FTT 2019 – Beobachtungssplitter Teil 1

Planeten mit 12 Zoll

Hobbyastronomische Beobachtungen und Bemerkungen anlässlich eines mehrtägigen kleinen privaten Zusammenseins mit Freunden auf einer Wiese.

Es wurde knapp, den mechanisch altersschwachen und zu schweren Dobs zum FTT noch beobachtungsfertig hinzukriegen und so auf Vordermann zu bringen, dass er für mich leichter bedienbar und transportabler wurde. Obwohl der einspiegelbare 6 Zoll Spiegel schon zwei Jahre Hauptkomponente eines eigenständigen Teleskops ist, kam immer wieder etwas dazwischen, wenn ich die überfälligen Arbeiten an der ehemaligen Mythossäge angehen wollte.

Es lief dann wieder mal auf Kompromisse bei Design und handwerklicher Feinarbeit hinaus, nicht aber bei der mechanischen und optischen Leistung.

 

Man könnte zwar die Verwendung eines 63 mm Fangspiegels als Kompromiss werten, da die Konfiguration eigentlich nur 58 mm für gute Ausleuchtung erfordert, aber er war eben da und um 17% oder 20% Obstruktion feilsche ich aus Erfahrung nicht mehr, auch nicht am Planeten und am 12-Zöller schon gar nicht.

Fast genug der Vorrede, aber die ist wichtig, denn es zeigte sich schnell, immer wieder reproduzierbar und überraschend deutlich, dass die frühere, dem einspiegelbaren 6-Zöller geschuldete Bestückung mit einem 53er Fangspiegel für den guten 12 Zoll Spiegel ein echter Nachteil war. Die nunmehr üppige Ausleuchtung machte sich bei der Beobachtung aller Deepsky-Objekte sehr positiv bemerkbar. Die Sternfelder sahen einfach homogener aus, großflächige Nebel mit und ohne Filter blendeten nicht mehr am Gesichtsfeldrand aus, auch kleine PNs oder GX fielen, bis auf die schwächsten und grenzwertigen Kandidaten bei der Aufsuche schon auf, wenn sie vom Rand in das Gesichtsfeld wanderten und nicht erst direkt in der Mitte.

Nimmt man noch die wieder deutlich besser und stabiler laufende Mechanik hinzu macht das Teleskop nun deutlich mehr Spaß als in den letzten Jahren vor dem Umbau, zumal der kleine 6er Spiegel nach der enorm aufschlussreichen und ausgiebigen Testphase immer seltener und dann eigentlich gar nicht mehr eingeschoben und genutzt wurde.

 

Der erste Abend gehörte zunächst mal der Beobachtung von Jupiter und Saturn mit dem Binoansatz und das setzte sich dann in der Dämmerung auch über vier weitere genutzte Nächte so fort. Das Seeing war sehr wechselhaft und es fiel auf, dass es am frühen Abend, gleich nachdem die Dämmerung so weit fortgeschritten war, dass Jupiter freiäugig aufzufinden war, ein kurzes Beobachtungsfenster mit recht guten Seeing gab. Ähnlich gut wurde es erst wieder deutlich später, wobei sich Jupiter dabei häufig schon wieder auf dem absteigenden Ast befand.

Beobachtet wurde mit vorgeschalteter komakorrigierender APM-Barlow und 32er Plössl. Selten war das Seeing gut genug für die 25er Plössl. An die beiden 18er Orthos war nicht zu denken.

Immerhin waren über die Tage ein Schattendurchgang von Io und sein Austritt am Rand der Planetenkugel, sowie mehrere Durchgänge des GRF bei teils recht brauchbaren Bedingungen zu beobachten, auch Details in den Zonen und Bändern zeigten sich, öfter mal bis an den Planetenrand durch gezeichnet, auch wenn der immer etwas in Bewegung war. An einem Abend war sogar eine deutlich Mottelung in den gräulichen Polkappen und ein paar weiße Ovale diffus erkennbar.

 

                               

 

Die Seeingbesserung gegen Ende der Dämmerung gehörte dann meistens Saturn, der in guten Momenten die Cassini-Teilung und die Bauchbinde, sowie den Planetenschatten auf dem Ring preisgab. Der innere Crêpe-Ring war schwierig und nur an einem Abend deutlich.

Interessant ist, dass sich an einem Abend unbemerkt ein Kontakt des Lüfters gelöst hatte und Mitbeobachter das überaus üble Seeing beklagten. Der 12-Zöller lieferte mit Binoansatz ähnlich schlechte Bilder ab wie der daneben stehende unbelüftete 16-Zoll Gitterdobson monokular.

Als ich dann durch- und nachsah, bemerkte und behob ich den Fehler und eine viertel Stunde später war wieder die einhellige Meinung, dass so ein Binoansatz doch sehr viel bringt.

Meine Überzeugung ist, dass das Konzept mit dem Pyrex-Spiegel im dauerbelüfteten Isotubus plus überlanger Taukappe und mit dem Binoansatz als Ganzes den Unterschied am Planeten macht.

Das atmosphärische Seeing war zu keinem Zeitpunkt wirklich gut, maximal brauchbar. Der Standort auf einer mageren, steinigen Wiese war gut brauchbar und dann ist es eben wichtig, dass das Teleskop nicht noch zusätzlich Beobachter- und Tubusseing einbringt und die Abbildung völlig zerschießt.

 

 

FTT 2019 - Beobachtungssplitter Teil 2

Deepsky mit 12 Zoll am Horizont, was geht in der südlichen Sommermilchstraße noch?

Es muss einfach sein, auch wenn es Leute gibt die sagen, dass sie sich das hierzulande nicht antun. Ich tue es mir an, die Objekte der südlichen Sommermilchstraße sind einfach zu verlockend.

