Beobachtungsbericht vom 26.02. bis 01.03. 2022, mit 12 Zoll f/5,3 Dobson.

Ab Samstag waren einige schöne Tage und Nächte mit teilweise wolkenlosem Himmel und klarer Luft angesagt. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen, zumal der Mond nicht stören würde. Ich entschied mich, den 12-Zöller für die Zeit draußen, auf der Terrasse zu parken.

Tagsüber Sonne und Nachts ein wenig Deep Sky, wenn auch die Straßenlampen, zumindest bis 23.00 Uhr, ziemlich störten, weil die winterlich entlaubten Büsche und Sträucher meiner Gartenbepflanzung deutlich weniger Schutz bieten konnten, als das im Sommer der Fall ist. Da sollte sich meine neu gebastelte Tau-/Störlichtkappe bewähren.

 

Der Samstag Nachmittag startet mit Sonnenbeobachtung, ausnahmsweise mal ohne Binoansatz.

Die Zeichnungen sind neuerdings durch Anklicken zu vergrößeren oder (wie immer) mit Rechtsklick und Grafik in neuem Tab öffnen größer anzuschauen und da gibts nochmal eine Lupe.

Mit AR 12954 und 12955 zeigten sich zwei aktive Regionen mit je einem prächtigen Sonnenfleck. Beide mit sehr exakten Umrissen und mustergültiger Ausformung von Penumbra und Umbra.

Ich verwende neben dem, für gefahrlose Beobachtungen im Weißlicht unabdingbaren, Sonnenfilter vor der Teleskopöffnung (Baader Sonnenfolie visuell), immer noch einen zusätzlichen IR-Sperrfilter und für ein angenehmes Bild mit leichter Kontrastanhebung noch einen Orangefilter.

Am Samstagabend musste ich feststellen, dass der Himmel in Horizontnähe doch sehr aufgehellt und dunstig war. Unterhalb von -10 Grad bis zum Horizont unbrauchbar, dann bis 10 Grad besser werdend, darüber mit recht guter Durchsicht.

So biss ich mir z.B. am kleinen Spirographnebel, IC 418 im Hasen, gleich unterhalb des Orion, die Zähne aus. Zwar bildet der winzige Nebel mit den unteren beiden Leitsternen des Sternbildes Orion ein annähernd gleichschenkliges Dreieck, aber von den kleinen Begleitsternen in der Nähe des Nebels fehlten mir, für die Aufsuche mit hoher Vergrößerung und kleinem Feld, auch im Winkelsucher, zu viele. Das wurde aber besser, später mehr dazu.

Dagegen zeigte sich der Orionnebel, M 42/43, recht annehmbar, unter dunklem Himmel geht aber auch hier mehr. Pferdekopf und Flammennebel wurden dann auch gar nicht ernsthaft versucht. IC 434 zeigte sich mit  H-Beta Filter als ganz schwach aufgehellte, neblige Bank, der markante Dunkelnebel B 33 ließ sich nicht mal wirklich als Loch darin ausmachen, geschweige denn als Pferdekopf.

Was unter solchen Bedingungen immer geht, sind kleine, helle planetarische Nebel bei denen man genügend Sterne für die Aufsuche findet und das ist bei NGC 2022, dem Schlüsselbein Nebel im Orion der Fall. Er steht eben in der östlichen Schulter des Orion, quasi als Schlüsselbein. Die Aufsuche gelang schon bei 90 fach, der Nebel hob sich gerade so als kleiner, flächiger Donut von den umgebenden Sternpunkten ab. Mit höherer Vergrößerung zeigte sich eine ovale Scheibe mit diffusem Rand und eventuell einer etwas dunkleren Mitte. Ein O III oder UHC Filter waren nicht erforderlich, beide Filter dunkelten zu viele Sterne ab ohne mehr Details des Nebels zu zeigen.

Ich wählte als Kontrastprogramm den Rosettennebel, NGC 2237, aus. Dazu brauche ich mit dem Übersichtsokular, vom kleinen Schlüsselbeinnebel ausgehend, nur die Schulter des Orion in Richtung Einhorn (Monoceros) hinab gleiten und in deren Verlängerung nach einem markanten Sternmuster aus zwei kleinen Ketten Ausschau zu halten. Dabei handelt es sich um den offenen Sternhaufen NGC 2244, mitten im Rosettennebel gelegen. Die Aufsuche gelingt mir immer über die sehr auffällige Doppelkette von Sternen, die der Sternhaufen näherungsweise bildet. Der umgebende Nebel bleibt selbst unter guten Bedingungen immer sehr schwach und kommt erst mit einem entsprechenden Filter, in dem Fall ein O III, gut zur Geltung.

