Nach nur einem Tag Unterbrechung durch Wolken ging die "Schönwetterphase" Anfang März weiter und so blieb auch der gute 12-Zöller dauerhaft auf der Terrasse, um diese Jahreszeit wirklich ein eher seltener Anblick.

Die Zeichnungen sind neuerdings durch Anklicken zu vergrößern oder (wie immer) mit Rechtsklick und dem Befehl Grafik in neuem Tab öffnen größer anzuschauen und da gibts nochmal eine Lupe für ein noch größeres Bild.

4,5 bis 5,5 Mag Grenzgröße im Mittel, je nach Horizonthöhe.  Nach 23.00 Uhr, wenn die Straßenlampen verlöschen, auch deutliche 0,5 Mag mehr. Ab und zu ist mal eine Rauchfahne aus einem benachbarten Schornstein in der Beobachtungslinie, eine Stunde später geht das Objekt dann doch. Nicht ideal, aber gut genug um jede Menge Spaß zu haben.

Spaß, der zumindest kurzzeitig von Krieg, Tod und Zerstörung, angezettelt von einem (hoffentlich) letzten irrsinnigen Imperialisten, ablenkt. Als hätte die Menschheit nicht schon genug Probleme.

So weit, so schlecht, so kommt man, unter anderem, zu schönen Anblicken von Objekten, die um diese Jahreszeit nun mal ihren höchsten Stand über dem Horizont im Süden erreichen. Damit haben sie auch, so das Wetter mitspielt, den günstigsten Stand für Beobachtungen. Die Reise geht von den Gasnebeln und großen offenen Sternhaufen, sowie den kleinen Planetarischen Nebeln des späten Winters zu einigen, manchmal eher selten besuchten, Galaxien mit denen die Vorfreude auf den "jungfräulichen" Frühling wächst.

Ich beginne meine Reise im Einhorn, denn da wartet, ziemlich genau in der Mitte, bei dem Doppelstern 22 MON, ein wirklich bemerkenswertes Objekt. NGC 2346, der Schmetterlingsnebel, ist ein Planetarischer Nebel dem wir auf die Seite schauen, also auf die auseinanderstrebenden "Explosionsblasen" die entstehen, wenn ein Stern (in der Mitte sichtbar) seine äußeren Hüllen abstößt. Visuell mit 12 Zoll Öffnung, am leicht aufgehellten Standort, ist das Zentrum des Nebels hell, die "Schmetterlingsflügel" schwach und man muss, weil das Ding im Kern recht klein ist, mit recht hoher Vergrößerung ran. O III und UHC Filter helfen den Nebel aufzufinden. Ohne Filter sind die Flügel doch ziemlich gestutzt, das ergibt nur bei sehr hoher Vergrößerung einen Sinn.

Ein ganz besonderes Objekt will ich mir danach vornehmen. Einen offenen Sternhaufen mit einem PN mitten drin (besser davor), aber bei der Aufsuche mit dem 28 mm UWA  kommt zunächst Messier 47 ins Blickfeld, das ist der Nachbarsternhaufen des gesuchten Objekts, der wesentlich hellere Einzelsterne aufweist und nicht so dicht gepackt ist. Ein wenig östlich davon steht dann Messier 46 im Übersichtsokular und nach dem Wechsel auf 90fach oder auch bis zu 150fach kann ich dann den kleinen PN NGC 2438 am Rand des offenen Sternhaufens schon gut ausmachen.

Wenn man weiß, was man sucht, findet man ihn auch schon mit weniger Vergrößerung.

Es ist nur ein kleiner Rauchring, aber im Umfeld mit den feinen Sternchen sehr auffällig. Der beste Anblick von Sternhaufen und PN ergibt sich meistens mit einem UHC Filter, es geht aber auch ohne, zumindest wenn man hoch genug vergrößert. Der kleine Nebel ist doch erstaunlich hell.

