Immer wieder einmal wird am Mythos der problembehafteten Newtonjustage gestrickt, ob bewusst oder unbewusst, ob berufen oder nicht, die Probleme und Fragestellungen der Einsteiger werden nicht gelöst, sondern hochgekocht. Dieser Unsinn zeigt inzwischen die katastrophale Auswirkung, dass Hersteller immer wieder mal testen, in wie weit auch Leute, die das Hobby etwas ambitionierter betreiben, nicht zum justieren ausgelegte Spiegelteleskope akzeptieren. Sie sparen die Justiereinheiten, zwecks Gewinnoptimierung, einfach ein und die begleitende (Marketing)Argumentation, dass sinnloses Geschraube nichts besser macht, kann man auch schon viel zu oft lesen. Verkehrte Welt, es geht um unser Geld und den massiv geschmälerten Gegenwert, da die Möglichkeit der Justage eine für bestimmungsgemäße Langzeitfunktion unverzichtbare Eigenschaft von Teleskopen, wie z.B. einem Spiegelteleskop nach Newton, ist.

Kürzlich las ich in der Überschrift einer Frage zur Justage etwas von Verwirrung und ja, diese Verwirrung wurde in der Folge nicht behoben, sondern gepflegt. Da half es auch nicht, dass die benutzte Justierhilfe ein Concenter der Firma Spheretec war, eines der einfachsten und genauesten Hilfsmittel die mir derzeit bekannt sind. Geht man nach der sehr simplen Anleitung des Herstellers vor kommt man zu einem sehr guten Justierergebnis.

Da ist dann unter viel TamTam und wenig Hilfreichem auch absolut und völlig Falsches zu lesen und das wird auch noch mit Beifall bedacht:

".....Das Concenter-Okular kann man nicht zur 100%igen Ausrichtung des Fangspiegels nutzen, jedenfalls nicht in jedem denkbaren Fall. Es funktioniert nur leidlich, wenn der Spiegel exakt zentrisch geklebt ist (nicht seitlich versetzt) und auch einen exakten 45-Grad-Winkel hat........"

Man stelle sich vor, wann ein ovaler (Fang)Spiegel nach der Umlenkung des Strahlenkegels aus dem Tubus heraus, also von der Okularauszugsseite her betrachtet, in so einer Lochkamera

 

mit Kreisen auf der Sichtscheibe exakt rund erscheinen kann und dazu noch mittig in einem weiteren, diesmal runden (Haupt)Spiegel zu sehen ist  und wann nicht.

Rund ist er, wenn er im passenden Winkel zur Schräge steht, also 45°. 

So erfasst die untere, dem Hauptspiegel zugewandte Kante den sich vom Spiegel bis zur Spitze im Fokus verjüngenden Strahlenkegel aber früher als die obere Kante. Der Strahlenkegel ist dort also noch breiter als weiter oben und genau das sehen wir, wenn wir den abgeschnittenen Kegelstumpf von der Okularauszugsseite her betrachten und die Spitze des Kegels in die Mitte stellen. Der Kegelstumpf sieht zwar rund aus, der Ausschnitt aus dem Hauptspiegelbild ist aber nicht mittig.

Um nun von der Okularseite her den Hauptspiegel mittig unter dem Fangspiegel zu sehen, müssen wir den Kegelstumpf entsprechend verschieben und das ist........OFFSET.

Bei einer Justierhilfe die einen konzentrischen und mittigen Anblick für das korrekte Ergebnis der Justage fordert, ist die Einstellung des Offset also eine absolut zwingende Voraussetzung und dann funktioniert sie auch ganz ausgezeichnet. Auch eine verdrehte oder anderweitig falsche Positionierung des Fangspiegels oder eine falsch geklebte Mittenmarkierung des Hauptspiegels fällt hier ebenso unweigerlich auf und kann/muss behoben werden, wenn man den bestmöglichen Justierzustand erreichen will.

Nochmal eine andere Grafik zur Verdeutlichung, warum der ovale Fangspiegel, der nur im exakten 45 Grad Winkel betrachtet rund erscheint, bei der Concenter Justage genau positioniert werden muss, um das passende Justagebild und damit dann auch optimale Abbildungsleistung des Teleskops zu erzielen.

