Das grundsätzliche Prinzip Newton ist derart primitiv, dass sogar ganz üble "Bausünden" noch funktionieren, also ein Bild bringen, aber:

Ein funktionierender Newton, der unter allen denkbaren Gegebenheiten immer das dann mögliche Optimum bringt, ist wirklich alles, nur nicht trivial. Wer einen solchen Newton will, muss selbst etwas dafür tun:

Von den Spiegelqualitäten über deren Lagerung bis zur Justage und den optimalen Verhältnissen im und für den Strahlengang, eine reizvolle Aufgabe reiht sich an die andere, egal wie klein oder groß die Lösung ist.

Aus immer wieder gegebenem Anlass
will ich versuchen, mal die einfachste Methode zur Abschätzung der grundsätzlichen Abbildungsleistung eines Newtons so darzustellen, dass auch ein Einsteiger zumindest erkennen kann, ob sein Teleskop etwas taugt oder ob er möglicherweise einen schlechten Newton erwischt hat.
Diese Methode ist der Sterntest aber bevor wir da hinkommen muss ich zunächst mal einige grundsätzliche Voraussetzungen nennen.

 
1. muss das Teleskop so gut wie möglich justiert sein.
2. muss es der Umgebungstemperatur so gut wie möglich angepasst sein. Das kann schon mal, wenn man es in einer kühlen Nacht  aus der warmen Wohnung in den Garten trägt, eine gute Stunde und länger dauern, wenn keine aktive Lüftung/Kühlung und/oder ein Isotubus vorhanden ist. Die häufig anzutreffenden kleinen, offenen PC-Lüfterchen die auf die Zelle geschraubt gegen die Mitte der Spiegelrückseite blasen sind hier eher kontraproduktiv, als dass sie helfen. Maximal bringen sie eine kühle Spiegelmitte zustande, während der Rest des Spiegels dieser Temperatur hinterher läuft, das gaukelt im Sterntest alle möglichen sphärischen Abberationen der Spiegel vor.
3. muss das Seeing so gut sein, dass Vergrößerungen vom 1,5fachen, besser vom 2fachen und mehr des Optikdurchmessers ganz oder wenigstens annähernd (blickweise) ohne nennenswerte Seeingstörungen möglich sind. Die unter 2. genannten Maßnahmen sind hier sehr hilfreich, sie steigern die Chancen erheblich.
4. muss sichergestellt sein, dass Hauptspiegel und Fangspiegel verspannungsfrei gelagert sind. Man muss also die HS-Halteschrauben so weit lockern, dass man z.B. eine Ecke eines Löschpapierblattes darunter schieben und wieder herausziehen kann. Der FS darf nicht in einer ihn einquetschenden Fassung sitzen.
5. sollte man das an Polaris machen können, denn der bleibt ziemlich auf der Stelle stehen, muss also nicht ständig nachgeführt werden um ihn in der Bildmitte zu halten und Polaris hat die richtige Helligkeit. Ein künstlicher Stern geht auch, es gelten die gleichen Bedingungen. Möglichst großer Abstand und auch lokales Seeing (Boden-/Gebäude, Wärmequellen) kann schlimm sein, den Versuch vereiteln.

Passt das, so geht es zunächst mal um den Sterntest und damit rein um die Spiegelqualität, allerdings testen wir dabei logischerweise das Set aus Haupt- und Fangspiegel.

