Es begann alles ganz harmlos.
Die Ehefrau eines Bekannten hatte schon lange ein Teleskop. Ein Geschenk ihrer Eltern, ungenutzt, weil zu kompliziert und schwierig zu bedienen, wie sie sagte.
Mein Angebot, zu helfen, wurde angenommen. Die Geschichte entwickelte sich dann über Monate, mit sporadischen Kontakten. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen 150/1400 mm "Short Newton", handelte. Das sind die berühmt berüchtigten kurzen Tuben mit langer Brennweite und einer Korrekturlinse im Okularauszug. Überwiegend miese Qualität, unmöglich für Einsteiger zu justieren, unsinnige Beilagen und mit der wackligen EQ 1-3 kam sie auch nicht klar.
Ich habe dann mal alle Schrauben am Stativ und der Monti angezogen, das kathadioptische Ding halbwegs justiert und sie bekam einen Peilsucher, sowie ein gutes 32er Plössl.
Die junge Dame, mit Namen Christine, machte dann allerdings den Fehler schlechthin. Sie ließ sich, während ich versuchte, ihr den Umgang mit dem Teil doch ein wenig leichter zu gestalten, dazu hinreißen, mal an meinem 6 Zoll Dobson zu drehen und zu beobachten, später dann auch am 12-Zöller.
Sie meinte, das sei ja total stabil, einfach zu bedienen, schnell aufgebaut und sie sähe, selbst mit den kleineren Teleskop auch deutlich mehr als mit ihrem blöden Ding.
Ähhh ja, das kann ich so auch für mich bestätigen.
Starkes Interesse hatte sie von Anfang an. Aber das kennt man ja, also gab ich ihr meinen noch nicht lange renovierten 114/660er Dobson mit nach Hause, damit sie mal längere Zeit damit umgeht. Der Plan war, sollte das Interesse anhalten, später ein eigenes Teleskop zu kaufen, welches dann den Wunschvorstellungen besser entspricht als der alte Kathadiopter.
So weit, so gut, sie war happy, kam endlich auch zu eigenen Beobachtungen, sah mit dem 114er wesentlich mehr Objekte als jemals mit ihrem 150er Teleskop. Fotografieren will sie nicht, sie will Mond, Planeten, Deepsky durchs Okular. Eine App fürs Handy, wo sie nur das Handy in den Himmel halten muss, dann identifizierte Objekte mit kurzer Erklärung angezeigt bekommt, die sie sich dann auch auf tollen Bildern ansehen kann, hat sie. Der kleine Wattebausch in Okular gibt ihr mehr als jedes bunte Foto.
Sie fragte dann auch schon mal an, ob man das alte Ding nicht verkaufen könne oder ob ich nicht Interesse daran hätte, schlussendlich wollte sie es mir schenken. Ich lehnte dankend ab. Eigene Nutzung, erst recht ein Verkauf solcher Aussteigerteleskope durch mich an Dritte ist ausgeschlossen. Genau so äußerten sich auch befreundete Mitbeobachter......was wollen wir damit!?
Wie das so ist, kamen dann doch so ein paar alte Ideen wieder ins Bewusstsein. Da gab es also ein Tubusstück, eine Spiegelzelle einfachster Bauart und eventuell sogar einen halbwegs brauchbaren, kleinen Fangspiegel. Dazu massive Tubusabschlussringe aus Metallguss, einer mit der fetten Fangspiegelspinne drin....zum raussägen.
Bei mir gibt es einen 150er Hauptspiegel mit ein paar Kratzern, eher Wischspuren, im Fundus. Rein kosmetische Mängel, ziemlich sicher ohne Relevanz bei der Beobachtung. Der hat, da war ich sehr sicher, 750 mm Brennweite. Außerdem gibt es noch Okularauszüge und Auszugszugsteile aus dem Drucker von Dennis, Blechstreifen, Kleinteile, Holzreste. Eine alte Rockerbox, eigentlich für 8-10 Zöller gedacht, langt für Testzwecke und verschiebt die Kosten für eine passende Rockerbox so weit nach hinten, dass die größten Ausgaben erst fällig sind, wenn feststeht, dass das Projekt gelingt.