Allerdings sprengt er in seinen äußeren Teilen bereits das mit einem 12 Zoll Teleskop mit 1600 mm Brennweite erreichbare Feld. So verwende ich in dem Fall sogar mal das 38er Weitfeldokular, weil es die maximale Feldblende mit 2 Zoll Steck nutzt. Damit komme ich bei gut 40 fach auf 1,6 Grad Feld mit deutlicher Randunschärfe. Der Nebel ist aber auch ohne die schwächsten äußeren Teile im visuell erfassbaren Bereich deutlich größer. Um ihn in ganzer Größe zu erfassen muss man das Gebiet "abfahren". Das 38 mm Okular liefert an diesem Teleskop 7,2 mm AP, also einen Wert, den ich unter solchen Bedingungen niemals erreichen kann. Meine etwa 5,5 mm geöffnete Pupille schneidet also den äußeren Bereich ab, das kostet Öffnung. Bei so geringen Vergrößerungen und so großer AP kostet das aber keine Auflösung, nur das komplette Bild wird heller, also richtig grau aufgehellt. Das korrigiert aber wiederum meine begrenzende Iris durch die Beschneidung ein wenig. Dazu kommt aber noch der O III Filter (Baader) mit seinem sehr engen Durchlass, der sehr viel Licht wegnimmt und nur die O III Linien (fast) ungeschoren lässt. Das 28 mm Okular mit 5,3 mm AP bringt bei 57fach nur wenig Detailgewinn aber merklich kleineres Feld.  

Nach solchen Zeichnungen muss auch mal ein wenig Genussbeobachtung mit dem simplen Abgrasen bekannter und schöner Objekte sein. Mit den beiden Übersichtsokularen zur Hand geht es also mal in höhere Regionen. M 45 im Taurus, die bekannten Plejaden, sprengen das Gesichtsfeld hoffnungslos, die zarten Nebelschleier um einige der helleren Sterne (Merope) bleiben sehr guten Bedingungen vorbehalten und so sieht der Sternhaufen im 50 mm Sucher eindeutig nach einem Sternhaufen aus, was das bessere, sicher aber das aufschlussreichere Bild bezüglich der Objektklassifizierung ist. 

Dann kommen die "Fuhrmänner" dran, offene Sternhaufen die sehr gut ins Feld der Übersichtsokulare passen und mir immer mit dem 20er Lunt, einem 100° Okular, bei 80fach am Besten gefallen. Viel Feld, immer nutzbare 3,8 mm AP und darin schwebende Sternansammlungen vor schon recht dunklem Himmelsgrund. Ich gehe einfach mit dem Leuchtpunktsucher so ungefähr mitten rein und habe zuerst Messier 38, den westlichen der Sternhaufen im Feld. In der ohnehin schon sternreichen Gegend ist er als eine starke Konzentration von Sternen unterschiedlicher Größe deutlich zu erkennen. Selbst wenn man ihn nicht gleich erkennt, da schwebt, im Netonanblick knapp darüber, noch das leicht glitzernde Glimmen von NGC 1907, einem weiter entfernten und daher deutlich kleineren und schwächeren offenen Sternhaufen. Dem kann man dann mit mehr Vergrößerung noch deutlich mehr Sternchen entlocken.

Südöstlich, wenige Grad entfernt, hat man dann mit dem offenen Sternhaufen M 36 eine weitere Sternansammlung im Bild. Ebenfalls deutlich als Sternhaufen erkennbar ist eine deutliche Konzentration  heller Sterne, er erscheint mir jedoch immer deutlich unscheinbarer als sein Nachbar.

Nochmal ein Stück südöstlich geschwenkt kommt dann Messier 37 ins Bildfeld. Ein schöner, reicher Sternhaufen mit einer leichten Dreiecksform in seinen hellsten Teilen und mit Sternen unterschiedlicher Helligkeit. Bei sehr guter Transparenz kann man in der Mitte des Haufens einen helleren Stern mit gelblicher Farbe ausmachen. Die anderen Sterne bleiben visuell weiß.