Der Kugelsternhaufen M 22 würde bei etwas höherem Stand immer M 13 den Rang ablaufen, so tut er es höchst selten, auch dieses mal nicht, aber man kann die wahre Leuchtkraft und Sternenfülle dieses großen Vertreters seiner Klasse ahnen, auch wenn er nicht aus der beständigen handbreiten Zone deutlicher Horizontaufhellung heraus kommt. Für mich war dieses Mal der aus zwei Sternenketten am Rand gebildete „Winkel“ sehr auffällig sowie eine leicht ungleiche Verteilung hellerer Sterne die für mich dem Haufen ein gegliedertes, beinahe krabbenartiges Aussehen verleihen.

Er ist da unten am Teekessel der hellste Klunker, andere sind da, aber mehr auch nicht.

So geht es zügig hinüber zu M8 und da geht es wieder los.

Sah ich früher regelmäßig, sogar von damals schlechteren Standorten aus, freiäugig eine kleine strichförmige Aufhellung für die die hellsten Sterne um M 8 verantwortlich sind, benötige ich dieses Jahr vier mal den den 8x50 Sucher, nur ein mal führt mich ein Hauch von mehr als Einbildung schon mit dem Peiler direkt ins Ziel.

Im Übersichtsokular, bewusst schon nur 5,3 mm AP, fällt der Sternhaufen direkt auf, vom Nebel ist nur der absolut hellste Teil als leichte neblige Aufhellung zu erkennen.

Mit einem harten Baader O III Filter kommt der Nebel dann wirklich sehenswert mit den bekannten Details und der Lagune heraus, das kostet Sterne und so bringt mir der weichere Castell O III das beste Bild, der noch weichere UHC erinnert sehr stark an das, was noch vor wenigen Jahren ohne Filter zu sehen war. Letztlich bringt dann das 20er Lunt mit 100° Feld und 3,8 mm AP sowie dem weichen O III den Anblick, der mir klar zeigt, dass es zwar schwieriger wird, aber immer noch sehr lohnende Anblicke bringt, sich hier zu tummeln.

Nebenbei fällt auf, wie sehr der Filterschieber mit Dreifachbestückung die Sache erleichtert.

 

   

 

So bleibt diese Kombi zum kurzen Nordschwenk in Richtung Trifid (M20) drin und der kleine dreiteilige Emissionsnebel zeigt sich auch schön hell, wolkig mit gutem Kontrast der Dunkelstrukturen. Sogar vom Reflektionsteil ist noch genug übrig. Ohne Filter bleibt nur ein Hauch des Reflektionsteils, der Rest stirbt in der Suppe.

 

 

   

 

 

Etwas höher noch, bei M 21, dem offenen Sternhaufen, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er fast von diesen Bedingungen profitiert. Ertrinkt er an Standorten mit besserer Horizontsicht oder auch auf La Palma fast im umgebenden Sternenmeer, bleibt er hier für meine Augen im 28er Übersichtsokular, ja sogar im 38er mit 7,2 mm AP (weniger formatfüllend) präsent.

Auf dem Weg zum nächsten Objekt komme ich aus der Horizontaufhellung heraus und so finde ich M 17, den Omega- oder auch Schwanennebel locker mit dem 38 mm Okular ohne Filter. Der kleine Schwan mit dem zu kurzen Hals schwimmt da locker im Sternenmeer herum. Mit den Filtern und auch mit höheren Vergrößerungen kommen dann die Schaumkronen des umgebenden Nebelmeeres hinzu, das geht sogar bis zu 2,5 mm AP mit den weicheren Filtern noch sehr ansehnlich und hell genug für viele Details in den wolkigen Strukturen. Auch das Krönchen auf dem Kopf „der Ente“ fehlt nicht, da braucht man nicht mal Adleraugen.

  

Adler ist das Stichwort, also M 16/IC7003 das nächste Ziel, wieder ein Stück höher. Hier geht ohne Filter immer wenig, außer dass der Sternhaufen für mich sehr auffällig und leicht erkennbar ist. Aber mit dem Baader O III ist der Nebel sofort mit der typischen Adlerform mit Schnabel, Kopf und Schwingen präsent und sogar die dunkle Höhle unterhalb des Halses, wo die „Säulen der Schöpfung“ mit mehr Öffnung oder auf Fotografien deutlich auszumachen sind, sehe ich mit 5,3 mm AP und Baader O III diffus.

  

 

FTT 2019 - Beobachtungssplitter Teil 3

Deepsky mit 12 Zoll – Die Milchstraße, vom Schild über den Adler zum Delfin

Die sehr gestreckte Raute des Schildes wird von vier schwachen Sternen gebildet, die nicht alle in jeder Nacht auf Anhieb freiäugig zu sehen sind, schon ein dünner Dunstschleier kann den Einen oder Anderen verbergen. So kommt auch die kleine Schildwolke mit dem unscheinbaren offenen Haufen M 26 nur an einem Abend freiäugig ein wenig zur Geltung, im 12-Zöller ist das ein Haufen Sterne im Feld, aber kaum ein erkennbarer Sternhaufen.

Um so schöner zeigt sich wieder mal M 11, der "Wildentenhaufen" mit seinem einzelnen (gelben!) roten Riesen (?) nahe am Zentrum. Immer wieder einen längeren Blick und auch mal den Wechsel vom Übersichtsokular zum 20er und zum 13er wert.

   

Etwas östlich davon.