Okay, Bastler mit Kopfkino stehen ruck zuck in der Werkstatt, zumal Christine von der Idee, dass ich ihr unter Verwendung der brauchbaren Teile ihres alten Teleskops einen 6-zölligen Dobson bauen wollte, schlichtweg begeistert war und entsprechende Unkostenerstattung, sowie Rückgabe meines 114ers zusagte.
Der Spass konnte also beginnen.
Für die Tubusverlängerung schaue ich grundsätzlich zunächst mal bei den Kanalrohren nach passenden Maßen und bin auch hier wieder, mit Kanalgrundrohr KG DN 200, fündig geworden. 195er wäre besser gewesen, gibts aber nicht. Die Tubusabschlussringe müssen also etwas aufgefüttert werden, damit sie sich gut zentriert einpassen. Dieses mal gibt es das Rohr in grün und ich musste ein Meterstück nehmen, weil 0,5 Meter bei keinem Baustoffhändler in der Nähe vorrätig war. Das erweist sich später als Glücksfall.
Da steht das quitschgrüne Ding neben der kleinen, zierlichen Blechdose das Kathadiopters, aber das Rohr wird ja noch kürzer. Ich habe mich entschieden, den kompletten Tubus aus KG-Rohr zu bauen und nur die Abschlussringe zu verwenden. Sägen und bearbeiten des KG Rohrs ist kein Problem, auch nicht mit günstiger, spärlicher Heimwerkerausstattung.
Das Rohr ist knapp 5 mm dick und im Kern porös, nur die Oberflächen sind glatt. Es hat gute Dämmeigenschaften und mit der Veloursfolie, die später noch innen eingezogen wird, ergibt sich ein prima Isotubus. Nachteilig ist das relativ hohe Gewicht, allein das 200er Rohr, für den 150/750er, mit 800 mm Länge wiegt schon knapp 4 Kilo.
Beim Sägen wird auch gleich der Okularauszug eingepasst, ich habe mich entschieden, ihn so tief wie möglich zu platzieren, also innen in den Tubus ragen zu lassen. Durch den eingesetzten Abschlussring ergibt sich später eine Blende mit 160 mm Öffnung, folglich ist das schadlos für den Strahlengang. Die Spiegelzelle ist simpel, aber sie funktioniert. Da sie nur wenig Luft durchlässt werde ich testen, ob das ausreicht, ansonsten wird noch die Säge angesetzt und dem Spiegel Luft verschafft.
Ich habe dem Okularauszug eine Metallklammer verpasst. Die gedruckten Teile neigen bei Hitze dazu, sich unter Belastung zu verformen. Das Auszugsrohr aus steiferem Material alleine brachte zwar schon Besserung, aber das Gehäuse gab dann immer noch etwas nach.
Damit hoffe ich, die Probleme so weit gelöst zu haben, dass die Verwendung des nur 40 mm hoch bauenden Okularauszugs auch in der rauen Praxis auf Teleskoptreffen und mit stehender Hitze in Zelten, problemlos möglich ist.
Anlässlich der ersten groben Anpassung und Prüfung der Fokuslage mit provisorisch eingebauten Komponenten stellte sich dann heraus, dass ich den Fokus mit einem Okular mittlerer Fokuslage ca 10 cm über dem voll ausgefahrenen Okularauszugsrohr schwebend fand. Der irgendwann mal zugelaufene und dann ungenutzte Hauptspiegel hat definitiv 900 mm Brennweite und nicht, wie immer gedacht, 750 mm.
Nun ist zwar das Rohr zu kurz, aber andere Probleme, z.B. mit dem größten geeigneten und vorhandenen Fangspiegel, der aber mit 38 mm kleine Achse immer noch zu klein für f/5 ist, lösen sich in Wohlgefallen auf. Die bereits angefertigte (gedruckte) Blende für den Hauptspiegel auf 140 mm, kann entfallen. Nun muss halt doch ein Stück des ursprünglichen Tubus als Verlängerung her, welches ich später, wenn alles fertig getestet ist, mit einem Abschnitt des KG-Rohrs kaschieren werde. So bleibt der Tubus dann auch für einen 150/750er Spiegel tauglich, wenn man die Verlängerung abnimmt.
Hier mal der Spiegel mit den Wischspuren, dann die gebogene Fangspiegelspinne mit den Durchführungen am Tubus, damit sie justierfähig am Okularauszug angeschraubt werden kann.
