Wann gab es für mich zuletzt zu Neumond klaren Himmel? Nach einer nicht mehr rekonstruierbaren gefühlten Ewigkeit gestern.

Da war auch schon egal, dass die Nächte derzeit sehr kurz sind und gar nicht so richtig dunkel werden, das musste genutzt werden, zumal sich in unserer kleinen Beobachtergruppe so einige Neuheiten angesammelt hatten die auf schöne Beobachtungen hoffen ließen.

An einem neuen Bobachtungsplatz, einer freien Wiesenkuppe mit herrlicher Rundumsicht liefen wir schließlich gestern Abend zwischen 21.30 Uhr und 22.00 Uhr auf, um das restliche Tageslicht für Aufbau, Justage und Smalltalk zu nutzen. Rolf mit seinem nochmals verbesserten 8 Zoll f/5 (diesmal als Dobs), Fred mit seinem 8“ f/6 und ich führte endlich mal wieder meinen 12Zoll F/5,3 aus.

 

Nach etwa einer Stunde ging es dann mit Dämmerungsbeobachtungen von Saturn los und der Herr der Ringe zeigte sich recht gnädig. Das Seeing war ordentlich und ich fand dann die beste Vergrößerung für den 12-Zöller im Bereich zwischen 8,5 mm und 7 mm Okularbrennweite, also bei 190 bis 230fach.

Die Cassini Teilung im Ringsystem zeigte sich, wie die beiden Zwischenräume vom Ring zur Gaskugel,in den Ansen tiefschwarz und ließ sich bis an die Planetenkugel heran halten Die Ringorientierung ließ sich am dünnen Schattenwurf (Streuung des Crepe-Rings?) auf den Planeten eindeutig festmachen. Auch oberhalb des Rings, zum kleinen „Hut“ der Polkappe hin gab es einen schmalen,dunklen Übergang, der wohl den echten Ringschatten markiert.

Darunter war das helle Äquatorialband deutlich vom folgenden breiten dunkleren Bereich getrennt, bevor eine schmale hellere Zone etwas verwaschen zum dunklen Polbereich überleitete.

Bei höheren Vergrößerungen verschwammen diese Details im Seeing. An den beiden 8-Zöllern lagen die am besten nutzbaren Vergrößerungen ebenfalls im Bereich um 200fach, wozu Fred ein Speers-Zoom bei 6 mm Brennweite einsetzte und Rolf sein Planetary Zoom etwa auf 5 mm brachte.

Bemerkenswert ist hierbei, dass sich der 12-Zöller in der Detaildarstellung nicht wesentlich von den beiden 8-Zöllern absetzen konnte. Das liegt schlicht daran, dass sich alle drei Teleskope bei dieser Art von Vergleich innerhalb ihres öffnungsbedingten Auflösungsvermögens bewegen und der 12-Zöller den Vorteil diesbezüglich nur richtig ausspielen kann, wenn er bei besserem Seeing höhere Vergrößerungen möglich sind, als den 8-Zöllern gut tut. Okay, der 12er tut sich leichter, präsentiert das Bild heller, knackiger und leichter fassbar, da mit 1,5 mm AP (12") und 1,0 mm AP (8") beobachtet wird, aber am Jupiter oder in stockdunkler Nacht kommt man z.B. bei solchen Bedingungen schon mal in die Verlegenheit, am großen Teleskop Lichtdämpfung betreiben zu müssen.

 

Inzwischen war die Dämmerung so weit fortgeschritten, dass ein erstes Deepsky Objekt zur Beobachtung anvisiert werden konnte. Vega strahlte schon vom immer noch grauen Himmel herab und zeigte den Weg zu M 57, dem Ringnebel in der Leier. Für eine kurze Irritation sorgte der irgendwie verstellte Peilsucher den so lange ist es ja nun auch nicht her, dass ich den Rauchkringel letztmalig aufsuchte, aber ich fand ihn zunächst einfach nicht.

Nach Lösung dieses Problems war er denn drin und bot aufgrund der auf geringe Objektgröße verteilten Helligkeit auch unter diesen nicht optimalen Bedingungen einen netten Anblick. Für mich präsentierte er sich zwischen 13 mm und 8 mm Okularbrennweite perfekt.

