Die neuesten Beobachtungen stehen im Bericht vorne. Zunächst, als kleine Einführung, eine grobe Darstellung und Bezeichnung der Bänder und Zonen des Gasriesen und daneben ein Foto von einem Skizzenblatt.
Die Skizze in der Mitte war der erste Versuch am 18.09.21, für 21.30 Uhr. Sie wurde aber durch die Vielzahl der sich einstellenden Details zu dunkel und überladen, ich hätte feiner beginnen müssen. Auch mit dem Radiergummi wurde das nichts mehr, also kam es zum zweite Anlauf links davon. Die Rohskizze rechts unten entstand für 22.30 Uhr.
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Am Mittwoch, dem 22.09.2021, um 20.26 Uhr beendete Io seinen Durcheigang vor der Jupiterscheibe und der nachfolgende Schatten war mit dem 6 Zöller klar auf dem Gasriesen auszumachen. Sonnenfinsternis auf Jupiter.
Die Zeichnung zeigt die Verhältnisse ein bis zwei Minuten später und sie ist, gegenüber vielen anderen Ergebnissen, relativ blass ausgefallen.
Das spiegelt die tatsächlichen Verhältnisse in der späten Dämmerung wieder. Hinzu kam noch der allgegenwärtige Horizontdunst. Solche Bedingungen schwächen den Kontrast und kosten Details, alles wirkt wie weichgespült. Dennoch lohnt es sich meiner Meinung nach, solche Ereignisse zu beobachten und im Bild fest zu halten.
Bevor IO sich so ganz allmählich von der Jupiterscheibe löste, war er für mich nicht zu erkennen, sondern nur sein dunkler, ihm folgender Schatten. Ich konnte zwar den Abstand des Mondes zu seinem Schatten abschätzen, da war aber nichts zu sehen. Erst als er zaghaft, wie ein kleiner, heller Pickel aus Rand des Gasriesen "herauswuchs", sah ich ihn und dann löste er sich wie eine kleine, schneeweiße Murmel ab. Das fasziniert mich immer wieder und manchmal stellt sich wirklich das räumliche 3D Bild von einer großen und einer kleinen Kugel ein.
So früh steht Jupiter derzeit noch tief Ost-/Südost, klettert erst innerhalb der nächsten Stunden in Richtung seiner höchsten Stellung genau im Süden, um dann wieder langsam nach Südsosten abzusteigen.
Am Samstag, dem 18.09.2021 zeigten sich schon am frühen Abend immer größere Wolkenlücken und auch zum Horizont hin war der Himmel recht blau, was eine etwas bessere Durchsicht als normalerweise heutzutage hier üblich versprach.
Beim derzeit recht tiefen Stand von Mond und Planeten ist dies durchaus ein beachtenswertes Kriterium, also stellte ich schon mal den 6 Zoll Dobson auf den Balkon. Eine kurze Internetrecherche ergab dann, dass der Große Rote Fleck (GRF) auf Jupiter schon kurz nach 21.00 Uhr gut sichtbar sein sollte, gegen 22.00 Uhr geht er dann durch den Meridian, steht also genau mittig.
So war ich gegen 21.00 Uhr mit den Zeichenuntensilien und bei leichter Hintergrundbeleuchtung auf dem Balkon und begann meine Beobachtungen mit dem Binoansatz bei gemäßigten Vergrößerungen um 120fach. Obwohl Mond und Jupiter noch in Södosten standen, also noch relativ tief, und ihre höchste Stellung am Himmel erst später ereichen würden, war das Bild schon recht ruhig und scharf. Die Vergrößerung ließ sich gut auf 200fach steigern, darüber wurde das Bild dann doch etwas unruhiger. Im Mondkrater Plato machte ich, ohne intensives Bemühen und höhere Vergrößerungen, sicher drei Kleinkrater und weitere verdächtige Aufhellungen im Kraterboden aus. Spätere Nachschau im "Rükl" ergab, dass auch dort tatsächlich Kleinkrater sind. Saturn war auch okay, der innere, durchscheinende "Crepe"-Ring blieb mir allerdings verwehrt, auch die Cassini Teilung war (erwartungsgemäß) etwas verwaschener als erst kürzlich mit dem 12-Zöller und nicht umlaufend.
Nach dieser Aufwärmrunde wurde dann aber Jupiter, das Ziel des Abends, ins Visier genommen.
Ich habe zwei Zeichnungen angefertigt, die erste Zeichnung zeigt den Stand etwa um 21.30 Uhr.
Beobachtet wurde mit Gelbfilter, aber auch ohne Filterung, denn das Seeing war wirklich brauchbar. Ein Gelbfilter schneidet kurzwelliges sichtbares Licht ab, was durchaus etwas Seeing aus den Bild nimmt und auch die atmosphärische Dispersion, also das "Verschieben" der verschiedenen Lichtfarben zueinender bei horizontnaher Beobachtung, entsprechend mindert.
Gegen 22.30 Uhr, bei der zweiten Zeichnung, war nicht nur der GRF deutlich weiter gewandert, sondern Jupiter hatte auch deutlich Horizonthöhe gewonnen.
Das Bild wurde nochmals deutlich besser. Die Farbeindrücke ohne Filter waren klarer und die Abgenzungen der Bänder und Zonen schärfer. Es fiel leichter, die Details für die Zeichnung zu detektieren und schneller zu erfassen.
Im Nachhinein bin ich erstaunt und überrascht über die Vielzahl der Details auf dem Zeichenblatt. Das gelingt mir hierzulande nicht immer mit 6 Zoll Öffnung. Zeichnen "erzieht" zum genauen Hinsehen.
Bänder und Zonen zeigen sich stark strukturiert und der GRF ist derzeit extrem blass. Er fällt bei der Suche am Fernrohr zunächst mal eher als Fehlstelle im südlichen Equatorialband auf. Im Newtonanblick ist Süden oben. Erst wenn man sich darauf konzentriert ist in der Fehlstelle als ganz leicht rosa angehauchtes Oval zu erkennen, in dem es auch noch einen etwas dunkleren Kern gibt. Vor dem Fleck ist das SEB durch einen hellen mittleren Bereich eindeutig zweigeteilt, dahinter wesentlich blasser mit einigen Verwirbelungen.
Das nördliche Equatorialband ist deutlich rotbraun, wobei die Färbung in der Mitte und in einigen Ovalen, auf der Seite zur nördlichen temperierten Zone hin, besonders intensiv ist. Nördlich und südlich der Hauptbänderr und -zonen ist das Farbenspiel nicht mehr so intensiv, dennoch zeigen sich auch hier noch klare Strukturen und feine Details.