Wir haben ja nun mit 5 Mann einen 16" Dobs und der steht in einem kleinen Kaff am Ortsrand.

Da gibt’s im/am Nebengebäude einen schönen großen Schrank, inzwischen mit zwei filtervliesbestückten Lüftungsgittern. Man schraubt die Schubkarrenstangen noch im Schrank an den voll aufgebauten Dobs und kann ihn dann locker aus dem Schrank und dann ganz rausfahren. Das geht sogar ganz allein, in 5 -10 Minuten kann er beobachtungsfertig auf der kleinen, von dichten Bäumen und Sträuchern umstandenen Freifläche hinter der Scheune stehen. Ziemlich eingeschränkte Sicht aber auch abgeschirmt von den wenigen Straßenlampen und Gebäudebeleuchtungen am Ortsrand.

 

Okay soweit, nutzen sollte man das denn auch mal. Der Plan sieht z.B die Stammtischabende vor oder auch mal einen anderen Abend wo es sich aus Zeit oder Wettergründen nicht lohnt, die Karre 300 oder auch 500 Meter weiter ins Feld zu schieben oder gar das ganze Teil in ein Auto zu laden.

Gestern Abend, 28.09.13, sollte es dann sein, der Platz wurde geprüft.

So gegen 21.30 Uhr wars dann erst Mal ziemlich dicht. Eine halbe Stunde zuvor war fünf Kilometer Luftlinie entfernt noch alles okay und dann kam der Siff von Westen rein. Im Norden und Osten war noch klarer Himmel, aber eben auch die Scheune und die höchsten Bäume.

Zu Dritt wurde ein kleines Schwätzchen gehalten und noch eins und siehe da, so ab 22.00 Uhr wurde es langsam besser, das Sommerdreieck setzte sich über unseren Köpfen durch.

 

Im Süden und Westen kommen wir bis auf -10° runter, ganz im Westen auch tiefer, Im Osten ist bei +30° Schluss und im Norden bei +65°, der kleine Wagen mit Polaris stand noch schön frei über der Scheune.

Naja, das sollte ausreichen, um mit einem 16-Zöller ein paar Jahre lang schöne Abende zu haben.

Wurden zunächst noch Ringnebel

  

und M 13

  

angesteuert, um festzustellen, dass man dafür eigentlich keinen 8-Zöller raustellt, geschweige denn den 16er flott macht, mauserten sich die Bedingungen zwischenzeitlich mal bis an die 6 Mag im kleinen Wagen und Horizontaufhellungen hatten wir ja kaum zu fürchten.

So ließ später der schon recht tief gerutschte M13 seine Perlenketten blitzen und sich zwischen 150facher und 220facher Vergrößerung sehr tief auflösen.

M 57 wurde bei diesen Vergrößerungen ohne Filter ein hell leuchtender, ovaler Rauchring mit harten Kanten und einem zart schimmernden Zentrum (ohne Zentralstern).

Am Katzenaugennebel (NGC 6543) waren wir auch noch zu früh dran, er war zwar hell aber etwas verwaschen und der unter guten Bedingungen leuchtende Zentralstern war nur indirekt zu erhaschen. Es kann auch sein, dass da gerade etwas reinzog, denn wir merkten an manchem Objekt, dass die Bedingungen durch fast unmerklich ziehende dünne Zirren ab und zu im Minutentakt wechselten. Später wurde er nicht mehr versucht.

 

Dann war natürlich der Cirrus an der Reihe und da haben wir mit dem Lumicon O III von Markus einen sehr guten Filter und wohl auch ein wirklich perfektes Zeitfenster erwischt, denn die Detailfülle war eine Augenweide. Es war einfach alles da was man erwarten kann.

Knoten, Wirbel, Unterbrüche, sonst kaum sichtbare Fortsätze der scharf strukturierten hellen Bögen, Pickerings, der Wasserfall, alles einfach locker da.

  

Im Detail die Knochenhand

  

 

und der Sturmvogel

  

 

Dann mein Favorit, NGC 6888, Crescent. Das gleiche Spiel. Ich sah ihn noch nie so schön und so hell. immer noch feenhaft schwebend, aber nach außen scharf begrenzt, Ein großes Oval hell mit Unterschieden in der Helligkeit, in der Mitte wie durch einen Steg zweigeteilt mit vielen Sternen drumherum und darin. So sah ich diesen Nebel noch nie.