Zeit, mal den neuen Filterschieber aus der Ideenschmiede von Michael  zum Einsatz zu bringen. Die erste Variante erforderte den Eingriff in den Tubus zum schieben zu können, bei aufgesteckter Taukappe und zenitnaher Beobachtung ein unmögliches Unterfangen. Der neue Schieber mit Drehknopf außen am Tubus ist schlicht genial und man kann Filterwirkung auf ein Objekt im schnellen Wechsel überprüfen und den besten Anblick finden.

Unter guten Bedingungen ist der Ringnebel für mich kein Filterobjekt, aber wie sieht das nun unter 4-4,5 Mag Dämmerungshimmel aus, der im Laufe der Beobachtungszeit eventuell bis an 5 Mag herankommt?

Im Zoom zwischen 13 mm und 8,5 mm Okularbrennweite, also etwa 120 bis 190fach, bei 2,5 bis 1,6 mm AP fand ich, dass der Baader den Ring zwar markant und hell präsentiert, aber einfach zu viele Sterne kostet, das pechschwarze Umfeld wirkte doch recht…..aufgeräumt. Der Castell O III machte seine Sache gut, der UHC gefiel mir aber wirklich gut an diesem Objekt. Dieser Einschätzung stimmten dann auch meine Mitbeobachter, die ohne große Vorwarnung und Kenntnis welche Filter sie da ins Bild schieben zur Kontrollbeobachtung gebeten wurden, uneingeschränkt zu.

  

Das ist der Beste Filter……bis hier hin!

 

Inzwischen schälte sich mit bloßem Auge im Zenit doch tatsächlich die Milchstraße schon grau aus dem noch dunkler grauen Himmel. Die Bedingungen besserten sich zusehends, auch wenn rundum am Horizont ein Dunstschleier hing, der einfach nicht weichen wollte. Das blieb auch so, wenn es auch später noch für erfreuliche Beobachtungen bis in den Schwanz des Adlers hinein reichen sollte.

 

Sommerzeit ist Kugelsternhaufenzeit und fast schon zwangsläufig folgt auf Beobachtungen in der Leier M 13 im Herkules.

Im Übersichtsokular ist er am 12-Zöller einem Häufchen Puderzucker auf dunkelgrauer Glasplatte vergleichbar, aus dem schon einzelne größere Kristalle selbst zentrumsnah herausblitzen, vergleichbar, man freut sich schon auf das nächste Okular und höhere Auflösung. Immer mehr Sterne, Sternketten, von richtig hellen, gelblichen Kandidaten bis zu nadelspitzenfeinen Sternpünktchen, außen locker, dann immer mehr und schließlich eine unvorstellbare Zusammenballung und im Zentrum mit immer noch unaufgelöster Sternenlichtwatte unterlegt.

Ohne Absprache sind auch Fred und Rolf inzwischen an M 13 dran. Dass Fred mit seinem Austauschspiegel für den Uralt-GSO (der erste Spiegel war durch unsachgemäße Lagerung und langjährig nicht entfernte Schmutz-/Pollenanhaftungen leider sehr blind geworden) Glück hatte war schon länger bekannt, aber Rolf hat einen neunen Skywatcher f/5 und der ist auch noch fotografisch ausgelegt, also mit einem üppigen Fangspiegel versehen.

Also haben wir mal vergleichend und mit Okulartausch an M 13 beobachtet und konnten dem mit 0,86 Strehlpunkten getesteten f/5 Spiegel wirklich eine gute Abbildungsleistung bescheinigen. Ganz offensichtlich ist der strehlmindernde Zentralberg sehr gut hinter dem großen FS versteckt und macht sich in der Beobachtung nicht bemerkbar. Auch die Auswirkungen von immerhin etwa 33% Obstruktion gegenüber 25% bei Freds 8“ f/6 halten sich in sehr vertretbaren Grenzen.

  

Einen späteren Vergleich an M 3 ziehe ich jetzt vor, denn dort ergab sich das gleiche Bild. Hier wurde dann auch der Unterschied zum 12-Zöller in griffige Worte fassbar, denn die Auflösung von M 3 am 12-Zöller bei gleicher Vergrößerung erscheint in etwa so wie bei Beobachtung von M 13 im 8-Zöller. Größere Entfernung und stärkere Konzentration von M 3 sind Faktoren, die Lichtsammelleistung und höheres Auflösungsvermögen deutlich werden lassen.