Natürlich sind die mittleren beiden Grafiken deutlich übertriebene Darstellungen, denn tatsächlich geht es um wenige Millimeter, aber nur so lässt sich das überhaupt so darstellen, dass es ins Auge fällt. Es ist einfach wichtig zu verstehen, dass man es, z.B. durch Abdecken des Hauptspiegels, sehr leicht hat, den Fangspiegel rund und mittig vor den Okularauszug zu stellen. Dabei kann man aber nicht sehen, ob man den Fangspiegel zu weit von Okularauszug weg oder zu nahe davor positioniert. Zwar gibt die Fangspiegelspinne und der Halter eine recht genaue Position vor, auf den letzten Millimeter oder auch mal mehr, stimmt das aber eben aufgrund der vielen Einflussparameter nicht. Der Hauptspiegel muss nicht zwingend mittig sitzen, der Tubus kann eiern, der Okularauszug leicht schief sitzen, die Offset Klebung des Fangspiegels stimmt nicht ganz und so weiter....! Solange es dabei nur um geringe Abweichungen geht kann man das locker verschmerzen, wenn man wenigstens jetzt alles dafür tut, den Fangspiegel so rund wie möglich im Okularauszug zu sehen.

Es ist völliger Unsinn, Offset bis auf den Zehntelmillimeter und hoffentlich auch richtig zu berechnen und bei der Klebung am Halter zu berücksichtigen, um dann bei der Positionierung des Fangspiegels eben genau die leicht vermeidbaren Verkippungs- und/oder Ausleuchtungsverluste in Kauf zu nehmen, die man damit verhindern wollte und auch sollte.

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An der Stelle mal ein Einschub, da viele Leute, die Newtons mit den "normalen" Fangspiegelspinnen und Haltern haben, nicht gut mit der Mechanik klar kommen. Das Problem sind die drei Justierschrauben in Kombination mit der mittleren "Halteschraube". Nur diese Halteschraube lässt eine Positionsänderung des Fangspiegels in der Höhe vor dem Okularauszug zu. Damit ist sie auch eine sehr wichtige Justierschraube und sie bewegt sich nur, wenn die drei äußeren, kleinen Justierschrauben gelöst sind. Dann fällt aber der Fangspiegel regelmäßig aus seiner Position, dreht sich nach unten weg und das Geeiere beginnt von vorne.

 

 

Die Lösung ist recht einfach und liegt darin, die kleinen Justierschrauben nach der Grobjustage, wenn der Fangspiegel halbwegs da sitzt, wo er hin muss, nicht mehr ganz zu lösen. Soll eine Justage halten, müssen sie ohnehin recht stark (ich meine HANDFEST aber fest) angezogen werden. Sie werden dann nur noch leicht gelockert, selbst wenn es nur eine viertel oder halbe Umdrehung des Schraubenkopfes ist. So immer noch, wenn auch schwach gehalten, dreht sich die Halterung nicht weg.  Das reicht aber aus, um die mittlere Halteschraube dann fester anzuziehen und so den Fangspiegel ein Zehntel höher zu holen. Das muss dann mehrfach wiederholt werden, auch immer mal mit dem Versuch, ob der Fangspiegel nun über die Justierschrauben rund einzustellen ist.

Will man tiefer, weil der Fangspiegel beim höher Stellen noch ovaler wird, geht es anders herum. Bei handfesten Justierschrauben die mittlere Halteschrauben ein klein wenig lockern, dann alle drei Justierschrauben nachziehen und so weiter.

Steht der Fangspiegel, vom Okularauszug gesehen, zu steil im Strahlengang sieht er, wie in der Grafik unten rechts dargestellt, "länglich oval" aus. Die Orientierung wechselt zu "quer oval", wenn er zu flach steht.

Das liest sich so, als sei diese Einstellung ein langwieriger, schwieriger Prozess, aber das ist sie nicht. Wer meint, er sei noch ewig weit weg, wird oft von der Geschwindigkeit der Annäherung überrascht und schießt schon mal über das Ziel hinaus. Außerdem ist das der Teil der Justage, der sich so gut wie nie verstellt, das muss also nur ein Mal genau gemacht werden. Nachjustieren kann man immer über die Justierschrauben am Hauptspiegel. Die große mittlere Schraube am Fangspigelhalter muss ich nur benutzen, wenn der Newton komplett zerlegt war. Selbst bei guten Gitterrohrdobsons braucht man da nicht ran, wenn man sich die Reihenfolge und Anordnung der Stangen merkt und immer den gleichen Aufbau wählt. Sogar die Justierschrauben am Fangspiegel bleiben bei der Justagekontrolle vor der Beobachtung meistens unberührt. Im Artikel zur 1.Voraussetzung für einen guten Newton geht es auch um die Justage, da gibt es auch Absätze zu solchen Schwierigkeiten, z.B. zur Problematik des zu weichen Materials der Fangspiegelhalterung und entsprechende Lösungsmöglichkeiten.