Im Schwanz des Adlers wartet mit V Aquilae ein Kohlenstoffstern. Durchaus etwas Besonders, lohnend zu beobachten, weil hier ein eigentlich recht schwaches Sternchen durch eine wunderbare, eindeutig satt orange Farbe sehr deutlich auffällt. Es ist erstaunlich, wie wenig Helligkeit ausreicht, um das Farbensehen zu aktivieren, wenn denn der Farbreiz nur eindeutig genug ist. Leicht zu finden ist das Sternchen zwischen zweitem und erstem Schwanzstern des Adlers ebenfalls.

Da es sich bei solchen Kohlenstoffsternen meistens um veränderliche Sterne handelt variieren sie schon mal in Helligkeit und Farbintensität.

Das Kohlenstoffsternchen ist auch gleich der beste Ansatz für die Aufsuche des planetarischen Nebels NGC 6751, weil man nur ein Grad Feld und einen O III Filter braucht, um den kleinen Puschel etwas unterhalb des Sternchens auszumachen. Klein ist er halt, noch mit dem 20er Lunt zwar da, aber leicht zu übersehen. Mit dem13 mm Okular das Scheibchen eindeutig, noch höhere Vergrößerungen offenbaren deutlich ein dunkleres Zentrum, also eine Ringstruktur.

  

Nun muss ich einfach noch mal ein wenig hinunter zum Schild, denn zwischen M 11 und M 26, ein wenig nach Westen versetzt, sodass sich ein etwa gleichschenkliges Dreieck ergibt, wartet ein besonderes Objektpärchen.

NGC 6712 ist ein schwacher, runder, schwer und nur mit großer Öffnung auflösbarer Kugelsternhaufen, IC 1295 ein ebensolcher PN.

Die Aufsuche erfolgt mit 5,3 mm AP ohne Filter und das Wattebällchen des KS ist schnell gefunden. Stellt man dieses nun im Newtonanblick leicht nach 8 Uhr aussermittig und schiebt einen harten O III Filter ein wird der Kugelsternhaufen ein wenig dunkler aber leicht außer mittig auf zwei Uhr, taucht ein gleich großer und ebenso heller Nebelpuschel auf, der gesuchte planetarische Nebel. Ohne Filter ist er wieder völlig unsichtbar, daran ändert sich auch mit 2,5 mm AP bis auf eine Ahnung von eher nichts, wenig, auch der KS zeigt keine Auflösungserscheinungen. Mit Filter wird der PN ein wenig oval und das dunkler werdende Zentrum lässt die Ringform des PN erahnen.

An den kleinen, sehr schönen planetarischen Nebeln NGC 6778 und NGC 6772 im Hals des Adlers habe ich mir dieses Mal die Zähne ausgebissen und weiß nun auch warum. Die genutzte Karte zieht die Halslinie des Sternbildes nicht (wie sonst immer üblich) über die helleren Sterne, sondern querbeet mittendurch, sodass ich mit meiner Suche immer deutlich zu weit östlich lag. Ich habe es schlicht verpeilt und könnte gerade mal......!

In den Flügeln des Vogels kam ich wieder klar, sodass die flächige Scheibe des planetarischen Nebels NGC6781 an der Hinterkante des westlichen Flügels in der Aufsuche mit O III Filter schnell gefunden war. Die recht helle Scheibe offenbarte mit höheren Vergrößerungen leichte Helligkeitsvariationen und blieb auch ohne O III erhalten, wenn auch deutlich zarter. Dieser Versuch sollte bei jedem PN erfolgen, nicht nur weil sich manchmal schon locker der Zentralstern erreichen lässt, hier allerdings nicht.

Auch der etwas nördlicher gelegene Verwandte NGC 6804 fand sich schnell mittels O III vor dem 20er Okular, wobei der schon wesentlich kleiner ist. Die winzige Scheibe fiel aber dennoch durch ihre Helligkeit gut auf und ließ sich dann hoch vergrößern, wobei sich wieder eine Ringstruktur zeigte.

Dann kam mit NGC 6852 ein sehr kleiner PN zum Erstversuch, der im östlichen Flügel, nahe der Spitze zu finden ist, wenn man schon in der Aufsuche hoch vergrößert. Nach langem Rühren fand sich mit 10 mm Brennweite und unter Verwendung des Castell O III eine kleine rundliche Aufhellung zwischen zwei Sternchen die sich nicht weg fokussieren ließ. Spektakulär war hier der Erfolg, nicht der Anblick.

Weil es so schön war wurde nach Hinweis durch Sven noch der kleine PN NGC 6891 im Delfin aufgesucht. Wieder ist hohe Aufsuchvergrößerung und O III Filterung sinnvoll, wichtig ist es, von der Rückenlinie des Delfins Stern Alpha bis zum untersten Schwanzstern einen rechten Winkel von knapp gleicher Schenkellänge nach Osten anzusetzen. Im genauen Zielpunkt ist der PN. Er steht zwischen zwei Sternen, wird ungefiltert deutlich schwächer, dafür blitzt der Zentralstern auf.

  

Im Schwanz des Delfins, etwas unterhalb und knapp außerhalb des Sternenreichtums der Milchstraße finde ich dann noch den kleinen Kugelsternhaufen NGC 6934, der auch mit 12 Zoll keine Einzelsterne Preis gibt.

FTT 2019 - Beobachtungssplitter Teil 4

Deepsky mit 12 Zoll – Milchstraße, Schwan bis Kepheus

Albireo, den prominenten Doppelstern mit seinem wunderbaren Farbkontrast lasse ich nie aus.

Auch den von dort auf dem Weg zum Ringnebel liegenden kleinen Kugelsternhaufen M 56 nicht. Zumindest in der Übersicht mal drüber fliegen muss sein.