  

M 13 geht bei mir nie ohne einen Abstecher zu M 92, auch dieser schöne Kugelsternhaufen unterscheidet sich sehr von M 13 und, weiß schon, wie skizziert, im 6 Zöller zu gefallen und ist ein prächtiges Objekt für einen 12 Zöller.

 

Danach fällt meine Entscheidung zur weiteren Beobachtung auf NGC 6210, einen kleinen aber feinen PN im Herkules, zumal sich die Himmelsqualität inzwischen so weit gemausert hat, dass zwischen den Beinen des Helden die zum Starhopping aufs Objekt erforderlichen Sternchen deutlich auszumachen sind. Der 0,3’ kleine PN hat eine nicht ganz runde Form, also quasi Öhrchen, die mit 12 Zoll Öffnung unter diesen Bedingungen eigentlich gehen könnten und er ist blau.

Zur Aufsuche nehme ich gleich 13 mm Okularbrennweite und hoppe mich, gleich mit dem mittleren O III vor dem Okular ran. Im zweiten Ansatz finde ich ihn mit einem leichten „Rührkreis“, tatsächlich fällt sofort die bläuliche Farbe des kleinen Wattepuschels auf und die leicht unrunde Form, die sich mit Vergrößerungssteigerung zu einem irgendwie eckigen Oval entwickelt. Die Filter verhalten sich ähnlich wie beim Ringnebel beschrieben, auch ohne Filter ist der PN bei mittleren Vergrößerungen gut erkennbar und bleibt bläulich. Die Öhrchen oder Anhängsel bleiben mir verwehrt, aber eventuell sind das ja auch die leichten Abweichungen von der Kreisform, deren Struktur besseren Bedingungen oder mehr Öffnung vorbehalten bleibt.

  

 

Schauen wir mal weiter nach kleinen PNs, denn da bleibt das Okular auf 13 mm Brennweite drin und sich schwenke in Richtung Schwan/Kepheus, wo nahe der Sternbildgrenze NGC 7008, einer meiner Lieblings-PN wartet. Der Fetusnebel ist immerhin 1’ groß und sieht beim Auffinden so aus, als würde er an einem ungleichen engen Sternpaar hängen. Die Aufsuche gelingt sehr gut mit O III vor dem Okular, wobei der harte OIII den Nebel als bläuliche an sehr schwachen Sternchen hängende Blase mit einer hellen Zone gegenüber der Sternchen zeigt, während der weichere O III und der UHC zunehmend Sternenlicht durchlassen, die Nebelblase aber immer noch sehr deutlich mit leichter Strukturierung, z.B. einer dunkleren Mitte präsentieren. Auch ohne Filter bleibt der Nebelhauch mit hellerem Ende gut zu halten und jetzt kann man neben den beiden Sternen am anderen Ende auch zwei oder gar drei Sernfünkchen im Nebel aufblitzen sehen. Ein faszinierendes Objekt an dem man sich durchaus mal längere Zeit verlieren kann.

  

 

Ein wenig unterhalb, im Schwan, kommt dann noch NGC 7048 ins Visier, die schwache Nebelblase neben einem Sternchen ist zwar 11 Mag hell, verteilt die Helligkeit aber auf etwa 1’ Größe und die Aufsuche mit dem 13er Okular gelingt mir nur mit vorgeschaltetem O III, erst danach kann ich das „Fähnchen am Stern“ auch ohne Filter halten.

 

  

 

Fast strahlend hell präsentiert sich dann NGC 7027 mit etwa 8,5 Mag Helligkeit auf nur 0,3’ Objekt verteilt. So fällt der helle, nicht sternförmige und mir bläulichgrün erscheinende Puschel in der Aufsuche sofort auf. Filter- und Vergrößerungswechsel bringen eine rhombische Form zu Tage, auf zwei Drittel zu ein Drittel scheint es eine Einschnürung oder Verdunklung zu geben die ohne, bzw mit schwachem Filter (Castell UHC) und hoch vergrößert sichtbar wird.

 

 

 Nun aber mal was Großes, denn der Cirrus-Komplex im in Richtung Pegasus weisenden Flügel des Schwans ist ein Objekt, welches man keinesfalls und nie verpassen sollte, ach wenn er unter +6 Mag Himmel besser kommt als bei inzwischen knapp über 5,5 Mag (geschätzt).

