Sehr häufig bieten nicht nur die Newtons, sondern auch die Montierungen von Einsteigerteleskopen nicht das, was für einen Einsteiger gut nutzbar wäre. Zu schwach, zu wackelig, kaum vernünftig einstellbar, zu kompliziert und bedienerunfreundlich in der Handhabung. Da gibt es reichlich Nachbesserungsbedarf.
Warum nicht komplett umdenken und sich eine kleine, einfache Rockerbox selbst bauen.
Hoch, runter, links rechts, simpel den Mond oder einen Planeten anpeilen, egal ob mit Rotpunktsucher, Rigel oder Telrad, egal ob frei nach Auge oder anhand von Informationen aus der Sternkarte oder App. Das reicht bei einem kleinen Teleskop mit kurzer Brennweite für interessiere Einsteiger locker. Manchen reicht das ein ganzes Hobbyleben lang und auch mit 20 Zoll Öffnung.
Ich stelle hier mal meine Bastelbox, die einmal von mehreren Mitwirkenden als RB-Mini konzipiert wurde, um eventuell sogar kommerziell angeboten zu werden, etwas genauer vor. Man kann sie wirklich sehr leicht, mit Heimwerkermitteln, notfalls sogar am Küchentisch, selbst bauen. Die Bauart ist prinzipiell auch für größere Öffnungen, bis 10 Zoll und mehr geeignet, ab 8 Zoll kann man mal über stärkeres Material als das hier verwendete 12 mm Buchensperrholz (Multiplex) nachdenken.
Wenig Text und viele Bilder sollen klar machen, dass so etwas JEDE(R) kann, zumindest dann, wenn kein Schönheitspreis gewonnen werden soll, sondern nur gute Funktion zählt. Stichsäge Akkubohrschrauber, Raspel, Schleifpapier, eventuell zwei Schraubzwingen sollten vorhanden sein, ein Schraubstock wäre brauchbarer Luxus. Gute, scharfe Bohrer und Sägeblätter sind übrigens wesentlich wichtiger als sündteure Maschinen.
Leute die auf Technik stehen, oder für die, wegen der zunehmenden Lichtverschmutzung, GoTo oder PushTo oder ähnliche technische Hilfen zur Aufsuche des Objekts wichtig sind, können auch eine solche Box damit ausrüsten.
Da haben wir die einzelnen Bauteile meiner schon stark bebastelten RB-Mini. Box, Tripod, Höhenwiege, Teleskophalter.
Die Einzelteile aus 12er Multiplex wurden mal auf einer CNC-Maschine gefräst, da sind die sichtbaren Verzapfungen und Rundungen kein Problem und das sieht profimäßig aus.
Im Selbstbau greift man besser auf fertig auf Maß gesägte, rechteckige Einzelteile mit geraden Kanten zurück.
In Baumärkten kann man sich alle Teile genau auf Maß und mit sehr sauberen Schnittkanten zuschneiden lassen. Auch Schrauben und (Flügel)Muttern, Gewindestangen finden sich im gut sortierten Baumarkt.
Die Ausschnitte im Holz sind nicht nötig, sollen nur Gewicht sparen und können bei Bedarf, in beliebigen Formen, mit einer Stichsäge selbst gemacht werden. Die Brettchen bleiben auch auf der Schnittkante stehen. Mit Schrauben und Holzleim kann man auch ohne Verzapfungen sehr stabile Verbindungen (auf Stoß) herstellen. Wem das nicht reicht, der kann zusätzlich mit Dreiecksleisten aussteifen und/oder Winkelbleche einschrauben. Wichtig ist, alle Löcher vorzubohren und dass dabei z.B. das Seitenwangenbett welches auf die Kopfseite des Frontbretts geschraubt werden soll, so vorgebohrt wird, dass die Schraube locker durchgesteckt werden kann. Wenn sich die Schraube im dünneren Loch des Frontbretts ihr Gewinde frisst, zieht sie das Seitenbrett kraft schlüssig gegen die Kopfseite des Frontbretts. Der Holzleim schafft dann eine dauerhafte Verbindung. Genau aus diesem Grund sollte man alle Teile erst verleimen, wenn die Box probehalber zuvor genau passend zusammengebaut und getestet war.
Mein Drehteller ist rund, weil das mit einer Fräse problemlos zu machen ist.
Mit Stichsäge von Hand tut man sich da schwer. Es ist absolut kein Problem, eine eckige Grundplatte zu nutzen.
Auch das Tripod kann vier Ecken haben, so lange man bei drei Standfüßen bleibt, oder ein einfaches Dreieck bilden. Meine Füße sind Ausschnitte vom Kranzbohrer, eckige Klötzchen erfüllen den Zweck auch.