Dann aber weiter zum Ringnebel M 57, der für mich ohne Filter und nach der Aufsuche relativ hoch vergrößert, zwischen 120 und 200fach immer wieder am interessantesten ist. Dann zeigt sich das Innere des ovalen Rings sehr aufgehellt, der Ring selbst an den "flachen" Seiten mit guten Konturen, die sich zu den beiden Enden verbreitern und wolkig verwischen. Ein Randstern blitzt auf, Sterne im Inneren, gar der Zentralstern, bleiben mir verwehrt.

   

Nochmal runter zu M 27, dem Hantelnebel im Füchschen, der für mich mit geringer Vergrößerung und O III immer wie eine Zitrone leuchtet. Die Hantelform kommt ohne Filter besser. Für die Ohren, also die Anhängsel an der "Zitrone" muss ich mit höherer Vergrößerung ran und dann kommt der schwache UHC Filter sehr gut. Solche PNs, gerade die Standardkerzen, "abschießen" geht schnell. Sie zu beobachten erfordert Zeit und Zuwendung.

   

Der Kohlenstoffstern T Lyrae bildet mit Vega und dem ihr nächsten Kastenstern ein fast gleichschenkliges Dreieck in Richtung Herkules und präsentiert sich als kleiner, heller, oranger Lichtpunkt.

Er ist ebenfalls ein veränderlicher Kohlenstoffstern und erscheint mir zum Beobachtungszzeitpunkt nicht ganz so satt orange wie der bereits gezeigte V Aquilae.

Weiter geht es zu einem meiner Lieblingsobjekte, dem Crescent - oder auch Sichelnebel genannten, NGC 6888. Ich sehe immer mehr als eine Sichel, eher zwei Schalen mit mittiger Trennlinie, allerdings nur mit O III Filter, ganz ohne Filter bleibt ein Hauch von Nichts im Bereich der für mich wegweisenden Sternraute. Da habe ich schon in extrem guten Nächten mit dem 8-Zöller mehr gesehen, vor allem fehlt mir dieses mal bei mehreren Versuchen das durchscheinende Glimmen der zarten Strukturen.

  

Bei Sadr, dem Bruststern des Schwans fehlt IC 1318 das Glimmen immer. Viel H-Beta Anteil, großes, aber recht schwachkontrastiges Gewölk nahe und überall am hellen Stern, auffällig ist eine breite Zweiteilung etwas hellerer Teile im Westen.

Der Cirrus-Komplex, NGC 6960 und weitere, ist leicht über den im eben benannten östlichen Teil eingebetteten Stern 52 Cygni aufzusuchen und kann dann mit dem 12-Zöller schön abgefahren werden. Er taucht ohne Filter nur sehr schwach auf und macht für mich mit dem harten Baader O III und bei 5,2 mm AP mit dem 20er Lunt bei 100° Eigengesichtsfeld einfach am meisten her, wenn man auch mit mehr Vergrößerung die schwächeren Teile eventuell etwas besser heraus pellen kann. Knochenhand

  

 

mit verdrehten und verwirbelten Strängen ebenso wie der Sturmvogel und Pickerings Triangular Whisp mit dem streifigen langen Wasserfall.

 

  

 

Auch kleinere, für mich namenlose Fetzen. Viel Freude macht auch das sehr helle Bild mit dem 38er Erfle mit größtmöglichem Gesichtsfeld und kleinstmöglicher Vergrößerung bei 7,2 mm AP unter Verwendung des harten O III.

  

Diese Besetzung ist auch für NGC 7000, den Nordamerikanebel und den benachbarten Pelikan am 12er Dobs Top. Der Pelikan geht gerade so komplett, mit Kopf und Schnabel als auffälligstem Teil. Nordamerika muss abgefahren werden, wobei man manchmal, wenn man nicht vom Pelikan über das Sternmuster des „kleinen Orion“ kommt, schon mittendrin sein kann ohne es zu wissen. Die hellsten Teile um den Golf von Mexiko sind dann doch eindeutig wolkig strukturierte, auffällige Nebelschwaden.

    

In der Gegend lässt sich gut weiter beobachten, wenn man Lust auf höhere Vergrößerungen und kleinere Objekte hat. Da warten einige sehenswerte PNs für die man für die sichere Aufsuche mit 12 Zoll mindestens 80fach ansetzen und einen O III verwenden sollte, ich nehme i.D.R. direkt 120fach.

NGC 7027 bildet mit zwei hellen Sternen östlich des Nordamerikanebels ein davon weg weisendes flaches Dreieck. Der PN leuchtet als kleines Scheibchen hell und grün/bläulich, wird mit zunehmender Vergrößerung rautenförmig, zeigt mir mit Augenverbiegen eine Zweiteilung und ist, einmal gefunden, auch ohne Filter sehr schön zu beobachten.

   

Vom obersten der beiden Ausgangssterne aus, auf halbem Weg zum hellen offenen Sternhaufen M 39, kann man einen weiteren kleinen PN, NGC 7048, auffinden. Er sieht so aus, als hinge er wie ein Fähnchen an einem kleinen Sternchen und im Gegensatz zu Fotos will er mir nicht ganz rund erscheinen, was an weiteren durchscheinenden, aber noch aufzulösenden Sternchen liegen kann. Wieder ein PN der mit Filter sehr deutlich, ohne Filter schwächer, aber doch gut beobachtbar ist. Ich finde ihn schön und suche ihn öfter auf.

  

Will das mal nicht direkt gelingen, gehe ich erst zu M 39. Wenige Sterne zwar, aber helle auffällige Klunker und daher kaum zu verfehlen. Von dort peile ich dann die Hälfte der Strecke zu dem mehrfach erwähnten Stern beim Nordamerikanebel an.

Ein weiteres Lieblingsobjekt im Schwan, an der Grenze zum Kepheus, bei dem mir anfänglich die Aufsuche häufig zum Geduldsspiel wurde, ist der Fetusnebel genannte PN NGC 7008.

