Wieder einmal sieht es so aus, als könnten uns seltene Beobachtungsmöglichkeiten winken bei denen ein Komet mit bloßem Auge zu sehen ist.

Für den erst im Jahr 2022 entdeckten Kometen C/2022 E3 ZTF sagen Experten Helligkeiten bis zu knapp 5 Mag voraus, das sollte also in mondlosen Nächten gehen.

Der Komet hat eine lange Umlaufzeit um die Sonne. Er dürfte aus der Oortschen Wolke stammen und war vor mehr als 50000 Jahren das letzte Mal in Sonnennähe zu Besuch. Schon im März wird er auf seiner ellyptischen Umlaufbahn um unsere Sonne wieder für diesen langen Zeitraum in den Weiten des Alls, bzw des äußeren Sonnensystems verschwinden.

Das Beobachtungsfenster für Hobbyastronomen und Gelegenheitsbeobachter ist in unseren Breiten recht kurz. Seit Ende letzten Jahres haben ihn Spezialisten schon in der Morgendämmerung auf dem Schirm und in großen Teleskopen. Nun verfrüht sich die Sichtbarkeit im Nordosten in Richtung Mitternacht und zudem wird er mit zunehmender Höhe über dem Horizont zirkumpolar, ist also in Kürze die ganze Nacht über zu sehen.

Okay, wir haben gerade Mitte Januar und mieses Wetter, aber die Hoffung stirbt zuletzt und in der nächsten Zeit muss man jede Wolkenlücke nutzen um eine Chance zu haben.

Daher hier mal eine grobe Aufsuchkarte:

 

Die Bahn läuft derzeit zwischen Herkules und Bootes hindurch und zielt auf den hinteren Kasten des kleinen Wagens um dann zum 1. Februar hin zwischen Polarstern und M 81/82 hindurch zu ziehen. Kurz darauf enden die guten Sichtbedinungen breits wieder, da sich der Komet nun sehr schnell über den Himmel bewegt.

Man kann in etwa einen Anblick erwarten, wie ich ihn in der folgenden Grafik darstelle.

Dabei ist ein besonder gutes Beobachtungsfenster in den sehr dunklen Nächten zwischen dem 19. und dem 29. Januar, also um den Neumond am 21.01.2023, gegeben, zumal der Komet dann auch die 5. Größenklasse, also seine größte Helligkeit erreichen sollte.

Positive Überraschungen können sich durch Helligkeitsausbrüche einstellen, die z.B. durch erhöhte Gasaustrittsaktivitäten hervorgerufen werden.

Langfristig negativ kann sich z.B. eine Fragmentierung des Kometenkerns auswirken.

Solche Ereignisse kündigen sich aber derzeit nicht an, ich werde aber hier über die weitere Entwicklung und hoffentlich auch über eigene Beobachtungen an dieser Stelle berichten.

Sucht man mit der Bezeichnung des Kometen im Internet erzielt man viele Treffer zu weiteren, teilweise recht interessanten Informationen.

Gestern abend, also am Samstag, dem 28.01.2023 ergab sich endlich die erste Chance auf eine Sichtung des Kometen. Zwar verhinderte hoher Dunst und die doch recht helle Beleuchtiung durch die Straßernlampen des Dorfes in nördlicher und östlicher Reichtung eine Sterngrenzgröße über 5 mag, sodass ich den Kometen ohne Hilfsmittel nicht sehen konnte, aber mit dem Fernglas war er bereits gegen 22.30 Uhr leichte Beute.

 

Mit dem Fernglas ist kein Schweif, auch kein Schweifansatz auszumachen. Die Coma erscheint rundlich, recht hell, mit diffuser Begrenzung und einem hellen Kern, mittig im Zentrum. Auch die fotografisch oder mit größeren Teleskopen deutlich erkennbare grünliche Farbe sah ich nicht, was aber auch den ungünstigen Bedingungen geschuldet sein kann. Nachdem es zwischenzeitlich nochmal zuzog ergab sich gegen Mitternacht nochmals eine Chance. Die Bedingungen waren etwas besser, aber über mehr als eine Einbildung von....da ist doch was(!?) kam ich ohne Fernbglas nicht hinaus.

Dennoch ein schöner Komet, der derzeit zwischen großem und kleinem Wagen sehr leicht aufzufinden ist. Er präsentiert sich als heller Wattepuschel, etwa in der Größe (mit derzeit leicht geringerer Helligkeit) von M 13, dem bekannten Kugelsternhaufen im Herkules.

Der abnehmende Mond begünstigt nun nochmal die Sichtbarkeit des Ko0meten, der inzwischen schnelle weiter Wandert und über Auriga in Richtung Taurus (Stier) unterwegs ist. Er ist immer noch 5,5 bis 6 Mag hell und ein gutes Objekt fürs Fernglas.

Inzwischen abends hoch im Nordwesten, ein ovaler leicht kometenhaft aussehender, diffuser Lichtfleck.

Ich war gestern abend, also am 13.02.2023, zwischen 20.00 und 21.00 Uhr nochmal  mit dem Fernglas dran, er stand ja unverfehlbar positioniert im Stier, nahe Aldebaran und am Rand von NGC 1647.
Das war durchaus ein sehr schönes Feld für den wandernden Gast.
Er ist aber inzwischen sehr schwach, ein extrem diffuses, ovales Wölkchen zwischen den Sternen. Im 10x56 mit einem minimal helleren, erbsengroßen Kernzentrum und schnell abnehmender Helligkeit an den Rändern.
Ich lese Schätzungen von 6,5 Mag im Netz und würde sagen, er war eher noch schwächer.
Beachtlich dennoch, dass meine 11-jährige Enkelin schon vor dem ersten Blick meinte, ....Opa ich krieg das hin, hab doch bessere Augen als Du .... und dass sie ihn tatsächlich im Fernglas nach meiner Aufsuchbeschreibung ziemlich schnell aufgefunden hat.
Sie hat mir, wie später bei M 42 und den Plejaden auch, beschrieben, was sie gesehen hat und das passte exakt.

Wer den Kometen nochmal sehen will, muss sich sputen, sehr dunkeln Himmel aufsuchen und/oder mehr als ein Fernglas aufbieten. Er wird immer schwächer.