Man braucht also ein Okular um auf die erforderliche Vergrößerung, die für die Optik und die allermeisten Objekte bereits eine nicht gewinnbringende Übervergrößerung ist, zu kommen. Okular-/Barlowkombinationen bieten sich auch an, die Kombi muss nicht mal sehr hochwertig sein, sondern zum Teleskop passen. Besonders weitwinklige Okulare können in Kombination mit nicht darauf ausgelegten Barlowlinsen an Teleskopen mit großem, also z.B. f/4 und weniger bei f/10, schon mal Korrekturfehler vortäuschen. Was wir sehen wollen sind keine subtilen Objektdetails, wir wollen sehen, was unsere Optik aus und mit dem Licht des Sterns so macht.
Es muss gewährleistet sein, dass man minimal (10 Wellenlängen) intra- und extrafokal fokussieren kann und auch dazwischen möglichst exakt den genauen Fokus trifft.
Es geht also darum, vom Fokus nach außen und dann darüber hinweg nach innen so weit zu defokussieren, dass man das Interferenzmuster sieht, in welches das Sternenlicht dabei " zerlegt" wird. Das muss in beide Richtungen mit dem gleichen Betrag erfolgen, denn wenn bei gleichem Defokuswert das Muster auf einer Seite des Fokus größer oder auch deutlich heller ist als auf der anderen ist schon was faul. Wie faul, das weiß man allerdings noch nicht, ist aber auch nicht so wichtig. Überhaupt ist dieser Test sehr schonungslos und zeigt alles. Die Abschätzung wie sich die eventuell erkennbaren Fehler auswirken ist nicht ganz leicht, also hängt das zunächst mal nicht zu hoch.

Was man so alles zu sehen bekommt,  stellt die folgende Grafik gut dar:


http://www.pteng.de/astro/justage/newton/frame_r.htm

Die erste Serie bei Pteng zeigt also eine fehlerfreie Optik unter Laborbedingungen, die zweite zeigt die gleiche Optik unter Seeing, so ähnlich sieht man das tatsächlich meistens, besser geht wirklich nicht so oft und dann seht ihr schon wie schwer das wird, einen großen Spiegel mit dem man 400 oder 500fach und mehr braucht, wirklich gut und möglichst exakt einzuschätzen, das kann dauern.
Dennoch ist das möglich und man hat auch wirklich Zeit damit, denn wenn Beugungsbegrenztheit zugesichert ist, gilt der Anspruch auf diesen Bestandteil des Vertrages lange Jahre.
Bei der perfekten Optik zeigt sich im Fokus ein rundes Sternscheibchen und darum der erste Beugungsring. Den sieht man ganz schwach.
Was man aber auch unter geringen Seeingeinflüssen durchaus sehen kann, sind grobe Zonenfehler wie Ringzone oder abfallende Kante sowie sphärische Abberation weil die Intensität der "Lichtringe" intra- und extrafokal extrem unterschiedlich ausfällt. Bei sphärischer Abberation sind die Scheibchen bei gleichem Defokus zusätzlich unterschiedlich groß. Für die Abschätzung der Intensität der Beugungsringe im Fokus braucht man viel Licht, viel Geduld und extrem gutes Seeing.
Der Justierfehler ist klar, der Stern gehört immer in die Bildmitte und dann sieht das auch rund aus, wenn die Justage passt.
Der Asti macht sich einfach dadurch bemerkbar, dass er „springt“. Die Orientierung der Eiform wechselt zwischen intra- und extrafokalem Defokus.
Hier ist zu beachten, dass der Asti auch vom Fangspiegel verursacht werden kann und sei es nur durch eine quetschende Fassung.

Der Fangspiegel kann auch, wenn er z.B. nicht ganz plan geschliffen ist, sondern eine Krümmung aufweist, die Brennweite des Hauptspiegels im Nachgang verändern, was dann zu Zonenfehlern führt.

Es fehlt die so genannte "Dreiecksverspannung" des HS, wenn er zu fest in die drei Halteklammern eingespannt ist. Da ist die Form echt eckig, wenn auch die Ecken etwas abgerundet sind und der ganze Rand ausgefranst.

Das ist also alles gar nicht so einfach und wenn man da wirklich grobe Fehler sieht muss man sich richtig einarbeiten oder die Fachleute müssen ran.

Ich habe das, was man da zu sehen bekommt  versucht, stark schematisiert darzustellen

 

Weitere Erläuterungen dazu und auch zu anderen Testmöglichkeiten gibt es im Artikel Test, Test, Test...


Nun denn, versucht Euch das mal anzuschauen.

