Zur Neuanschaffung von  Newton/Dobsons sind einige kleine Frustvermeidungshinweise angebracht.

Vielfach bringen die Geräte trotz ordentlicher Justierung nicht die Leistung, wie sie aus Beobachtungsberichten und Erfolgen anderer abgeleitet werden könnte. Flaues Bild, nicht richtig hochvergrößerungsfähig, das weist noch nicht auf schlechte Qualität des Geräts oder der Geräte hin.
Neben schlechter Justierung gibt es einige weitere, leicht abstellbare Ursachen, die meistens mitgeliefert werden.

1. Ganz wichtig ist, dass in aller Regel die drei Halteklammern des Hauptspiegels viel zu fest angezogen sind. Damit wird dieser Glasklotz tatsächlich in einem Maß verformt, welches die Abbildung deutlich beeinträchtigt, schon bei mittleren, spätestens bei hohen Vergrößerungen völlig verderben kann. Dreieckige Sternbilder, drei Planetenbilder dicht beieinander (überlagernd) oder auch nur Unschärfen, flaue Abbildung sind die unweigerliche Folge. Häufig wird das Ganze noch ein wenig durch Seeing zum Tanzen gebracht und dann irrtümlich (!) auf das Seeing geschoben.

Es hilft nichts, das muss kontrolliert und gegebenenfalls abgestellt werden, bevor man weitere Aussagen treffen kann. Die Halteklammern sind i.d.R mit zwei Kreuzschlitzschrauben befestigt und diese Schrauben müssen so weit gelockert werden, dass man ein untergelegtes Blatt Papier (eine Ecke davon) mühe- und beschädigungslos unter der Klammer herausziehen kann.

   


Dazu muss der Spiegel mit der Zelle, also der hintere Abschlussring komplett vom Tubus abgeschraubt werden. Vorsicht, beim Entfernen der Schrauben, denn dabei kann der ganze Malefiz schon herunterfallen, aber auch der Fall, dass man die press in den Tubus geklemmte Fassung kaum herunter bekommt ist möglich. Wer sich traut kann auch auf die Haltebacken verzichten und z.B. seitliche Klammern mit einer dünnen, dauerelastischen Silikonnaht sichern.


Da man schon diese Seite frei hat, bietet sich an, gleich die Veloursauskleidung mit zu machen, justieren muss man nacher ohnehin.

Diese schwarze Veloursauskleidung schluckt mit ihren feinen, dicht stehenden Härchen deutlich mehr Streulicht als die meist grauschwarze originale Lackierung und auch mehr als der für kleine Flächen, Reparaturen und blanke Schraubenköpfe bewährte Schultafellack. Teure Speziallacke die immer mal genannt und beworben werden halten auch nicht allzu oft, was versprochen wird. Man sollte die Folie selbstverständlich mit einem Fusselroller und/oder Staubsauger gründlich entfusseln, also von losen Härchen befreien. Das erspart spätere Selbstvorwürfe, weil es dann eben keine Fussel auf dem Spiegel zu beklagen gibt.

     

Über die Streulichtfalle hinaus hat Veloursfolie durch die Luft zwischen den Härchen eine nicht zu unterschätzende Isolierwirkung, was sich gerade bei dünnen Stahlblechtuben bereits sehr deutlich positiv auf die thermischen Eigenschaften auswirkt. Der Transfer unterschiedlicher Temperaturen der Tubusaußenseite, z.B. zwischen der himmelwärts gerichteten Oberseite und der erdwärts gerichteten Unterseite ins Innere des Tubus wird deutlich verlangsamt. So fällt die automatisch erfolgende Durchmischung und Anpassung im Tubus weniger chaotisch aus. Mit funktionierender saugender Lüftung durch den Tubus die auch noch den Spiegel anpasst und durch ihn verursachte Temperaturunterschiede im Tubus verhindert ist das dann schon sehr praxisgerecht. Eine zusätzliche Tubusisolierung mit Kork, Styropor oder wie im kleinen mittleren Bild zu sehen aus einer Blasenschaummatte ist dann wirklich perfektes Tuning.