Damit war ich in enger Nachbarschaft zu den Zwillingen angekommen und erinnerte mich an einen kleinen planetarischen Nebel nahe Castor. NGC 2371 zeigt zwei fast voneinander unabhängige Blasen und wird auch Erdnussnebel genannt. Die Aufsuche beginnt für mich mit der Bildung eines abgeflachten Dreiecks zwischen Castor und dem Stern 46 GEM nach Südosten. Der Schenkel des Dreiecks der von 46 Gem ausgeht, zeigt genau auf Pollux. Im Zielgebiet geht es dann ohne Filter bei  etwa 120fach weiter. Ein kleiner Rührer mit dem 82° Okular um den anvisierten Punkt herum brachte die beiden verwaschenen, fast aneinander hängenden Flecken ins Bild. Die eine "Nuss" ist etwas größer als die andere, eine interessante, eher seltene Form.

  

Einmal in der Gegend angekommen kommt man um den Eskimonebel, NGC 2392, einfach nicht herum. Den findet man schon als kleinen, bläulichen Puschel bei 90fach, im von GEM weg weisenden rechten Winkel zwischen 55 GEM und 77 GEM, nahe 63 GEM. Höher vergrößert ist der helle Zentralstern sehr gut in der ovalen Nebelschale zu erkennen. Der Nebel ist etwas diffus begrenzt und zeigt im Inneren Helligkeitsvariationen. Es ist schwierig zu beschreiben und kommt auch in der Zeichnung kaum raus, aber blickweise habe ich den Eindruck eines etwas helleren Dreiecks innerhalb eines Ovals.

So weit der erste Abend.

Am Sonntag fuhr ich dann nachmittags zu Rolf, um mit seinem neuen 50 mm Lunt H-Alpha Teleskop nochmal die Sonne zu beobachten. Wirklich erstaunlich und erwähnenswert, was man mit solchen Röhrchen alles zu sehen bekommt, daher auch an dieser Stelle mal zwei Zeichnungen für zwischendurch.

 

Ab und zu werde ich solche H-Alpha Zeichnungen auch unter Sonne Weißlicht aktuell einstreuen. An der Darstellungstechnik muss ich noch ein wenig feilen.

Das Hauptaugenmerk soll hier aber weiter bei Beobachtungen mit dem 12er Dobson auf der Terrasse liegen.

Da ging es dann abends mit einem kleinen Schmankerl weiter, welches noch im Sternbild Monoceros, in Nachbarschaft zu Gemini und Taurus gelegen ist. Zunächst mal wird der großflächige und recht bekannte Weihnachstbaum Sternhaufen Ngc 2264, gleich oberhalb des Sterns 17 Mon mit dem Übersichtsokular aufgesucht. Zwar macht der Weihnachtsbaum Kopfstand, aber die äußere Form mit ein paar Christbaumkugeln aus hellen Sternen lässt sich doch leicht erkennen.

Dann wechsele ich auf das 20 mm Okular mit 100° Eigengesichtsfeld und schwenke langsam nach Süden. Wenn  der Weihnachtsbaum verschwindet taucht am gegenüberliegenden Feldrand eine kleine, dreieckige Nebelfahne neben einem 10 Mag Sternchen auf. Das ist NGC 2261, Hubbles veränderlicher Nebel. Der kleine Stern mit der anhängenden, dreieckigen Nebelfahne sieht einem Kometen verblüffend ähnlich, hat aber mit diesen Wandergesellen nichts zu tun. Ich war erstaunt, wie hell und deutlich begrenzt der Nebel sich auch bei höheren Vergrößerungen präsentierte. Ein prüfender Blick zeigte dann auch, dass die Bedingungen überall, aber besonders auch in Richtung Horizont, deutlich besser waren als am Samstag.

Richtung Horizont, da war doch was!? Tatsächlich zeigten sich unterhalb des Orion die Leitsterne des Sternbildes Lepus (Hase) und damit waren die Chancen, den Spirograph Nebel, IC 418, aufzusuchen, deutlich gestiegen.