Ein rechter Winkel von der Linie Alpha Kepheus und n Kepheus setzt bei n an und wird Richtung Schwan gezogen, bis der Lichtkreis des Rigel etwa auf der gedachten Verbindungslinie zwischen Alpha Cep. und Alpha Cyg. steht. Im 20er UWA Okular mit O III leuchtet der Nebel bläulich an einem Stern hängend auf. Ohne Filter sind es zwei Sterne und mit höherer Vergrößerung kommen 2-3 Sterne im Nebel , der Helligkeitsunterschiede in der Fläche zeigt, dazu. Mit Filter und bei höherer Vergrößerung werden aus den Sternen im und am Nebel zwei hellere Nebelknoten. Wirklich ein Objekt mit dem man sich lange und genüsslich beschäftigen kann.

  

Weil es gerade passt nehmen wir hier noch NGC 40 mit, einen kleinen planetarischen Nebel im Kepheus, dem man etwas anders zu Leibe rücken muss, da O III Filterung ihn schwächt. Maximal ein UHC, besser kein Filter und ich gehe ihn mit Vergrößerungen ab 120fach an, also nicht das allergrößte Aufsuchfeld am 12 Zöller. Stellt man sich Kepheus als ein Haus vor, mit dem Giebelstern und bildet mit dem recht nahen ersten hellen Stern im Dach als kurzem Schenkel ein spitzes Dreieck, in Richtung Kassiopeia, bei dem die Länge der Schenkel zu Spitze doppelt so lang ist wie die Grundlinie, kann man eine recht zarte, flächige Aufhellung rund um einen Stern, den Zentralstern des Nebels, wahrnehmen. Bei näherer und größerer Betrachtung wird der Nebel länglich und die begrenzenden Ränder des Nebels öffnen sich an zwei gegenüber liegenden Seiten diffus, während sie wo sie scharf begrenzt bleiben heller als das Nebelinnere sind, welches leicht gemottelt erscheint.

Okay, ich setze öfter auch drei bis vier mal an, da die gedachte Suchfigur recht weit spannt, muss auch mal ein wenig im Zielgebiet kreisen, aber der Aufwand lohnt sich.

  

Wichtig ist auch, dass in so hohen nördlichen Breiten der in Karten auch noch oft am Rand liegende Objektort schon mal von Karte zu Karte etwas abweicht. Das ist dem gewählten Projektionsverfahren (mehr winkeltreu oder mehr flächentreu) des Kartenmachers geschuldet.

 

 

FTT 2019 - Beobachtungssplitter Teil 5

Deepsky mit 12 Zoll – Milchstraße, Kassiopeia, bis Perseus und Giraffe

Wenn es auf der spätsommerlichen Wiese am Südhimmel mal suppt oder ein paar Zirren reinziehen spricht nichts dagegen, sich auch mal der nördlichen Milchstraße zu widmen. Hoch steht die Kassiopeia und lockt mit vielen Sternhaufen, aber auch mit NGC 281, dem Pacman Nebel mit eingebettetem Sternhaufen, der sich nahe Alpha Cas leicht auffinden lässt. Der 12er zeigt das schon bei 80fach mit O III recht hell und auch die typische Einbuchtung und Teilung durch Dunkelstrukturen.

  

Den kleinen Bubblenebel nahe dem offenen Sternhaufen M 52 hatte ich irgendwie nicht auf dem Schirm, habe ihn auch nicht versucht, obwohl ich den schönen hellen Messierhaufen aufgesucht habe. Diese hellen Edelsteine bei denen es neben blau weiß auch orange aufblitzt sind immer wieder ein schöner Kontrast zu dem sehr alten und weiter entfernten Sternhaufen NGC 7789, der sich in der Übersicht als deutliche Konzentrierung kleiner Sternsplitter gegen die sternreiche Milchstraße durchsetzt. Das Versäumnis zwischen oder vor den beiden Sternhaufen auch mal den Nebelfilter einzuschieben muss muss ein anderes mal ausgeglichen werden.

Weiter geht es zum Eulenhaufen, NGC 457. Der Name scheint mir sehr treffend, denn tatsächlich kann man den Nachtjäger mit ausgebreiteten Schwingen und gefächertem Schwanz sowie zwei unterschiedlich großen (und hellen) Augen erkennen, ich sehe sogar einen leichten Farbunterschied von zart gelblich bis Blauweiß.

   

Die Sternhaufen NGC 663und NGC 654 unter dem flacheren Teil des Himmels-W bekommt man gemeinsam ins Bildfeld des 20er Lunt. Der Erste ist recht groß und sternenreich, mit einer recht interessanten, sternärmeren Teilung durch die Mitte, der Zweite kleiner und dicht gepackt.

Nur wenig auffälliger ist der Nachbarsternhaufen M 103. Von den vier hellsten Sternen leuchtet einer in zartem goldgelb.

   

Weit unterhalb des Himmels-W, an der Grenze zur Andromeda, oberhalb eines visuell auffälligen Sternenpaares suche ich einen interessanten PN, den kleinen Hantelnebel, M 76 auf. Der Nebel fällt bei 80fach mit O III als kleiner, heller Barren auf, geht dann auch ohne Filter und mit höheren Vergrößerungen. Dann gibt er helle Knoten an den Barrrenenden und sichelförmige Anhängsel preis, die sich bestenfalls zu „Ohren schließen sollen, was mir aber verwehrt blieb.

  

Zur Abwechslung mal eine Galaxie? Okay, NGC 891 ist eine wohlbekannte Spindel direkt vor dem letzten hellen Stern der Andromeda Kette, grob in Richtung Perseus, auf halbem Weg zum hellen Sternhaufen M 34.