Im Internet oder im guten Baumarkt kann man auch raue Küchenarbeitsplattenbeschichtungen finden/bestellen. Ich habe z.B. "Resopal Granit" auf den Drehteller geklebt und als Gleitlager kleine Stückchen aus einer TPFE Platte geschnitten. Baumärkte führen meistens Teflongleiter für Möbel, die funktionieren auch. Wichtig für eine ruckfreie Bewegung ist, dass die zentrale Bohrung für die Halteschraube recht genau passt und nicht zu groß ist. Die Schraube muss sich frei drehen können, darf aber nicht wackeln Unterlegscheiben oben und unten verhindern, dass die handfest angezogene Schraubenmutter sich beim Drehen des Teleskops löst oder festzieht.
Die Höhenwiege mit dem Teleskophalter sieht zunächst mal kompliziert aus, das hat aber seinen Grund darin, dass ich für Testzwecke nicht nur den 114/660er Newton, sondern Tuben bis zu 190 mm Durchmesser, also für Teleskope mit bis zu 6 Zoll Öffnung, mit Möglichkeit zur Höhenverstellung montieren kann. Wer für sein Teleskop eine solche Box mit Höhenwiege baut, kann die Breite der Seitenwangen der Rockerbox und der Wiege darin exakt an den Durchmesser der Rohrschellen oder des Tubus anpassen und den Tubus an den Schellen, mit einer Prismenschiene, Distanzklötzen oder sogar direkt verschrauben.
Ein wenig muss man dabei auf das Gleichgewicht achten und bedenken, dass z.B. vorne schon mal ein dickes 2" Okular oder ein Binoansatz mit 1000 Gramm Zusatzgewicht und mehr zu ungleicher Lastverteilung führen kann.
Die Lagerung mit zwei CD's und Beilegescheiben auf jeder Seite sorgt aber dafür, dass der Andruck über die Flügelmuttern an den in die Seitenwange geklebten Gewindestangen auch bei ungünstiger Lastverteilung so gut dosiert werden kann, dass die Bewegung noch sehr feinfühlig erfolgt.
Ich habe nur zwei Schrauben, mit denen ein, selbst aus Abfallholz gebautes, Adapterstück den Tubus mit der Wiege verbindet. Das ist höhenverstellbar ausgeführt aber i.d.R. unnötiger Aufwand. Zu sehen sind auch Gewindebuchsen zum Einpressen ins Holz. Das empfiehlt sich, wenn man Verbindungen häufig lösen und wieder befestigen muss. Zum Einpressen der Buchsen braucht es gut gezielte Hammerschläge oder (besser) einen Schraubstock. Für festen Zusammenbau ist das unnötig.
Wer seine Box passend für (s)ein Teleskop baut benötigt das Adapterstück, die seitlichen Tubusführungen und die ganze Verstellbarkeit nicht. Man richtet sich mit der Breite der Box und der Wiege nach dem Tubus oder den Rohrschellen und schraubt Schellen, Tubus oder auch eine eventuell vorhandene Prismenschiene direkt in die Wiege. Dabei schiebt man den Tubus so passend, dass er mit einem mittelschweren Okular im OAZ einigermaßen im Gleichgewicht liegt.
Die Bilder zeigen auch das "verbastelte" Frontbrett. Dazu kam es, weil die Box testhalber mal meinen dicken 6 Zoll f/6 Newton aufnehmen musste, das war für die geringe Grundfläche aber nur bei geradem Stand auf ebener Fläche machbar, ansonsten etwas zu schwer und hioch. Zumindest wäre dann eine größere Standfläche, also ein größeres Tripod besser gewesen. Der 6 Zoll f/4,8 war dann gerade noch okay. Im Normalfall steht ein durchgängiges Frontbrett zwischen oder vor den Seitenwangen.
Abschließend nochmal mehrere Ansichten vom kompletten Dobson die alle wichtigen Details zeigen.
Tatsächlich trägt sie den Dobson mühelos und auch Ungleichgewichte durch schwere 2 Zoll Übersichtsokulare oder auch den Binoansatz sind kein Problem. Die Nachführung funktioniert tadellos, auch quer über beide Achsen, ich kann mich entspannt meinen Zeichnungen und den Beobachtungen widmen.
Wer nun keinen Tisch in passender Höhe hat, auch keine Zeit oder Lust, sich aus Latten so ein Dreibeinstativ zu basteln, der kann auch z.B. auf diesen etwas verdeckten Ikea-Hocker auf dem das Zeichenmaterial liegt, zurückgreifen. Das Ding hat eine gute Höhe, ist sehr stabil und für sehr schmales Geld zu erwerben. Als Vierbein neigt er natürlich, im Gegensatz zum Dreibein, immer zum Wackeln, aber es gibt auch kleine Unterlegkeile aus Plastik oder Holz zu kaufen oder zu schnitzen. Einer davon genügt, auf halbwegs ebenem Grund, um das abzustellen. Oft genutzte Sitzgelegenheit ist am 114er und auch am 150er Dobs ein uralter, nicht verstellbarer Bügelstuhl.