William P. Zmek zum "Effektiven Kontrastdurchmesser" eingebürgert.
Zmek stellte fest, dass die visuelle Wahrnehmung eines 20%-Kontrastes, wie er häufig bei der Betrachtung von z.B. Planeten vorkommt, eines obstruierten Systems ungefähr dem eines nicht obstruierten Systems gleichkommt, wenn man den Durchmesser des Fangspiegels vom Gesamtdurchmesser der obstruierten Öffnung abzieht.
Damit hat man also mit Angabe der linearen Obstruktion die Aussage zur Kontrastleistung der Optik.....bezüglich des 20% Kontrasts.


Im handfesten Beispiel sieht das dann so aus und ist in z.B. Fachzeitschriften und Händlerangeboten auch so zu lesen:
Ein 8 Zoll Newton mit 203 mm Öffnung und 33 mm Fangspiegel bringt also die Kontrastleistung eines nicht obstruierten Systems mit 170mm Öffnung. Ein 8 Zoll SC mit 43% Obstruktion kann maximal die Kontrastschärfe eines Refraktors mit 116 mm liefern. Voraussetzung für diese Aussage ist gleiche Qualität auf beiden Seiten.


Diese Sicht ist, nicht nur meiner Meinung nach, durchaus wert hinterfragt zu werden.
Wie kann ein 20% Kontrast für alle Anwendungen und alle anderen Möglichkeiten herangezogen werden um den entsprechenden Kontrastdurchmesser zu benennen? "Häufig" kann man interpretieren, aber wohl kaum mit immer gleichsetzen.

Aber der Reihe nach:

Will man auf das Kontrastverhalten hinaus wählt man man den Abzug über Durchmesser, egal wie man das nun genau oder ungenau benennt.
Hier bezieht man sich auf den "zmekschen Kontrastdurchmesser".
Der Mann brachte eine Näherungsformel für ganz bestimmte Beobachtungssituationen heraus. Danach soll ein Teleskop mit Obstruktion die gleiche Kontrastübertragung liefern wie ein obstruktionsfreies, dessen Durchmesser um den Betrag der Obstruktion kleiner ist.


Dieser Spezialfall unter definierten Bedingungen mit definierten Details am Planeten wird immer wieder mal zum Rundumschlag benutzt.
Dabei wird, neben den schon von Zmek gemachten Einschränkungen, z.B. auf 20% Objektkontrast zu gerne vergessen, dass es hier auch nur und ausschließlich um Beobachtungen am Limit, also an der Auflösungsgrenze der Augen und des Teleskops gehen kann.
Legt man mal ganz einfach 6 Zoll Öffnung und nutzbare AP von 0,7 mm (von mir aus auch 0,5 mm) zugrunde, dann ist eben der 6-Zöller bei 220fach (300fach) schon fertig wo man am 8-Zöller, der bis 300fach (400fach)kann, gerade mal auflösungstechnisch ein klein wenig gefordert wird und deutlich mehr Licht hat man da eben auch noch. Nehmen wir die ganz böse Rechnung für das hoch obstruierte 8 Zoll SC und nur die moderate Variante mit 0,7 mm AP, also 300fach, dann muss man die nicht obstruierte 116er Öffnung schon bei unter 0,4 mm AP betreiben, für 400 fach unter 0,3 mm AP. Über die gewinnbringende Anwendung solcher Austrittspupillen brauche ich mit meinen Augen zum Glück gar nicht nachdenken, dafür sind meine Augen nicht schlecht genug.

Die Formel ignoriert genau das und noch mehr. Die Praxis zeigt das, Zmek selbst weist auch genau darauf hin und genau das kann in der Darstellung der gebräuchlichen Zahlenwerte auch gar nicht abgebildet werden.
Man muss in der Praxis schon mit 30/35% und mehr Obstruktion kommen und gleichwertige Optikgröße und -qualität mit 0 - 20% direkt zum Vergleich da haben, um abseits von sehr guten Bedingungen wirklich unter mehreren Beobachtern fassbar und deutlich vorzeigbar zu machen, dass Obstruktion einen negativen Einfluss hat.