 

 

Wo ich schon mit den Nebelfiltern am Start bin, bleibe ich in der Nachbarschaft. NGC 2359, Thors Helm, gehört zu den Wolf-Rayet-Nebeln, einer etwas selteneren Gattung von Gasnebeln, und spricht sehr gut auf O III Filterung an. Ich finde ihn meistens recht sicher auf einer gedachten Linie von Alpha MON und ALPHA Canis Major (Großer Hund), etwas näher an MON. Ohne Filter ist da erst mal gar nichts. Mit O III Filter kann man mit 12 Zoll Öffnung einen recht hellen Nebelknoten kaum übersehen, der sich mir unter den gegebenen Bedingungen schon bei 80fach zeigt. Das, was da so leicht auffällt, ist aber längst nicht alles. Also Kapuze auf, Störlicht komplett ausblenden, besser dunkeladaptieren und Einlesen in das Objekt. Mit Vergrößerungen zwischen 150 und 250fach, dem Dreh am Filterrad zwischen UHC und O III schält sich da ein gespiegeltes S heraus, dessen unterer Bogen eine leichte Füllung aufweist. Das ist der Helm mit einem Flügel. Die Helmkante gegenüber dem Flügel ist deutlich heller, eventuell Sternchen, aber der zweite Flügel will sich, bis auf den Hauch eines Stummelchens, nicht zeigen. Da sind Sternchen im Nebel, nicht nur einer. Ich verstecke mich vor jedem Fremdlichthauch hinter dem dicken Tubus und unter der Kapuze, zeichne unter spärlichstem Rotlicht, aber okay, kein zweiter Flügel am Helm. Es ist und bleibt wie es ist und außerdem hey, es ist super wie es ist, einfach richtig gut und schön.

Nach so viel Augenverbiegen nehme ich immer mal eine Auszeit und schaue den Himmel mit bloßem Auge an. Da fällt dann irgendwann der Blick auf ein Sternenwölkchen im "Niemandsland" zwischen Löwe und Zwillige. Es ist eher eine Aufhellung zwischen schwachen Sternchen. Ich bin im Krebs und das Wölkchen ist Messier 44, ein großer, offener Sternhaufen, Praesepe, landläufig auch Bienenkorb genannt.

Das geht nicht mit dem 12-Zöller und 1600 mm Brennweite. Da sieht man auch mit dem Okular für größtmögliches Feld und kleinste Vergrößerung nur einen Haufen Sterne im Feld verteilt und keinen Sternhaufen. Etwa 1000 mm Brennweite wären das Maximum, aber richtig schön sind solche Objekte mit einem guten Fernglas anzusehen. Mein 10x56 ist ganz akzeptabel und mit 5,6 mm AP eher an meine besseren Bedingungen angepasst. Also erst wenn die Straßenlampen aus sind und dann schwebt der offene Sternhaufen wunderbar im großen Feld. Ein solches Fernglas ist immer eine gute Ergänzung zu einem Fernrohr.

Da schaue ich auch gleich noch mal in westliche Richtung zum Taurus, wo ich die Hyaden (um Alpha TAU) und die Plejaden, als "die sieben Schwestern" bekannt, mitnehme. Solche großen, weitläufigen und teils sehr nahe offene Sternhaufen sind ideale Feldstecherobjekte.

Knapp nördlich vom Krebs (CNC) schon im Sternbild Luchs (LYN) gelegen, befindet sich mit NGC 2683 eine recht helle Galaxie in Kantenlage. Ich bilde von den Sternen Alpha und 38 LYN ausgehend ein spitzes Dreieck, dessen Spitze genau an der verlängerten Linie von M 44 ausgehend, über den Stern 48 CNC hinaus liegt. An dieser Position steht die Galaxie mit dem recht treffenden Namen "UFO" im Gesichtsfeld des Übersichtsokulars. Sie lässt sich recht gut bis 200fach vergrößern und zeigt einen sehr hellen, länglichen Kern der von einem durchscheinenden Halo umgeben ist. Unter meinen Bedingungen war die Ausdehnung so, dass eine Spitze des Halos von einem kleinen, funkelnden Sternchen gebildet wurde. Der hellste Stern im Feld, in der Zeichnung oben, schimmerte leicht gelblich, alle anderen Sterne erschienen weiß.

