Auf einem Teleskoptreffen im Jahr 2008 ergab sich die Möglichkeit, mehrere H-beta Filter an meinem 8“ F/6 Newton und dem 4“ F/5 Richfielder in Augenschein zu nehmen.

Die Bedingungen schwankten an den beiden Beobachtungstagen zwischen 6,0 und 6,5 Mag visueller Grenzgröße in den beobachteten Regionen. Die Milchchstraße war zu besten Zeiten tatsächlich als milchweißliches, reich strukturiertes Band zu sehen.

Es wurde kein harter Test über Nächte hinweg, dazu ist ein solches Treffen mit vielen interessierten Besuchern aus der Umgebung und den anwesenden Freunden mit ihren unterschiedlichen Teleskopen nicht der rechte Platz. Gut hingegen ist, dass viele Beobachter anwesend sind und so spiegelt der Bericht nicht nur meine Wahrnehmung wieder sondern reflektiert die (im Grunde einhellige) Meinung von vier durchweg versierten Beobachtern.

Filter:

 

Thousant Oaks 2“ und Lumicon 2“

an 38er TSWA und 28er UWAN

 

Baader 1 ¼“ und Astronomik 1 ¼“

An 32er Plössl und 22er LVW

 

Als Beobachtungsobjekte wurden

IC 1318 – hellste Nebelteile des Nebelkomplexes um Sadr, den Bruststern des Schwans

NGC 7000 – Nordamerikanebel

NGC 1499 – Californianebel

ausgewählt, also großflächige, teils schwer zu erkennende Strukturen die in zwei Fällen zwingend H-beta Filterung erfordern um Details und Ausdehnung zu erkennen, im Fall des Nordamerikanebels auch mit O III und UHC sehr gut erreichbar sind.

 

Alle vier Filter brachten unter den guten Bedingungen einen Gewinn an allen Objekten, wobei der California mit Astronomik Filter recht schwach ausfiel, auch in die beiden V-förmig von Sadr wegweisenden Nebelbänke des IC 1318 musste man sich mit diesem Filter „einsehen“.

Nordamerika litt schon im Richfielder merklich unter dem kleinen Feld der 1 ¼“ Okulare.

Auffällig schwarzen Hintergrund und wenig Sterne liefert der Baader Filter. Die enorme Abdunklung wirkt sich allerdings auch auf die beobachteten Nebel aus. Sie verlieren Fläche, Helligkeit und Detail. Tatsächlich ist trotz des schwarzen Umfeldes der Kontrast des Nebels zum Umfeld kaum höher als beim Astronomik und damit bestätigt sich wohl eine von Andre Knöfel (?) vorgenommene Messung, nach der der Filter auf der Linie nur 75% Transmission liefert.

 

Wirklich sehens- und beobachtenswerte Ergebnisse mit deutlich besserer Definition der beobachteten Nebel bringen Lumicon und Thousant Oaks. Einen Unterschied in der Wahrnehmung zwischen diesen beiden Filtern konnte kein Beobachter finden.

Nun wäre zu klären, in wie weit die 2“ Auslegung und die verwendeten weitwinkligen Okulare das Ergebnis beeinflusst haben, aber selbst mit Abzügen und unter Verwendung der Filter an den 1 ¼“ Okularen bleibt der Vorsprung der beiden Filter deutlich.

Das LVW liefert bereits am Richfielder mit 4,5 mm AP ein sehr düsteres Bild mit kaum wahrnehmbaren Nebelstrukturen. Hier erkennt man mit „einlesen“ noch was man sieht, Hardcore also. Am Newton ist dann damit in Kombination mit H-beta Filterung wirklich Schicht im Schacht (3,7 mm AP). Zumindest diese drei H-beta Objekte leben von AP, wobei die 4,7 mm AP des Uwan am Newton durchaus noch anwendbar sind. Es liegt bezüglich Flächensichtbarkeit und Details noch vor den 32 Plössl Okularen (5,1 mm AP) mit Astronomik oder Baader.

Das schnell auffällige AHA-Erlebnis wird aber mit dem 38er Okular bei 6,4 mm AP erreicht. Überraschend genial für großflächige Objekte und Filterung erweist sich dieses Okular immer wieder am Richfielder mit immerhin 7,75 mm AP. Das UWAN mit 5,7 mm AP am Richfielder bringt aber ebenfalls beachtliche Resultate weil etwas weniger Flächenhelligkeit durch größere Fläche und höhere Auflösung gut kompensiert werden und das Feld noch locker für die Übersicht ausreicht.

 

Die folgenden Objektbeschreibungen beziehen sich also (soweit nicht anders deklariert) auf die Beobachtungen mit dem optimalen Okular, also der am jeweiligen Gerät größten AP mit der 2“ Bestückung.

 

IC 1318

Im Prinzip braucht man nur Sadr, den Bruststern des Schwans, an dem die Flügel ansetzen, einstellen und ein wenig um diesen hellen Stern „herumrühren“. Die hellsten Teile des Nebels fallen dann als schemenhafte Aufhellungen ins Auge.  Den Nebel ist zu kurz gegriffen, denn sowohl im Richfielder, als auch im 8-Zöller mit doppelter Öffnung sind nur die hellsten Teile der riesigen 0 II Region als mehr oder minder große neblige Inseln sichtbar, ein Feld voller Nebelfetzen und kaum fassbarer Aufhellungen von denen letztlich eine kleine linsenförmige, helle Region mit mehreren Sternchen im rechten Flügel und eine großflächige V-förmige Struktur, nahe an Sadr ansetzend, im linken Flügel hell und markant hervor treten.

