25.09.2020
Immer wieder ist die Aussage zu lesen, dass der visuelle Deepsky Beobachter keine Farben sehen könne. Manchmal wird noch die Ausnahme der Beobachtung mit extrem großer Öffnung zugelassen, das ist aber eher selten der Fall.
So platt stimmt das allerdings absolut nicht.
Beispielsweise sind Sternfarben schon mit farbreinen Teleskopen sehr kleiner Öffnungen, ja bei hellen Sternen sogar mit einem Fernglas oder ohne Hilfsmittel, sehr gut erkennbar.
Öffnung schadet natürlich nie und so kann man dann nicht nur prominente Kandidaten wie Albireo mit eindeutig bestimmbaren Farbunterschieden bewundern, sondern z.B. auch oftmals winzige, weil sehr weit entfernte, rötliche Kohlenstoffsterne oder interessante Mehrfachsysteme.
Da bieten sich unendlich viele Möglichkeiten zur visuellen Deepsky Beobachtung in Farbe. Besonders schön kommen Farben an Deepsky Objketen natürlich unter sehr gutem Himmelm wie wir ihn z.B. beim Besuch in La Palma im Juni 2021 vorfanden. Dabei sind einige Zeichnungen entstanden,
was bei La Palma im Mai 2018 leider noch nicht der Fall war.
Grundsätzlich etwas mehr Öffnung, so etwa 8 Zoll aufwärts, ist bei der nächsten Objektklasse meistens angesagt. Offene Sternhaufen, aber auch Kugelsternhaufen, zeigen bei entsprechender Auflösung in viele, klar erkennbare Einzelsterne, ebenfalls Sternfarben,
wenn man sich einsieht und geduldig auf das Bild einlässt.
Planetarische Nebel sind ebenfalls sehr gute Kandidaten fürs Farbensehen. Sie sind häufig sehr klein und für die Fläche extrem hell. Das reicht vielfach aus, um sie visuell farbig wahrzunehmen. Schon Eigennamen wie Cateye oder Blue Snowball weisen darauf hin.
Das geht bei den kleinen, sehr hellen Vertretern meistens ohne Filter und in bläulichen oder grünlichen Tönen,
für den Saturnnebel oder noch kleinere Kandidaten darf es auch gerne 12 Zoll Öffnung und mehr sein.
Was immer geht, ist Farbe über Filter, z.B. O III oder auch UHC, ins Spiel zu bringen. Damit kann man, auch wenn man nicht so farbempfindlich ist, sogar bei den größeren, flächigeren PNs, wie z.B. dem Hantelnebel oder dem bekannten Ringnebel zarte Farben einbringen.
Diese Filter sorgen für eine Abdunklung des Umfeldes, während die Emissionslinien des Nebels im Idealfall unberührt bleiben, was eine deutliche Kontrastanhebung zur Folge hat. manchmal verschwindet so allerdings auch ein eigentlich sichtbarer Zentralstern. Also lohnt ein Wechsel auf ungefilterte Beobachtung immer. Die Filterung färbt, je nach Filter, mehr oder weniger grün bis bläulich ein, was dann den Farbeindruck intensiviert und verändert.
Das spielt auch bei der Nächsten Objektklasse eine entscheidende Rolle. Den Orionnebel (M 42), einen promineten Vertreter der großflächigen Emissionsnebel, kann man ungefiltert und (je nach Bedingungen) ab etwa 6 Zoll bis 8 Zoll Öffnung leicht grünlich wahrnehmen, mit mehr Öffnung sind auch rostrote Farbeindrücke in Teilbereichen drin, da kommt es sehr auf den Visus des Beobachters an. Das ist mir aber an keinem weiteren Nebel dieser Klasse mit Teleskopen bis 18 Zoll visuell gelungen.
Mit O III oder UHC Filter werden die Farbeindrücke an M 42 deutlich ins grün/bläuliche verschoben und auch an anderen Objekten, wie z.B Nordamerikanebel, Lagunennebel oder Schwanennebel werden diese Einfärbungen zart sichtbar. Letztlich genügt bei den hellsten Kandidaten auch ein einfacher Rotfilter um sie in rötlichen Farben zu betrachten.
Das ist bei Weitem nicht das farbige Feuerwerk, welches uns von langzeitbelichteten RBG (gefilterten) und/oder mit Hubble-Palette bearbeiteten Fotografien bekannt ist, aber farblos ist die visuelle Hobbyastronomie auch im Bereich Deep Sky keinesfalls.
Abschließend noch ein Wort zu den derzeit (2020) aufkommenden vollautomatischen Kleinteleskopen die mittels EAA bunte Bilder von Deepsky Objekten generieren. Die Technik die in EV-Scope, Stellina und Co steckt ist im Kommen. Solche und ähnliche Geräte werden ihren Weg machen, keine Frage. Aber dass sie, wie vollmundig propagiert wird, heute schon die visuelle Beobachtung mit 16-zölligen Teleskopen in den Schatten stellen....!?
Nunja, fragt sich was bei dem Vergleich, so er überhaupt stattfand, 16 Zoll hatte und naja, lange Integrationszeiten vorausgesetzt stimmt es bei den Farben, aber ansonsten........!?
Diesen Teilen fehlt einfach Öffnung, Auflösung, Vergrößerungsfähigkeit z.B. für kleine PNs oder auch Feld für großflächige Objekte. Das auffälligste Problem haben sie aktuell und durch die Bank mit der Sternabbildung, die ist einfach nur gruselg. Auf solche gut aufgelösten, feinen Sternchen, im Kugelsternhaufen M 13, mit so einem Gerät, müssen wir wohl noch ein Weilchen warten und/oder dann doch noch im Nachgang, am Computer die üblichen Bildbearbeitungsprozeduren durchführen.
Selbst mit geringen (Aufsuch)Vergrößerungen zeigt z.b. schon (m)ein 12-Zöller an M 15 keineswegs nur (Integrationszeit)Watte, sondern sofort und ohne Zeitverzug, also augenblicklich, feinsten Puderzucker mit glitzernden Kristallsternchen auf schwarzem Samt.
Die Zeichnungen werden der Brillanz im Okular nicht wirklich gerecht.
Ich gebe von da her diesen kleinen Technik Kisten also noch ein wenig Zeit und bleibe erst mal visuell.
Der Artikel wird als Ergänzung an den Beitrag https://www.astrozoom.de/index.php/theorie-und-praxis/54-farbsehen angehängt.