Am späten Abend des 19.10.2020 brachte eine größere Wolkenlücke die Gelegenheit, Mars mit dem 6Zoll f/4,8 Newton/Dobson vom heimischen Balkon aus zu beobachten. Das Seeing erwies sich als extrem wechselhaft, wobei die schlechten Phasen eindeutig überwogen. Gegen 22.00 Uhr hatte der Planet dann zumindest genug Höhe gewonnen um "aus dem größten Schmier" heraus zu sein. Bis da hin hatte ich schon ausgetestet, dass dieses mal der Doppelpolfilter mit mittelmäßig eingestellter Dämpfung vor dem Binoansatz mit der APM Barlow das Mittel der Wahl war. Das funktionierte unter diesen Bedingungen etwas besser als Orange-, Rot- und Gelbfilterung. Einer der Farbfilter Plus Doppelpol war bei 150-200facher Vergrößerung zu viel des Guten, zumal ja das Licht schon auf zwei Augen verteilt wird. Es kann auch sein, dass schlicht drei (nie ganz perfekte) Glasflächen mehr zu viel waren.

Hier nun die am Teleskop entstandene und nachträglich nur etwas versäuberte Rohskizze.

Die Südpolkappe ist nur noch sehr klein. Die östlichen und westlichen Randgebiete waren hinter einer Mischung aus hiesigem Seeing und dortigen bläulichen Atmosphärendunst nicht wahrzunehmen.

So blieb ein sehr dunkler mittlerer Bereich mit einigen Buchten und Fingern in Richtung Norden (im Bild unten) zu den sehr hellen Gebieten die in den blauen Dunst der Nördlichen Polregion übergehen. Einer dieser Finger ist das berühmte Valles Marineris, etwa in der Bildmitte. Seeingbedingt ballten sich diese "Finger" aber meistens flächig zu einer Faust und waren nur höchst selten, blickweise zu erhaschen.

Zur winzigen Südpolkappe hin, die auch oft genug im Seeing verschmierte, hellte der dunkle mittlere Bereich flächig etwas auf, ohne das eindeutige, helle Orange der nördlichen Regionen zu erreichen.

 

Im Bild der Farbeindruck und die wichtigsten, sicher erkannten, Strukturen. Es war viel Geduld gefordert und sehr konzentriertes Beobachten, aber es war in der Summe aller guten Momente doch eine sehr ergiebige Beobachtung.

 

Am 26.10.2020 ergaben sich zwei Beobachtungsfenster im Abstand von einer Stunde, wobei nicht nur die Rotation des Planeten, sondern auch die sehr unterschiedlichen Seeingbedingungen große Auswirkungen auf das Erkennen von Strukturen und damit auf die Zeichnungen hatte.

Zunächst die Situation zwischen 21.15 Uhr und 21.50 Uhr, Beobachtet wurde mit Binoansatz bei 150-200fach unter Orange /bzw Graufilterung.

 

Mit dem Bleistift am Teleskop geraten mir die Strukturen in der Regel deutlich zu kräftig und kontrastreich, damit ich überhaupt sehe, was ich zu Papier bringe das schwäche ich dann in der Bearbeitung entsprechend ab.

Die folgenden Beobachtungen wurden zwischen 22.45 uhr und 23.30 Uhr skizziert.

 

Bei exakt gleichem Equipmenteinsatz war das Erfassen von Details deutlich erschwert und unsicherer möglich.

 

Dieser Newton ist mit dem 152/739er Hauptspiegel, dem nur 40 mm hoch bauenden Okularauszug und dem so möglichen 46er Fangspiegel nun immer noch nicht nicht eben das, was gemeinhin als Planetenteleskop angesprochen wird, weil das immer noch 30% Obstruktion bedeutet. Noch dazu wird er auf Dobson-Montierung und meistens ohne EQ-Plattform betrieben. Er ist ja auch eigentlich eher auf Weitfeld ausgelegt. Da mich dann aber die sehr gute Leistung im mittleren und hohen Vergrößerungsbereich überzeugte, wurde er auch das bevorzugtes Teleskop für meine Beobachtungen der Sonne im Weißlicht.

Man kann ihn in etwa mit den gängigen 150/750er Newtons vergleichen, die allerdings herstellerseits häufig fotovisuell ausgelegt sind, also einen hohen Okularauszug plus Verlängeungshülse zum Erreichen des visuellen Fokus benötigen und einen entsprechend überdimensionierten Fangspiegel, also für visuelle Zwecke unnötig hohe Obstruktionswerte, aufweisen (müssen). Mit dem üblichen, mindestend 70 mm hoch bauenden, Okularauszug plus mindestend 30 mm Verlängerungshülse zum Erreichen des visuellen Fokus kommt man mit einem 46 Millimeter Fangspiegel bei der Ausleuchtung zu negativen Vorzeichen, verschenkt also Öffnung, demnach muss man für ähnlich gute Ausleuchtungswerte den FS schon 10 mm größer nehmen. Auch wenn das jetzt alles grob überschlagen ist, unter 35% Obstruktion geht dann nichts mehr, oder man baut so ein Teil irgendwann doch mindestens so konsequent um wie ich. Mindestens, weil planetenlastig durchaus ein 42 mm Fangspiegel überlegenswert wäre und auf "Spitz und Knopf" gerechnet sogar ein 40er ausreichen würde. Allein, mir fehlt der Grund für die Anschaffung eines neuen, kleineren Fangspiegels, der ja belegbar ähnliche oder bessere Qualität als der vorhandene haben müsste, damit die Veränderung auch wirklich in die positive Richtung geht. Der Newton ist absolut gesund so wie er ist, mit einem hellen, kontrastreichen, scharfen Bild bei Weitfeld und bei Sonne, Mond, Planeten gleichermaßen.

Mit der komakorrigierenden Barlow vor dem Binoansatz wird das beugungsberenzte Feld deutlich größer und den guten, aber eben einfach aufgebauten Plössl- und Ortho-Okularen wird durch die Barlow der spitze Strahlenkegel von ca. f/15 geboten. Damit kommen sie bestens zurecht und man ist zudem nicht auf die ganz kleinen Brennweiten mit dem dann sehr knappen bis unbequemen Augenabstand angewiesen.

Näheres siehe auch unter https://www.astrozoom.de/index.php/equipment/binoansatz-mit-zubehoer