Von Beginn an gehören Ferngläser für mich zum Hobby.

Im Grunde war das alte 7x42 Fernglas meines Vaters prägend, welches ich schon als Kind und als erstes optisches Instrument zum Himmel richtete, um mir den Mond näher anzusehen und die glitzernden Sterne. Lange Jahre habe ich das hin und wieder sehr gerne gemacht, auch den einen oder anderen nebligen Fleck gefunden.

Die erste drehbare Sternkarte und Teleskope kamen erst viel später doch war und ist immer ein brauchbares Fernglas zu Hand, auch wenn ich nie in die Premiumklasse dieser Binos vorgestoßen bin.

Neben kleinen Taschenferngläsern zum Wandern, dem 8x30 im Auto und einigen Raritäten bis hin zu einem wüsten 11,5 x 80 Selbstbau aus Schrottteilen kommen bei mir vier Ferngläser für den Astroeinsatz in Frage.

Da es teilweise um alte Schätzchen geht, hier der Hinweis zum Artikel über kleine Reparatur- und Justagemöglichkeiten an Ferngläsern.

Manchmal liegt es nur an Kleinigkeiten die man beheben kann, wenn man Doppelbilder bekommt und/oder Schwierigkeiten mit der Scharfstellung hat.

Sehr mobil bin ich mit dem alten, weitwinkligen 8x40 von Revue, mein "immer dabei Glas" für alle Fälle.

Auf Beobachtungsplätzen und zu Hause kommt ein modernes 10x56 Delta zum Einsatz.

Dann gibt es noch ein gutes altes, leichtes, scharfes 7x50 Optolyth sowie ein noch älteres, schweres 7x50 mit einem Firmenlogo ohne Optikbezug darauf, welches ein glockenklares, helles Bild zeigt. Das scheint ein Lizenzbau eines nahmhaften Herstellers zu sein und war wohl mal ein wertiges Präsent zu irgendeinem Firmenjubiläum irgendeines Verwandten.

Die beiden 7x50er Ferngläser kommen eigentlich nur mit Filter am Nachthimmel zu Einsatz.

Es hat eine Weile gedauert, aber irgendwann kommt eben die Idee auf, dass man doch auch an den Ferngläsern gerne mal mit einem UHC oder O III Filter beobachten würde, denn da gibt es eine ganze Menge große Emissionsnebel am Himmel die sehr lohnende Fernglasobjekte sind, aber auch kleinere Nebel lassen sich bereits mit dem Fernglas und entsprechenden Filtern recht gut erkennen.

Wenn man sich, wie ich, in das Bild mit einseitiger Filterung, also Filter nur auf einem Auge, hineinlesen kann, unterschiedliche Helligkeit und Farbe nicht als zu sehr störend empfindet, stärkt man sogar Nebel ohne die Sterne allzusehr zu schwächen. Auch eine Seite schwach (weicher UHC) und die andere Seite stark (O III) gefiltert, geht, sogar H-Beta ist gut machbar, z.B. kommt der sehr große California Nebel unter gutem Himmel mit dem Fernglas und H-Beta einfach um Klassen besser zur Geltung.

Grundsätzlich eignen sich aber Filter mit breiterem Durchlass, also "City Light", UHC-E und UHC besser als zu enge Linienenfilter wie O III und H-Beta für die Anwendung hinter dem Okular. Der Grund liegt darin, dass diese Filter bei schräg auftreffendem Licht deutlich an Wirkung verlieren und das ist eben bei einem Fernglas, kurz hinter dem Okular, wo ein 40° bis zu 60° Strahlenkegel zum Fokus gebündelt wird, der Fall. Nebel werden dann, durch nachlassende Filterwirkung auf das Umfeld, zum Gesichtsfeldrand hin geschwächt.  Sind für die Beobachtungen "harte" Linienfilter angedacht, sollte man sich eher mit größeren Filtern und deren Verwendung vor dem Objektiv befassen (weiter unten). Hier ist die Abweichung des Lichteinfallwinkels auf die Filterfläche, von der optimalen Rechtwinkligkeit, ganz erheblich kleiner.