So ein Kratzer ist ganz sicher ein unangenehmer Reklamationsgrund und zieht z.B. den recht unsinnigen, aber oft als Qualitätsnachweis angedienten "peak to valley" Messwert eines ansonsten sagenhaften 0,99 Strehl Spiegels sofort in bodenlose Abgründe, macht aber abbildungstechnisch so gut wie nichts bis gar nichts kaputt.

Ich konnte bislang in keinem Sterntest auf Qualität, also in Übervergrößerung und Defokus, keine ganz  konkrete, deutliche Auswirkungen davon im Bild erkennen. Ein Mal meinte ich, eine ortsfeste Aufhellung an der Stelle, am Rande der Einbildung dingfest machen zu können.

Die am unteren Bildrand sichtbaren massiven Druckspuren der Halteklammer hingegen sind ein unschöner und unnötiger Beleg für die brachiale Gewalt mit der so ein Spiegel häufig eingespannt wird. Darauf reagieren selbst dicke Spiegelträger,  wie oben bereits erwähnt, mit Dreiecksverspannung. Dann ist die Abbildung kaputt, Entspannen hilft aber. Wird ein Spiegel durch solche Klammern gehalten, dann sieht man das im Sterntest sofort.

2. der Dreiecksverspannung ähnliche Bildfehler sind sehr häufig an Newtons von GSO auch nach der HS-Entspannung noch zu sehen. Das liegt dann an der Fangspiegelhalterung. Es handelt sich oft um eine Halterung mit Fassung, der FS sitzt also in einem Plastikring, der ihn umschließt. Dieser Ring ist i.d.R. zu eng und reagiert auf Temperaturunterschiede eben nicht genau so wie der Glasspiegel. Das führt dann dazu, dass der eingequetschte Fangspiegel "Asti" zeigt. Neuere Modelle von GSO können inzwischen auch fassungslose Fangspiegel haben. Häufig sind diese Spiegel (auch ungefasste und markenübergreifend) mit einer dicken, ganz widerlich klebenden, recht harten und unflexiblen Klebebandmasse hinterlegt. Auch sie kann zu diesen die Abbildung verschlechternden Verspannungen des FS führen und sollte gelegentlich durch drei Silikonklebepunkte ersetzt werden.
Fassungen sollte man aufweiten, also den FS ausbauen.
Näheres dazu (wie zu vielem mehr) bei Ekkehard
http://www.pteng.de/astro/gso880/gso880.htm
unter FS-Halter.
Ist man da erst mal zu Gange und hat den FS ausgebaut, kann man auch gleich den OAZ auf richtigen Sitz der optischen Achse prüfen, Veloursfolie einbringen und eventuell Offset über die Spinne einmessen, neu justiert werden muss ohnehin.

Ein exakt gegenüber der Mitte des OAZ-Lochs eingemessener Punkt am der gegenüberliegenden Tubuswand, z.B. ein kleines, verschließbares Bohrloch, ist er Schlüssel zum Erfolg. Dieser Punkt sollte vom passend eingesetzten Concenter oder Laser in allen OAZ-Auszugsstellungen mittig getroffen werden.

   

Viele Okularauszüge sind an der Basis justierbar, bei anderen Modelle muss man gegebenenfalls unter der Basis mit Beilageplättchen arbeiten. Manche Könner wenden an der Stelle gerne ein, dass dieser Aufwand nicht nötig sei, weil es für eine gute Abbildung unwichtig ist, ob die optische Achse gerade oder schief durch den Tubus läuft. Schiefspiegler und Lowrider-Dobsons funktionieren ja schließlich auch. Mein Argument für solche Maßnahmen ist, dass man nur so exakt passenden Anblicke in den Justierhilfen bekommen kann und ohne nächtlichen Sterntest (oder künstlichen Stern) daher nur so eine ausreichend exakte Grundjustage herstellen kann. Die Justiersicherheit steigt, der Justieraufwand sinkt beträchtlich.