Allerdings wird sie nur unter sehr guten Bedingungen spektakulär und blieb leider dieses Mal nur durchschnittlich. Gut erkennbar war der hellste mittlere Teil mit der breiten, unregelmäßigen Teilung durch das Dunkelband, die echte Längenausdehnung war nicht recht fassbar und verlor sich schemenhaft im Hintergrund. Hier hilft gerade an diesem Objekt oft höhere Vergrößerung, dieses Mal nicht.

  

Nach dem Augenverbieger mal ein pralles Sternenmeer, sogar doppelt, also NGC 869 und 884, h und chi. Der Doppelsternhaufen im Perseus ist schon locker freiäugig gut zu erkennen, ganz so schlecht ist der Himmel im Mittel halt doch nicht. Das Feld ist knapp für Beide im 28er UWA, trotzdem schön und jeden für sich aufs Korn zu nehmen erweist sich auch bezüglich der leichten Randschwächen des Okulars an f 5,3 als sinnvoll. Sie sind beide wunderschön. Wobei einer, NGC 869, dieses winzige Hufeisen oder Krönchen aus kleinen Sternchen mit dem einzelnen größeren Diamanten davor zeigt, während der andere Haufen einige helle gelbliche Sterne (rote Riesen ?) zu bieten hat. Da kommt mal wieder das 38er Okular mit dem größeren Feld zu Zuge und es kommt trotz 7,2 mm AP und einer bemerkbaren Aufhellung des Hintergrundes, sehr gut. Das Krönchen wird deutlich kleiner, aber kein Sternchen fehlt und nach außen hin bleibt das Auge an Sternenketten und Mustern hängen.

  

Hier vergesse ich nicht, nach den benachbarten großen Gasnebeln zu schauen, welche sich im Dreieck zwischen h und chi, dem Himmels-W und der Giraffe (Camelopardis) befinden. IC 1805, der Herznebel und der benachbarte Seelennebel IC 1848 sind groß und visuell schwach, aber mit dem 38er Okular + Baader O III lassen sich bei dem hohem Stand durchaus helle, Feld sprengende Nebelstränge finden und abfahren. Das ganze Gebiet ist voller Nebelfetzen, die Zuordnung von Herz und Seele keineswegs eindeutig, aber schön bleibt die Sichtung doch.

So nahe an Camelopardis und das Sternmuster ist erkennbar, da gibt es doch was.

Kembles Kaskade ist ein Feldstecher Objekt und mit dem alten 7x42 Weitfeld auch schnell gefunden, drunter, als abschließender Haken der schönen Sternenkette glimmt der kleine Sternhaufen NGC 1502 auf.

Der wird dann auch im 12-Zöller eingestellt. Hübsch, hell und kompakt.

Nur wenig tiefer, gerade so nicht gemeinsam im Feld des 28er UWA machbar gibt es mit NGC 1501 einen planetarischen Nebel, der auch nach Einschieben des O III Filters sofort als kleines helles Scheibchen auftaucht.

Höhere Vergrößerung zeigt einen schwachen Ring, den Zentralstern sehe ich nicht.

Zum Abschluss gehe ich mal im Norden ganz tief runter, NGC 1499 ist das Ziel, einfach mal schauen, ob der California Nebel, NGC 1499, da unten geht. Er geht mit 38er Okular und UHC Filter besser als gedacht. Deutlich zieht sich eine graue, breite Nebelbank durch das Gesichtsfeld und die längliche Form lässt sich abfahren.

 

 

FTT 2019 - Beobachtungssplitter Teil 6

Deepsky mit 12 Zoll – abseits der Milchstraße

Der Herkules bietet sich auch im Sommer, westlich der Milchstraße stehend, mit seinen beiden prächtigen Kugelsternhaufen immer als lohnende Zielregion an.

M13, der größere von beiden ist mit seiner Größe und der guten Auflösbarkeit das Vorzeigeobjekt schlechthin. Ich mag ihn mit gar nicht so hoher Vergrößerung, also mit puderzuckerartigen, glitzernden, feinsten Sternsprenkeln auf schwarzem Samt und den fliehenden Sternketten am Allermeisten, auch wenn mehr Vergrößerung die Auflösung deutlich steigert schon unterschiedliche Sternfarben im Gewimmel zeigt.

   

Auch das kleine Oval der benachbarten Galaxie NGC 6206 zeigt sich bei der Umrundung des Sternhaufens mit dem 20er UWA sofort als deutliche Aufhellung.

Einige Grad höher findet sich mit M 92, näherungsweise ein Dreieck mit den beiden oberen Sternen der zentralen Herkulesraute bildend, der zweite große Kugelsternhaufen im Sternbild.

Er ist kompakter, zeigt weniger helle Sterne, dennoch finde ich ihn ebenso sehenswert wie den großen Bruder.

   

Den dritten KS im Bunde, den schwachen, kaum auflösbaren NGC 6229 habe ich nicht aufgesucht.

Mich lockte es zwischen die Beine des Helden, zum kleinen planetarischen Nebel NGC 6210, auch Turtle, also Schildkröte genannt.

Ich brauche und finde zur Aufsuche den einen hellen Stern zwischen den Beinen, auf zwei Drittel der Strecke von ß HER aus gesehen befindet sich der Nebel. Mit 120fach bei 82° Eigengesichtsfeld und unter Anwendung des O III Filters funktioniert das. Bei einem kleinen „Rührer“ im Zielgebiet wandert vom Gesichtsfeldrand eine kleine, helle, bläuliche Scheibe ein. Sie geht auch ohne Filter nicht verloren, wird aber schwach. Höhere Vergrößerungen und weitere Filterversuche bringen ein ovales, nicht ganz homogenes Scheibchen, mehr ist nicht zu fassen.