Anschließend wird Velours in den Tubus eingezogen und die Verlängerung angebracht. Das Blechrohr ist mit zwei Lagen Vorlegeband so aufgefüttert, dass es sich satt in das KG Rohr einschieben lässt. Fest verschraubt wird es erst, wenn durch Verschieben die für optionale Fokuslage mit allen Okularen exakt benötigte Länge fest steht.
Die justierstabile Verschraubung erfolgt über Madenschrauben, die durch den KG-Tubus auf das Blechrohr drücken. Das Verarbeiten von KG-Rohrteilen in Fernrohrtuben, sowie die Bearbeitung mit Werkzeugen ist im Beitrag zum "Dobson 114/660 revival" hinreichend beschrieben. Auch der Artikel "vom Einsteigerfehlkauf zum guten Teleskop" bietet dazu Informationen.
Die alte Rockerbox ist natürlich zu groß. Das abgesägte Muffenstück klemmt sich allerdings passgenau in die vordere Schelle des überdimensionierten Rohrschellenkäfigs und in der hinteren Schelle sorgen dicke Blasenschaummatten, die sich oft als Verpackungsmaterial finden, für ausreichenden Halt und Führung.
Wenn der Newton sich bewährt und entschieden ist, wie er letztlich aussieht, bekommt er seine eigene, kleinere und auch deutlich leichtere Box.
Erste Beobachtungen mit dem schnell noch gebastelten Sonnenfilter sind sehr vielversprechend. Mit Binoansatz wird das richtig fein.
Das ist ein 6 Zoll f/6 Dobson mit nur 25% Obstruktion bei über 12 mm FOV zu 100% ausgeleuchtet, also weitfeldtauglich, knapp 3 Grad Feld sind drin. Mit 2 Zoll Weitwinkelokularen und bis zu 47 mm Feldblende ist das eine feine Sache. Später wird allerdings der Okularauszug getauscht und mit der etwas höher bauenden, aber eben besseren Variante, bleiben, in der endgültigen Version, sehr akzeptable 11 mm FOV bei 100% Ausleuchtung.
Nichts was es als 6 Zoll Newton fertig zu kaufen gibt hat so gute Rahmendaten für visuelle Deepsky- und Planetenbeobachtung.
Die sinnvoll erreichbaren Vergrößerungen liegen zwischen 20fach und 250fach (7 mm bis 0,7 mm AP) bei einer maximalen Auflösung von rund 0,8 Bogensekunden, das sind sehr gute Eckdaten für ein Einsteigerteleskop.
Der erste mehrtägige Einsatz auf der Wiese läuft im August 2023, während ich hier zwischendurch schreibe. Das Teleskop bildet sehr gut ab, einzig der Okularauszug macht Sorgen. Der schon einige Tage montierte und bis da hin gut gängige Okularauszug aus dem Drucker zeigt, nach dem ersten heißen Tag im geschlossenen Zelt, wieder die bekannten Probleme. Das Gehäuse verformt sich trotz des verstärkenden Metallbügels. Nachgearbeitet hat der Auszug dann auch für den ersten längeren Einsatz bei der Sonnenbeobachtung (nur mit geeignetem Objetivfilter) und in der Nacht gut funktioniert, zumal ich auch die Lagerungsbleche gegen dickere Blechstreifen ausgetauscht habe.
Für den Fall, dass der Okularauszug nicht gut genug funktioniert, habe ich schon den Ersatz in der Rockerbox liegen, weil ich diesen OAZ mal am Tubus direkt anhalten wollte.
Das ist ein normaler SW-Crayford, den ich schon so weit bearbeitet habe, dass er in dem speziellen Tubus nur wenig höher baut als der gedruckte Okularauszug.
Näheres dazu findet sich im Artikel zum Filterschieber und Okularauszug.
Es kommt, was kommen musste, der gedruckte Okularauszug ist nicht mehr zu retten und der Skywatcher wird entsprechend angepasst. Ich habe ihn so weit im überdimensionierten Tubus versenkt und ohne die originale Grundplatte auf ein Brett montiert, dass er nur 45 mm über den Tubus hinaus ragt. Die Justierfähigkeit des Okularauszugs zur Grundplatte und zum Tubus habe ich erhalten.