  

Meine Mitbeobachter wollten dann wieder mal Sterne, also M 15 im Pegasus. Oops, mit dem O III davor sieht er etwa so aus wie im 6-Zöller. Na gut, gleich das Nagler T 2 Zoom rein und jou, so muss er aussehen. Mit kleineren Öffnungen bleibt er ja sehr zugeknöpft, aber der 16er löst ihn bei 150-220fach doch zusehends auf. Das Bild dieser dicht gedrängten feinen Lichtsplitter, wie sie aus den dichten Zentrum heraus fast zu explodieren scheinen, ist schon sehr erbaulich.

  

Nun gut, M 2, quasi senkrecht unten drunter, wäre dann von den Bäumen her locker gegangen, aber da zog das Unheil in Form einer Wattewolkendecke wieder von Westen und Süden heran.

Ausweichen auf Andromeda lohnte sich sehr. M31 mit großer Längenausdehnung und zwei Staubbändern die richtig dunkel im Leuchten der GX lagen, M 32 als runder, heller Puschel dabei und M 110 mit überraschend großer, leicht unregelmäßig ovaler Ausdehnung und hellem Kern.

  

Unaufhaltsam greifen die Zirren nach dem schönen Bild, ausweichen auf den Doppelhaufen im Perseus (NGC869/884). 1,2° Gesichtsfeld reichen für die beiden Haufenzentren und das Bild ist sehr ansehnlich. (M)ein Hufeisen sieht schon recht groß aus bei 65fach als Minimalvergrößerung im 28er UWA.

  

Man sieht schon die roten Riesen gelblich verteilt auf die beiden Sternhaufen. Das UWA ist noch wirklich gut am Rand bei f/4,5 aber ich kann wie meine Mitbeobachter gut damit leben. Trotzdem wird dann das 22er LVW eingestöpselt und damit kann man die beiden Haufen dann besser jeden für sich in den Blickpunkt rücken. Hier ist nun die Sternabbildung wirklich für mich nicht mehr zu beanstanden und auch Markus, der diesbezüglich so empfindlich ist, dass er für seinen 10 Zoll f/5 auf was ganz Gutes in 2 Zoll spart und so lange lieber ein 32er Plössl nimmt meint, dass man sich das sehr gut antun kann.

Kurz darauf erwischen uns die Wolken auch hier. Tief im Süden sicht man wieder ein paar Sterne, aber auch nach längerem Zuwarten bei Tee und Geschwätz will diese Lücke sich nicht bewegen oder gar ausdehnen.

So wird gegen 01.00 Uhr abgebaut und der Heimweg angetreten. Der Dobs verschwindet genau so schnell wie er draußen war in seinem Schrank, Fred geht einfach ein Dach weiter und ich fahre halt die 15 Minuten, wobei der Abstecher um Markus zu Hause abzusetzen schon drin ist.

Das lässt sich alles durchaus machen, auch mal kurz entschlossen, für nur 2 Stunden und sogar ganz allein. Bei besserem Wetter ist das noch viel besser und so geht der Plan prima auf.

Nun liegts an uns, wie oft wir ihn aufgehen lassen.

 

 

Nach langer Durststrecke hatte ich am 04.02.2014 endlich eine halbwegs brauchbare Gelegenheit, den 16" f/4,5 Dobson auf den Orionnebel M 42 zu richten. Eigentlich kein Wetter um den Dobs rauszukarren, aber ich waren echt schon auf Entzug.
Die Bedingungen waren wirklich nicht optimal, da die Transparenz schlecht war, so wurden in guten Passagen gerade mal 5,5 Mag Grenzgröße erreicht und die Beobachtung fand im dörflichen Garten mit doch teilweise störenden Kunstlichteinflüssen statt (es fehlt das Laub der Bäume und Sträucher), sodass an ordentliche Dunkeladaption nicht zu denken war.
Mit dem 28er Übersichtsokular bei 6,2 mm AP und 65fach zeigte sich denn auch M 42 recht unspektakulär mit einem deutlichen Grün-/Blaustich vor mittelgrauem Himmelsgrund. Es waren wirklich nur die hellsten Teile zu sehen, der Rest soff ab. So geht der unter guten Bedingungen locker mit 8 Zoll.
Also wurde direkt auf 13 mm Brennweite mit dem vorhandenen Speers gewechselt.
Die Wandlung war frappierend.
Bei 2,8 mm AP und 140fach war der Himmelsgrund schon annähernd schwarz und die Schwingen des Nebels sprengten das Feld. Die Zeichnung gibt den gemittelten Eindruck aus Beobachtungen ohne und mit den verschiedenen Filtern (UHC, O III, Hß)  wieder.