Selbst unter besten Bedingungen braucht man definierte Details und bei Obstruktionswerten von 20% abwärts tun sich auch sehr versierte Beobachter und Optikkenner extrem schwer, noch Unterschiede im Fokus zu sehen. Obstruktion hat sogar auch positive Auswirkungen. Verkleinerung des Beugungsscheibchens z.B., das ist allerdings noch spezieller, kann mal bei extremen Doppelsternen hilfreich sein, aber ein großes Thema ist das nicht.

Es ist also sinnvoll, Obstruktion so klein wie möglich zu halten, aber sie muss auch so groß wie nötig sein. Es ist in hohem Maße kontraproduktiv, wenn am Gesichtsfeldrand die Ausleuchtung sichtbar abnimmt (ab 70% und weniger ist das visuell möglich) oder gar ein zu kleiner Fangspiegel die Öffnung beschneidet.

Liege ich damit im grünen Bereich und berücksichtige noch den meist unterschlagenen Faktor der Lichtsammelleistung, habe ich die visuell möglicher Weise sichtbaren Obstruktionseinbußen des guten Spiegels gegenüber einem obstruktionslosen Teleskop bei gängigen Öffnungsgrößen mit einem Zoll Öffnungszugabe sehr gut kompensiert, teilweise überkompensiert.

Damit nicht genug hat (wieder) der anerkannte Optikfachmann, Harrie Rutten, in letzter Zeit verständlicher Weise kaum noch aktives Mitglied in Forendiskussionen, sich mal einen 8" f/10 APO und einen 8" f/10 Newton mit 30% Abschattung systematisch vorgenommen.
Er kommt zu dem Schluss, dass der Apo im Feld, der Newton auf der Achse besser ist. Planeten schaut man "auf der Achse", also immer im Bildzentrum.

Andere theoretische Erörterungen von 6 Zoll f/8 Apo und 8 Zoll f/6 Newton kommen öfffnungsbereinigt zu sehr ähnlichen Ergebnissen.


Dennoch gibt es immer wieder Verrechnungen zu lesen, wo dann unter Zuhilfenahme von Reflektionsverlusten und 30% Obstruktion das Kontrastverhalten eines 130 mm Spiegels auf 80 mm Unobstruiert herunter gerechnet wird, natürlich unter Missbrauch von Zmeck und Sonstigem mehr.

Gerne außer Acht gelassen werden da die Augen des Betrachters und hier muss man mal einen Normalwert zu Grunde legen, der besagt, dass man mit 1 mm Austrittspupille alle Details wahrnehmen kann die im Bild enthalten sind.

Dann liegen am 80er Röhrchen 80fach und am 130er eben 130fach an.

Bis 0,7 mm AP mag noch was gehen, man kann Details größer und damit besser sichtbar machen.

Dann liegen am 80er 120fach, am 130er 195fach an.

Darüber beginnt eindeutig Schärfeverlust, Aufweichung von Details bis zu ihrem Verlust, nur harte Kontraste überstehen das noch relativ schadlos.

Wer dann, aufgrund einer Sehschwäche eventuell erst bei 0,6 mm AP volle Detailvielfalt und Schärfe sieht, wer da dann noch bis 0,5 mm AP was reißen kann, der kann das im 80er Rohr mit 160fach und darüber genau so wie im 130er Teleskop bei 230fach und mehr.

Das nimmt sich nichts und ist auch völlig egal. Die größere obstruierte Öffnung lässt immer höhere Vergrößerungen zu und löst auch immer besser auf. Da mag dann gerne ein 20% Kontrast auftauchen den eine gleich große unobstruierte Öffnung besser auflösen könnte, allein die kleine Öffnung zeigt an der Stelle gar nichts, allerdings meinetwegen mit 100% Kontrast gar nichts. 100% oder 50% von Null sind....jou....Null.