Weil der Okularauszug ein gutes Stück im Tubus steckt, muss die Fokussiereinheit gedreht werden, damit die Fokussierräder zu bedienen sind. Dabei kam die Untersetzung zunächst nach oben, was sich bei der Bedienung als ergonomisch ungünstig erweist. Man dreht lieber unten am Rad und da ist auch die Feststellschraube für die Okulare. Folglich wurde die Einheit ausgebaut und gedreht. Für die Feststellschraube des Auszugrohrs meinte ich, ein Loch bohren zu müssen, da dieses nur auf einer Seite vorhanden war. Die Madenschraube auf der Gegenseite ist aber funktionslos, sodass die Feststellschraube nun oben und unten am OAZ eingesetzt werden kann. Visuell benötigt man sie eigentlich gar nicht.
Weil es mir, wegen der Verbesserung der knappen Ausleuchtung, auf jeden Milllimeter ankommt, habe ich beim zerlegten Okularauszug nochmal ganz grob die Säge und die Feilen eingesetzt. Der obere Schraubring am Rohr passte nicht durch den Kragen des Okularauszugsgehäuses. Die Laufplatte der Welle ist aber lang genug, um das Rohr noch 10 mm tiefer in den Tubus zu fahren. Begrenzt wird die Sache bei 5 mm durch die Feststellschrauben für die Okulare. Ich kann notfalls nochmal 5 mm schinden, indem ich einen Schlitz für die Okularklemmschraube(n) ins Okulargehäuse säge. Unten habe ich den Fokussierweg auf 35 mm verringert und das Rohr um weitere 15 mm gekürzt. So fährt es nur in innerster, derzeit nicht benötigter, Stellung noch vier Millimeter in den Strahlengang.
Das ist alles noch ziemlich roh zusammengeleimt, -gesägt, -gefeilt und -geschraubt. Ich werde Vieles noch etwas aufhübschen, aber Angst davor, hier Präzisionsmechanik zu verschandeln ist wirklich fehl am Platze. Roh zusammengeschustert und gerade so funktionsgerecht sind diese Okularauszüge ohnehin, der Lack überdeckt das für den flüchtigen Blick. Nun ist der Lack am Okularauszug an einigen Stellen halt ab, aber das Ding funktioniert besser als je zuvor. Das ganze Teleskop liefert jetzt schon einfach ab, was es soll.
Der erste Einsatz auf der Wiese, sowohl am Tage an der Sonne (nie ohne geeigneten Objektivschutzfilter), als auch in der Nacht an diversen Deepsky Objekten und später noch Saturn und Jupiter, verlief schon sehr erfolgreich. Die Bilder sind später im Garten enstanden. Die Justage der Spinne ist zwar gewöhnungsbedürftig einfach, aber sie funktioniert sehr gut, mein Concenter erweist sich dabei als sehr hilfreich.
Die Schaumstoffeinlagen der zu großen Test-Rockerbox nehmen das Werkzeug auf. Diesbezüglich werde ich mir auch bei der eigenen Box für den Frosch etwas einfallen lassen, das ist sehr sinnvoll.
Nun wird noch die Fokuslage durch Verschieben des hinteren Tubusteils so an die Okulare angepasst und verändert, dass ich den Fokussierweg etwas einschränken kann und das Okularauszugsrohr aus dem Strahlengang heraus halte. Dabei wird das Auszugsrohr noch etwas gekürzt. Es geht jetzt nur noch um 10 bis 15 Millimeter, aber die sind an der Stelle recht wichtig, da sich die derzeit mit 8 mm recht knappe Ausleuchtung deutlich verbessert. Die Brennebene liegt mir noch zu hoch, wenn ich den Tubus noch 15 mm herausziehe und das Okularauszugsrohr entsprechend kürze, passt das und etwas mehr als 30 mm Fokussierweg reichen locker aus.
Die seltsam anmutende Aufdopplung der Sucherhalterung ist erfordertlich, weil ich mit dem Kopf nicht tief genug über den Tubus komme. Die dicken Rohrschellen der großen Rockerbox sind im Weg. So passt das jetzt sehr schön und ich kann bei richtiger Sitzposition sowohl peilen also auch ins Okular schauen.