Sehr wichtig ist auch die Erkenntnis, dass diese günstigen Tuben nicht nur zu eng sind, sondern auch nicht weit genug über die vordere Kante des Fangspiegels hinaus bauen. Sie lassen den Einfall von Stör-/Streulicht auf/in die Fangspiegel- und Okularauszugsebene zu. Das allein führt schon zu erheblichen Kotrastverlusten und Matschbildern, selbst an Standorten die man für dunkel genug hält. Eine einfache Tau-Störlichtkappe, welche den Tubus auf mindestens 1,5 x D-Tubus  über die vordere Fangspiegelkante hinaus verlängert bringt sichere Abhilfe. Außerdem verzögert sich damit die Taubildung am Fangspiegel bereits ohne Lüftung und Isotubus erheblich.

     

Aufgrund der Enge moderner, käuflicher Newtontuben geraten Luftverwirbelungen, wie bereits erwähnt, sehr leicht und extrem bildverschlechternd in den Strahlengang. Sie sind jedoch in aller Regel nicht so eng, dass bereits allein dadurch eine Vignettierung der Öffnung erfolgt. Verlängert man sie nach vorne durch eine Tau-/Störlichtkappe kann das schon wieder anders aussehen. Um diese Gefahr auszuschließen ist es immer sinnvoll, das Teil nicht in den Tubus, sondern auf den Tubus zu stecken und etwas trichterförmig, also zum vorderen Rand hin etwas größer werdend zu bauen. Vom Gewicht her sehr leicht und auch leicht zu bearbeiten sind z.b. Isomatten und andere formbare, aber im Gebrauch ausreichend formstablie Schaumstoffe. Bei Bedarf kommt wieder schwarze Veloursfolie als Innenauskleidung in Frage.

Man hat bei solchen Problemen in 99% der Fälle keine "Gurke" gekauft sondern eingebaute, kleine, abstellbare Fehler der Massenproduktion in Kauf genommen.

Seit einiger Zeit bieten viele Hersteller/Verkaufslables Dobsons mit angebautem Lüfter an und bewerben das nach Kräften. Eine schnellere, bessere Angleichung des Teleskops an die Umgebungstemperaturen und in der Folge eine schnellere Verbesserung der Abbildungsleistung wird versprochen. Dazu taugen diese sehr dicht hinter dem Hauptspiegel sitzenden und gegen die Spiegelrückseite blasenden, kleinen Quirle allerdings nicht. Sie können sogar negativ wirken, indem sie die Spiegelmitte stärker abkühlen als den Rest des Spiegels, was zu Verspannungen führt. Einen durch den Tubus führenden Luftstrom, wie er für eine effektive, schnellere Temperaturangleichung des Teleskops erforderlich und wünschenswert wäre, erzeugen sie nicht. Diese Lüfter sollte man ausgeschaltet lassen oder rechtzeitig vor Beobachtungsbeginn ausschalten.

Das sind die Hauptfehler, viel was man tun kann fällt eher schon unter Tuning/Selbstbau.

Man kann z.B. diesen unsinnigen Blasequirl umdrehen, ihm eine Grundplatte mit Abstand zur Hauptspiegelrückseite verpassen und so eine effektive, durch den Tubus saugende Lüftung bauen. Das gilt allerdings nur, wenn der Lüfter virbrationsfrei läuft und/oder vom Tubus entkoppelt angebaut wird. Besser sind eigentlich größere Langsamläufer.

 

Oben z.b. in einem zufällig auf 8 Zoll Volltuben passgenau aufsteckbarer Eimerboden von OBI, unten links wurde ein Tubusabschlussdeckel als Lüfterplatte zweckentfremdet, unten rechts wurde eine Sperrholzplatte angepasst. Auch Blumentopfuntersetzer sah ich schon in Verwendung, der Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt.