 

   

Ganz kurios wird es teilweise wenn der Farbfehler von Linsenteleskopen debattiert wird, der sich bekanntlich aus Farblängs- und -querfehler, sowie Gaußfehler zusammensetzt, wobei je nach Objektivdesign die Gewichtung unterschiedlich ausfällt.

Wenn man sich eine 100/600er Richfieldlinse kauft will man, soweit man sich ein wenig auskennt, gemeinhin nicht auf hohe Planetentauglichkeit hinaus und ist zufrieden, wenn sich die Sichtbarkeit des Farbfehlers bei 30-50fach in den Grenzen hält, die man für sich selbst als erträglich ansieht. Zu höheren Vergrößerungen hin wird es halt immer bunter und erst im sinnlosen Bereich, also wenn die Augen wegen Lichtmangel das Farbensehen einstellen und ihr Auflösungsvermögen drastisch absinkt, wird das Bild aus eben diesen beiden Gründen und nur aus diesen beiden Gründen wieder zunehmend entfärbt.

Da wird dann der Farbfehler bei 30fach, wie auch bei 400fach gerne mal weg diskutiert, weil er ja nicht zu sehen ist. Da ist er aber trotzdem und er bleibt es auch. Der Fokus ist und bleibt kein Punkt sondern ein Streufeld, das ist schlicht systembedingt gar nicht anders möglich.

Auch der Aussage, dass der Farbfehler nur am Planeten interessiert und für Deepsky unwichtig ist, muss man in dieser Pauschalität widersprechen, wenn man sich an bekannte und anerkannte, weil für jedermann leicht zu beobachtende Tatsachen hält.

Eine der wichtigsten Informationen über Sterne liefern sie uns im optischen Bereich schlicht über ihr Licht. Ihre Licht-Farbe ist nicht nur häufig schön anzusehen gerade bei Mehrfachsystemen mit unterschiedlicher Farbe, die Farbe ist die Information über die Temperatur der Strahlung und damit sagt sie viel über Beschaffenheit, Zusammensetzung, Entwicklungsstadium und Alter des Gasballs aus.

Schaut man sich nun z.B. Sigma Orionis im direkten Vergleich mit einem 80/400 Achromaten und einem 80/480 Triplet APO unter licht verschmutztem Himmel an, so sieht man im Achromaten einen gelblichen Hauptstern und zwei Begleiter mit nur schwer erkennbarer Farbe, beide wirkten bräunlich.
Im APO sieht man einen weißen Hauptstern. Ein Begleiter wirkte eher bläulich, der andere eher rötlich. Außerdem sieht man ganz schwach einen dritten Begleiter!

Der Achromat verfälscht also nicht nur die Farben bis zur Unkenntlichkeit, weil er eben die Farben nicht in einem Fokus bündeln kann, er frisst auch noch Licht und kostet so ganz klar Sterngrenzgröße. Dabei ist das "gefressene" Licht ja nicht weg, sondern verteilt sich als Unschärfe des Farbfehlers im Bild, hauptsächlich um den Spot herum. Er bringt also die öffnungsbedingt mögliche Auflösung bei Weitem nicht.

Das kann dann ein 80/900er Luftspalt Achromat nach Fraunhofer schon besser, ein entsprechender ED noch besser, aber erst ein wirklich farbreiner APO kann das richtig gut und so gut wie ein farbreines Spiegelteleskop guter Qualität eben auch.

Solche Beispiele kann jedermann nachbeobachten, man braucht aber genau definierte Bedingungen und Zielsetzungen.

Unter 4 Mag Himmel sieht das z.B. für den schwachen Begleiter anders aus als unter 6 Mag Himmel.

Ach, da habe ich schon wieder ein Spiegelteleskop genannt, ein gutes, bestenfalls so gering wie möglich und so hoch wie nötig obstruiertes, Spiegelteleskop.
Bei großen Öffnungen fällt die Obstruktion eh kaum noch ins Gewicht (rein optisch gesehen), gerade wenn man bei Newtons oder MAK Newtons bleibt.