Im Prinzip kann man das beim Newton, also dann, wenn ihr das komplette Teleskop am Stern testet, im leichten Defokus auch mit einem feinen Netz der Radspinne vergleichen. Denn anders als bei den Vermessungen des HS auf einer optischen Bank sieht man ja mit dem kompletten Teleskop auch im Defokus noch die Beugungserscheinungen der Fangspiegelspinne, also ist der Kuchen meistens in vier Segmente aufgeteilt und es gibt immer einen hellen Lichtring, dann einen schwarzen Ring und wieder einen hellen Ring und so weiter, immer enger werdend. In der Mitte kommt entweder ein heller Punkt oder ein schwarzes Loch, je nach Fokuslage. Sieht man Fläche hat man viel zu weit defokussiert.
Nun kommt es halt darauf an, dass die Lichtringe möglichst rund und gleichmäßig hell sind, auch die gleiche Breite haben und immer den gleichen Abstand. Im innersten Bereich kommt es durch den Fangspiegeleinfluss zu einer Abschwächung aber nicht zu einer Auslöschung der Ringe.

Kaum jemand von uns wird es vergönnt sein, dieses perfekte Bild zu sehen, denn das wäre bestes Seeing und ein überirdisch guter Spiegel.
Wenn es aber auf beiden Seiten des Fokus nur näherungsweise passt, wenn also nicht dauerhaft auf einer Seite ein ganz heller Ring außen oder in der Mitte so völlig anders aussieht als seine Umkehrung auf der anderen Seite des Fokus, wenn nicht im leichten Seeinggewackel immer und immer wieder die gleichen Lichtringe einen hellen und/oder zusammenklebenden Knoten bilden, wenn man nicht deutlich weiter nach einer Seite defokussieren muss, um die gleiche "Bildgröße" zu erhalten, wenn nicht die Helligkeit auf beiden Seiten des Fokus deutlich unterschiedlich ist, oder ein Ei von einer Orientierung in die andere springt, dann kann man sich schon Mal leicht entspannen und zufrieden sein.
Nach meiner Einschätzung wird das ganz überwiegend der Fall sein und je näher das Bild dem Ideal kommt, umso höher muss man am Objekt (z.B. am Planeten) vergrößern, um durch die Abweichungen im Sterntest auch in der Abbildung am Objekt eingeschränkt zu sein, was man häufig sogar erst im direkten Vergleich mit Referenzoptiken erkennen kann.

 

Damit haben wir dann eine Einschätzung zur Qualität der beiden Spiegel und das ist schon mehr, als häufig mit Aussagen oder auch den oft angebotenen Zertifikaten zur Hauptspiegelqualität geboten wird, zumal man diese Zertifikate auch noch genauestens und mit viel Fachwissen einer Prüfung unterziehen sollte, weil viele Möglichkeiten zur Fehlinformation eines Interessenten gegeben sind.

Geprüfte Qualität ist teuer, zumal sich eine echte, aussagefähige Prüfung eigentlich nur bei teuren Produkten lohnt.

Abseits davon, im günstigen Bereich, gibt es eigentlich nur wenig Spielraum bei den belegbaren Spiegeleigenschaften und es kommt dann in der Folge viel mehr darauf an, in wie weit man in der Lage und gewillt ist, selbst Maßnahmen zu ergreifen, die Eigenschaften des Teleskops zu verbessern und dadurch zu mehr Beobachtungsqualität und –genuss zu kommen.

Aber der Reihe nach:

Man wird bei allen günstigen Fernostteleskopen, egal was da nun drauf steht und wer sie vertickt, bei der Qualität der optischen Bauteile aufpassen und auf lange Sicht überprüfen müssen, ob sie die vorgegebenen (Mindest) Anforderungen erfüllen.
Da kommt man uns häufig verkäuferseitig sehr weit entgegen, denn unsere Händler garantieren meist, dass der Hauptspiegel mindestens beugungsbegrenzt ist (0,8 Strehlpunkte) oder (wobei ich nicht glaube, dass sie wirklich wissen was sie da tun) mindestens beugungsbegrenzte Abbildung, was sich ja in logischer Konsequenz auf das ganze Teleskop bezieht.
Man kann auch teilweise und natürlich gegen Aufpreis Fernostspiegel mit Testprotokollen, Prüfzertifikaten und/oder -bildchen erwerben. Jou man kann es auch lassen, oder man sollte sich sehr genau über die tatsächlich angewandten und die zwingend nötigen Methoden informieren.