  

Die Region um die erfreulich ruhig und klein aussehenden Trapezsterne strahlte mich mit deutlichen Blauschimmer an und an den teils recht scharfen Grenzen dieser Region wechselte der Farbeindruck zu einem deutlichen Rostrot. Dieses Rostrot habe ich mit kleineren Öffnungen deutlich schwächer ausgeprägt in Erinnerung, vor allen Dingen dehte es sich auch auf mehr Fläche der Nebelmasse aus als ich das bisher auch unter wesentlich besseren Bedingungen, aber eben mit maximal 12 Zoll Öffnung sah.
Der Farbeindruck blieb bei Steigerung der Vergrößerung auf 200fach mit 2,0 mm AP erhalten, wurde nur unwesentlich schwächer.

Hier mal weitere Darstellungsversuche bei denen sich naturgemäß Unterschiede zu den oben gezeichneten Strukturen ergeben können, da mit höherer Vergrößerung und ohne jede Filterung beobachtet wurde:

 

 

Im Bereich zwischen 13 mm und 9 mm Okularbrennweite war die Ausdehnung der hellsten Nebelteile einfach riesig und auch die zarteren Nebelbereiche, welche den den Bereich zwischen den Schwingen und unterhalb füllen, ließen sich trotz der nicht optimalen Bedingungen teilweise erahnen, sodass man beim Abfahren der Region eine Vorstellung von der kompakten, eher rundlichen Nebelmasse bekam. Eine schwächere Region unterhalb vom Trapez sah wie ein Loch in der Nebelmasse aus. Überhaupt zeigten sich im Nebel viele recht scharf strukturierte Stränge und Übergänge. Das war schon sehr begeisternd und wir sind wieder mal einhellig der Überzeugung, mit dem Teleskop einen guten Griff gemacht zu haben.
Leider zog es dann wieder mal zu, die Beobachtung muss ich unbedingt nochmal intensivieren. Jedenfalls war dann Lückennutzung angesagt. Interessant auch, dass wohl Rolf und Markus meine Farbeindrücke wenigstens annähernd nachvollziehen können, während das bei Fred nichts wird.

So kamen dann noch die Supernova in M 82, der Jupiter ausgiebig, M 1 und der Eskimonebel zum Zuge.

M 1 wie immer ziemlich dürftig, aber nach Hinweis von Rolf sah ich auch leichte Helligkeitsschwankungen in der ansonsten strukturlosen Watte.

  

Die Supernova in M 82 kam schon bei Verwendung des 28er UWAn ganz eindeutig, wobei die Galaxie selbst recht schwach blieb. Sehr gut war das dann wieder mit dem 13er, da war auch die etwa mittige Teilung der GX deutlich zu sehen und die SN strahlte regelrecht heraus. Das sah etwa so aus:

  

NGC 2392, der Eskimo passte dann spät nochmal durch eine Lücke im zunehmenden feuchten Dunst, ließ sich schön hoch vergrößern, ein netter, leicht bläulicher Wattebausch mit zentralem Lichtpunkt.

  

 

Messier 97, den Eulennebel haben wir unter den Bedingungen gerade so grenzwertig im 13er Okular gesehen und mit dem Baader O III dann richtig hell rausgeblinkt, allerdings dann ohne die Augen. Die sind, so wie auf den Skizzen festgehalten, besseren Nächten vorbehalten.

  



Jupiter wurde immer mal zwischendurch beobachtet, wenn die Transparenz nachließ und sah gar nicht schlecht aus. Das Seeing ließ blickweise auch 10-8 mm Brennweite zu, aber so richtig gut wurde das nicht, was wir da sahen kann mein 6-Zöller auch.
Jedenfalls tanzte und sprang Jupiter nicht, aber es matschte. Ständig hatte man das Gefühl, mit Nachfokussieren noch was erreichen zu können, es ging aber nichts.
Ich schätze, das ist nicht nur dem Seeing, sondern auch der mangelnden Qualität geschuldet.
Ich denke andererseits aber auch, dass unter den allermeisten Umständen ein guter 8-10 Zöller für Planetenbeobachtung die richtige Wahl ist, schon mit einem 12er schleppt man dafür sicher häufig zu viel Öffnung, was aber an sich nichts Schlimmes ist.

Der Abend reichte jedenfalls, um die gröbsten Entzugserscheinungen nach dem wochenlangen Mistwetter zu beseitigen.
Außerdem wurde die Hoffnung bestätigt, dass 16 Zoll Öffnung auch unter nicht ganz so günstigen Bedingungen wirklich richtig Spass machen.