Bei Teleskopen kleiner als 4 Zoll ist aber auch beim Newton Obstruktion unter 30% linear kaum möglich oder sinnvoll machbar, daher sind eher 5 Zoll Öffnung aufwärts anzustreben und dann gibt es immer noch ein allgemeines Problem, die Fernrohrqualität an sich.

Ich will mal einen fiktiven Mehrfachstern vorstellen, den wir mit vier Fernrohren gleicher Öffnung aber unterschiedlicher Bauart und/oder Qualität im Rahmen des theoretisch möglichen Auflösungsvermögens der Öffnung betrachten, sagen wir bei 1,0 bis 0,7 mm AP. Es ist ein Vierfachsystem mit reinweißer Hauptkomponente, einem bläulichen und rötlichgelben Begleiter sowie einer weiteren Komponente an der Auflösungsgrenze.  

 

 

Von oben nach unten sehen wir das Bild eines Linsenteleskops mit heftigem Farbfehler, z.B. einem viel zu kurzen FH. Die Farben sind verfälscht, aus weiß wird gelb, schwächere Komponenten werden farblich undefinierbar und die feinste Komponente wird völlig verschluckt, da einfach nicht genügend von dem Licht im Fokus gebündelt wird, welches das Objektiv einfängt. Lichtfangleistung ist hier nicht gleich Lichtsammelleistung. Große Halos blaue Halos und/oder Farbsäume sieht man nur an hellen Klunkern und bei niedrigeren Vergrößerungen. In diesem Beispiel bei hoher Vergrößerung fehlt dazu das nötige Licht, folglich bleibt der Hintergrund und das Sternumfeld dunkel. Ignoriert man die Fehlfarben und weiß nichts von der fehlenden Komponente könnte man von einem kontrastreichen Bild sprechen. 

In der Mitte ein farbreines, aber qualitätsschwaches und/oder z.B. hoch obstruiertes (Spiegel)Teleskop. Die Sterne wirken aufgebläht, verwaschen und schwimmen in einem Streulichthalo. Es fehlt an Kontrast und man ist ständig versucht, nachzufokussieren, aber da kommt nicht mehr Schärfe rein. Das muss kein Newton sein, kann aber einer sein auch ohne Spikes, denn die gibts eh nur an wenigen Sternen die hell genug sind zu sehen und denen geht im Hochvergrößerungsbereich auch irgendwann das Licht so weit aus, dass die Spikes verschwinden.

Unten schließlich ein gutes, visuell farbreines Teleskop. Ob APO-Linse oder Spiegel ist hier völlig egal. Hauptsache ist, dass auch wirklich das Optimium des jeweiligen Systems von der Herstellung bis zum Nutzer umgesetzt wird. Natürlich ist der passende APO extrem viel teurer als z.B. ein guter Newton, wenn es den denn in den kleineren Öffnungsklassen überhaupt zu kaufen gibt, aber man kann sich als Linsenfreund auch moderater positionieren, wenn man denn mit zartem Zitronengelb an einen reinweißen Stern glücklich ist.

 
Immer wieder gibt es auch Beobachtungsberichte und Vergleiche, bei denen z.B. einem normalen Fraunhofer FH mit 80-90 mm Öffnung ein wesentlich helleres, kontrastreicheres Bild bescheinigt wird als einem 100er, 114er oder gar 130er Newton.

Eventuell ist da mal ein Qualitätsunterschied schon über den Preis sichtbar drin, aber längst nicht immer.

Dennoch fällt man dabei der Tatsache zum Opfer, dass kleine Newtons der Billigklasse (teure kleine Newtons gibts kaum noch, nur als Exoten) durch die Bank noch billiger und funktionshemmender zusammen geschustert werden als die allermeisten entsprechenden Refraktoren.