Man wird zwischen 0,5 und 0,9 Strehlpunkten alles antreffen können und es liegt am Käufer (oder auch eventuell versierten Sternfreunden die man z.B. auf Teleskoptreffen antrifft) das mal gelegentlich am gut justierten Teleskop zu überprüfen. Bei echten Zweifeln kann man so was auch vermessen lassen, wenn man Leute kennt, die das können und/oder gutes Geld investieren will/kann.
Ich meine, man trifft in letzter Zeit aus diesen Quellen viel weniger echte schlechte als schlecht justierte Spiegel an, gerade wenn man bei den "kleinen" und sehr gängigen 5-12 Zöllern bleibt.
Da ist man in der Masse oder eventuell sogar über die Masse, aber immerhin m.E. merklich besser geworden.
Bei begründeten Zweifeln ihres Kunden an der zugesagten Qualität stellen sich die etablierten Astrohändler nach meiner Erfahrung selten quer, wenn es um Nachbesserung, Rücknahme oder Austausch geht.

Als Spiegelträgermaterial kann man z.B. von Skywatcher Floatglas erwarten oder es wird mit geringem Aufpreis "Pyrex" ausgewiesen und angeboten. Da wird schon mal geunkt, dass das nicht das einzig wahre "Fine Annealing" von Corning (?) sein kann. Mein Orion-UK 12 Zoll Spiegel der der so firmieren darf ist allerdings keinen Deut besser als der "unfeine" 8er Skywatcher.
Beide haben gegenüber Spiegelträgermaterialien wie Floatglas oder BK7 den einzigen praktisch bemerkbaren Vorteil sich in der Phase der Temperaturanpassung weniger zu verformen und damit etwas schneller für höhere Vergrößerungen tauglich zu sein. Das ist immer wieder auf dem Acker reproduzierbar und kann schon mal 30 bis 60 Minuten in Anspruch nehmen.
Auch von GSO gibt es wohl, je nach Anbieter, Spiegel mit "besserem" Trägermaterial als Floatglas oder BK 7, eigentlich geht das immer, aber die Aufpreise sind schon merklich.

So weit, so gut. Gehen wir also davon aus, egal aus welcher der beiden Chinaquellen und egal über welchen deutschen Zufluss, Du holst Dir so einen 8-12 Zöller.
Gleiche Ausgangsqualität der Optiken vorausgesetzt, wird man nach angemessener Auskühlzeit und mit gleicher, hoffentlich guter Justage (!!!!) keine nennenswerten Unterschiede in der Abbildungsleistung finden und jeder Hersteller, jede Serie bringt da kleine bis mittelprächtige Macken und Fehler in so ein Teleskop ein. Die haben zwar nichts mit der grundsätzlichen Spiegelqualität zu tun, kosten aber eben grundsätzlich mögliche, weil gegebene Leistung in einem Maße, welches über Spiegelträgerunterschiede und 0,1 Strehlpunkte des HS mehr oder weniger, meistens deutlich hinaus gehen.

Weil man meistens von deutlich kleineren Optiken kommt gehen einem trotzdem erst mal die Augen über, was man alles zu sehen kriegt, es sei denn man kennt das schon vom Fremdgucken. Die Steigerung von z.B. 6 Zoll auf 12 Zoll oder auch 4 Zoll auf 8 Zoll Öffnung ist, qualitätsunabhängig (Rasierspiegel ausgenommen), rein öffnungstechnisch enorm.