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Immerhin ist bei den allermeisten Newtons heutzutage Offset bereits bei der Montage/Klebung des Fangspiegels auf den Halter berücksichtigt. Von daher ist es fast schwieriger, diese (Vor)Einstellung zu ignorieren und falsch zu justieren, als es einfach richtig zu machen.

Es sieht dann, mit mittig geklebten Fangspiegel und für volle Ausleuchtung "reingezogenem" (Halb)Offset so aus, wie auf dem linken Bild. Offset Einstellung über entsprechend vom OAZ weg versetzt geklebtem Fangspiegel zeigt das rechte Bild. Wie man da hin kommt, beschreibt der unten verlinkte Artikel zum guten Newton.

  

Eine Überprüfung oder gar Verbesserung dieser Concenter-Justage ist nur noch am Stern sinnvoll. Hier würde dann z.B. noch extremere Genauigkeit erreicht und/oder es würde auffallen, wenn z.B. der Mittelpunkt der Hauptspiegelparabel nicht exakt dem geometrischen Mittelpunkt des Spiegels entspricht. Überprüfungen mit Lasern, die ja auch ihren eigenen Justier- und Lagezustand im Okularauszug haben, kann ich aus Erfahrung nicht empfehlen. Das Concenter liegt da meistens besser......aber genau damit fangen dann schon die völlig unnötigen Zweifel an, die niemand braucht und die dann zu fruchtlosen Nachbesserungsversuchen führen, bei denen selten bis nie eine sichtbar bessere Abbildung heraus kam, schon gar nicht reproduzierbar.

Im Übrigen sind es häufig die Besitzer von Großdobsons, also richtig groß, so 20 Zoll und mehr und/oder auch Lowriderkonstruktionen mit einer ganz anderen Strahlengangführung, die das alles gar nicht so wichtig nehmen und auch größere Abweichungen ganz entspannt sehen. Jou, Recht haben sie, denn mit so einem Riesenteil kommt man ganz selten in die Verlegenheit, das volle Schärfe- und Auflösungspotenzial bei 1500-facher Vergrößerung zu vermissen. Hier steht, auch für kleine und schwache Objekt-Funzeln, die krasse Lichtsammelleistung im Vordergrund und zwar in 99,9 Prozent der Fälle weit unterhalb der Maximalvergrößerung.  Das sieht für 6-12 Zoll Öffnung bei 150 bis 300fach schon ganz anders aus und selbst mein 16-Zöller bringt gut justiert nicht nur am Planeten eine so signifikant bessere Leistung, dass mir Justagemängel während der Beobachtung recht schnell auffallen. 

Wer gute Grafiken und Erklärungen zum Thema braucht findet sie unter Anderem hier:

http://www.seeing1.de/2a_justage.html

Leider wird der Markt seit einigen Jahren (Stand 3/23) zunehmend mit Teleskopen überschwemmt, die sich zwar Newton nennen, aber aus verschiedenen Gründen gar nicht mehr zu justieren sind. Das Weglassen von Justiereinrichtungen zwecks Kosten- und Gewichtseinsparung ist da noch die offensichtlichste, aber nicht die einzige Methode. Vielfach sicht man beim Einblick in die Okularauszüge dieser Konstrukte nicht mehr das notwendige Bild, wie es die nächste Grafik zeigt. Daher kann weder die folgende, aus dem Artikel "Vom Einsteigerfehlkauf zum guten Newton" stammende, Anleitung zur "quick and dirty Justage" ohne Hilfsmittel an solchen Geräten reproduzierbar gelingen und funktionieren, noch die Methode mit dem Concenter oder sonst eine passable Justage.

Was jetzt kommt, funktioniert nur, wenn der Newton funktionsgerecht gebaut ist, also nicht bei den Teilen die Aufhänger für diesen Artikel sind. Damit kann das gar nicht funktionieren und daher gibt es auch so viel Verwirrung um die eigentlich sehr einfache Justage von Newton Teleskopen. Der Aufbau, so wie in der nächsten Grafik gezeigt, muss zu sehen sein.

Alles außerhalb des dunkelblauen Rings in der folgenden Grafik sieht man direkt. Alles innerhalb des dunkelblauen Rings ist eine Reflektion im Fangspiegel. Der dunkelblaue Ring stellt also den Rand des Fangspiegels selbst dar, der komplett durch das Okularauszugsrohr zu sehen sein muss.

