Für die Nacht von Freitag auf Samstag den 19.09.2020 war brauchbares bis sehr gutes Seeing angekündigt und ein Blick zu den Sternen nach Mitternacht zeigte so gut wie nichts vom doch häufiger üblichen Flackeren und Flimmern.

Der 12 Zöller wartete auf der Terrasse und war binnen zehn Minuten flott gemacht. Deckel ab, Lüfter an, Taukappe drauf, den Binoansatz in den OAZ, zwei der drei Okularsätze in die Ablage sowie das Zeichenbrett mit Bleistift und Radiergummi dazu. 

Die indirekte, diffuse Beleuchtung der Terrasse durch die großen Wohnzimmerfenster schafft ideale Voraussetzungen für die Planetenbeobachtung und ist locker hell genug zum Erstellen der Rohskizze am Teleskop.

Etwas Einsehen mit den 32er Plössl, die mit der, dem Binoansatz vorgeschalteten, komakorrigierenden Barlow etwa 160 fach ergeben, zeigte schnell, dass da heute mehr geht.

Die Beobachtung mit den 25er Plössel ergibt dann schon rund 200fach und bringt die Details deutlicher, das Bild war aber immer noch so ruhig, dass ich auf die 18er Orthos und 320fach wechselte.

Die passen nicht allzu oft, aber heute waren sie perfekt. So perfekt, dass ich mir den Versuch mit den 12er Orthos verkniffen habe, die fast ausschließlich dem kleinen 6" f/4,8 Newton als Höchstvergrößerungssatz dienen. Am 12 Zöller mit Binoansatz sind sie manchmal am Mond spektakulär, mit 400fach an den Planeten eigentlich immer zu viel des Guten.

Daher lieber direkt der Griff zu Skizzenbrett und Stift. Der schneeweißen Südplarkappe gegenüber war heute breit und leicht bläulich ein Wolkenschleier um die Nordpolregion zu sehen, dazwischen ein steter Wechsel zwischen helleren und dunkleren Gebieten. Dicht nur großflächig, sondern in sich nochmals strukturiert und auch mit kleinen Buchten und Inseln. Margaritifer Sinus als dunkles Dreieck im Bildmittelpunkt, Auroae Sinus rechts daneben fächert am Bildrand bereits auf und Sinus Meridiani liegt, durch eine helle Bucht deutlich getrennt links davon. Die Bucht des Schaparelli Kraters konnte ich am linken Bildrand noch erahnen.

Beim Erstellen dieser Rohskizze

habe ich Region für Region relativ kleinflächig genau betrachten müssen, um die vorhandenen, sichtbaren Details zu erfassen. Längst nicht alles wird im Endergebnis auf der Zeichnung vorhanden sein, aber diese Vielfalt der Eindrücke machte trotzdem richtig Spass und ich habe weit über eine Stunde allein mit dem Zeichenbrett am Teleskop verbracht.  Okay, ich übe noch, geht irgendwann sicher schneller, wobei ich irgendwie die Notwendigkeit nicht sehe.

Wenn ich dann rein gehe und/oder unter helles Licht kann ich noch einige Retuschen vornehmen. Meist mit dem Radierer und der Fingerwisch-Technik werden Stellen geschönt die durch häufige Änderungen unansehnlich und verschmiert aussehen. Wenn ich es so zeitnah wie heute schaffe kann ich auch nochmal am Teleskop nachsehen, wie das nun sein sollte.

Diese Rohskizze ist dann später die Basis für eine Feinskizze

bei der dann z.B. die Proportionen des Planeten angepasst und die Detailübergänge genauer und/oder feiner dargestellt werden. Dabei fange ich auch schon an, die Farben

einzubringen und Stück für Stück werden dabei die Details immer wieder mit der Rohskizze und den Erinnerungen abgeglichen, bis das Ergebnis dann näherungsweise gut passt.

 

Im letzten Schritt versuche ich dann, die Zeichnung am PC so weit aufzuarbeiten, dass sie auch auf Bildschirmen ansehnlich ist. Da habe ich noch einen weiten Weg zu gehen, aber

 der Weg ist das Ziel.

Am Abend war dann tatsächlich Jupiter recht ordentlich zu beobachten, wenn auch das Seeing und der tiefe Stand hohe Vergrößerungen und die allerfeinsten Details nicht zuließen. Immerhin waren die Bänder und Zonen sowie der rote Fleck sehr präsent.

Ganymed konnte bei seinem Durchgang als auffalllende und überraschend dunkelbraune Murmel beobachtet werden. Leider sank der Gasriese bis zum Austritt von Ganymed in den Horizontdunst ab, auch der deutlich spätere Schattendurchgang war nicht mehr zu beobachten.

Die Rohzkizze zeigt etwa den Stand gegen 21.00 Uhr/21.30 Uhr

und wurde dann in Zuge der Kolorierung ein wenig zu kontrastreich. Die Farben waren deutlich weicher,

die hell/dunkel Unterschiede geringer.

In der  Bearbeitung am PC habe ich das so abgemildert, dass es dem visuellen Eindruck sehr gut entspricht.

 

Der GRF und Ganymed waren in ruhigen Momenten die herausragenden Farbtupfer. Da geht halt, nicht nur was die Details in den Zonen und Bändern des Gasriesen angeht, sondern  auch was die Farben betrifft, unter besseren Seeingbedingungen wesentlich mehr.