Wenn ich nun z.B. mal wieder einen Dobson unterstelle, gehe ich von visueller Nutzung aus und wenn man da z.B. einen mindestens 70 mm hohen OAZ und dazu eine 35-50 mm lange Verlängerungshülse braucht, um den mittleren Fokus, der irgendwo zwischen 120 und 150 mm über dem Tubus liegt, zu erreichen, dann wartet genau da Potenzial auf Abruf durch Freisetzung.
Solche OAZ-Türme sind für visuelle Nutzung Unfug, erfordern einen viel zu großen Fangspiegel um den kompletten Strahlengang umzulenken und der ist, obwohl ohnehin zu groß, oft genug immer noch zu klein, um in der Übersicht ordentliche (Rand)Ausleuchtung zu bringen.

    


Im ungünstigsten Fall geht das bis zur Öffnungsbeschneidung. Das passiert eher bei den kleinen 4-6 Zöllern, aber ob man bei so verkorkster Bauweise mit 30% Obstruktion auf 5mm zu 100% ausgeleuchtetes Feld kommt oder locker und vernünftig mit 22% Obstruktion dabei auf 12mm kommt, macht auch beim 10 oder 12 Zöller einen merklichen Unterschied.

Man muss sich allerdings bei diesen Teilen selbst helfen, wenn man versteckte Leistung locker machen will.
Übrigens muss das nicht Jeder zwingend wollen, man kann mit dem Preis-/Leistungsverhältnis "out of the Box" durchaus zufrieden sein, aber die Frage zielt ja in Richtung optimaler Leistung.
Wenn ich jetzt in der Folge weitere Leistungsverstecke aufzeige, dann geht es um Möglichkeiten, z.B. einen 10-Zöller nahe/näher an sein Potenzial zu bringen, aber man macht halt keinen 12-Zöller daraus.

Diesen OAZ-Turm wird man konsequent nur mit einer Verlängerung des Tubus los und wenn dann nur die Verlängerungshülse im OAZ eingespart ist, stimmt fast immer schon die Ausleuchtung und oft geht auch noch die nächst kleinere Fangspiegelgröße. Das muss man dann berechnen, z.B. mit MyNewton.
Weiterführend kann man auch über einen flacher bauenden OAZ (Vorsicht, wenn gut dann teuer) oder über den eigenen OAZ nachdenken, fährt der doch sehr häufig weit in das Tubusinnere, wenn man Okulare fokussiert. Da wird also gerne um 0,05 Strehlpunkte, eher Pünktchen, beim HS gestritten und gemessen auch schon mal richtig Mist gemessen, damit es auch passt. Dann baut man diesen Wunderspiegel in ein Teleskop ein, bei dem sich nicht nur ein viel zu großer Fangspiegel mittig, sondern auch noch ein über 50 mm dickes Rohr von der Seite mehr oder weniger weit vor den Lichtsammler schiebt.

 



Das ist schlicht Leistungsvernichtung, egal ob der Hauptspiegel 150 mm oder 300 mm misst. 

Dazu mal eine Grafik, die links ein echtes Abbild eines mittig im Gesichtsfeld stehenden, hellen Sterns zeigt und rechts ist in Übervergrößerung beschriftet, was da alles so stört. Nicht nur Licht wegnimmt, sondern durch die ausgelösten Beugungserscheinungen stört. Jedes Hindernis im Strahlengang des Teleskops, welches sich und seine innere Beschaffenheit ja nicht selbnst abbilden kann, führt zu Störungen der Lichtwellen und zu entsprechenden Beugungserscheinungen, die nur manchmal und eher zufällig, für uns dem Hindernis selbst ähneln.

Die Spikes wirken, sehr guten Seeingbedingungen zum Trotz, verwaschen und sind teilweise kaum zu erkennen. Das Sternscheibchen ist unrund und ausgefranst, ein großer Halo fächert sich in helle und dunkel Zonen auf. Sehr auffällig ist eine dunkle Zone im Halo, die nach 5 Uhr weist und in der mittig ein Spike ist.

Hier ragt das viel zu lange Okularauszugsrohr prominent ins Bild und das sitzt genau hinter einem Arm der Fangspiegelspinne, wie bei Fernostnewtons üblich. Das Bild findet, etwas schwächer, seine Entsprechung in die entgegengesetzte Richtung und das ist eben eine Eigenschaft des Lichts die sich nur mit Wellenoptik und nicht mehr mit geometrischer Optik erklären lässt. Da wird es kompliziert und das erschwert auch manchmal die Ursachensuche/-zuordnung.