Bei den oben thematisierten, schlecht gebauten Newtons, sieht man, selbst mit komplett eingefahrenem Okularauszug, mal den kompletten Fangspiegel nicht und/oder nicht mal mehr den kompletten Hauptspiegel, geschweige denn noch etwas von der Spiegelzelle oder dem Tubus. Wie will man etwas mittig stellen, was man gar nicht sieht!? So sind diese Fehlkonstruktionen und ihre Konstrukteure für einen großen Teil der Verwirrungen rund um die Newton Justage verantwortlich. Dabei ist die Justage eines guten Newtons wirklich sehr einfach.

Nehmen wir also z.B. mal an, die große Zentralschraube der Fangspiegelhalterung war nicht genügend angezogen und bei der Anfahrt über einen holprigen Feldweg hat sie sich los gerüttelt und gewackelt, die verspiegelte Fläche des Fangspiegels zeigt nun nach unten, anstatt in Richtung des Okuzlarauszugs. Der Blick in den OAZ zeigt nichts von Spiegeln, sondern ein schwarzes Loch und alle Justierhilfen liegen zu Hause.

Es ist davon auszugehen, dass sich hauptsächlich die große, mittlere Schraube der Fangspiegelhalterung gelöst hat. Die drei kleinen Kipp-Justierschrauben bewegen sich nicht so leicht. Da über diese große Schraube der Abstand zwischen Hauptspiegel und Fangspiegel und damit auch die "Höhe" des Fangspiegels vor dem Okularauszug eingestellt wird, lassen wir die drei kleinen Schrauben zunächst in Ruhe und ziehen nur die mittlere Schraube leicht an. So bleiben wir so nahe wie möglich an der zuvor vorhandenen Grundjustage. Mit leicht angezogener Mittenschraube lässt sich die Fangspiegelhalterung so drehen, dass die verspiegelte Fläche des Fangspiegels wieder in Richtung Okularauszug zeigt und beim Blick in den Okularauszug möglichst rund zu sehen ist.

Wir wählen hier einen etwas größeren Betrachtungsabstand. Wenn der Fangspiegel mit geringem Abstand zur Innenseite des OAZ-Rohrs zu sehen ist, gelingt die Abschätzung recht gut, wobei es sinnvoll ist, den Hauptspiegel mit einem Blatt Papier oder einem Tuch abzudecken.

 

Möglichst nur über die drei Kipp-Justierschrauben versuchen wir ihn so rund und mittig wie möglich einzustellen.

Das Bild des liegenden Tubus zeigt, dass der Fangspiegel noch etwas nach rechts verschoben aussieht, aber wir wollen auch nicht zu weit von der ursprünglichen Grobjustage weg.

Danach entfernen wir die Abdeckung vor dem Hauptspiegel und der sollte nun irgendwo, zumindest halbwegs im Fangspiegel erscheinen.

 

Wir holen nun NUR ÜBER DIE DREI KLIENEN FANGSPIEGEL-KIPPSCHRAUBEN den Hauptspiegel mittig unter den Fangspiegel. Vorsichtig mit Viertel-Umderhungen machen wir das und wechseln auch mal die Schrauben, denn nach langsamer Annäherung geht das plötzlich ganz schnell.

Danach kann die Hauptspiegelmarkierung noch abseits der Mitte stehen.

 

Das korrigieren wir über die Justierschrauben am Hauptspiegel. Ach hier gehen wir langsam vor und wechseln zwischen den Schrauben ab. Dreht man immer in die gleiche Richtung kommt man auch mal an den Anschlag oder dreht, in die andere Richtung, die Schraube aus dem Gewinde. Die wenigsten günstigen Teleskope haben an der Stelle Sicherungen eingebaut.

 

Fertig ist das und in aller Regel gut genug für vorzeigbare Ergebnisse mit dem Teleskop im Bereich DeepSky aber auch an Objekten des Sonnensystems, wenn man es nicht mit der Vergrößerung übertreibt.

Bleiben noch fünf Minuten Zeit für die Justage am Stern, die ich auch unter dem folgenden Link beschreibe,  hat man volle Leistung.

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Dieser Bericht wird als Ergänzung in das Thema

https://www.astrozoom.de/index.php/theorie-und-praxis/32-1-voraussetzung-fuer-einen-guten-newton

eingepflegt.