Einfach mal so habe ich gestern über den Tag den Wolken zugeschaut wie sie sich immer mehr verflüchtigten, den Urlaub zur Gartenarbeit genutzt und entsprechend eigentlich gegen Abend ziemlich platt im Gartenstuhl auf der Terrasse gehangen.
Okay, die letzten Zirren vergehen, die inzwischen unvermeidlichen Kondenzstreifen der Flugzeuge zerfasern und ich schaue dem Löwen zu, wie er sich Stern um Stern beleuchtet.
Hmmm, rausfahren ist nicht, aber für den Garten langt der Mumm in den morschen Knochen noch gerade so aus.
Also raus mit dem Dobs, Lüfter an. Dann rein in warme Klamotten, Okulare und Aufsuchkarten geschnappt und ab dafür.
Eine halbe Stunde später ist alles parat. Es zwar immer noch nicht ganz dunkel, aber der Spiegel benimmt sich schon ganz leidlich, Pyrex + Lüftung und Isolierung hat halt was.
Saturn steht also für eine weitere halbe Stunde ausschließlich auf dem Programm. Ich habe ja mit dem Planetary- und dem Ortho-Zoom zwei noch recht neue Spielzeuge neben dem altgedienten Speers-Zoom.
Die Beobachtung bringt nicht viele neuen Erkenntnisse über die Okulare. Das Ortho ist einfach Klasse, und das Speers-Zoom gefällt mir immer noch besser als das Planetary, wenn auch dieses Planetary-Zoom die bei Weitem höchste Vergrößerung bringt und das Seeing dies auch blickweise zulässt. Da gab es zwei winzige Monde dicht am Ring zu sehen, die brachte das Ortho ständig  direkt, was den anderen beiden Kombis nur blickweise gelang, dem Planetary teilweise nur indirkt und bei den höchsten Vergrößerungen gar nicht, die Pünktchen verschmierten sich ins Nichts. Übervergrößerung kann man halt nur gut reden (wenn man will) aber nicht gut sehen.

Wie immer hatte ich eine halbe Stunde angesetzt und fast eine Stunde verbraten. Nun aber los, ab ins so genannte Kugelsternhaufenfenster.
M 3 kommt heute genial und lässt sich problemlos durchvergrößern. Ich kann das Planetary bis auf Anschlag ziehen, also unter 3 mm Brennweite, und habe noch feine Sternchen, sowohl am Rand, als auch vor der unaufgelösten Helligkeit des Zentrums. Donnerwetter denke ich da und schau mir das mit dem Speerszoom an. Ich komme nicht ganz so hoch mit der Vergrößerung, aber schlechter ist das auch nicht, für mich eher besser, weil feiner, kontrastiger und mit mehr Feld. Da sind wir bei der Schwäche des Orthos. Mittenrein und mittendrin, blitzsauber, aber es fehlt doch mächtig Feld. Am KS ist das nicht mein Ding, weil früh der Charakter des Haufens verloren geht.

Weiter zu M 13 und M 92, das gleiche Spiel und doch immer wieder anders. Kein KS gleicht dem Nächsten und M 92 steht ein wenig zu Unrecht immer im Schatten des berühmten Nachbarn. NGC 6229 ist klein, kompakt und hell, lässt sich aber keine Einzelsterne entkocken.

Als kleine Übung am Rande muss der PN NGC 6210 im Herkules herhalten. Gleich das 16er UWAN rein um genügend Fläche zu erhalten, klappt auch auf Anhieb, gut gezielt.
Auch dieser PN lässt Höchstvergrößerung zu, wenn auch dann der leicht blau/grüne Farbeindruck schnell erlischt. Er bleibt hell und rund, leicht ausgefranst und ich habe eventuell einen Halo gesehen, da hätte ich wohl doch ins Feld gemusst um ein paar Zehntel Grenzgröße zu schinden.

Nun aber los. Die Schlange und ihr Täger sind halt nur  Sommergäste. M 5 schlägt auch heute wieder ganz locker M 13. Dieser Sternhaufen ist einfach wahnsinnig schön, wenn man die nötige Transparenz hat. Groß und doch so viele feinste Sternchen die sich dann nicht gegen eine Auflösung mit 8 Zoll Öffnung wehren.
Es folgen M 10 und M 12, ein weiteres sehr ungleiches, aber gut auflösbares Paar, welches übrigens im 4Zoll f/6 Richfielder mit dem 28er UWAN in einer Diagonalen exakt den jeweiligen Bildfeldrand einnimmt (ankratzt). Der Richy und ich werden in der Sommermilchstraße sicher prächtig klarkommen.
Da gehen die Höchstvergrößerungen am Newton aber schon nicht mehr. Das 10er Speers und das Speers Zoom auf 7 mm Brennweite bieten die besten Anblicke dieser beiden schönen Kugelsternhaufen. Die gute Auflösung wird bei höheren Vergrößerungen doch wieder matschig.
M 14 dagegen wehrt sich immer tapfer gegen Auflösung, will ein Wattebausch bleiben, aber wenn man lange genug hinschaut blitzt und funkelt er doch immer wieder an unzählichen Stellen.

Da die Extremzooms aber noch einsatzbereit sind, noch ein schneller Schwenk nach unten. Der kleine Box-Nebel, NGC 6309, ist ein winziger PN, aber asymetrisch. Zunächst will die Aufsuche nicht gelingen, er ist halt sehr klein und da unten ist es auch schon ein wenig aufgehellt. Nach Wechsel vom 16er UWAN auf das 10er Speers habe ich ihn dann genau da, wo die Karten ihn auch haben wollen. Warum fange ich doch immer wieder an zu rühren, wenn ich eigentlich sicher bin, am richtigen Platz zu sein.  Ich habe doch schon so oft erlebt, dass eine Vergrößerungs-/AP-Änderung besser ist. Da ist ein helles Sternchen nebendran und das täuscht unter schlechen Bedingungen und bei zu wenig Vergrößerung schon Mal vor, das da sonst nichts ist.
Aber, einmal gefunden,  lässt er sich voll hochziehen, wieder war das Planetary mit unter 3 mm BW kein Problem und damit war auch die Keulenform sowie diffuse Helligkeitsunterschiede auszumachen. Zumindest ein Ende des Nebelchens ist deutlich heller und spitzer.
Wieder wäre ich wohl besser im Feld gewesen, aber ich bin nun auch schon ziemlich ausgelutscht.
Intensive Beobachtung macht zwar sehr glücklich, aber sie schlaucht auch.

So nehme ich Abschied mit freiem Blick auf die weiteren, heraufziehenden Objekte des Sommers und hebe sie mir für andere Nächte auf.
Eine letzte Zigarette noch und der Himmel schenkt mir eine recht helle Sternschnuppe.