Schlechte Auslegung mit zu hohen Okularauszugstürmen und sonstige Unsinnigkeiten beschneiden den Strahlengang derart, dass nur noch ein Teil der Öffnung genutzt wird, lediglich 70% bis 80% Ausnutzung kommen da locker vor und dann haben wir natürlich mit einem für 100% Öffnung gedachten Fangspiegel schon mal heftige 40% bis 50% Obstruktion. Jou das haut rein, kostet sichtbar Auflösung, Kontrast und richtig viel Licht, sodass man das deutlich bemerken kann. Unser Mehrfachstern sieht dann etwa so aus:

Weitgehend entfärbt, diffus und kontrastschwach und die schwächste Komponente fehlt, weil ganz einfach reichlich Öffnung, Auflösung und Qualität auf der Strecke geblieben sind. Da ist schon das Bild eines halbwegs brauchbaren Fraunhofer Refraktors der wenigstens die Nennöffnung nutzt, deutlich besser und angenehmer.

 

Es gibt sicher z.B. 100er Tal Newtons, auch einige gute und bewährte 114/900er kann man sich anschauen, aber selbst das ist m.E. nicht mehr Stand der Technik und der Müll überwiegt bei den kleinen Newtons bis 130 mm Öffnung bei Weiten.

Man ist daher mit einem kleinen ED oder APO, im Spezialfall auch mit einem langen, fraunhoferlangen (!!!) Luftspaltachromaten besser aufgestellt.

Das ist schon alles und das theorieverbiegende Getöse um die grundsätzliche und massive obstruktionslose Überlegenheit ist damit eben nicht belegt.  Eher belegt ist die Leichtfertigkeit mit der angebliche Gesetzmäßigkeiten und optische Gegebenheiten sogar rechnerisch "bewiesen" werden, von denen bei gleichwertiger Optik tatsächlich wenig bis nichts übrig bleibt, außer dass es offensichtlich beinahe schon eine Gesetzmäßigkeit gibt, nach der man ein gutes optisches System durch miese Ausführung an seine Grenzen und darüber hinaus bringen muss.

Da hat dann jemand den angeblichen 130/650er Newton gekauft, sieht letztlich 90/650er Öffnung zu 40% + x obstruiert und bestätigt die miese Leistung im Vergleich sofort.

Darin die Bestätigung von Berechnungen zu sehen, die z.B. einen guten 80/460 mm APO über einen guten 130/650er Newton mit rund 30% Obstruktion heben, bleibt sehr speziellen Leuten vorbehalten. Der praktische Versuch bringt jedenfalls ein eindeutig anderes Ergebnis.

Ich weiß z.B., dass ein 110er ED so einen 130er Newton knackt. Selbst gesehen hab ich das genau in dem Vergleich noch nicht, aber das ist glaubhaft und absolut realistisch. Jedenfalls fällt die Entscheidung, was wirklich Sache ist nie im Internet, im Rechenprogramm oder am grünen Tisch, sondern immer an den konkreten Teleskopen auf der grünen Wiese.

 

Gib dem farbreinen und qualitativ guten Newton ein Zoll mehr Öffnung als dem entsprechend farbreinen Linsenteleskop und Du hast die Obstruktion überkompensiert. Das kann man sich an funktionsorientierten Selbstbauten wie meinem 114/660er jederzeit im Vergleich anschauen und es gibt auch inzwischen Kunde von 130/650er "Klorohr-Newtons" die tatsächlich zeigen, was gegebene Öffnung und Qualität kann.

Ab 6 Zoll Öffnung aufwärts wird das dann mit der Verfügbarkeit sinnvoll gebauter Newtons mit 2 Zoll Okularauszügen auch schon am Massen-Markt zunehmend besser, aber es kann nicht oft genug gesagt werden, Nachschau bezüglich erforderlicher OAZ-Länge und Fangspiegelgröße/-position und lohnt immer.

Also sollte man durchaus mal den Strahlengang grob aufzeichen, schauen wie weit der Fokus über dem Tubus liegt und wie das erreicht wird. Meistens ist der Okularauszug mit Okularaufnahme eingefahren noch knapp 70 mm hoch und es liegt eine 35 - 50 mm lange Verlängerungshülse bei, um den visuellen Fokus für gängige Okulare dann im Rahmen des Verstellweges des Okularauszugs, meisten 30-40 mm, zu erreichen. 