Weitere Störungen im Sternhalo oder auch dessen Größe und Helligkeit, lassen sich unter anderem durch Dejustage, Hauptspiegelhalteklammern oder auch Schrauben an den falschen Stellen, z.B. im OAZ, erklären. Auch Macken am Rand eines Spiegels, schlechte Randkorrektur oder eine sägezahnartige Phase kommen da in Frage. Darum geht es auch weiter unten noch einmal.

Man kann den Okularauszug verbessern oder einen besseren kaufen.
Ich habe kürzlich bei einem SW-Crayford die unteren Rollen mal bis knapp vor die Mitte der Lagerplatte nach oben versetzt. Damit hatte ich keine Einschränkungen der ohnehin nur leidlich gegebenen Führung und auch keine Wegbeschränkung beim Fokussieren, aber ich konnte immerhin das Rohr um knapp 20 mm kürzen. Das hilft und der OAZ, sogar mit Untersetzung (sehr nett bei f/5), reicht visuell völlig, auch für Okulare der Kiloklasse mit denen man sich bei längeren Hebeln nicht nur den OAZ sondern auch ganz schnell den Walzblechtubus justagevernichtend verbiegt.



Kommen wir durch solche Maßnahmen da hin, einen kleineren Fangspiegel wählen zu können, ohne zu viel Ausleuchtung oder gar Öffnung zu verlieren, dann ist selbstverständlich Obstruktionsverringerung einer guten, kontrastreichen Abbildung zuträglich. Hat der kleinere Fangspiegel dann auch eine zugesicherte, gute/bessere Qualität erhöht das die Chance nochmals, dass sich schon allein diese Verbesserung sehr deutlich sichtbar auswirkt.

So setzt sich das fort, überall ist etwas Leistung freizusetzen.
Überaus wichtig ist die Justierung und wenn man dann auch noch die Hauptspiegelhalterungen lockert, die FS Fassung entspannt, mit einer Tau/Streulichtkappe den zu kurzen Tubus auch vorne verlängert, den Blechtubus mit Velours auskleidet, noch ein wenig zusätzlich dämmt oder gar einen funktionierenden saugenden Lüfter anbringt, dann kommt man eben mit jedem Schritt dem tatsächlichen Potenzial gegebener Öffnung und Optikqualität immer näher und je mehr von den Maßnahmen ins Paket kommen, umso deutlicher sieht man das auch.
Man stelle sich das vor. Da wird, wichtig, wichtig, wichtig in der Mitte ein kleiner Quirl angebaut der ganz dicht am/hinter dem HS sitzt und ihn anpustet. Maximal wird da kalte Luft punktuell auf die Mitte des Spiegels gepustet und sorgt dort für Unterkühlung gegenüber dem Rest.

Für die bereits genannten, sündteuren Sital- und Zerrodurspiegel ist das eher schadlos, für Pyrex im Hochvergrößerungsversuch mindestens hinderlich, aber für Float und BK7 eine schlichte Katastrophe und dafür ist der Strehl des HS mal völlig nebensächlich. Eigentlich kann man nur hoffen, dass die Anbringung den Quirl völlig wirklungslos macht oder man stellt ihn ab.

Bevor nun den "Strehlis" das Fass ganz überläuft sei gesagt, dass selbstverständlich und völlig unbestritten sehr gute Hauptspiegelqualität und ein gutes Substrat grundsätzliche Voraussetzungen für ein sehr gutes Teleskop mit hohem praktischen Nutzwert sind.
Allerdings ist eben ein ungeprüfter "NoName" Spiegel aus chinesischer Massenproduktion auch längst nicht das garantierte Gegenteil.
Man kann sogar mit einem Premiumspiegel in schlechter Teleskopbauweise/-mechanik ganz schnell schlechter (aus)sehen als mit einem mittelmäßigen Chinaspiegel der in guter Mechanik zeigen darf was er kann.