  

Zum Entkoppeln des Teleskoptubus gegen eventuell doch mögliche Vibrationen des Lüfters eignen sich die meist beiligenden Montagenippel aus Silikon und/oder Bänder aus Hohlkörpergummi, wie sie z.B. als Tesa-Moll zur Abdichtung von Fensterflügeln angeboten werden.

Hier mal die gute und leicht nachvollziehbare Bauanleitung von Rolf als Link.

Nachzutragen ist dazu nur, dass es noch sinnvoll ist, die Lüfterhalterung zu schwärzen oder von Haus aus undurchsichtiges Material zu verwenden, um kontrastmindernden Lichteinfall von hinten zu vermeiden. Das ist nicht nur bei Sonnenbeobachtungen im Weißlicht am Tage wichtig, aber da fällt es eben recht deutlich auf.

 

Bei Dobsons sollte man sich vor dem Zusammenbau die Rockerboxteile mal genauer ansehen.

Ein ganz simpler, aber lästiger und wenn er übersehen wird ärgerlicher Mangel besteht schlicht darin, dass die Halteklammern der Teflonpads nicht tief genug eingeschlagen sind und die Laufflächen nicht auf dem Teflon gleiten, sondern hakelig und ruckhaft auf der Stahlklammer schaben.

Bei den meist anzutreffenden Tellerkonstruktionen hat häufig der Zentrierstift mit dem die beiden Teller zusammengehalten werden etwas zu viel seitliches Spiel, sitzt nicht stramm genug, um zu ZENTRIEREN. Das führt beim Nachführen zu seitlichem Versatz, Schwergängigkeit und ruppigem "Anfahren". Ein paar Wicklungen Klebeband oder eine passende Hülse schaffen leicht Abhilfe und dann geht es nur noch darum, durch mehr oder weniger festes Anziehen der Mutter den Widerstand richtig zu dosieren. Da macht zum Schluss einen viertel bis halbe Umdrehung schon sehr viel aus.

Für schweres Zubehör zu leichtgängige Höhenlager mit kleinen Höhenrädern, z.B. GSO die über Reibung funktionieren werden durch Abstandsvergrößerung zwischen den Teflonpads besser handhabbar, weil sich der Druck auf die Pads erhöht und eine geringe Klemmwirkung eintritt. Auch Spannfedern (teilweise serienmäßig) helfen etwas. 

Sehr gut funktioniert hier ein einfacher Andruckbügel, den man mit einer Zwischenlage aus Teflon oder Rollogurtband von den Hörnern der Rockerbox aus über das Höhenrad spannt. Mit (Rändel)Schrauben kann man sogar den Andruck und/oder die Größe der Andruckfläche und damit den Reibwiderstand einstellbar machen und so exakt auf die Bedürfnisse anpassen.

  

Oben am Beispiel einer Lightbridge vo Meade, das äußerst simple Prinzip ist aber auch bei GSO und Co. sehr erfolgreich umzusetzen und anwendbar. Selbst ein ein einfaches Stück Rollogurtband, über das Höhenrad gezogen und über die Verschraubung mit dosierbarer Spannung versehen reicht locker für eine deutliche Verbesserung des Handlings aus.

 

Die "Friktionslager" bei Skywatcher nutzen über einen eingelegten Pappring nur die Hälfte des möglichen Durchmessers. Wer da Komfort vermisst, der kann das über weiter außen gesetzte Teflonpads deutlich verbessern. 

     

Wer will und kann baut noch eine raue Küchenplattenbeschichtung ein und/oder vergrößert die Höhenräder bzw es läuft früher oder später auf den Selbstbau einer neuen, den eigenen Vorstellungen und Anforderungen angepassten Rockerbox hinaus, wie sie hier vielfach auf Bildern zu sehen sind.