Weiter geht es mit der Rockerbox. Dieses Mal habe ich mich, nicht ganz freiwillig, für Siebdruckplatten entschieden, da sie in 12 mm Stärke im Baumarkt vorrätig waren und ich nicht nochmal fahren wollte. Bei Siebdruckplatten müssen später die Kanten unbedingt geschliffen und versiegelt werden, sonst quellen die Platten bei Nässe an den Ecken gerne mal auf.
Meine Zuschnittliste wurde exakt abgearbeitet, sodass der Bau problemlos vonstatten geht.
Die Bodenplatte und das Fußbrett der Rockerbox werden, übereinander liegend, für den Zentrierstift durchbohrt und dann die Ecken im 45 Grad Winkel abgenommen.
Die Seitenwange und das Frontbrett, sowie die niedrige hintere Versteifung sind verleimt und verschraubt, werden auf die Grundplatte mittig eingemessen und dann damit verschraubt.
Auch hier sind die Ecken abgeschrägt. In die Schlitze setzen sich die Schrauben der Höhenachse. Dafür habe ich Einschlagmuttern in den Tubuskäfig gesetzt.
Der Rohrschellenersatz umschließt passgenau den Tubus und wird darin, durch Verschieben, auf einer Wippe ins Gelichgewicht gebracht und anschließend mit dem Tubus fest verschraubt. Ein Rohrabschnitt reicht beim Bau als Maß aus.
Für den Drehteller wird es eine Gleitlagerung geben und für die Höhenlager eine Gleitlagerung mit leichter Klemmöglichkeit um unterschiedliche Zubehörgewichte ausgleichen zu können.
Der Rohbau steht. Einige Ausschnitte werden noch gut machbar sein. Gewichtsersparnis ohne Stabilitätsverlust.
Der Schlitz im Frontbrett der Box ist dafür gedacht, den beim Transport gedreht auf dem Bodenbrett der Box stehenden Tubus mit einer Verschraubung zu sichern. Das Packmaß wird so etwas kleiner.
Nun geht es an die Feinarbeiten, also Ausschnitte in den Brettern der Box, zur Gewichtsreduzierung. Stege dazwischen dienen als Transportgriffe. Der Tubuskäfig wird am Teleskop auf der Box, ohne jede Klemmung, in Waage gebracht und dann in dieser Position mit Madenschrauben gesichert. Meine Justierhilfe im Okularauszug ist bei der späteren Besitzerin des Dobsons
in etwa dem Gewicht mittlerer Okulare entsprechend, sodass sie für die Höhenlagerung fast keine Klemmung benötigen wird. Während die Grundplatte auf drei Teflongleitern absolut spiel- und ruckfrei um den exakt eingepassten, mittleren Zentrierstift für beide Platten dreht, läuft die Höhe auf simplen alten Audio CDs. Zu jedem Lager sind drei CDs als Spaltfüllung zwischen Box und Tubuskäfig gepackt und zwei Gewindestifte mit Sternrädern als Lagerwellen lassen eine gefühlvolle Dosierung des Andrucks zu. Das hält, obwohl damit völlig aus dem Gleichgewicht gebracht, nicht nur mein schwerstes Okular, das 28er William-UWA mit knapp 1000 Gramm, sondern auch den Binoansatz gut und mit sehr feinfühlig möglicher Nachführung.
Mit etwas Druck angezogen hält dieses "Friktionssystem" auch die Box absolut sicher am Teleskop, wenn man den Dobson einfach mal an den Sterngriffen fasst und anhebt.
Die Bauzeit neigt sich, bis auf ein paar Feinarbeiten und kosmetische Korrekturen, dem Ende entgegen. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis meiner Bastelei, zumal ich gestern noch ein wenig Deepsky machen konnte und heute auch nochmal eine gute Sonnenbeobachtung zwischen die Bautätigkeiten schieben konnte, bevor das Wetter nun umschlägt. Das Teleskop ist sehr gut zu handhaben und zeigt, was mit 6 Zoll Öffnung, systemangepasst ausgereizt, bei nur 25% Obstruktion und mit guter Ausleuchtung geht.