   

Auf der anderen Seite der Milchstraße ist für mich immer der riesige Kasten des Pegasus und der Hals mit Kopf in Richtung Delphin auffällig.

Etwas vor dem „Haken“ steht mit M 15 ein sehr schöner, kompakter Kugelsternhaufen der mit 12“ richtig Spaß macht. Ich habe gerade wirklich mal ziemlich gute Bedingungen und da sieht diese mittig extrem kompakte und dann nur ganz allmählich ein wenig offener werdende Konzentration von Sternen für mich wie ein spitzer, hoher (Zauber)Hut aus, dem ich auf die helle, glitzernde Spitze und die auslaufende Krempe schaue. Beinahe ein plastisches Bild, bei dem auf zwei Uhr ein dreieckiges Stück von der Krempe zu fehlen scheint. Der Eindruck verliert sich zu höheren Vergrößerungen und mit weniger Umgebungsfeld schnell.

   

Bei dem guten Sichtfenster lohnt auch der Weg 10° abwärts, zum Kugelsternhaufen M 2, schon im Wassermann gelegen. Der kommt mir, trotz ähnlicher Helligkeit, deutlich massiver, irgendwie wuchtiger vor, gliedert sich schneller in unzählige Einzelsterne. Er liegt uns auch etwas näher und lässt sich ebenfalls mit zunehmender Vergrößerung immer weiter auflösen. Wenn man ihn gut erwischt, lohnt es, etwas Zeit zu investieren, bei einem weiteren Besuch zwei Tage später blieb er deutlich blasser.

   

So lohnte aber auch ein Blick noch tiefer. Gerade noch über dem bereits erwähnten, handbreiten Grauschleier am Horizont sah ich die Hörner des Steinbocks, darüber das Ende der langen Sternenkette des Aquarius.

Dazwischen findet sich zum Einen mit M 72 ein kleiner, schwacher Kugelsternhaufen den ich auch mit hoher Vergrößerung bis auf eine Mottelung und einzeln aufblitzende Fünkchen an der Einbildungsgrenze nicht auflösen konnt

Eigentlich suche ich den ja auch nur, um von dort aus mit dem darüber liegenden Stern µ AQR ein Dreieck in Richtung v AQR zu bilden. Zielpunkt ist der wunderschöne planetarische Nebel NGC 7009, als Saturnnebel wohlbekannt. Er ist mit 0,4' recht klein, aber sehr hell, im gewählten 20er UWA fällt bei 80fach und mit O III eine kleine, gestreckte, beinahe giftgrüne Ellipse auf. Ein Blaustich hält sich auch ohne Filter und mit höherer Vergrößerung. Die Ellipse wird bei höherer Vergrößerung rundlicher und mit Filter zeigen sich an den schmalen Enden sehr kurze stummelige Ansätze. Mehr kommt nicht, auch wenn ich die Vergrößerung hoch treibe, bis dem Nebel fast das Licht ausgeht. Schnell zurück, weniger ist mehr.

  

Ich bleibe in der Kante, auch wenn der Atlas nur eine überschaubare Objektzahl bietet und gehe wieder zum Pegasus. Im Halsansatz, unterhalb von Alpha suche ich, für mich erstmals, die kleine Galaxie NGC 7479 auf.

Auf Fotos ist das eine wunderschöne, zweiarmige Balkenspirale, überzogen S-förmig. Ich finde mit dem 12er visuell ein zartes, recht kurze Stricherl, 1 zu 4 elongiert mit einer kaum wahrnehmbaren mittigen Kondensation und freue mich auch über den armlosen Balken.

Dennoch übergehe ich die noch etwas schwächere GX NGC 7814 im vorderen Kasten. Auch Stephans Quintett, weiter oben, in Richtung der Eidechse reizt mich heute nicht.

Jones 1 will ich sehen, den großen, schwachen PN mitten über dem Pegasuskasten. Mit dem 38er Okular und dem harten O III ging ich die Sache an und fand auch nach einigem Rühren schwaches Gewölk. Dolle war das nicht, aber Haken dran. Spätere Nachbereitung ergab dann aber, dass der Nebel mit 5' zwar recht groß ist, nicht aber so groß wie das was ich sah oder zu sehen glaubte. Der Vorteil einer Woche auf der Wiese ist, dass man solchen Unstimmigkeiten auf den Grund gehen kann. Nochmalige Suche nach dem Nebel bringt dann Gewissheit. Es zeigen sich zwei sehr zarte, ich gegenüberstehende Bögen die sich bei indirektem Sehen mit einem Grauschleier füllen. Am Vortag dürften mich unbemerkt rein ziehende Zirren genarrt haben.

  

Immer mal wieder streift auch der freie Blick über den Himmel, solche grenzwertigen Objekte sind durchaus anstrengend für die Augen. Regeneration ist da wirklich wichtig, wenn man lange und gut durchhalten will. Es ist nicht mehr spät, es ist schon früh. Ich schaue und vollziehe gedanklich das Sternbild des Steinbock, den Wassermann, auch das der Fische nach, darunter Cetus, der Wal. Da klingelt was, im Wal gibt es einen sehr bekannten PN den hattest Du noch nie.