Da wir gerade beim Strehl sind wäre noch ein Satz über den häufig gebrachten Hinweis der Strehlminderung durch Obstruktion zu verlieren. Gerne wird da z.b. die Berechnung gebracht, dass man für beugungsbegrenzte Abbildung bei 25% Obstruktion schon einen Spiegelstrehl von über 0,9 benötigt.

Es ist weitaus komplizierter, stimmt so platt selbst theoretisch schon nicht wirklich aber wie grau alle Theorie ist, mag das Beispiel (m)eines 8 Zoll Hauptspiegels mit zertifiziertem 0,84er Strehl zeigen. Der größte verschlechternde Faktor ist bei diesem (wie bei sehr vielen anderen Spiegeln die Mitte, oft ist auch die Kante, also der Rand schlecht und der Rest brauchbar. Okay, Kante kann man abdecken, das kostet Öffnung.

Den prominenten Zentralberg (es kann auch mal eine tiefe Senke sein) meines Spiegels deckt der Fangspiegel ohne Öffnungsverlust ab. Das macht gut 0,1 Strehlpunkte aus. Der HS-Strehl liegt mit zentraler Abschattung deutlich über 0,9. Der Spiegel ist für meinen Dobson nahezu perfekt und er war als "Durchfaller" (wer kauft schon zertifizierte 0,84 Strehlpunktgurken teuer) sogar normal bepreist. In dem Fall verhindert die Obstruktion, dass der bedeutende Fehler des Spiegels zum Tragen kommt. Trägt ein solcher Zentralberg zur Abbildung bei kann man in Hoch- und Höchstvergrößerung bemerken, dass Details schwammig und weich werden, der Kontrast früh schwindet.

Der fleißige Berechner müsste im konkreten praktisch vorliegenden Fall also die Kompensation des Spiegelfehlers einrechnen und käme mindestens auf Gleichstand, wenn nicht sogar mit Obstruktion auf einen Vorteil.

Auch in weniger extremen Fällen wirkt sich Obstruktion in der Praxis nicht so negativ aus wie theoretisch zutreffende Berechnungen glauben machen können und wenn immer noch Zweifel nagen nehmen wir halt für die Obstruktionskompensation einfach ein Zoll mehr Öffnung, dann passt das locker.

Nochmal zurück zur Spiegelkante und da fangen wir mal mit den drei Haltebacken der häufig verwendeten Spiegelzellen an. Die sind ab Werk nicht nur immer (!) zu fest angezogen und verspannen den Spiegel, mein 12-Zöller (im Bild unten rechts) hat dadurch sogar Verspiegelungsschäden davon getragen. Häufig (gerade bei kleinen Spiegeln) sind sie recht groß und fassen schon mal gerne 3-5 Millimeter auf die verspiegelte Fläche. Das macht zusätzliche Beugungserscheinungen, wie jedes Hindernis im Strahlengang. Dann kommt häufig noch eine unsauber geschliffene, sägezahnartige Fase hinzu

   

sowie nicht selten noch die bereits erwähnte abgesunkene oder erhabene Zone am äußersten Rand der verspiegelten Fläche. Der Rand und die Mitte sind bei Massenfertigung günstiger Spiegel immer die kritischsten Stellen. Man sieht in solchen Fällen auf Fotos (siehe Grafik oben) mehr oder weniger ausgeprägte Halos um Sterne und das kostet auch bei anderen Beobachtungen, z.b. am Planeten, hauptsächlich Kontrast.