Natürlich hat auch das manchmal erforderliche Werkzeug seinen Platz. Ein Kreuzschlitzbit und zwei Größen Sechskantschlüsselchen stecken in einer mit einem Schaumplattenstück ausgefüllten Ecke des Tubuskäfigs. Ich bin noch gar nicht sicher, ob ich die Hauptspiegeljustage von Kreuzschlitz auf Rändelschrauben umrüsten soll. Bis jetzt hält das System die Justage so gut, dass ich den Bedarf nicht sehe. Solche Rändel bieten eher die zu bequeme Möglichkeit, einfach mal unnötig an den Schrauben zu drehen, weil sie nun mal da sind. Auf der anderen Seite findet noch die Schraube mit großem Stellrad Platz, welche den Tubus sichert, wenn er zum Transport oder zur längeren Lagerung auf dem Boden der Box geparkt wird.
Ganz nebenbei finde ich den grünen Frosch gar nicht mal so unhübsch.
Der Dobs wiegt bei einer Höhe von 105 Zentimetern 14,6 Kilogramm, wovon 4,8 kg auf die Rockerbox und 9,8 kg auf den Tubus entfallen. Die Einblickhöhe liegt für den Horizont bei 65 Zentimetern, im Zenit bei 90 Zentimetern. Die Grundplatte der 65 Zentimeter hohen Box misst 35 x 35 Zentimeter.
Für einen 150/900er Dobson ist das alles nicht besonders klein und auch nicht leicht. Dafür ist er aber absolut standfest, wackel- und zitterfrei nachzuführen, auch bei Beobachtungen im höheren Vergrößerungsbereich. Ich selbst bevorzuge meine höhenverstellbare Unterstellkiste mit Zubehörschublade zum höhenverstellbaren Astrostuhl.
Ein einfacherer, günstiger Hocker (hier ein IKEA Modell) tut es, wegen des nicht allzu großen Schwenkbereichs des Einblicks aber auch. Wahlweise als Erhöung für den Dobson, oder eben als Hocker. Daneben der Dobson in Transport und Aufbewahrungsstellung und schon mit den letzten "kosmetischen" Korrekturen.
Die Grundplatte des Okularauszugs wurde von außen, aber auch von innen (wichtiger) mit Veloursfolie verkleidet. Innen sieht man wenig und genau so muss das sein. Das Auszugsrohr lugt ein wenig hervor und benötigt Schwärzung, aber eventuell säge ich es vorher noch ein Stück ab.
Auch kleine Fehler summieren sich nun mal und Vermeidung von Fehlern die man vermeiden kann macht eben den Unterschied.
So hat auch eine 1 1/4 Zoll Justierhilfe, ähnlich einem Concenter, einen festen Platz im Tubuskäfig, unterhalb des Justierwerkzeugs, gefunden. Die gute Justage ist 1. Voraussetzung für einen guten Newton und der häufigste vermeidbare Fehler.
Da man den ansonsten sehr guten und für diese Teleskopgröße völlig ausreichenden Peilsucher für die Aufsuche der Sonne nicht nutzen kann und der komplette Schattenwurf des Teleskops oft etwas schwierig zu interpretieren ist, sind Sonnensucher gerade groß in Mode und auch nicht ganz billig. Meine kostenlose Alternative ist der Schattenwurf von zwei etwas zu weit ab vom Okulareinblick plazierten Halteschrauben für den Peilsucher, sie bleiben drin und ihr Schattenwurf auf dem Rohrkäfig ist, mit der Sonne im Okular, markiert. So gelingt die Aufsuche der Sonne immer mühelos und ohne überhaupt in Richtung Sonne zu sehen, also gefahrlos für die Augen.
Der von mir verwendete Peilsucher muss nicht abgedeckt werden, weil die Sichtscheibe keine Linse ist und daher keine Brennglaswirkung hat. Bei optischen Suchern ist diesbezüglich Vorsicht geboten. Es empfiehlt sich, die Öffnung mit der Schutzkappe zu verschließen.
Nun ist der Dobson, nach einer kleinen Einweisung mit kurzer Möglichkeit, die Sonne zu beobachten, an die neue Besitzerin übergeben. Sie ist sehr zufrieden und der Dobs passt komplett, also Tubus mit Rockerbox am Stück, quer auf die Rückbank ihres Kleinwagens. Ohnehin ist er mit knapp 15 Kilo zwar schwerer als der alte "Megastar", trägt, transportiert und verstaut sich aber, durch die kompakte, säulenförmige Bauweise, deutlich leichter als das ausladende Gerödel mit kleinerem Tubus, Montierung, Gegengewichtsstange und Stativ.