Im 8-Zöller positioniert man Sadr leicht außerhalb des Feldes um unter Vermeidung seines Lichts zur Detailbeobachtung die besten Voraussetzungen zu haben. Die kleine „Linsenstruktur“ ist mit Sternchen gesprenkelt, hell und scharf begrenzt und sieht nun eher rautenförmig aus. Der Schwenk zum „V“ bringt wirklich zwei dicke, reich mit Sternen durchsetzte Nebelstränge zu Tage, die in sich unterschiedlich helle Gebiete bergen, Verdickungen und Einschnürungen, sowie Dunkelzonen/-Bänder aufweisen. Auch hier sind trotz der Filterung noch genügend Sterne sichtbar und das V verliert sich beim Schwenk in schwächer werdende Ausläufer.

Insgesamt ein lohnendes Gebiet für Nebeljäger mit Sinn für unspektakuläre Anblicke.

 

Der Nordamerikanebel

ist unter den geschilderten Bedingungen schon ohne Filter sichtbar, mit O III ein echter Hingucker , also was soll da ein H-Beta?

Nun, der Nebel verdoppelt schlicht seine Fläche!

Die Übersicht mit großem Feld im Richfielder ist sehr schön und weckt bereits aufgrund der erkennbaren Strukturierung die Vorfreude auf das Abfahren der Details mit mehr Öffnung.

Die schwächeren nördlichen Teile kommen einfach als deutlicher erkennbare Nebelteile hinzu und in den hellsten Teilen um den Golf fallen die Helligkeitsunterschiede deutlich besser auf, Mexiko ist mal eben fast doppelt so breit wie mit O III, das große Riff sollte man Mal so gesehen haben, schon mit 8“ spektakulär und recht hell. In Teilen kann man schon von weißem Nebel sprechen. Nicht nur bei 6,4 mm AP sondern auch bei 4,7 mm AP eine „helle Freude“.

Der Pelikan hingegen duckt sich im H-beta Licht ein wenig weg und macht sich ganz klein, weite Teile bleiben nur schemenhaft erhalten.

 

Der Californianebel,

neben den Pferdekopf DAS H-beta Objekt kommt dagegen nun beinahe zart daher.

Von Menkib aus nach oben, zum Rumpf des Perseus gelegen passt, was man visuell davon sieht schon gut in das Gesichtsfeld eines 4“ F/5 Richfielders, selbst mit einen 32er Plössl in 1 ¼“ Ausführung, aber wie schon erwähnt machten die beiden Filter von Astronomik und Baader zu wenig aus dem Nebel, hier war der bereits angesprochene Versuch mit den beiden 2“ Filtern vor den Plössls sehr aussagekräftig. Thousant Oaks und Lumicon zeigten definitiv mehr, dennoch wurden die 2“ Okulare klar vorgezogen. Und auch am Richfielder hinterließ das 38er Okular mit der „Über-AP“ den besten Eindruck dieses Nebels. Mit 7 mm AP fährt man hier sicher sehr gut.

Man sieht eigentlich so etwas wie eine kurze, dicke Banane mit Krümmung zu Menkib hin, den man durchaus schon im Richfielder außerhalb des Feldes stellen kann. Die „Banane“ wird an einem Ende von einem Einzelstern, am anderen Ende von einer Dreiergruppe begrenzt.

Wechselt man zum 8-Zöller weiten sich diese Grenzen aus und der Nebel zerfließt an den Enden im Raum. Auch hier sind wieder dunkle Einschnürungen und Buchten erkennbar, ebenso wie hellere Regionen, insgesamt bleibt der Nebel aber bei flüchtigem Blick recht diffus. Einlesen, Geduld, Zeit, Sinn für subtile Feinheiten sind gefragt, wenn man mehr erwartet als das „Abhaken“ eines Objekts.

 

Als Resümee meiner Beobachtungen kann ich sagen, dass der Astronomik Filter für mein Equipment und unter den gegebenen Bedingungen zu weich ausgelegt ist und der harte Baader offensichtlich zu wenig Transmission bringt. Für mich stellen Thousant Oaks und Luimicon die beste Wahl unter den mir bekannten H-beta Filtern für visuelle Anwendung dar.

 

Möglich, dass mit größeren Öffnungen der Baader Filter von mehr Fläche durch höhere Vergrößerung bei gleicher AP und den gegebenen höheren Auflösungsvermögen profitiert und besser zur Geltung kommt. Für den 102/500er ist er selbst mit 6,5 mm AP nicht wirklich brauchbar. Am Newton konnte ich den Baader wegen der Beschränkung auf das 1 ¼“ Plössl mit 32 mm Brennweite leider nur mit 5,1 mm AP nutzen, gut möglich, dass ein Sprung auf 6-7 mm AP deutliche Verbesserungen der Ergebnisse gebracht hätten.

Eher unwahrscheinlich scheint mir, dass der Astronomik-Filter in irgendeiner Konfiguration die erste Wahl werden könnte, es sei denn man beobachtet unter namibischen Verhältnissen, hat also traumhaft dunklen Himmel. Unter dem, für hiesige Verhältnisse bereits gute Himmel an den beiden Testtagen überzeugte er bereits mit 6,5 mm AP nicht und brachte auch, wie z.B. von „weichen“ O III Filtern bekannt, bei kleinerer AP (4,5 mm/3,7 mm) keinen Gewinn.