NGC 246, der Scull oder zu Deutsch Schädelnebel. Die Schwanzflosse des Wals ist ein gleichschenkliges Dreieck mit dem oberen Schenkel zu den Fischen hin. Mittig darunter gibts zwei Sterne (die wiederum sehenswerte Doppelsterne sind) die gerade so zu sehen sind. Bilde ich von denen ein kleines gleichschenkliges Dreieck nach unten habe ich den Nebel sicher. Ich war noch nie da, stand aber mit den 20 UWA plus eingeschobenem O III sofort in der Tür. Höher ran, 120fach, 160fach, Sterne im Nebel, ohne Filter deutlicher, aber auch mit Filter. Der Nebel rundlich bis oval, aber in der Helligkeit nicht ganz homogen, zwei „Höhlen“ und eine „Fehlstelle“ am Rand. So richtig zu fassen kriege ich das alles nicht, aber das Teil ist spektakulär. Ich brauche Öffnung denke ich und sage es auch im nächsten Moment schon laut. Immerhin gibts ein paar Schritte weiter einen 16er und einen 18 Zöller. Wir nerven uns nicht ständig, aber ausgetauscht wird sich schon, das habe ich aber im Bericht bis hier hin bewusst ausgeblendet, weil ich für mich meinen neu konfigurierten 12er im Vordergrund hatte und habe. Kommt also so ein Ruf, stößt er auf sofortiges Interesse, denn Fehlalarm ist bei uns selten.

Keiner hatte den Nebel bisher beobachtet, der Cetus steht halt kaum mal im Fokus, aber wenig später gibts den Schädel mit 12, 16 und 18 Zoll und das ist eine sehr überzeugende Show. Der 18er zeigt sehr deutlich einen rundlich ovalen Nebel mit zwei "Löchern" in der Mitte und aus diesen "Augenhöhlen" schauen zwei Sterne hervor. Darüber ist der Nebelrand diffus offen. Unten hängt ein Sternchen am Schädel wie ein Goldzahn am Oberkiefer. Der 16er kann das auch sehr überzeugend, und ja, wenn ich dann zu meinem 12er gehe, nehmen die Schemen welche mich nach Öffnung rufen ließen, besser Gestalt an. Unter sehr guten Bedingungen ist dieser Nebel auch mit kleinerer Öffnung nicht nur zu sehen, sondern ein Hingucker. Die beste Zeit kommt ja erst noch im Winter.

  

Irgendwann habe ich zu meinem 20er Lunt noch ein 21er Ethos in der Ablage am Teleskop stehen. Schau mal unvoreingenommen nach Unterschieden, sind ja zusammen immerhin 1500 Euro, war der Begleittext dazu.

Jou Sven sag ich nur und freue mich drauf.

In der Hand sind sie beide gefühlt gleich groß, aber das Ethos ist erheblich schwerer. An meinem Dobs absolut kein Problem, aber an Leichtgewichten beachtenswert.

Im Süden ist gerade dicke Luft (Zirren), also mal Messier 81/82. In beiden Okularen sehr schön, keine sichtbaren Transmissionsunterschiede, die Zigarre hat die Banderole an und die sitzt schräg aber knackig.

  

An h und chi bemerke ich zwei Dinge. Die an f 5,3 ohne Komakorrektur unvermeidliche Radunschärfe sieht beim Lunt stärker aus als beim Ethos, wenn ich aber zum Rand schaue reduziert sich das bzw das leicht besser Bild hilft nicht wirklich, weil die Sterne eben auch im Ethos nicht ganz sauber sind. Das kleine Krönchen in der Mitte des einen Haufens hat zwei sehr schwache Mitglieder die in der Draufsicht mit dem Ethos etwas heller als im Lunt erscheinen wollen. Schaue ich sie direkt an, verschwindet der Eindruck, sie erscheinen manchmal sogar im Lunt etwas schärfer und daher nicht so auffällig.

An M 31/32 sowie M 110 lässt keines der Okulare Schwächen erkennen, ich achte nun auch auf Feldsterne und da ist wieder mehr das Gefühl als die Gewissheit, dass das Ethos angenehmer ist.

  

Am Cirrus mit verschiedenen Filtern gibt es erwartungsgemäß auch keine neuen Erkenntnisse. Ich komme auch beim in die Ecken schauen mit beiden Okularen gut klar, wenn eines der Okulare einen Feldvorteil hat, dann ist er sehr gering.

Ich habe noch M 13 und M 15 gemacht, der am doppelten Herkules Haufen gewonnene Eindruck festigt sich ohne recht greifbar zu werden und dann fällt mir ein alter Bekannter ein, Messier 71, der schwache Kugelsternhaufen im Pfeil. Der passt unter diesen Bedingungen und am 12 Zöller um der Sache auf den Grund zu gehen.

Zartes Glimmen schwacher Sterne mit nebligem, nicht auflösbarem Hintergrund und immer mal ein Funkeln. Das Lunt macht das gut, aber das Ethos kann es etwas besser. Einige wenige Sternchen nur mehr, etwas mehr Brillianz, das Glimmen leicht heller. Der Unterschied ist so schwach wie er ist, auf der Achse, also im Bildzentrum, eindeutig festzumachen und gesellt sich zum Eindruck der Randschärfe hinzu. Die bestätigende Kontrollbeobachtung durch Sven erfolgte ebenfalls an M 71. Ein Vergleich der beiden vorhandenen 20er Lunt brachte keinerlei Unterschiede.

  

In Summe aller Eindrücke und Auslagen habe ich nicht den geringsten Wunsch auf das sündteure Ethos zu wechseln. Mein Lunt macht einen guten Job.

Hier der Link zum Vergleichstest der beiden Okulare von Sven:

http://www.svenwienstein.de/HTML/lunt_hdc_20mm_100o.html

Das waren die Ergebnisse von einer Woche Astrocamping unter Freunden, soweit es sich überwiegend auf Beobachtungen mit meinem renovierten und leichter gewordenen12-Zöller bezieht. Obwohl auch größere Teleskope am Start waren, mein Baby hat mir so viel Spass und Beobachtungsfreude beschert, dass ich recht selten und quasi nur auf Aufforderung mal fremd geschaut habe.