BB Mond und Jupiter mit 6 Zoll 25.11.2012
Nachdem ja am Samstag in Hattingen (HATT) nicht nur angeregt und überaus erfreulich geplauscht wurde, sondern auch das eine oder andere Zubehör zu ergattern war, kam doch Sonntag tatsächlich der Mond um die Ecke gebogen und bot sich regelrecht an.
Die wetterbedingte Durststrecke zuvor war lang genug um das Angebot nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, zumal ja da ein 20er Meade "Plössl" (5Linser mit 60° Feld) als HATT-Beute und die neuen Multizoomsets II mit der 2,5er Düring- und mit der 2,8er Klee-Barlow warteten. Das 12er Genuine war mit den Neuheiten auch noch nicht wirklich unterm Himmel, also los.
Als Teleskop wählte ich nicht nur wegen des besseren Handlings den 6" F/6 Newton aus, der 12" F/5,3 bleibt mit dem gebarlowten 12er Genuine einfach zu oft im Seeing stecken und der einzuspiegelnde 6" F/4,8 kämpft da im Hochvergrößerungsbereich doch schon recht deutlich mit dem 54 mm großen Fangspiegel.
Was nun kommt hat für die beiden Barlows und für die Okulare prinzipiell auch Gültigkeit, wenn am sie ohne Zoomsets einsetzt und kann daher von allgemeinem Interesse sein, auch was die grundsätzlichen Möglichkeiten angeht, Testbedingungen und Objekte zu schaffen, die Unterschiede deutlich machen und aufzeigen.
Nun gut, das Seeing passte für alle erreichbaren Vergrößerungen und die Sache wurde wirklich interessant.
Ich habe mächtig geschraubt, ohne dass das lästig war, Barlows und Okulare lassen sich sehr leicht im Zoomset tauschen, das Meade und das Genuine schrauben sich auch ohne Steckhülse in den 1 1/4" Adapterring ein, was die Spielräume bis in deutliche Überschneidungsbereiche bringt und direkte Vergleiche zulässt.
Beide Barlows machen ihren Job über das komplette Feld beider Okulare gut, auch über das Zoomband hinweg. Hier einen Sieger auszumachen fällt schwer. Keinesfalls ist die alte und nur noch selten gebraucht erhältliche Klee schlechter, eventuell am Gesichtsfeldrand sogar etwas knackiger, überhaupt etwas leichter scharf zu stellen, also auf den Punkt zu bringen. Das sind aber keine wirklich fassbaren Unterschiede, eine größere Streu-/Sörlichtneigung oder eine sichtbare Aufhellung Des Himmelsgrundes neben der Mondscheibe fiel mir bei keiner der Barlwolinsen auf. Allerdings beobachtete ich bewusst unter Umgebungslicht.
Das Meade Plössl macht ebenfalls einen guten Eindruck. das Bild ist farbneutral, eigentlich sehr dem kühlen Ortho ähnlich.
Dennoch kam mir das Ortho immer einen Hauch knackiger vor und ich wusste lange nicht so wirklich, woran das lag.
Als Feld hatte ich mir das Schröter Tal und seine Umgebung (Rükl S.18) ausgesucht. Nahe am Terminator gestern die interessanteste Ecke.
Was der 6-Zöller mit den Okularkombinationen zeigt übertrifft die Abbildung im Rükl deutlich, es ist schon eine Freude dem gestochen scharfen Rillenverlauf zu folgen und die kleinen Krater sowie die Geländewellen mit dem Auge abzufahren. Neben dem Krater Herodotus ist auch der Berg Herodotus mit 5 km Basisdurchmesser deutlich zusehen, seine helle Flanke leuchtet beinahe im Schräglicht.
Leuchtend hell ist auch der tiefere Krater Aristachus, der sogar auf der Nachtseite des Mondes deutlich auszumachen ist (steht nicht nur im Rükl, habe ich schon gesehen und ist durchaus interessant).
Neben dem flachen, angestrahlten Strich des Kraterwalls von Herodotus und der Flanke des gleichnamigen Berges haben wir in Aristachus (bei Terminatornähe) ein Hochkontrastobjekt in Schwarz/Weiß.
Da kam ich nun auch dem Unterschied zwischen den Sets auf die Spur.