Ich nehme also mal gleich das 28er UWA für gut 5 mm AP, fahre in Position und sehe…..nix.

Ach ja, O III fehlt, also mal kurz am Rädchen gedreht und plopp greift die Knochenhand nach meinem Auge. Ich hatte also zielsicher getroffen aber zunächst mal nichts vom Nebel gesehen. Ein leichter Dreh zurück zeigt dann, dass bei sehr konzentriertem und genauem Hinsehen doch ein Hauch von Nebelschleier zwischen den Sternen schwimmt, aber das geht unter diesen Bedingungen wirklich nur in Kenntnis, dass da was ist und wie es auszusehen hat. Hier zeigt sich der harte O III von seiner besten Seite und dem weichen OIII sowie dem noch viel durchlässigeren UHC gnadenlos überlegen.

  

 

Meine beiden Mitbeobachter lassen sich nicht lange bitten, als ich Cirrus ankündige und ich lasse sie auch ohne Filter starten, dann erst am Rad drehen. Wie ich sind sie keineswegs unerfahrene Beobachter, aber das Erstaunen darüber, wie krass das Spielchen mit dem harten O III funktioniert, ist auch ihnen anzumerken. Das geht halt zackig und übergangslos.

Der harte O III ist am Cirrus auch noch mit 13 mm Okularbrennweite tauglich, aber bei noch höherer Vergrößerung (kleinere AP) ist dann schnell ein weicher O III erste Wahl und es war schon erstaunlich, wie viel Detail aus der Knochenhand mit ihren unterbrochenen, unterschiedlich hellen Stängen und Knoten auch unter mäßigen Bedingungen herauszuholen war. Der Mittelteil mit Wasserfall und Triangular Wisp war brauchbar präsent und der westliche Teil um 52 CYG zeigte sich hell und im oberen Teil (Newtonanblick) mit der markanten strangförmigen Auffächerung.

  

 

Mein nächstes Ziel, NGC 6888, der Crescent-Nebel ist unter allen Bedingungen ein Objekt für große AP und auch mit 12 Zoll Öffnung, nur mit Filter interessant und der harte O III erwies sich als das einzig sinnvolle Mittel der Wahl. Sehr zart ist ein nebliges Oval zwischen (genügend) Sternen erkennbar, welches an einem Rand (sichelförmig) sowie in der Mitte seine hellsten Bereiche hat und ansonsten diffus bleibt.

  

 

Puh, die Zeit vergeht, Rolf hat schon zwischendurch abgebaut, frühe Sonntagstermine sollen eingehalten werden. Fred und ich denken auch so langsam daran abzubauen, zumal sich der Osthorizont schon leicht aufhellt. Sommernächte sind kurz.

Ein Schwenk zu Adler und Schild geht noch, südlichere Objekte müssen wohl auf einen nächste Nacht warten.

Ich hole mir zum Abschluss noch mal M 11, denn offenen Sternhaufen mit dem irgendwie bezeichnenden Namen „Wildentenhaufen“ ins Übersichtsokular und vergrößere nochmal durch. Es ist schon frappierend, wie die Sternenfülle zunimmt und der dominante Stern des Haufens scheinbar immer mehr Sternchen um sich schart, bis bei hoher Vergrößerung fast das komplette Feld mit Sternen gefüllt ist.

 

  

 

Na, dann schauen wir doch noch mal beim benachbarten NGC 6751 vorbei, wieder so ein Mini-PN mit 0,3’, aber ein winziger Ring der als kleine, schwache Ausgabe des Ringnebels durchgehen könnte. Ich habe schon, trotz der eigentlich kaum zu verfehlenden Lage im Schwanz des Adlers, etwas Mühe mit der Aufsuche, aber schließlich zeigt er sich im 13er Okular + O III und wird mit höherer Vergrößerung auch ganz klar ringförmig.

 

 

 

Nun geht es an den Abbau und irgendwann gegen 02.30 oder was schon 03.00 Uhr, schweift noch einmal der Blick über einen reich mit Sternen besetzten aber eben nicht ganz dunkeln Sommernachthimmel. Erfreulich, entspannend und lohnend war es allemal.

Jedenfalls kroch um 03.30 Uhr ein müder aber auch sehr zufriedener, ja glücklicher Günther in seine Koje und hat mit einem satten Grinsen im Gesicht den Aufschlag auf dem Kopfkissen nicht mehr mitbekommen.