Eine ganz andere Herausforderung stellt das nächste Ziel dar. NGC 3184, die kleine Feuerrad Galaxie, ist recht groß, rundlich, aber aufgrund der Verteilung ihrer Helligkeit auf eine große Fläche hebt sie sich nur unter sehr guten Bedingungen deutlich vom Himmelsgrund ab, ansonsten bleibt sie eher schwach. Sie befindet sich eigentlich leicht aufzufinden, in der hinteren Tatze des Bären, vor dem Stern 34 UMa.

Ich würde mal sagen, meine Bedingungen waren "medium". Erst mal gefunden und etwas höher vergrößert, also auf mehr Fläche bei dunklerem Hintergrund gebracht, ließ sie sich eindeutig halten. Das helle Zentrum der Balkenspirale, zunächst eher wie ein Stern aussehend, zeigte sich eindeutig von einer rundlichen Aufhellung umgeben. Diese Aufhellung war nicht völlig gleichförmig, sie hatte im Inneren leichte Helligkeitsschwankungen. Noch ein Sternchen am Rand und eine recht hübsche Sternengruppe daneben, deren hellster Vertreter leicht gelblich erschien.

Wer mit den Sternfarben Probleme hat, kann es mal mit leichter Defokussierung versuchen. Manchmal bringt es was, etwas mehr Fläche gegen etwas weniger Helligkeit (auf dem Punkt) zu tauschen.

Noch ein Stück nördlicher, an den vorderen Pranken des Bären, habe ich dann noch NGC 2841, die schöne Tigeraugen Galaxie aufgesucht, eine Spirale,die leicht auf der Seite liegt, also länglich oval erscheint. Sie steht etwas oberhalb der Verbindungslinie zwischen den Sternen 25 UMa und 9 UMa, im ersten Drittel. Die Galaxie ist recht klein, lässt sich aber hoch vergrößern, bis über 200fach bleibt sie mit hellem Kern und ovalem Halo gut sichtbar.

Nun locken aber mal wieder niedrigere Gefilde, der Löwe steigt von Osten höher und reckt den Kopf hoch, gen Süden. Vor diesem Kopf steht, oft kaum beachtet, eine der hellsten Galaxien im Löwen, NGC 2903.

Ich lasse von dem Stern 4 LEO, der direkt von den hellen Kopfstern des Löwen (Algenubi, 17 LEO) mit 4,3 Mag Helligkeit gut sichtbar ist, den Dobson mit dem Übersichtsokular drin einfach etwas nach unten sacken, dann kommt sie ins Bild. Sie wirkt unter schlechten Bedingungen oder bei geringer Vergrößerung manchmal etwas quadratisch auf mich. Man schaut leicht schräg auf eine längliche Balkenspirale und bei höherer Vergrößerung lässt sich ein heller zentraler Balken mit einer Verdickung in der Mitte gut ausmachen. Es lohnt wirklich sehr, hier immer wieder mal viel Zeit mit der genaueren Beobachtung bei verschiedensten Vergrößerungen zu investieren. Da tauchen einige (Vorder-/Hintergrund)Sternchen im Bereich der Galaxie auf und an einem Ende kann ich einen kleinen Haken im schwachen Halo erahnen. Solche Galaxien, gerade jene, auf deren Scheibe wir blicken, haben häufig ein Vielfaches der visuell für uns sichtbaren Ausdehnung. Dieser Haken, eher ein Häkchen, deutet einen nach außen laufenden Spiralarm an.

Das ging dann nochmal richtig ans "Eingemachte", auch zeichnerisch. Damit ist es dann auch mal wieder für diese drei Nächte gut. Ein kurzer Blick auf das Leo Triplet (M65/66 NGC3628) zeigt dann auch, dass es sinnvoll ist, noch ein paar Wochen zu warten oder noch zwei bis drei Stunden dran zu hängen, wofür mir aber gerade mal zu kalt ist. Das alles hängt jetzt in den Abendstunden und bei solchen kalten, spätwinterlichen Schönwetterlagen noch zu tief im, durch Heizungs- und Ofenabgase verstärkten, Horizontdunst und so ist die große NGC nur sehr schwach zu erkennen. Aber der Löwe steigt unaufhörlich dem sülichen Höchststand entgegen, die Jungfrau folgt ihm nach und damit meldet sich der Frühling an.