Häufig wird man finden, dass der, mit Obstruktionswerten von 30 % plus X, bereits recht groß erscheinende Fangspiegel immer noch sehr knapp bis zu knapp bemessen ist.

Allein schon das Weglassen der Verlängerungshülse und eine entsprechende Verlängerung des Tubus (und damit des Abstandes zwischen Fangspiegel und Hauptspiegel) würde die Situation merklich verbessern und eine für visuelle Zwecke übppige Ausleuchtung (auch von langbrennweitigen Weitwinkelokularen) bescheren.

Oft genug könnte man so schon über die nächstkleinere Fangspiegelgröße nachdenken, bei Verwendung eines flacher bauenden Okularauszugs geht das fast immer.

 

Beispielhaft, aber auf alle Größen übertragbar, habe ich das (und vieles mehr) mal bei der Vorstellung meines Equipments zum Abschluss des Beitrages über die Teleskope

https://www.astrozoom.de/index.php/equipment/teleskope

anhand meines aus Resten zusammengebauten 8" f/5 Dobsons beschrieben.

Neben der Resteverwertung wird da auch teilweise recht grob gearbeitet und nicht nur Ästheten, sondern auch viele Handfwerker vom Fach werden an Ausführung und Präzision höhere Ansprüche stellen. Es kommt mir aber nicht nur auf die immer gegebene, gute Funktionalität an, sondern auch darauf, dem Heimwerker etwas zu zeigen, das er sich selbst so oder besser zutrauen kann. Damit will ich eventuelle, unnötige Bedenken zerstreuen.

Im Vordergrund stehen nicht die Schönheit des Teleskops und die Leistungsfähigkeit der heimischen Werkstatt, sondern die Funktion des Teleskops in allen Teilen.

Wie oft habe ich schon gelesen, dass eine Innenvelourierung des Tubus oder eine Verkleinerung des Fangspiegels keine Verbesserung brachte? Wie oft wurde berichtet, dass eine Isolierung des Tubus eher ein schlechteres Bild zur Folge hatte und der Lüfter den Tubus in bildverschlechternde Schwingungen versetzte?

Der Newton/Dobson oben im Bild ist eine Einheit, bei der alle Komponenten so aufeinander abgestimmt sind, dass am Auge des Betrachters ankommt, was bei gegebenem Seeing und herrschenden Bedingungen einem Fernrohr mit dieser Öffnung und der vorliegenden Qualität der optischen Komponenten, möglich ist.

Tubus - Lüftung - Taukappe -

Fangspiegel -

Okularauszug -

Hauptspiegel - Justage - Qualität

Hauptspiegelzelle -

Okulare/Filter - Binoansatz

 

Ein Isotubus der hinten durch eine wenig luftdurchlässige Spiegelzelle, eventuell sogar mit Abdeckung verschlossen wird, funktioniert wie eine Thermoskanne und ist daher völlig untauglich. Eigentlich müsste es besser Dämmtubus heißen, denn die Röhre ist gedämmt und die Luft muss hindurch strömen können, wobei wir mit dem Lüfter nachhelfen.

Eine Velourierung des Tubus bringt nichts, wenn der zu kurze Tubus bis zum Fangspiegel und in den Okularauszug hinein für Streu-/Störlicht offen ist wie ein Scheunentor.

Eine Tubuslüftung ist nur dann sinnvoll, wenn der Lüfter schwingungsarm gelagert ist, über seine Installation keine Schwingungen an den Tubus weiter gibt und passend herunter geregelt während der Beobachtung ständig laufen kann.

Das lässt sich beliebig fortsetzen.

Einzelmaßnahmen bringen schlecht ausgeführt gar nichts, selbst gut gemacht können sie negativ wirken oder nur begrenzt erfolgreich sein. Erst wenn die einzelnen Maßnahmen ein stimmiges, ineinander greifendes Konzept ergeben, kommen wir zu einer wirklichen, einer deutlich sichtbaren und immer wieder abzurufenden Verbesserung.