Nun gibt es Ferngläser mit einschwenkbaren und /oder aufschraubbaren Nebelfiltern, die sind aber nicht gerade günstig.

Ferngläser wo zufällig ein normaler 2" Nebelfilter in die Objektivöffnung passt und auch noch hält, sind seltene Glücksfälle und doch hat man Möglichkeiten, eigentlich sogar besser auf der Okularseite, wo man es mit 1 1/4 Zoll Filtern versuchen kann. Davon habe ich noch einige aus meinen Anfängen mit Teleskopen, als 2 Zoll Zubehör noch selten und für mich unerschwinglich teuer war. Die alten Teile haben schon den einen oder anderen Kratzer weg, aber bei so geringen Vergrößerungen und hinter den Okularen muss ja nur die Fläche direkt in der AP passen. Das sind also im Maximalfall, z.B. am 7x50 nur die innersten 7 mm, beim 8x40 bleiben 5 mm genau in der Mitte.

Ich stelle in der Folge mal einige Möglichkeiten vor, die ich gefunden oder auch bei Hobbykollegen abgeschaut habe.

Da ist z.B. mein 7x50 Optolyth sehr gut geeignet. Es hat wegen der Okulare mit großem Augenabstand auch entsprechend lange Gummiaugenmuscheln.

 

Sie haben auch, mit 30 mm, zufällig den richtigen Durchmesser, sodass gefasste 1 1/4 Zoll Filter, die man ansonsten in Okularsteckhülsen einschraubt, gut zentriert und plan auf dem Okular aufliegend gehalten werden. Die Filter kriegt man mit dem Fingernagel in das Innengewinde der Fassung gedrück auch leicht wieder heraus.

Der Abstand der Augen bleibt groß genug um noch sehr angenehm einblicken zu können.

Das Noname 7x50 hat ein etwas größeres Gesichtsfeld. Wenn ich es einsetzen will muss ich, wie bei den beiden weiteren Ferngläsern auch, zu Austauschaugenmuscheln

greifen oder sonstige kleine Änderungen vornehmen. Das Glas hat noch Augenauflagen aus Bakelit und da passen die Augenmuscheln mit den leicht hochgezogenen seitlichen Fahnen, die ich mal auf einer Astromesse vom Wühltisch gezogen habe, exakt. Ich halte es sogar für sehr wahrscheinlich, dass diese Augenmuscheln aus Gummi genau zu dem Zweck hergestellt wurden, auf harte Bakelitmuscheln aufgesteckt zu werden um dem seitlichen Störlichteinfall Einhalt zu gebieten. 1 1/4 Zoll Filter passen gut in die Bakelitmuschel, stehen da nur etwa 3-4 mm nach oben über sodass die 10 mm Aufstecktiefe der Augenmuscheln mit Fahne locker für sicheren Halt und Andruck des Filters reichen.

 

Der Augenabstand zum Filter wird knapp, ist aber noch gut ausreichend.

Genau so funktioniert das auch an meinem geliebten 8x40 Allroundglas. Hier muss ich nur die für den Normalbetrieb ausreichenden Originalaugenmuschen abnehmen, kann den Filter auflegen und dann die Gummiaugenmuschel mit der Fahne aufstecken.

 

 

 

 

Das Glas hat ohnehin den geringsten Augenabstand und da ändert sich auch nicht viel. Der Einblick wird durch die seitlichen Fahnen sogar angenehmer. Hätte ich ein zweites Pärchen dieser Augenmuscheln bliebe ein Paar dauerhaft an diesem Fernglas.

An meinen Prunkstück, dem 10x56 Delta mit moderner, guter Vergütung und der zu meinen Beobachtungsbedingungen sehr gut passenden AP von 5,6 mm, habe ich sogar zwei Optionen, Filter in die Gummiaugenmuscheln der Okulare zu implantieren.

Zum einen kann ich Filter mit einer zusätzlichen, kleinen Augenmuschel etwas auffüttern und sie dann in der Originalaugenmuschel versenken. Das geht schnell und sehr einfach, eigent sich daher hervorragend für einen schnellen Scan.