Sieht man das auch visuell immer wieder deutlich sollte man über Abhilfe nachdenken. Man kann die Haltbacken kürzer und schmaler, oder eine Lagerung ganz ohne diese Klammern machen. Bei meinem 8 Zöller enden die Klammern etwa in der Mitte der Spiegeldicke und am leicht umgebogenen Rand der Klammern sitzt eine dünne Silikonwulst. Sie überbrückt die 2 mm Luft zum Spiegelträger. Das ergibt eine dauerelastische, sichere Klebung auch bei liegendem Transport des Teleskops oder "Kopfstand". Negative Auswirkungen, wie Verspannungen oder Druckpunkte, zeigen sich auch im Sterntest bei Übervergrößerung nicht. Ist eine Spiegelreinigung im Wasserbad erforderlich kann man die drei Wülste leicht mit einem Cuttermesser durchtrennen. Nach Entfernung der Klebereste und der Spiegelreinigung wird die Klebung erneuert.  

    

Man kann auch die Fase des Spiegels schwärzen oder man geht alle Eventualitäten mit einer ringförmigen Blende an, die sich z.B. auf die Haltebackenbefestigung schrauben lässt und alle potenziellen Fehlerquellen im Randbereich des Spiegels so knapp wie möglich abdeckt. Man verliert damit 3-6 mm, im Extremfall auch mal 10 mm Öffnung, gewinnt aber, falls das Problem an der Stelle zu suchen und zu finden war, mit geringem Aufwand extrem viel Abbildungsqualität, vor allem Kontrast im Hochvergrößerungsbereich.

Es ist also, wie schon beim "Zentralberg", wieder mal nicht die so gerne be- und verrechneten 18-25% Obstruktion auf deren Abträglichkeit für den Kontrast man so häufig und beinahe schon reflexartig argwöhnisch schaut. Beim Durchschauen sieht man davon eher nichts, da muss man schon auf 30% + X gehen. Es sind Auswirkungen von Fehlern in der Lagerung des Spiegels am Rand oder des Spiegelrandes selbst, die leicht 0,1-0,2 Strehlpunkte kosten. Sie können schon mit wenigen Millimetern Randabdeckung, also sehr geringem Öffnungsverlust, vollständig behoben werden.

Man bewegt sich dabei durchaus innerhalb der "Herstellertoleranzen" für Rohlinge. So gibt es bei der 8 Zoll Größe nachweislich Rohlinge zwischen 198mm und 204 mm Größe und die verspiegelten Flächen sind jeweils abzüglich Fase nochmal ~2-3 mm kleiner. Wir reden also schon hier von einer Spanne zwischen ~7,6 und 8,0 Zoll. Das ist ein Unterschied, aber kein Drama.

 
Für Leute die aufs Geld schauen müssen und doch ein gutes Teleskop wollen gibt es durchaus gangbare Wege.
Die führen letztlich nicht zwingend zum Tuning und Selbstbau, sondern eventuell auch zu einem hiesigen Dobsonanbieter, von denen einige im günstigen Preissegment auch bessere und sinnvollere Mechanik, optimale Fangspiegelgrößen und Fokuslagen für Chinaspiegel anbieten.

Wichtig ist einfach die Erkenntnis, dass ein Newton eben nicht zwingend eine ausgefransten, verwaschene Sternabbildung zeigen muss, wie ich sie in der Grafik weiter oben dargestellt habe. Richtig gebaut oder gegebenenfalls nachträglich getuned, kann das durchaus so aussehen:

Gerade, dünne, messerschafe Spikes, ein helles, rundes Sternscheibchen und ein kleiner, schnell schwächer werdender gleichmäßiger Halo um den hellen Stern. Da machen auch die Hintergrundsterne Spass und es sind  immer mehr als in einem schlechten Newton, weil eben mehr Licht in einem definierten Sternscheibchen konzentriert und nicht in die Umgebung geschmiert wird. Wie wenig Licht bei einem guten Newton in diese Spikes fließt, sieht man übrigens auch sehr schön an den überwiegend spikelosen Hintergrundsternen.

Ich leiste mir, bei meinen beiden Newtons mit gebogener Spinne, die etwa ein Drittel weniger Fläche und Kante haben als normale Vierarmspinnen, sogar den Luxus, die Beugungserscheinungen ganz bewusst in den Hintergrund zu streuen. Mich stören Spikes eigentlich absolut nicht, aber ich wollte halt mal beweisen, dass es am Newton, gerade am Dobson, auch sehr gut ohne geht.