Die strahlend weiße, angeleuchtete Fläche der Kraterwand verlief bei der Beobachtung mit dem Meade Plössl + Klee Barlow an ihrem Nordende (im Newton unten) ganz leicht ins bräunliche, der angelegte Zoomfaktor war dabei nicht entscheidend.
Das Genuine + Klee zeigte den Farbverlauf absolut nicht, sondern einen klaren Übergang ins umliegende Gelände und in den schwarzen Schatten der gerade knapp den kleinen Zentralberg noch aussparte, also quasi mittig durch den Kraterboden lief.
Das Genuine zeigte hier auch keine Farbschwäche in Kombination mit der Düring, während sie beim Meade + Düring sogar noch etwas ausgeprägter war.
Beim Zurückwechseln war dann eine etwas diffusere Zeichnung der Region bei der Kombi Genuine + Düring gegenüber der Kombi Genuine + Klee erkennbar, allerdings wirklich grenzwertig.
Eigentlich war ich dann hundemüde, aber ein kurzer Blick auf Jupp musste noch sein.
Jupiter:
Ich kam gerade noch zurecht, um den Schatten von Io noch ein gutes Viertelstündchen zu genießen und kurz vor seinem Abgang noch zu realisieren, dass das kleine weiße Pünktchen auf dem SEB dem Schatten folgte, also der Mond selbst war.
Was am Erdmond noch sehr gut war, war dann aber am Jupiter wieder zu viel. Das 12er Genuine kam mit beiden Barlows nur nahe am geringsten Zoomfaktor gut und selbst da musste man ruhige Momente abwarten.
Somit kam dann doch das 20er Meade vor beiden Barlows zum Einsatz und es machte hier, fast schon wider Erwarten, eine sehr gute Figur, solange ich auf der Achse blieb. Abseits davon gab es leichte Fehlfarben. Beim schrägen Dobsondurchlauf zum unteren Feldrand hin bläulich und zum oberen Rand hin rötlich. Fast wie atmosphärische Refraktion, aber bei sehr hohem Stand.
Nun gut, in der Mitte war das okay und irgendwie machte die Düring das knackigere Bild. die beiden abseits stehenden Monde waren punktförmiger fokussierbar und es schien, dass der schwarze Schatten und auch die kleine weiße Mondkugel sich irgendwie knackiger vor dem Planetenhintergrund abzeichneten als das mit der Klee-Barlow möglich war.
Nicht viel, aber ein wenig die Umkehr der Ergebnisse vom Mond.
Es könnte sein, dass ich einfach die besseren Seeingbedingungen immer mit der Düring hatte, aber ich habe mehrfach hin und her gewechselt und auch unterschiedliche Vergrößerungen angelegt.
Rein von der Beobachtung her gab es wirklich sehr schöne Details, auch abseits des Monddurchgangs zu sehen.
Das zur Equatorialzone hin sehr wellige NEB mit fast Zopfartigen Mustern und zwei schwärzlich schlierigen Zonen in Richtung EZ begeisterte ebenso wie ein weiteres schmales, dunkles Band darunter und zahlreiche Farbschattierungen in den Bändern.
Sehr schön war dann noch der Durchgangsaustritt von Io, der sich wie eine winzige weiße Perle langsam und zögerlich vom Planeten löste.
So kurz wie geplant war der Blick also dann doch nicht, aber ich ging sehr zufrieden ins Bett.
Die Sache zwischen Düring und Klee muss ich noch viel genauer untersuchen. Ganz sicher ist allerdings, dass ich ein gutes 18er Ortho brauche.
Das Meade Plössl, welches mit 60° Eigengesichtsfeld und 5-linsigem Design beworben wird, kann ja kein richtiges Plössl sein. Es gefällt durchaus mit guten Allroundeigenschaften und einer Schärfe die so manchem günstigen WW-Okular überlegen ist, kann aber am Planeten, gerade am Jupiter mit seinen pastelligen Farben nicht mit einem guten Ortho wie dem Baader Genuine (Vorbild und Nachfolger ist das Kasai HC Ortho) nicht konkurrieren.
Dies ist mit vorgesetzten Barlowlinsen so und dürfte sich auch im Soloauftritt nicht ändern.
Gruß
Günther