 

 

 

Zum Anderen kann ich die Originalmuschel abstreifen, den Filter auf das Okulargehäuse, über die Augenlinse setzen und dann die Originalmuschel wieder aufstecken. Das lohnt nur für längere Beobachtungen mit Filter.

Selbstverständlich eigenet sich so ein Fernglas, bestückt z.B. mit Objektivfiltern aus Baader ND 5-visuell, also Filter unbedingt vor der Öffnung, auch sehr gut für die Sonnenbeobachtung im Weißlicht. Ohne dafür geeignete Filter darf man niemals in die Sonne sehen, schon gar nicht mit einem Fernglas, das kann bis zur Erblindung führen.

Fertige Filter gibt es zu kaufen, aber es ist auch nicht schwer, gute Filter selbst zu bauen. Die Folie wird einfach in Papphülsen eingebaut, welche sich vor die Objektive auf die Fernglastuben stecken lassen. Ich habe da gleich zwei Größen in einer Filterröhre angepasst.

Bei diesen Filtern für die Sonnenbeobachtung ist ein sehr sicherer Sitz der Filter vor den Objektiven besonders wichtig. Da es extrem gefährlich für unser Augenlicht ist, ungeschützt in die Sonne zu schauen, muss zufälliges Lösen/Abstreifen des Filters vom Objektiv durch Wind oder unvorsichtige Bewegung zuverlässig verhindert werden. Lange Überstände der Steckverbindung und ein enger Sitz sorgen für sehr guten Halt und Sicherheit.

 

 

Auch für das große Delta Glas mit 10fach gibt es eine Lösung, da werden Adapter in die Tuben eingesteckt und die Filterröhren aufgesteckt.

 

 

Ahnlich wie bei den Sonnenfiltern funktioniert die Adaptiopn von 2 Zoll Nebelfiltern für Deepsky-Beobachtungen an die Fernglastuben, also Filterung vor der Öffnung und nicht hinter dem Okular. Bis 50 mm Öffnung macht das Sinn, 40 mm Öffnung sind sehr gut passend zur Filtergröße normaler 2" Filter mit Gehäuse, die eigentlich für den Einsatz an Astrookularen gedacht sind.

Hier mal ein paar Bilder, wie man aus einen Papprolle die gar nicht mal von Anfang an passen muss, so eine Röhre zusammenschneiden und -kleben kann. Mit einem 3 D Drucker wird das natürlich viel schöner, passgenauer und professioneller.

Bei mir kommt Papierkleber und ein gutes Malerkreppband zum Einsatz und die Röhre liefert der Kern einer Zewarolle.

    

Zwei Papprollenabschnitte aufgeschnitten und dann passend zusammengeklebt bilden ein Stück Rolle mit dem passenden Durchmesser, auch wenn die Ausgangsrolle im Durchmesser etwas kleiner oder größer war. Als Maß dient der Fernrohrtubus selbst und der Filter. Vorsicht mit Kleber, besser man klebt den Fernrohrtubus selbst zum Schutz mit einer Lage Malerkrepp ab und legt den Filter beim Kleben weit weg.

   

Die Verlängerung über den Filter hinaus ist hier, beim nächtlichen Deepsky Einsatz sehr wichtig, während sie bei Sonnenfilter am Tage nur den Zweck hat, zwei verschiedene Steckdurchmesser zu erhalten.

Nachts reflektiert Sreu- und Störlicht von künstlichen Lichtquellen, aber auch vom weitab stehenden Mond sehr störend auf den spiegelnden Filterflächen. Solches schräg einfallende Licht können diese Filter, wie bereits bei den Filtern hinter dem Okular angemerkt, nicht filtern, es fällt also ungehindert ein. Das verhindern die längeren Röhren zuverlässig.

 

 

Natürlich darf dann eine Lage schwarze Veloursfolie an der offenen Seite innen nicht fehlen.

Schöner geht immer, aber funktionstüchtig, zweckmäßig und zweckdienlich reicht mir (auch) in diesem Fall locker aus.