Also nochmal das Teleskop mit dem Rigel-Quickfinder in das Dreieck zwischen Orion und Hasen positioniert. Dann knapp oberhalb einer gedachten Linie zwischen 5 LEP und Saiph, 53 ORI nachjustiert. Der westliche Bereich des Feldes im Winkelsucher zeigt eine Raute aus vier etwa gleich hellen Sternen. Nun wird, weil der gesuchte Nebel sehr klein ist, direkt das Nagler Zoom auf etwa 120fach eingesetzt. Tatsächlich habe ich sofort einen winziges Fleckchen am unteren Bildrand welches sich auch in die Mitte des Feldes positioniert, nicht so punktförmig scharf stellen lässt, wie es bei benachbarten Sternen eben geht. Okay, etwas Glück, aber auch Lohn der genaueren, planvollen Befassung mit der Aufsuche. Man muss übrigens die Sternbezeichnungen nicht zwingend kennen, nur die geometrischen Figuren zu denen sie sich zusammenfügen lassen, sind für die erfolgreiche Aufsuche wichtig. Spätestens mit einem leichten Rührkreis um die eingestellte Position herum findet man solche Objekte recht sicher. Es kommt vor, dass man sich dabei quasi "verfährt", dann muss man halt nochmal neu ansetzen.

Der Nebel selbst ist bei höherer Vergrößerung sehr interessant zu beobachten. Ich sehe eine recht helle, kleine, runde Nebelscheibe. Blicke ich indirekt darauf, also schaue ich mit dem Auge leicht in Richtung Nasenwurzel an Objekt vorbei, wird der Nebel deutlich schwächer. Dafür glitzert, wie ein winziger Diamant, der Zentralstern in dessen Mitte. Schaue ich wieder direkt hin, kann ich den Stern noch eine Weile halten, aber der Nebel ploppt wieder heller auf, das Sternchen ist nur noch andeutungsweise, in besten Momenten, zu sehen. 

Nach diesem Erfolg in kleinen Dingen nahm ich mir mal wieder ein Paradeobjekt vor, den Orionnebel, Messier 42/43.

Die Transparenz war eigentlich gut, aber die Umgebungshelligkeit bewirkte doch, dass der Nebel etwas blass blieb. Sowohl die Ausdehnung, als auch die Farben hatte ich schon besser. Ohne Filter blieb es eigentlich bei einem grünlichen Grau in den hellsten Teilen. Mit Filter wurde das intensiviert und es ging auch mal ins Bläuliche. So kam ich auf die alte Idee, es mal mit Farbfiltern zu versuchen, der Nebel ist ja hell genug um mit großer Öffnung und großer bis mittlerer AP Farbensehen auszulösen. Dunkelrot ließ unter diesen Bedingungen auch bei 7 mm AP zu wenig Nebel übrig, also versuchte ich mal den Orangefilter und das ließ sich recht brauchbar an, wenn ich das Okular abschirmte und Blendungen durch seitliches Störlicht vermied.

 

Ich habe dem Orangebild mal eine alte schwarz/weiß Version gegenüber gestellt, die mit dem 6-Zöller entstanden ist. Unter guten Bedingungen sehe ich mit dem 6-Zöller schon leichte Ansätze von grünen Schattierungen in den hellsten Teilen. Wer diesbezüglich nicht so empfindlich ist, kann mal Farbfilter versuchen, ich rate aber zu möglichst großer AP (Austrittspupille).

Es geht dabei an und für sich nur um den Beweis, dass sogar ein Deepsky Objekt, also nicht nur Mond, Planeten, Sterne, das Farbensehen unserer Augen anregen kann, auch wenn diese ganz oder teilweise dunkeladaptiert sind. Ansonsten macht das mit O III und/oder UHC Filter mehr Spass, sogar ein H-Beta ist mal zur Abwechslung interessant, weil der Nebel eben immer andere Strukturen zeigt. Die beste Kombination für mich bleibt allerdings ein Fernrohr mit möglichst großer Öffnung, sehr guter, dunkler Himmel und ein Okular mit großem Gesichtsfeld in dem der Orionnebel schwebt.

So wurde es schließlich Dienstag und obwohl schon am Morgen leichte Schleierwölkchen auftraten reichte es doch nochmal für Sonne im Weißlicht. Beobachtet wurde mit dem Binoansatz bei 150 bis 200fach und unter Verwendung des zusätzlichen Orangefilters. Da haben sich einige Veränderungen gegenüber Samstag ergeben.

Auch hier nochmal der Hinweis, dass die Grafiken mit Rechtsklick und dem Befehl "Grafik in neuem Tab öffnen", deutlich größer angeschaut werden können.

 

Es gibt dann sogar nochmal eine Lupenfunktion mit wieder etwas größerem Bild. Da kommen sehr oft noch einige Details zum Vorschein.

So weit, so gut. Nun sind die Wolken flächendeckend. Sobald es nochmal richtig gut wird folgt ein neuer Bericht, unter anderen mit den ersten Frühlingsboten aus dem Löwen.